Aber, liebes facebook, so nicht….

Sei es nun eine schweizerische im Speziellen oder menschliche Eigenart im Allgemeinen; Das „Aber“ hat seinen fixen Platz in unserer Gesellschaft.

Dereinst las ich die kluge Bemerkung, den Satzteil vor dem „aber“ könne man getrost ignorieren, da er zum Sachverhalt nichts beiträgt. Insofern bin ich versucht, dieses Unwort nicht zu oft in meinem Alltag zu verwenden. Im geschriebenen zumindest. Durch eine Wortgewandtheit oder gar die Fähigkeit in nüchternem Zustand mit Menschen zu sprechen zeichne ich mich nicht aus.

Meine Aufmerksamkeit wurde durch mehrere aktuelle facebook-Statusmeldungen auf diese „aber“-Unart gelenkt.fb-richtlinienIst insofern ein Unsinn, da der erste Abschnitt nur eine etwas ausführlichere Erklärung des Symbols © darstellt, welches an sich genommen auch völlig überflüssig ist. Dieser soeben getippte Text in etwa ist urheberrechtlich geschützt. Ob ich nun noch ein Hinweis anfüge oder nicht.
Gilt natürlich nur bedingt für das auf facebook veröffentlichte lustige Katzenbild aus dem Internet, dem youtube-Video oder meinen verlinkten Tages-Anzeiger-Artikel

Ich bin kein Rechtsverdreher, auf den Schutz durch das Urheberrecht gehe ich nicht weiter ein, davon verstehe ich schlicht zu wenig.
Jedoch verstehe ich soviel davon, dass ich in einen gewissen gesetzlichen Konflikt gerate, so ich mit einem kleinen Kreuz oder Haken die – bewusst aus Faulheit ungelesenen – Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Firma facebook akzeptiere um hernach auf der mir durch die Einverständniserklärung eröffneten Plattform einen Wisch aufsetze, dass ich besagtes Einverständnis widerrufe.
Noch nicht einmal pearl, und die belieferen ja wirklich jeden, sendet mir einen Artikel ohne mein Einverständnis zu den Allgemeinen Geschäftsbedingungen.

Betrete ich die Räumlichkeiten eines lokalen Detailhändlers und spaziere mit dem neuen Samsung 60 Zoll-Fernseher unter dem Arm durch die Tür, wird er mich alsbald am Schlafittchen packen. Natürlich kann ich versuchen, vielleicht mit einem vorgefertigten Text, ihm darzulegen, dass ich seine Geschäftsbedingungen Ware gegen Geld nicht akzeptiere, wir werden jedoch kaum grün miteinander werden.

Warum versuchen es die Leute denn bei facebook?
Weil es eben kostenlos ist. Und wenn etwas kostenlos ist, sind wir mit dem „Aber“ noch viel schneller bei der Hand.
„Ich nehme dies schon, aber…“
Ihr entsinnt euch, den Satzteil vor dem Aber kann man sich ersparen und nach selbigem steht an sich nur noch „Ich nehme dies nicht.“. Völlig irrelevant wie viele hübsche Worte ihr benutzt und auf wieviel Zeilen ihr dies ausdehnt.
Unterm Strich bleibt; Ich nutze weiter die tollen Möglichkeiten des kostenlosen sozialen Netzwerks, oder ich lasse es eben bleiben.

Aber dies wäre eben nicht Mensch.

Habt ihr die neuen facebook-Richtlinien gelesen? Ihr könnt getrost den Kopf schütteln, Aussenstehenden zeigt dies nur auf, dass ihr euch mit dem eben gelesenen Text auseinandersetzt und dies ist doch eine gute Sache.
Ich habe sie auch nicht gelesen. Wie ihr wurde ich nur darauf aufmerksam, weil virtuelle Bekanntschaften begannen, ihr Nicht-Einverständnis auf der virtuellen Pinnwand mitzuteilen. Sie kopieren einen Text, welchen sie nicht selbst verfasst haben in ihre facebook-Timeline, um mitzuteilen, dass sie die Verwendung von ihren Texten durch eben diesen Dienstleister nicht billigen.
Irgendwie paradox. Und passt so hübsch in die komplette facebook-Geschichte.

Dem Mensch ist nichts heiliger als der Datenschutz.
Vielleicht sein Rückzugsort, die heimischen vier Wände. Welche man sofort online präsentiert, weil eben die Katze so nett posiert, oder der Kleine eine schöne Lego-Burg gebaut hat.
Die Kinder, das heiligste Gut. Jedem Fremden, welcher zu lange oder einfach irgendwie merkwürdig guckt will man an die Gurgel oder besser ihn gleich wegsperren. Doch stellen wir die lieben Kleinen ins Internet. Sei es im Waschzuber oder bei der Krippenspielaufführung.
Überwachung im Sinne von 1984 wäre die ultimative Dystopie. Uns anonym von A nach B zu bewegen ist uns heilig, vehement geht man gegen Überwachungskameras vor. Um hernach zu posten, wir befänden uns jetzt im Güterhof. Im Bus gefahren, welcher selbstverständlich über free-wifi verfügen soll, das Einloggen in öffentliche Datennetze gehört zum guten Ton und soll beinahe ein Bürgerrecht sein.
Um Detlef dem Dämmerungseinbrecher die Sache noch einfacher zu machen, posten wir gar, wo wir momentan gerade Sport treiben. In Echtzeit können böse Buben die Laufstrecke verfolgen und abschätzen wann der sportliche Müller wieder zuhause wäre. Mehr noch, sie können ihn virtuell anfeuern, dass er noch ein Brikett zulegt und einen Kilometer anhängt.

So will man den Narzisst in sich befriedigen, möglichst viele Menschen sollen unser Leben verfolgen. Hashtag über #, dass das aktuelle Foto mit allen möglichen Suchbegriffen verlinkt ist. Gefunden werden um jeden Preis, facebook genügt nicht. Es wird getwittert, Instagram genutzt (wie ist hier das Verb?) und bei whatsapp liegen unsere Bilder und Videos längst auf dem Server, wir freuen uns nur, dass das Weiterleiten eines 24-Megabyte-Videos lediglich einen Wimpernschlag lange dauert.
Dank der kostenlosen Portalen streuen wir unsere intimsten Moment wie das Blumenmädchen seine Rosenblüten an der Hochzeit.
Eine Dienstleistung, welche keiner mehr missen will.
Aber….

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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