Das Schichtenmodell unterschiedlicher Lebenslagen

Trotz meines – für meine Begriffe – methusalemischen Alters, habe ich nicht ausgelernt. Im speziellen hinter die Ohren zu schreiben wäre; Keine Fragen zu stellen, auf welche ich die Antwort nicht hören möchte. Durchaus kann man auch gewisse Blogeinträge hinzu zählen, deren Bestätigung ich mir im Grundsatz nicht erhoffe, letztendlich keimt doch stets – Menschen sind so gepolt – die Hoffnung, dass der Tragik übertrieben wäre.

Eines meiner Lieblingsthemen ist die Klassengesellschaft. Politisch korrekt, das Schichtenmodell unterschiedlicher Lebenslagen.
In Hinblick auf die Silo-Haltung von Menschen, durfte ich gestern Stellung beziehen. Nach einem anfänglichen ‘ist eine dumme Idee’ erhielt ich dennoch die Bestätigung, dass sich der Mensch seit jeher durch Bildung und dem Bilden von Vermögenswerten von eben nicht mehr seinesgleichen in vielerlei Hinsicht abhebt. Darauf hin widmeten wir uns jedoch schöneren Themen – das Silo blieb so im Raum stehen – und klassenübergreifend standen wir bei der Wahl der leckersten Glacekugel in etwa auf der selben Stufe.

Das Modell kennt wohl jeder, so nicht, muss sich der Herr Mister Perfekt – ich könnt mich übergeben, aber dazu ein andermal mehr – Christian Amsler einmal mit der Unterschichtenbildung auseinandersetzen. Aber es wurde ja gespart, wir sollen dies ruhig spüren, so seine Aussage.

Die einen, ich nenne sie gerne die Hochwohlgeborenen, besitzen Vermögenswerte welche sie zur Mehrung derselbigen, sowie zur Beschäftigung von Menschen zwecks Verrichtung niederer Arbeiten nutzen können.
Die Arbeiterklasse besitzt nichts mehr als die gottgegebenen Gliedmassen und müssen den Einsatz derselbigen verkaufen, um an Lohn und Brot zu gelangen. Im Ansatz nichts anderes als Sklavenhaltung; Der Weg zu Kost und Logis führt einfach über ein Zahlungsmittel, welches dem Individum die Illusion der freien Wahl suggeriert. Arbeiter die sich frei fühlen arbeiten besser, oder; Wer im Schlammloch strampelt und nicht weiter absäuft, wertet das Harren an Ort und Stelle als Erfolgserlebnis.

Warum nun ein Silo.
Kennt ihr Lummerland? Die kleine Insel aus Michael Ende’s Buch mit dem König Alfons, der Frau Waas, dem Herrn Ärmel und Lukas dem Lokomotivführer mit dem völlig unsinnigen Schienennetz.
Das Wirtschaftssystem ist eher ungeklärt, da niemand Geld verdient, aber Frau Waas dennoch einen Laden mit importierten – Lummerland verfügt über kein landwirtschaftliches Nutzland, geschweige denn Vieh – Artikeln betreibt, niemand eine Eisenbahn benötigt, Lukas dennoch eine unterhält und Herr Ärmel ausser Lesen uns Spazieren keiner Beschäftigung nachgeht; Ich zitiere, er ist Untertan und wird regiert, was uns zum König führt, welcher Sonntags seinen Untertanen winkt und an hohen Feiertagen ein Eis zu kredenzen pflegte, welches er im Laden der Frau Waas bezog.
Eines Tages traf ein Paket mit einem schwarzen Jungen ein, selbiger wurde Jim genannt weil er, ich zitiere; Wie ein Jim aussah, und wie dies mit mittellosen Einwandereren so ist, sie bringen nur Probleme. Die Insel war zu klein, also beschloss der König einen Eingriff in die Wirtschaft und die Eisenbahn sollte weg um neues Bauland zu gewinnen, da der Jim über kurz oder lang sein eigenes Haus beanspruchen würde.
Gute Freunde kann niemand trennen, der Lukas verliess mit seiner Lokomotive die Insel und Jim Knopf begleitete ihn, was Stoff für zwei wunderbare Kinderbücher lieferte.

