Den Verschluss des Gefängnisses wie eine Krone tragen

Das Schaffhauser Intelligenzblatt wird nach meinem Dafürhalten immer dümmlicher. Von A wie Amarillo, welcher in der Rubrik Fundgrube – dachte ich, die wäre gedacht, dass Mutti Kapital aus dem alten Kinderbett schlägt und die Wandergruppe Silberfüchse neue Mit- und ohne Glieder aquisieren kann – wöchentlich seine frisch eingetroffenen Garnelen feilbietet, über M wie Markus Müller, der Maverick des Schaffhauserlandes, bis hin zu Zeno wie Zeno Geisseler.
Dieser mir extrem unsympathische Mensch, da darf man durchaus persönliche Eindrücke einfliessen lassen, dies ist der Vorteil wenn man nicht unter der Fuchtel des Verlegers des Jahres schreibt, schafft es immer wieder, mein ausgeglichenes Gemüt in Wallung zu versetzen. Man muss ihm wohl zugute halten, dass er sich stets bemüht, sich vom allgemeinen Wir-haben-uns-alle-lieb-Stil der Schaffhauser Nachrichten abzuheben, nur wirkt es wie ein Primarschüler mit violettem Irokesenkamm. Provozieren um des Aktes willen, in Unkenntnis, wohin man damit zu zielen gedenkt und planlos, würde man sich näher danach erkundigen.
In der heutigen Ausgabe zeigt er die Vorteile eines Krebstodes gegenüber eine HIV-Infektion auf. Letzte Woche relativierte er die Auswirkung des Stellenabbaus regionaler Firman wie Abbott und Swiss-Arms auf den kantonalen Geldsäckel.geisseler-jobsZusammengefasst ist es für die Bourgeois ein Gewinn, dass die Firma Abbott hopps gegangen ist. Da sie hinsichtlich der Schliessung nicht rentiert haben kann, haben wir keine steuerlichen Einbussen zu erwarten, die Entlassenen sind entweder deutschstämmig und oder schlecht qualifizierte Mitarbeiter, was bedeutet, dass diese für das Gemeinwohl entbehrlich sind und die paar Franken Steuereinkommen sind nicht völlig dahin, da auch Arbeitslosengeld der Einkommenssteuer unterliegt. Viel deutlicher kann man dem Proletariat wohl nicht darlegen wo es hingehört, es versteht sich von selbst, dass ich einen Zwergenaufstand erproben musste, ökonomische Gesellschaftsformen sind mein Ding.
Nach Jahren der Abstinenz liess ich mich wieder einmal zu einem Leserbrief hinreissen. Natürlich, ich hätte auch mit einem Eimerchen Wasser nach Neuhausen spazieren und selbiges in das Rheinfallbecken giessen können, aber dennoch wollte ich mich wieder einmal einreihen, in die erlesene Gruppe der pseudointellektuellen Meinungschaffenden der Kommentarbewegung der Schaffhauser Nachrichten. Der Illusion hingebend, zwischen den Wehklagen über neue Busverbindungen, dem Gejammer für und wider ein Fussballstadion und den Sparexperten vom Stammtisch eine Lücke zu finden.

Die Schaffhauser Nachrichten mag es nicht, wenn es gegen die eigenen Leute geht. Kein Problem, kann ich damit leben, obwohl geschriebene Zeilen mich nun Lügen strafen mögen.

Als bekennender Fan von Carl Barks Enten hätte ich mich der ganzseitige Gastbeitrag von Frau Doktor Regula Stämpfli wohl begeistern sollen, angesichts des Vergleichs von Dagobert Duck mit Johann Schneider-Ammann nahm sie dies jedoch gleich zum Anlass, ihren kreativen Erguss hinter jedem Satz mit einer in Buchstaben festgehaltenen Reaktion zu ergänzen. Nach dem fünfzehnten ‚aaaaah‘, ‚uff‘, ‚ächz‘ und ’stöhn‘ wurde mir die Verfolgung des Textes zu anstrengend.
Wer einem Text Vorschub leisten muss, indem er seine Emotionen in kindgerecht niedergeschrieben Phrasen zum Ausdruck bringt, hat das Spiel mit dem Wort nicht begriffen und sollte sich vielleicht besser in die Reihe der Comedians eingliedern, welche zur Unterstreichung ihres komödiantischen Talents mit dem Tragen eines pinkfarbenen Trainingsanzugs oder siebziger-Jahre-Pullunders einen Grundsockel schaffen muss, um den typischen Konsumenten des deutschen Privatsenders in eine pseudohumorempfängliche Bereitschaft zu heben, ohne dass ein Wort in seinem Denkorgan weiter verarbeitet werden müsste.

