Der dadbod-Hype

Dove versucht es seit Jahren und manch auf weibliche Kundschaft ausgerichtetes Magazin springt dann und wann, wenn die Sinuskurve des Trends es verlangt, wieder auf den Zug auf. Der Versuch in den Köpfen ein weibliches Idealbild zu festigen, welches der modernen, aufgeklärten Dame von nebenan gerecht wird.

Dass nicht nur Frau den Saum des Super-Size-Bikini unter der Bauchfalte tragen darf und soll, sondern auch der Mann sein Werkzeug im Schatten eines ordentlichen Vordachs lagert erscheint im Zuge des Genderismus nur gerecht und zeitgemäss.

dadbod

Der #dadbod soll das neue Schönheitsideal sein. Der Daddy-Body. Sei es nun die nie rückgebildete Schwangerschaftssolidarität oder einfach Ausdruck der väterlichen Zufriedenheit; Ein Bauchansatz ist das neue sexy, so spricht Paris. Respektive South Carolina, Karl Lagerfeld ‚Wer Jogginghosen trägt hat die Kontrolle über sein Leben verloren‘ würde ein solches Schönheitsideal nie gutheissen.
So regte eine 19jährige Studentin namens MacKenzie die Gesellschaft zum Nachdenken an. Respektive zum nachahmen ohne nachzudenken. Weil es einfacher ist.
Analog unserem Bildungssystem. Wenn die kulturell durchzogene Gesellschaft mit dem Schulstoff nach alter Väters Sitte überfordert ist, muss man diesen eben anpassen. Wir wollen keine geistigen Überflieger nach überholten Massstäben der Nachkriegszeit heranzüchten, sondern eine Wohlfühlgesellschaft prägen. Jedes ‚Individum‘ ist wertvoll und wir legen die Messlatte auf eine für jeden zu bewältigende Hürde. Also irgendwo am Boden. Vielleicht in einer kleinen Senke, denn wir wollen nicht vergessen, das Treppensteigen wird nicht mehr von allen Kindern beherrscht und bis in zehn Jahren wird es den Leistungssportlern als olympische Disziplin vorbehalten sein. Diese Verrückten.
Es ist nur eine logische Konsequenz, dass der Bierbauch das Waschbrett ablöst.

Wobei Bierbauch die deutsche, und daher der europäische Massstab, Auslegung des dadbod ist. Nach Mackenzie, welche die Theorie nicht etwa entwickelt hat sondern nur die Ansichten ihrer Zimmerkollegin und einiger Freundinnen wiedergibt, ist der Dadbod die gewonnene Körperform, wenn Mann dann und wann ein Fitnesscenter besucht, im Gegenzug aber auch dem süssen Nichtstun fröhnt. Es ist einem weiteren Trend geschuldet, dass wir alles aus den Vereinigten Staaten stammend als zeitgemäss hipp aufnehmen und umsetzen wollen.

Aus schweizer Sicht könnte der Zeitpunkt für ein neues Schönheitsideal nicht ungünstiger sein, treibt doch der gebührenfinanzierte Rundfunk mit einer eigenst gebührenfinanzierten App Frau und Herr Schweizer zur Bewegung an. Moderatoren, unterstützt von C und D-Prominenz, gehen mit gutem Beispiel voran. Schlank und sportlich soll die Schweiz werden.
Welches Schönheitsideal macht das Rennen?

Der dadbod soll angeblich auf das Siegerpodest, weil das Schönheitsideal von Frauen kreiert wurde. Im Gegensatz zum metrosexuell, welches von David Beckham geprägt wurde oder dem spornosexuell eines Cristiano Ronaldo.
Nun, in erster Linie wurde der Trend wohl von den Medien geprägt. Ein David Beckham war sehr auf sein äusseres Bedacht, benutzte vielleicht eine Gesichtscreme und seine Fingernägel erinnerten nicht an einen autoschraubenden Bergmann. Da man einen David Beckham mit seinem männlichen Körper und einer Victoria an der Seite jedoch nicht als schwul bezeichnen konnte, schuf man einen neuen Trend.
Dasselbe mit einem Cristiano Ronaldo, welcher schlicht und einfach ein Narzisst ist. Ein solch schwieriges Wort kann man dem Blödzeitungleser nicht ohne weiteres in den Hartz IV-gestopften Mund legen, ganz zu schweigen von der Gefahr einer Fehlinterpretation. Also kreierte man den Ausdruck spornosexuell und gab damit dem Drang der fitnessbegeisterten Masse, den eigenen Körper in homoerotischen Posen auf sozialen Netzwerken und Wettbewerben von Gratiszeitungen zu präsentieren, ein adäquates Adjektiv.

Nachdem nun Abercrombie & Fitch ‚unsere Kleider sind nur für schöne Menschen‘ mit ihren size zero-Hosen an den Pranger genagelt wurden, Dove seine Models aus Ruben’s Muse aquiriert und Mann politisch korrekt eine Frau erst ab Kleidergrösse 38 als sexuell begehrenswert empfinden darf, ist es nur recht und billig, wenn Mann seine Pauze mit stolz tragen darf und Frau beim Anblick vor Lust zerfliesst.

