Auf das neue Jahr

So, nun geht es tatsächlich zu Ende. Das Jahr kümmert sich einen Dreck ob wir nun soweit sind oder nicht. Wenn man das Jahr denn als eine Sache betrachtet, denn eigentlich ist es nur Zeit.
Die Menschen feiern, dass sie ab morgen über die nächsten drei Wochen hinweg bei Datumsangaben die fünf durchstreichen und eine sechs hinschreiben. Und das alles besser wird, vergisst dies bitte nicht! Warum gerade vom 31. Dezember auf den 1. Januar alles besser wird weiss man nicht genau, aber der Mensch braucht irgendwie einen Fixpunkt. Der Mensch kann nicht seine Teetasse hinstellen und sagen, den nächsten nehme ich ohne Zucker. Nein, frühestens ab Morgen. Vielleicht übermorgen, aber ganz sicher den Tag darauf.
Ist schon in Ordnung, wir dürfen ja Menschen sein.

Der Tag schreitet voran, noch wenige Stunden bis zur Sause.
Die Hundehalter ringen langsam aber sicher mit ihren Lieblingen und dem Überstreifen des Thundershirts, schwingen Weihrauch durch die Wohnung, richten Kuschelbunker ein und zwängen den Schuko-Stecker des im Lidl erstandenen Hunde-Beruhigungs-Aroma-Sprüher in die gute, enge schweizerische Steckdose.
Hunden scheint bei Feuerwerk die Muffe zu gehen. Was machen Katzen eigentlich bei Feuerwerk?
Werden es wohl zur Kenntnis nehmen und mit dem Kopf über die Sofakannte hängend in einer Rücken-Seiten-Bauchlage mit grotesk abgespreizten Beinen weiterschlafen.

Schon wochenlang in der Vorbereitung auf den grossen Wechsel sind all diejenigen, welche das mit Abstand beschissenste Jahr aller Zeiten beschliessen und mit einer Schubkarre voller Vorsätzen in das nächste Jahr gehen.
Wie letztes Jahr, weil auch schon das Jahr davor das aber absolut beschissenste Jahr ihrer Lebensspanne war. Blickt man weitere fünf Jahr zurück, sollte man sie vielleicht einmal die Stricke durchzählen lassen und sie fragen, ob sie sich gewiss sind, dass sie nicht diesen einen Kalberstrick über haben und selbigen einer sinnvollen Verwendung zuführen wollen? Oder vielleicht den Jahresübertritt föhnend in der Badewanne verbringen möchten und warum nicht einmal mit dem Dreirad auf die A1 fahren oder dem Zug Angesicht zu Angesicht winken?

Es sind diese Menschen, welche ihr Umfeld über soziale Netzwerke darüber informieren, dass sie nun ihr Freundesliste einmal ordentlich aufräumen wollen. Da niemand reagiert, krönen sie ihre eigenen Bemühungen mit einem Kommentar, sie hätten nun 45 Freunde in das digitale Nirvana befördert.fb-statusDaher löschen sie den Kommentar und tippen einen neuen Status, von wegen, sie hätten nun 45 Freunde gelöscht. Und da ich nicht weiss, ob die Gänsefüsschen nun bei Freunde oder gelöscht angebracht wären denn eigentlich ist das eine wie das andere nur Schein, lass ich es einfach.
Abermals kein Kommentar, also klopfen sie sich selber auf die Schulter, dass sie nun erkennen, die richtigen gelöscht zu haben, aber vielleicht nochmals durchbürsten müssen.

Nun ja, die Krux liegt darin; Um jemanden ans Bein zu pinkeln muss man schon zielen und besorgt sein, dass die- oder derjenige keine Gummistiefel trägt. Oder wie kommt der radikale Freundelöscher auf die Idee, dass jenen Freunde, welche ihn schon das ganze Jahr ignoriert haben nun der Boden unter den Füssen weggezogen würde?
Hinter dem ganzen „mimimimi“ steckt doch nur ein, „mein Leben ist beschissen, ich will nicht sehen, wie euer Leben so toll verläuft.“
Um danach über Wochen in die nunmehr nicht mehr so zugänglichen Profile zu spienzeln und zu ärgern, dass man nicht mehr alles sieht.
Die Liste, so hübsch bereinigt, füllt man innert kurzer Zeit wieder mit flüchtigen Personen, bis hin zu Menschen welche man noch nicht einmal kennt, in welche man aber alle Hoffnung der Welt setzt. Damit man am kommenden Silvester wieder rausputzen kann.

