Abstimmungsempfehlung

Es wäre an der Zeit, sich zu den kommenden Abstimmungen Gedanken zu machen, was ich mit Gewissheit weiss, ich bin unentschlossen.

Ins politische Nirvana senden können wir die 1:12-Initiative, möge es dort als Luftschloss ewig weiter leben. Wie jeder aufrichtige Handwerker, von der Gunst besser betuchter Clientel abhängige Arbeitnehmer, ärgere ich mich über Saläre, welche insofern nicht begründet sind, dass keine Arbeit dutzende Millionen wert sein kann. Mein Brötchengeber schlägt mir monatlich die Umsatzzahlen um die Ohren, auf Rappen und Heller genau sehe ich schwarz auf weiss, wieviel ich zum Buffet beigetragen habe und wie gross letztendlich mein gezogenes Kuchenstück ist.
Nicht die unglücklichste Praxis, gewiss ist ein Leistungsdruck vorhanden, jedoch kann ich hoch erhobenen Hauptes dem Geschäftsführer gegenüber treten, fühle mich nicht genötigt unter Bücklingen dem Chef für das monatliche Entgelt zu danken, da ich weiss, dass ich jeden Franken im Idealfall mehrfach eingebracht habe.
Wenn ein Vasella, ein alter Hut, sein Salär nun um das zehnfache auf 20 Millionen erhöhen konnte, ohne dass das ihm anvertraute Unternehmen nennenswerten Gewinn eingefahren hätte, muss er dies in erster Instanz vor seinem eigenen Gewissen verantworten können, so er vor die Pillenpackerin steht und erklärt, warum ein Mindestlohn nicht realisierbar sei. Es ist nicht die Aufgabe des Staates, sich um die Entlöhnung in der Privatwirtschaft zu kümmern, man mag sich gar nicht ausdenken, wieviel steuerlich entlöhnte Stellen dafür geschaffen werden müssten.
Zudem deucht es mich eine fragwürdige Befriedigung, wenn die Pillenpackerin nun weiss, dass der grosse Chef offiziell einen tüchtigen Batzen weniger erhält, der eigene Lohn jedoch um keinen Cent steigt, ja, einem mittels schwarzem Brett mitgeteilt wird, man soll froh sein, noch einen Job zu haben. Einen Schritt weiter in die zivilisierte Sklaverei.
So wenig ich die Befriedigung eines Rentners nachvollziehen kann, welcher einen Handwerker verzeigt, weil er auf einem nichtgekennzeichneten Parkplatz parkiert, so sinnlos wirkt das trotzende Gebahren der Jungsozialisten. Selbst Hansli mit seinen fünfzig Legosteinen weiss, wenn Maxli von seinen hundertfünfzig Legosteinen zwei Drittel abgenommen werden, hat Hansli deswegen kein Klötzchen mehr.

Wenn die Partei des gestopften Mittelstandes aufruft, dass die Betreuung des Nachwuchses in den eigenen vier Wänden steuerlich begünstigt werden soll und dies den schwach Verdienenden zum Vorteil gereicht, ist ein gesundes Missvertrauen angebracht. Baut der Wohlstand des Mittelstandes doch nicht zuletzt auf der Schröpfung des Proletariats auf und so einem der Herr eine Brotkante zuwirft ist Vorsicht angebracht. Ich bin ein Verfechter der klassischen Familie, Mutti ist zuhause und kümmert sich fürsorglich um die Kinder, während der Vater mit der Keule auszieht und die dafür erforderlichen Mittel besorgt.
Natürlich ist dies überholt, aus schönen Gründen wie der Tatsache, dass sich viele Frauen im Berufsleben etabliert haben und dies wegen der Familiengründung nicht über den Haufen werfen möchten, während der Mann die Karriereleiter weiter hochkrabbelt. Über den Aspekt, dass letztendlich alle gewinnen wollen wir heute nicht referieren, viel mehr möchte ich betonen, dass das klassische Familienbild im Proletariat kaum mehr zu realisieren ist. Wenige Handwerker fahren genug Geld ein, eine Familie zu unterhalten, dass völlig auf ein Zweiteinkommen verzichtet werden kann. Es springen Grosseltern, Nachbarn und Freunde ein, während der gestopfte Mittelstand, man fährt die Kinder im SUV zur Schule, sich diesen Luxus der Selbstbetreuung sehr wohl leisten kann. Die Missgunst des Bürgertums auf die Steuerabzüge der gehobenen Proletarier, welche auf Kinderkrippen zurückgreifen müssen, bringt nun also diese Initiative aus Parkett. Nicht weil sie auf die Abzüge angewiesen wären, es ist einfach das Gefühl, man würde übergangen. Unterm Strich, den Beutel füllen sich die Initianten, bei der Unterschicht wird weiterhin der Status Quo herrschen. Somit erklären sich auch die Beweggründe der SVP.
Der Gedanke klingt schön, ich würde ihn zu gerne unterstützen. Doch die einzige Veränderung, welche wir vom Proletariat erfahren wird darin begründen, dass nun eben Steuerausfälle kompensiert werden müssen und dies nicht zuletzt, und vor allem einmal mehr, bei den alleinstehenden Bürgern, welche unisono Sozialschmarotzer sind, weil sie mit ihrer Kinderlosigkeit zum gemeinen System nichts beitragen.

alleinstehende-ziehen-den-karrenhttp://www.beobachter.ch/familie/kinder/artikel/familienpolitik_die-alleinstehenden-ziehen-den-karren/

Zu guter Letzt die Vignette. Hundert Franken, ja oder nein. Das dürftigste Argument, es hätte seit zwanzig Jahren keine Preiserhöhung mehr gegeben. Punkt.
Dies könnte man anfügen, wenn die Produktionskosten für diesen Aufkleber in astronomischen Umfang gestiegen wären, worauf man sich wiederum fragen müsste, wer will den Aufkleber denn überhaupt, der Autofahrer wohl zuletzt, nur wenige Brummifahrer bringen ihn freiwillig an. danke-dorisSelbstverständlich, wir kaufen ja nicht einen Aufkleber, sondern die Legitimation uns auf den Schweizer Autobahnen zu bewegen, wir tragen damit den Unterhalt derselbigen. Dies erkennt man nicht zuletzt an den vielen Baustellen, es wird was getan, das Geld wird benötigt. Man möchte noch mehr tun, man benötigt noch mehr Geld.
In erster Linie möchte man sich natürlich fragen, wo die knapp sieben Milliarden Franken versumpfen, welche der private Verkehrsteilnehmer dem Staat entrichtet und nie in ein Strassenstück investiert werden. Ich berufe mich ohne weitere Recherche auf die Zahlen der Initiativgegner. Allerdings wurde von öffentlicher Seite nie verleugnet, dass ein grosser Teil der Verkehrsabgaben anderweitig verwendet wird.
Daher macht es in meinen Augen wenig Sinn, für eine Vignette mehr zu bezahlen. Ich wäre sofort dazu bereit, wenn die Einnahmen für den Strassenverkehr sinnvoll und erforderlich wären. Aber nur, weil unser Staat mit unserem Geld nicht haushalten kann, im Rahmen seiner Quersubventionierung den Überblick verloren hat und nun den Autofahrer weiterschröpfen will weil sich diese Zitze nun einmal so praktisch anbietet, kann ich diese Erhöhung nicht gutheissen.

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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