Da steht ein Pony auf dem Flur

Nun hat sich das Pony auch noch zum dadbod geäussert.
Und natürlich findet sie ihn toll, ja geradezu hinreissend. Ganz ehrlich, alles andere hätte überrascht. Denn Pony hat so herrlich unkonventionell zu sein, dass es total in den Mainstream passt. Die Menschheit ist so auf „Hauptsache anders“ geprägt, dass das Anders schon voll Mainstream ist. Aus der Masse fällt, wer auf klassische Frau-Mann-Ehen plädiert, nicht der EU beitreten will, sein Gesichtshaar rasiert und Smoothie als Kompost im biologisch abbaubaren Trinkbecher bezeichnet.

Richtig, oben sollte man nun auf dadbod klicken können und ein hinterlegter Link würde euch auf Ponys Blog verweisen. Ach so, Pony schreibt ja keinen Blog. Sie schreibt einfach lange Status-Texte auf Facebook.
Wie die Männlein und Weiblein, welche in der Kommentarfunktion Kreditangebote verbreiten.
Im Gegenzug hält sie sich nicht zurück, über Blogger zu spotten, namentlich über solche, welche in ihren Texten andere Personen zerpflücken ‚anstatt selber etwas zu schaffen‘.
Diesen Punkt muss ich ihr geben.
Ich trete gerne auf dem Schaffen anderer Menschen herum. Weil der Mensch nunmal so gepolt ist und ich auch nur etwas wie ein Mensch bin.

Der Mensch als solches kann nicht alleine existieren. Der Mensch braucht die Herde nicht, um gemeinsam stark zu sein. Der Mensch braucht ein soziales Umfeld, um zu werten, zu vergleichen, sich gut zu fühlen. Er braucht es so sehr, dass er sich fünfhundert Online-Referenzwerte zulegt. Umgangssprachlich Facebook-Freunde.
Von Kindesbeinen an wird man getrimmt.
Es war eine Sünde, den Teller nicht leer zu essen, da zeitgleich eine halbe Weltreise entfernt ein kleines Kind schrecklich Hunger leidet. Wurde einem die Carrera Rennbahn zu öde, erzählten die Erzieher mit hocherhobenem Mahn-Finger von Kindern im Krieg, welche mit Steinen und Stöcken spielen mussten. Und von Fahrrädern ohne Räder, so man sich sträubte, den dummen Gummiflicken auf den Schlauch zu kleben.
Von Kindesbeinen an wird einem gelernt, stets den Blick auf die Armen der Welt zu richten um dem eigenen Glück den richtigen Stellenwert beizumessen. Eine völlig verzerrte Wahrnehmung, über die Definition von Luxusproblemen schrieb ich bereits vor drei Jahren.

Natürlich werden alle älter und ein Teil davon auch weiser – nur kurzsichtige Menschen setzen das eine in eine unbedingte Relation zum anderen – und so wissen wir; Auch wenn wir labrige Chips schlürfen und tapfer um den Schimmel in der Marmelade herum löffeln ist der Einfluss auf den Hunger in der Welt herzlich gering bis total irrelevant.
Da ich für gewöhnlich das speisen mit anderen Kindern vermeide kann ich nicht wissen, ob man selbige mit dem Einpflegen des schlechten Gewissens immer noch motiviert Broccoli zu speisen, ich behaupte ganz frech ja. Weil man alles anders als die Eltern machen will, aber irgendwie dennoch in dieses Fahrwasser gleitet.

Ins Erwachsenenalter gerettet haben wir uns den Blick nach links und rechts. Wir schauen nicht bis nach Afrika, aber der Mensch zehrt vom Neid. Neid ist etwas aufrichtiges, geteilter Freude begegnet man mit einer gewissen Skepsis.
Hatte der Max einen neuen Go-Kart freute sich der Hans nicht für Max, er wollte auch einen Go-Kart.
Fährt also Frau Müller einen BMW X5 und Frau Meier mit ihrem VW Polo freut sich, regt sich gleich der Gedanke; Warum freut sie sich, was will sie? Will sie sich einschleimen? Gut Freund werden? Hat sie etwas zu verbergen und will mich nicht misstrauisch machen?
Fragen über Fragen. Welche der Erörterung mit Frau Huber bedürfen. Im Volg. Bei der Frau Kaiser.
Reagiert Frau Meier jedoch neidisch und zickig, sagt der Mund „Die tut aber blöd“, während das Kind im Hinterkopf vor Freude Purzelbäume schlägt. Weil wir dies erwarten, weil wir selber so wären, weil die Erwartung erfüllt wurde und uns zeigt, wie gut wir Menschen einschätzen können. Eine Punktlandung.

Der Mensch misst sein Besitz stets am Verlust der anderen, sein Glück am Scheitern des Nächsten. Weil es einfach gut tut der Schnellste, der Beste, der Schönste und der Reichste zu sein. Weil der Zweite der erste Verlierer ist und niemand gerne ein Verlierer ist.
Wer etwas anderes behauptet und nicht die Reinkarnation von Mutter Theresa (übrigens total überwertet, nur als Beispiel der Selbstlosigkeit, welche sie glaubwürdig verkaufte) ist, lügt sich in die Tasche und mir ins Gesicht.
Der Mensch ist Egoist, durch und durch. Und nochmals durch. Weil Egoismus ein rein natürlicher Selbsterhaltungstrieb ist.