Natürlich werden die virtuellen Pinnwände auch wieder mit tiefschürfenden Sprüchen bepflastert. An dieser Stelle wollte ich nun einen pinnen, aber die sind allesamt so dümmlich, ich kann mich nicht entscheiden. Für einmal ist es nicht Coelho, welcher predigt, dass ein Furz nach Rosenduft riecht wenn man die Reinheit eines Sandkornes in seiner Seele aufnimmt, sondern unzählige Zitate über Mitmenschen.
Es gibt Vertreter unserer Spezies welche das Händchen haben, sich stets die falschen Menschen auszusuchen. Wiederholt. Jahr für Jahr.
Und jedes Jahr geloben sie sich – und allen, welche es mitlesen müssen -, dass sie nächstes Jahr aber ganz fein aussortieren wollen, welche Menschen sie in ihr Leben lassen. Denn nur jene, welche Spuren hinterlassen, durch einen Ozean schwimmen und den Everest erklimmen würden.
Menschen, von welchen man weiss, dass sie immer da wären, auch wenn man nie etwas von ihnen hört. Besteht natürlich die Gefahr, dass genau diese Menschen ende Jahr „gelöscht“ werden, weil man ja irgendwie keine Menschen braucht, von welchen man nie etwas hört, insbesondere, weil man sich dann auch nicht ganz sicher sein kann, dass sie auch da wären. Aber wahrscheinlich verstehe ich dies einfach nicht. Habe nie Coelho gelesen.

Es sind alle diese armen, verlassenen Menschen in der Friendzone. Ich glaube die Friendzone muss ich hier nicht nochmals erläutern.friendzoneAlso mal unter uns Pastorentöchter, ihr armen Kerls da draussen wisst schon, dass der Zwang in eine Friendzone zu treten in etwa so hoch ist, wie die Dusche mit Reiszwecken auszulegen?
Auf zweitere Idee würdet ihr nie kommen, warum macht ihr also ersteren Schritt? Natürlich, es ist wie mit dem 13. Bier am Abend, an welchem man bestenfalls nicht einmal genippt hätte, es jedoch mit Insbrunst in die Kehle geschüttet hat. Es kann einfach passieren. Wie das 13. Bier, welches so lecker auf dem Tresen steht und „Trink mich“ schreit, sieht die Friendzone äusserst vielversprechend aus. Während man jedoch das 13. Bier beim nächstenmal vielleicht wieder kippt, kann man dies durchaus dem Umstand zuschieben, dass ihr sturzbesoffen und im Urteilsvermögen eingeschränkt seid.
Wie nennt man eigentlich die Herrscherin der Friendzone? Egal, ihr wisst, welche ich meine. Also spätestens, wenn diese sich bei dir ausheult, wie böse der neue Partner sei und warum er nicht so wie du sein kann, weisst du, dass dir etwas ganz entscheidendes fehlt. Und eigentlich kann es nur dies sein, an welchem besagte Dame so überhaupt kein Interesse zeigt, obwohl ihr schon die Umkleide geteilt habt, du ihr den BH zuhackst welchen du für ihren Lover ausgesucht hast, ihr euch ein Hotelbett geteilt und umschlungen unter der Kuscheldecke vor dem Lagerfeuer gesessen habt.
Genau Junge, lass dir doch einfach ein paar Eier wachsen. Die geben dir die Macht auch mal nein zu sagen, was dir sofort den Titel Arschloch einbringt – schliesslich habt ihr ja beide dasselbe „Freunde sind immer füreinander da“-Bild geliket – und wenn es als bester, guter, liebster und allertollster Freund nicht klappt, vielleicht als Arschloch. Und wenn auch nicht, dann ist es dir eigentlich auch egal, denn dies macht doch ein Arschloch irgendwie aus.

Die einzig akzeptable Ausrede in der Friendzone zu stecken wäre, dass ihr Nachts über Dächer rennt und ein Cape trägt.batman-friendzoneWenn ich nun doch noch einen sinnigen Spruch aufführen darf. Wird gerne von Menschen geteilt, welche so arg und böswillig verletzt worden sind.verdientIch meine; Euch ist schon bewusst, dass ihr euch selbst disqualifiziert?
Denn irgendwie habt ihr es verdient, einen richtig bösen Menschen in euer Herz zu schliessen und dies noch BEVOR dieser richtig böse Mensch vom Schicksal ereilt wurde? Bedeutet dies nun, dass ihr so richtig, richtig, richtig böse Menschen seid?
Was würde nun Coelho wohl sagen?
Vielleicht, dass man nur den Wind der Freiheit unter den Flügeln spürt, wenn man auf der Welle eine Krone aus Schaum sieht.
Ich glaube, als scheissreicher Schriftsteller ist man viel am Strand.

Nun denn, so wünsche ich wohl zu rutschen. Vorsätze habe so spontan keine gefasst, denn alles in allem läuft es tiptop.
Und dies wünsche ich Euch auch, einem jeden von Euch.

good-bless

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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