Ähnlich dem violetten Irokesenschnitt wirken emanzipierte Frauen, wie Frau Doktor Regula Stämpfli, welche nur um der Sache willen sich gegen jegliche Vernunft stellen, ohne ein weiteres Ziel zu verfolgen. Massgebend bleibt, dass die Frau sich gegenüber dem Mann behaupten muss, um sich selbst mit einem Gefühl der Genugtuung in die eigene Tasche zu lügen.
Wer meine Texte verfolgt weiss, dass ich ein respektvoller Bewunderer von Alice Schwarzer bin. Sie hebt sich von der landläufigen Emanze dadurch ab, dass sie ein erreichtes Ziel als solches, sprich als Abschluss eines Prozesses erkennt und nicht jeden Fortschritt als Wasser auf die Mühle interpretiert, sie unaufhaltsam weitertreibend in eine unerreichbare, matriarchalisch geführte Weltordnung, welche doch nur in der Frustration mit resultierendem Hass auf alles männliche endet, soweit führend, dass man sich über Grundsatzfragen wie die politisch korrekte Betitelung einer gelb gestreiften Fahrbahnüberführung für sich fusstechnisch fortbewegende Elemente der Spezies Homo-Sapiens ereifern muss.
Sobald Frau es bevorzugt, den Lieferanteneingang zu nutzen um sich nicht durch den Akt einer von Mannes Seite aufgehaltenen Tür zu unterwerfen und eine spendierte Tranksame dem chauvinistischen Gentleman lieber in den Kragen giesst als auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden an selbigem zu nippen, kann man dies durchaus als prinzipielle Haltung interpretieren, wirkt auf den Mann jedoch nicht erwachsener, als ein Kleinkind welches sich lieber Frostbeulen holt, als sich einzugestehen, dass Mutti vielleicht doch recht hatte und es sich besser Fäustlinge übergezogen hätte.
Den Grundgedanken völlig aus den Augen verloren, die Errungenschaft der emanzipierten Frauenbewegung mit Füssen tretend, sticht man weiterhin auf eine längst ausgeblutete Sau ein, die kognitive Dissonanz zum Exzess treibend.

Dem Verhältnisblödsinn treu bleibend spiele ich die kleinste Violine der Welt zu Gunsten der Hallen für neue Kunst. Dieses Amüsieretablissement der gehobenen Bevölkerungsschicht kann doch, nun straft mich lügen, nur dem Zwecke dienen, sehen und gesehen zu werden; Dabei spreche ich nicht von den installierten Exponaten, sondern dem Schaulaufen der Bourgeoise.
Für jährlich rund 780’000 Franken aus der Stadt- und Kantons-Kasse.
Grosses Wehklagen bei der gestopften Bevölkerung. Die Hallen für neue Kunst haben solange für den Besitz eines Kunstwerkes prozessiert, dass sie im Endeffekt für deren richterlich aberkannten Besitzansprüche eine halbe Million Franken löhnten. Weil nun das Gehalt der Reinigungskraft nicht mehr bezahlt werden kann, müssen die Hallen schliessen.
Die Schildbürger hätten dies nicht besser hingekriegt.
Lasst mich noch schnell dieses elementare Kunstwerk beschreiben. Zur Linken projezieren zwei Projektoren, klassisch mit zwei Filmrollen, auf eine in abstruser Entfernung errichteten Leinwand. Ob sich die Darstellung auf das Kopfkino beschränkt oder wirklich Celluloid über die Linse gezerrt wird entzieht sich meiner Kenntniss. Ich würde ja nachschauen, aber die Hallen sind geschlossen.
Die Leinwand wird flankiert von einer Bockleiter zur Linken und einem aufgeklappten Flügel zur Rechten. Als Kind wäre ich angehalten worden, meinen Saustall aufzuräumen, aber ich will aus dem Kunstunverständnis meiner Erziehungsberechtigten keine Staatsaffäre machen, da unterscheide ich mich von Christian Amsler, daher bin ich willens, einen blechernen Waschzuber, eine passende Giesskanne, sowie eine altertümliche Waschschüssel und beiliegendes Handtuch als Kunst zu interpretieren. Nicht nur Kunst, ein Vermächtnis, welches einem Augen und Sinne öffnet, so man sich von einer Kunstfachfrau durch das Werk führen lässt.
Da bin ich wohl zu einfach gestrickt. So mir ein mit Klompen beschuhter Tourguide die technische Funktion einer Windmühle in Kinderdijk erklärt, kann dies durchaus zu einem Aha-Erlebnis, gefolgt Bewunderung führen. Mir jedoch eine Kunstfachfrau ein Kunstwerk, welches alleine durch die optische Wahrnehmung Eingang in meinen Geist finden sollte noch näher erklären muss, quasi mein persönliches Empfinden in Einklang mit den wirren Gedankengängen eines Künstlers gebracht werden muss, wurde meines Erachtens das Ziel verfehlt und der Schaffende hätte vielleicht besser ein Buch geschrieben.

Trotz Flashback finde ich keinen Zugang.badezuber

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Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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