Der Mann ist in einer denkbar schlechten Position.
Sei es nun GQ oder Means Health, keine Zeitschrift sagt dir ‚Fühle dich wohl wie du bist‘. Vom Cover trieft das reine Testosteron, gestählte Sixpacks und muskulöse Arme. Körperfettanteil im einstelligen Bereich scheinen die Adern zu schreiben.
In Heftmitte finden wir nicht die köstlichsten Nacho-Dipps sondern Anleitungen, wie verschlinge ich ein Rind, ohne ein Gramm Fett anzusetzen.
Kein Entspannungsurlaub im Strandkorb auf Sylt, sondern zum perfekten Körper im Boot-Camp auf Zypern. Wer dies nicht bucht, ist ein Weichei und verdient nichts anderes, als einen dadbod.
Diese Magazine trimmen Mann darauf, im Alltag erfolgreich zu sein und den Damen zu gefallen.

Ja was denn nun?
Alle Studien haben einen grossen Fehler. Sie versuchen stets ein möglichst allgemeingültiges Schönheitsideal zu setzen ohne die Zielgruppe zu definieren. Für sie gibt es nur Mann und Frau.

Ganz salopp ausgedrückt; Braucht Frau einen wilden Hengst zwischen den Schenkeln, sucht sie den schwabbeligen Bierbauch mit dem Hang zum gemütlichen, oder den selbstverliebten, muskelgestählten Macho?
Will sie eine Familie gründen, sucht sie den arroganten Adonis, oder den Netten, vielleicht etwas einfältigen, mit der dicken Brieftasche?
Ich bin kein Menschenversteher, aber Männer sind da einfacher gestrickt. Die suchen einfach immer die Schönheit. Der Rest gibt sich schon. Frauen haben den grossen Vorteil; Sie müssen weder mit Karriere noch Geld aufwarten, wenn Mann die Frau in der Rolle der Ernährerin sieht, wirft er bestenfalls einen Blick auf ihre Brüste.

Dove kann noch so viele ’normale‘ Frauen – als wären schlanke Frauen abnormal – präsentieren. Dies bestätigt vielleicht die Frau Hübeli an der Kasse, wenn sie Sahnetorte und Chips auf das Förderband legt in der Richtigkeit ihrer Entscheidung bezüglich Wahl der Nahrungsmittel, aber es wird das Idealbild in den Köpfen der Männer in keiner Weise beeinflussen.
Es können noch so viele Studien zur Attraktivität des Bierbauchs erarbeitet werden, Frau lechzt nach wie vor nach dem Abbild des griechischen Gottes, der grösste Kompromiss wäre ein Vin Diesel.

Liegt man zuhause auf der Couch, blickt nach links oder rechts, sitzt mit grosser Wahrscheinlichkeit ein dadbod oder eine Dove-Model neben einem. Nicht weil man beim Anblick in sexuelle Ekstase verfällt. Vielleicht hatte die Geldbörse den vertretbaren Umfang, oder man hat einfach resigniert und erkannt, dass man nicht plötzlich ein willenloses Victoria Secret’s Model auf dem Boden einer Bierflasche findet.
Es ist eine hübsche Eigenart der Psyche, dass es dem Menschen gegeben ist, solange in die eigene Tasche zu lügen, bis darin kein Zweifel mehr Platz findet

Der Hintergrund dieser dadbod-Bewegung liegt im übrigen nicht darin, dass Männer der körperlichen Ertüchtigung müde sind. Sind sie vielleicht, doch haben sie die Kurzhantel noch nicht ins Korn geworfen, da die Oberflächlichkeit des weiblichen Geschlechts omnipräsent ist.

Zu guter Letzt, was in den hiesigen Medien irgendwie unter geht, die Gründe nach Mackenzie’s Freundinnen für einen dadbod:

  • Frauen fühlen sich schlecht, wenn sie mit ihrem „Fühl-dich-wohl-wie-du-bist“-Körper im Badekleid neben einem muskelbepackten Körper fotografiert werden.
  • Wenn die Leute sagen „Ihr seid ein schönes Paar“ möchte Frau im Fadenkreuz des Bewunderers stehen, das Kompliment zu 90% auf sich beziehen. Sie fühlen sich einfach besser, wenn sie die CEO und Team der Abteilung ‚optische Wirkung des Paares auf Umstehende‘ im Alleingang repräsentieren.
  • Frauen wollen nicht mit einem Stein knuddeln (oder Edward Cullen, Originaltext). Weiss ich nicht. Muss ich so stehen lassen. In erster Linie wird es dem Ego gut tun.
  • Mit einem dadbod-Boy kann man spontan Tacos essen und Bier trinken.
    Und dies, liebe Leser, verstehe ich und anerkenne ich. Zum Teil. Nichts ist mühsamer als Menschen, welche statt Speisen Nährwerte sehen und nie für einen spontenan Snack zu haben sind. Der Hund liegt darin, dass man ’nid de Füfer und’s Weggli‘ haben kann.
  • Frauen sehen gerne beim ersten Date, was sie erwartet, so sie erst älter sind und drei Kinder haben.
    Gequirlte Sch… Wenn Frau einen Mann sucht um die Zukunft zu planen zählen drei Sachen. Sein Einkommen, er soll kein totales Arschloch sein und die dritte Säule. Also ich habe noch nie gehört, dass eine Dame mit einem Mann eine Beziehung eingegangen ist, weil er bereits jetzt einen Bierbauch hat und daher nicht nach 15 Ehejahren mit dieser uangenehmen Überraschung aufwartet. Ich baue ja auch kein Haus ohne Dach, damit ich in zehn Jahren nicht erschrecke, wenn es rein regnet.

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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