Pony steht also auf den Dadbod.
Und die Leute finden es toll. Weil einfach alle toll finden, was Pony schreibt. Auch wenn Pony kalten Kaffee aufwärmt. Klar, spricht da der Neid aus mir.
Schreiben ist meine Leidenschaft, was nicht bedeutet, dass einem die Leidenschaft nicht durch Anerkennung versüsst werden kann. Warum sollte man sonst öffentlich schreiben? Seine Bilder und Töpferwaren ausstellen? Drei Millionen Sonnenuntergänge fotografieren und zeigen, Ferien und Familienbilder präsentieren? Weil man anderen eine Freude machen will?
Aber klar doch.

Der Neid frisst mich insbesondere auf, weil eine Person wie Pony „Pfurz“ schreiben kann und neben 367 ‚Gefällt mir‘-Klicks auch Kommentare wie „Pony du bist die Geilste“, „Hast es auf den Punkt gebracht“, „Pony for President“ den Fünf-Buchstaben-Beitrag krönen.
Zehn Prozent Männer. Die wollen einfach poussieren (in der alten Bedeutung). Weil Pony aus gutem Grund stets nur ihr Photoshop-Antlitz präsentiert und dieses ist nicht direkt widerlich, um es zu umschreiben. Männer sind so herrlich einfach und ehrlich.

Warum Frauen sich vor Freude einnässen ist schwierig nachzuvollziehen.
Weil Frauen im Grundsatz schwieriger zu verstehen sind.
Frauen können einander an die Kehle gehen, weil zwei das gleiche Kleid tragen oder die Uschi mit der Susi spricht, obwohl die Uschi doch genau weiss, dass die Susi der Sandy Todfeindin ist, weil die Susi der Sandy auf der Friseurschule den Automech Tony weggeschnappt hat, nur weil Sandy den Mund nie aufkriegte und der arme Tony keine Ahnung ihrer Existenz hatte, während die Susi mit ihrer Auslegeware die Katze, pardon den Tony, schon in der Tasche hatte und das alles ein furchtbares Missverständnis war, weil Susi keine Ahnung hatte, das Sandy auf Tony steht, aber Uschi hätte es sehr wohl gewusst und deswegen…
Grämt euch nicht, wenn ihr den Faden verloren habt, dies geht den Susi’s und Uschi’s auf der Welt nicht anders. Das Warum kann durchaus in Vergessenheit geraten, solange nur der Status Todfeind Bestand hat.

Ist es, weil Pony eine der ihren ist?
Denn, zwischen den hin und herfliegenden Fehdehandschuhen darf man eines nicht aus den Augen verlieren; Die Solidarität der Frauen wenn es gegen den gemeinsamen Feind geht. Den Patriarchismus und überhaupt den Mann als solches.

  • Pony ist eine Frau rundherum, sprich ein klein wenig mollig, wie wir alle.
  • Pony benutzt gerne Mundart-Ausdrücke und spricht uns direkt an, obwohl sie nämlich gstudiert und mega gschied ist, aber trotzdem am Boden geblieben ist imfall.
  • Pony ist eine Feministin, stets bemüht, an alle Frauen gerichtet zu bekunden, keine Feministin zu sein. Oder anders ausgedrückt; Alice Schwarzer ist Feministin und voll Old-School, Pony-M ist Neo-Feminismus und uh mega cool. Lasst uns gefällt mir klicken und nachrennen.
    Kleiner Exkurs in den Neo-Feminismus; Männer sind immernoch chauvinistische Arschlöcher, aber Frauen lieben es, wenn sie versuchen, sie vom Gegenteil zu überzeugen und ein IKEA-Regal aufbauen oder den Abwasch machen. Also ganz fest süss ist ihre Ungeschicklichkeit beim BH zusammenlegen. Weil sie es einerseits probieren, aber mit ihren zwei linken Händen demonstrieren, wie gut die Frauen sind! Und unersetzlich! Obwohl… gäbe es keine Frauen, gäbe es auch keine gewaschenen BH’s zum zusammenlegen. Oh ihr würdet schon auf die Welt kommen, würde es uns nicht geben, ihr verblödeten Männer!
    Ähm… nein, dies irgendwie nicht…
    Ihr versteht gar nichts, wir hassen euch!!
    Ja, dieses Auf und Ab ist der Neo-Feminismus. Ehrlich gesagt; Alice Schwarzer hatte eine bescheuerte Brille und Frisur, aber eine Linie. Die war schon in Ordnung. (Nun bin ich ein konservatives Arschloch, als Mann ist es schwer, irgendwas recht zu machen, denn nun bin ich schon ein Jammerlappen)
  • Pony macht sich gerne über männliche Kommentare lustig, welche so total uh blöd schreiben, obwohl sich Pony ja nie über andere lustig macht, aber wenn er zuerst blöd geschrieben hat, ist es was anderes, denk. Und Frauen gefällt dies.

Nun, vielleicht mag mir jemand das Phänomen Pony erklären. Denn irgendwie schrieb auch schon eine Michele Roten Kolumnen und hat dies auch nicht schlecht getan. Woher also der Hype?
Nun habe ich schon wieder nichts eigenes geschaffen. Eigentlich wollte ich über Super-Size Nahrungsmittel schreiben, irgendwie hat sich aber eine Eigendynamik eingeschlichen.
Ich schwörs. Imfall.

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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