Abt. First-World-Problems: whatsapp-Blockade

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RTL deckt auf! Daran erkennen sie, dass sie bei whatsapp blockiert wurden!

Eine gewisse Erleichterung macht sich bei mir breit.
Wir haben die globale Erwärmung besiegt und die Kurve gekriegt. Der Hunger in der Welt ist Geschichte, das Rätsel um Stonehenge gelöst – es war eben doch nur eine Bowlingbahn für Trolle – und CERN produziert Anti-Materie im grossen Stil, wodurch wir endlich den Mars besiedeln können.Nehme ich an. Denn wenn wir eine whatsapp-Blockierung als grosses Problem einstufen, haben wir alle anderen Sorgen abgelegt.

Sie schreiben ins Blaue, das Gegenüber reagiert auf keine ihrer Avancen, selbst wenn sie diese zwischen zwei und drei Uhr nachts im Sekundentakt senden?
Vielleicht wurden sie blockiert. An sich macht es keinen Unterschied ob man einfach ignoriert wird oder blockiert wurde, aber es ist doch wichtig zu wissen woran man ist. Daher hat RTL eine Checkliste ausgearbeitet. (Ich will einen Job bei RTL)

1. Bei Ihrem Kontakt sind die Zeitstempel ´zuletzt online´ und ´online´ in der Chat-Ansicht nicht mehr zu sehen.

Also wenn ich meine 13 Kontakte so durchklicken, haben mich wohl vierzehn blockiert. Oder, so rede ich mir ein, es ist ein letztes verzweifeltes Aufbäumen der Privatsphäre. platoonHeute ist es voll uncool zu zeigen, wann man zuletzt online war. Auch wenn man zeitgleich bei facebook postet, dass man nach dem soeben erfolgten etwas geschmeidigen Stuhlgang einen Erdbeer-Sekt – uh fein – öffnet und ‚Der Tag der toten Ente‘ guckt.
Und wer darauf lauert, dass sich die Anzeige „online“ auf „schreibt…“ ändert, sollte sich vielleicht ein Hobby suchen.

2. Das Profilbild Ihres Chatpartners hat sich schon ewig nicht mehr verändert.

Das Profilbild ist dieser stecknadelgrosse Farbklecks oben rechts. Gut, auf den neuen japanischen Smartphones, grösser als der Wohnwand-Einbau-Fernseher meiner Oma, vermag man darauf vielleicht ein Konterfei erkennen. Jedenfalls weiss ich jetzt, dass ich selbiges öfters ändern soll, damit sich niemand blockiert fühlt. Nehme ich nun den sinnigen Coelho-Spruch, den Starbucks-Kaffeebecher oder einen gegoogelten Bali-Palmenstrand?
Leute, welche in sozialen Netzwerken ihre Profilbilder häufiger als die Socken wechseln sind eher etwas nervend. Ins Penetrante gehend. Insbesondere, wenn ich die nächsten drei Tage in meiner Timeline nur noch sehe, dass es jedem der fünfundzwanzig gemeinsamen – zu 97% männlichen – Freunden gefällt.
Wenn ich es mir richtig überlege, kann dies ein Grund für eine Blockade sein. Aber ich bin auch schrecklich ungemütlich in solchen Dingen.

3. Anrufe via WhatsApp-Telefonie sind nicht erfolgreich.

Schon einmal versucht?
Ich glaube Anrufe über whatsapp werden nur getätigt, wenn man versehentlich auf den Button kommt. Oder jetzt natürlich sich mal eben erkundigen möchte, ob man blockiert wurde. Allerdings könnte man auch ganz konventionell anrufen oder mal eben eine Etage tiefer gehen und an der Wohnungstür klingeln.

4. Wenn ein Kontakt Sie blockiert hat, werden versendete Nachrichten an die Person nur mit einem Häkchen markiert (bedeutet: Nachricht gesendet). Das zweite Häkchen erscheint einfach nicht.

Es empfiehlt sich jedoch vor einer unbegründeten Anschuldigung 376 Testnachrichten zu senden und 24-72 Stunden nach Häckchen Ausschau zu halten. Ihr Chef wird es verstehen.

WhatsApp weist allerdings darauf hin, dass die aufgeführten Punkte kein Beweis dafür sind, dass jemand Sie blockiert hat. Blockierten WhatsApp-Nutzern wird ihr Status nicht offen angezeigt, um die Privatsphäre der Person zu schützen, die mit bestimmten Personen offenbar nicht mehr chatten möchte.

Und das gilt es zu respektieren, auch wenn die blockierten Personen sich dadurch verletzt und abgewiesen fühlen können. Umgekehrt gilt deshalb natürlich auch: Die Blockier-Funktion sollte wirklich nur genutzt werden, wenn keine Basis mehr für eine Freundschaft oder einen Kontakt besteht. Die Gefahr jemandem weh zu tun, ist sehr groß.

Meines Erachtens stiehlt sich whatsapp aus der Verantwortung.
Da gehört eine Kummertaste in die Software, welche die blockierten Nutzer zum arbeitslosen „Robbie Williams verlässt Take That-Care-Team“ weiterleitet.
Statt sich einfach zu blockieren sollte man sich an die oder den BFF wenden. Vielleicht einmal gemeinsam ein Eis essen gehen, darüber reden, vielleicht ins Kino gehen.

Was viele nicht wissen; In prähistorischer Zeit – vor zwei Jahrzehnten – mussten sich die Menschen verbal, Angesicht zu Angesicht zu verstehen geben, dass man mit dem Gegenüber nichts zu tun haben will.
Kaum zu glauben, dass wir mit solchen Eiern in der Hose noch gehen konnten.

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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