Lange Einleitung; Auch die Schweiz ist in gewisser Weise ein Lummerland. Der Platz ist begrenzt, der Staat lebt traditionsgemäss – wir können es uns leisten – auf grossem Fuss. Etwas unter dem kleinen Menschen und Ländern eigenen Minderwertigkeitskomplex leidend, ist unsere Regierung stets damit beschäftigt, eine Apfelsinenkiste zu schleppen, auf welche sie sich zu stellen pflegt um in der Masse der Staaten gesehen zu werden. Einst war diese Kiste voll mit Gold, Wohlstand, Banken und Swissness.
Wer mit seinem Reichtum prahlt muss sich um Bittsteller nicht sorgen. Den Erwartungen gemäss entnahm man der Kiste Gold und füllte sie mit Humanität. Was immer an politischen, wirtschaftlichen und arbeitsscheuen Flüchtlingen an die Tür klopfte, wurde aufgenommen. Mit dem Hintergedanken, die Schweiz als generöser Gastgeber in den umliegenden Ländern zu etablieren.
Nun waren wir wohl ein humanitärer Staat, die Integration der Gäste zog jedoch ungeahnte Probleme mit sich. Im Zeitraffer; Der bildungshungrige Schweizer wurde durch die – danke der integrativen Schulform – Lernschwächen der praktisch Bildungsbegabten und nicht plangemäss integrierten Secondos ausgebremst. Sprich, der Schweizer Jugendliche wird – scheiss auf PISA – immer dümmer, immer handwerklicher.
Der Schweiz kommen die klugen Leute abhanden, selbige werden nun importiert. Diese brauchen Platz. Das Boot ist irgendwann voll und man macht Kassensturz.
Da steht die Regierung, stets bemüht die Staatskasse zum Wohle aller – natürlich – zu füllen. Unten stehen die nationalen und importierten Geldsäcke und noch etwas weiter unten die Working-Poor sowie die Sozialfälle. Da man sich bereits bei der Ausschaffung von kriminellen Auswandern etwas ziert, wird das Abschieben von verarmten und bildungsschwachen Eidgenossen schwerlich leichter zu vollziehen sein.
Nun muss man also Platz schaffen.
Aufgrund der kompakten Bauweise bot sich ein Silo als Versinnbildlichung an. In der Realität funktioniert dies natürlich anders. Die Preise für Wohnungen und Bauland schnellen in die Höhe, was zu einer automatischen Vertreibung von Einkommensschwachen aus attraktiven Gebieten führt. Es entstehen Ballungszentren, das Zusammenleben wird verdichtet, die Preispolitik bestimmt wie eng. Wir haben noch keine Mauer drum herum gezogen, aber nennen wir es ruhig Ghetto. Wer nun rappende Schwarze vor Augen hat, dem sei gesagt, dass die Ghettos keine neuzeitliche Erfindung ist und nicht seit jeher Armut darin herrschte. In Ghettos wurden lediglich Menschen eingezäumt, welche man aus jedwelchen Gründen von den besseren Menschen fernhalten wollte, so im Mittelalter vorwiegend die Juden.
Nun kann man in unserem neuen Ghetto damit beginnen, die Menschen zu dezimieren. Ganz simpel über die Eigenverantwortung; Die Lebenshaltungskosten steigen so hoch, dass sich jeder mit einem Quentchen Hirn im Kopf nicht mehr getraut, sich fortzupflanzen. Funktioniert dies nicht zuverlässig – wir dürfen nicht vergessen, die Menschen werden immer dümmer und die sexuelle Fortpflanzung, siehe RTL, beherrscht auch der letzte Idiot – lehrte uns die Geschichte, dass es auch weniger feinfühlige Methoden gibt. Wir müssen nicht weit in der Zeit zurück, sondern nur nach China schauen, wie diese mittels Geburtenregelung der Überbevölkerung Herr werden wollen.

Wer jetzt meint, dies klinge sehr düster und überholt; Es ist kein Jahrhundert her, dass Menschen wie Du und ich, ehrbare Bürger, keine 300 Kilometer entfernt damit beschäftigt waren, mit fanatischem Enthusiasmus eine Gesellschaft von unliebsamen Mitmenschen zu reinigen. Wer glaubt, wir seien klüger geworden, soll mir erklären, wieso das Prinzip der Klassengesellschaft nahezu heilig hochgehalten und liebevoll gepflegt wird.

Statt zu heulen und jammern, sollte er sich bemühen, seiner ach-so-niederen-Schicht zu entrinnen. Lerne was, mache eine Schule, tu dies, tu das. An Ratschlägen mangelt es dem Jammernden wohl nie, wohl nicht sehr individuell, aber gewiss Wohlgemeint; Unsere Gesellschaft funktioniert relativ einfach. Bilde dich weiter, der Respekt und Reichtum kommt dann von alleine, oder rutsche zeitlebens für die obere Schicht im Dreck und weiche der Spucke aus.
Der Fehler in diesem Masterplan liegt in der Zivilisation.
Wer mich kennt, weiss, ich beginne gerne bei den Höhlenmenschen oder zumindest bei der Entstehung der Arbeitergesellschaft.

Vier Jäger ziehen auf die Pirsch, mit Speer zu Fuss. Zwei mit Beinen wie Antilopen, schnell, kräftig und mit einer Wurfkraft im Arm, dass das Mammut von den Füssen gerissen wurde. Doch der eine versaute stets das Abziehen der Haut, zerstörte das Leder, während der Andere eher etwas träge in den Bewegungen ein chirurgisches Geschick an den Tag legte und wunderschöne Häute gewann. Wieder einer der Läufer nutzte einen Spiess ohne Spitze, welcher das Mammut wohl ritzte, aber keine weiteren Beschädigungen vorwies, während der geschickte Steinmetz  – bei der göttlichen Vergabe der Gliedmasse griff er statt in die Truhe der Oberarme wohl bei den Oberschenkeln tief hinein – kunstvolle, tödliche Speerspitzen fertigte nur sie nicht zu werfen verstand.
Also sass man des Abends zusammen und beschloss, die Jäger sollen sich nicht um das Werkzeug oder die Zerteilung des Wildes bemühen, während die Handwerker sich nicht länger mit der Mühseligkeit der Jagd abgeben müssen. Das Unternehmen Mammutjagd wurde optimiert, da sich jeder auf seine spezielle Begabung konzentrieren konnte und dabei gar Freude empfand.
Da nicht mehr jeder dieselbe Tätigkeit ausübte, muss irgendwann der Gedanke gekommen sein, des Einen Arbeit sei mehr wert als des Anderen und ein Weiterer wollte durch Führung Koordination der ganzen Kräfte noch bessere Abläufe schaffen, sprich; Ein ganz Kluger hatte erkannt, dass er weder Jagen noch Häuten oder Werkzeug bauen musste um an sein Wildbret zu kommen.
Der Kapitalismus war geboren.

Heute ist der Mensch der Gesellschaft nur noch sehr bedingt im Rahmen seiner Begabungen zu Dienste.
Die Ausbildung ist bis zum 15. Altersjahr staatlich geregelt einheitlich, Fähigkeiten werden weder speziell erkannt noch gefördert, es sei denn, in der Arbeitswelt herrscht gerade ein Mangel einer Spezialisierung. Wer mit dem silbernen Löffel im Mund geboren wurde, kann sich nach dem staatlichen IntegrationsBildungsprogramm mit Papas Bankkonto den Luxus einer Selbstfindung leisten, seine Begabungen erkennen, schulisch fördern lassen und in ein wundervolles Leben starten um der Frucht seiner Lenden denselben Luxus zu gönnen.
So die Begabung eines Jugendlichen gleichermassen stark auf Mathematik, Sprachen und hau-mich-tot verteilt war, kann er weiterführende Schulen besuchen und erhält eine Gnadenfrist, sich seiner Berufung zu besinnen.
Der überbleibende Abschaum wird seinen beschränkten Fähigkeiten entsprechend in die Arbeiterklasse geschoben. Praktisch Bildungsfähig eben. Dort sitzt er weitere vier Jahre ab – wobei ein Ausstieg heute nicht mehr als dramatisch gesehen wird, da man einmal in der Arbeiterklasse angekommen sowieso schon am Rande der Gesellschaft ist – entdeckt seine Berufung in der Tätigkeit und bewegt sich in Richtung höheren Stellungen weiter oder aber, er erkennt, dass die Berufswahl ein tiefer Griff in das Klo war.
In diesem Fall waren vier Jahre für die Katze, aufgrund der Nichtexistenz eines silbernen Löffels in besagter Fressluke bestreitet er schon seinen eigenen Lebensunterhalt, was die vorhandenen Mittel einschränkt und in Kombination mit einer Resignation jegliche Suche nach der wirklichen Begabung empfindlich einschränkt.

Was ich sagen will, nicht jeder startet auf dem gleichen Level, mit den gleichen Perspektiven, was auch der Oberschicht aufzeigen soll; Nicht jeder, welcher auf Knien seinen Lebensunterhalt verdient war zu faul sich aufzurichten.
Manche sind auch einfach nur dumm oder etwas glücklos und manch einer verfügt gar über eine unentdeckte Begabung, da sie in unserer Zivilisation nicht ausreicht ein hungriges Maul zu stopfen und damit so nutzlos ist wie eine facebook-Aktie.

Der Winter naht.

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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