Der Saugblaser Heinzelmann

Gerne würde ich meine neueste Errungenschaft mit einem Bild dokumentieren, aber das Netz bietet auf den ersten 325 Google Suchergebnis-Seiten kein Material; Weder Fotos, noch Testberichte oder glückliche Kundenrezensionen.

Der Staubbeutelvorrat meines getreuen Boschs ging zu Neige und die Neubeschaffung im FUST war mir zu aufwendig. Es ist ja nicht so, dass ich Steuern zu bezahlen hätte, aber manchmal muss man sich etwas gönnen.
Im Prinzip bin ich zu arm um billig zu kaufen, aber was Hänschen nicht lernt und somit stand ich vor einer Preisdifferenz von 89 Franken, zwischen Electrolux und dem No-Name-Schnäppchen namens Cyclon. Cyclon, das ist so, als würden sie ein Auto der Marke Auto kaufen.
Zu meiner Verteidigung möchte ich anfügen, dass die um 300 Watt höhere Saugleistung des Cyclon meine Entscheidung merklich beeinflusste. Die kleine Stimme im Hinterkopf – whispernd, dass sich Zeit meines Lebens noch nie in Schnäppchen bezahlt gemacht hat – ignorierend, begann ich das Regal unter dem Ausstellungsobjekt auszuräumen.
Die ersten drei Geräte, unverkennbar an den liebevoll verklebten Kartons, sind für gewöhnlich Kundenretouren, welche nach eingehender Prüfung – entspricht den technischen Spezifikationen – wieder in den normalen Warenfluss eingegliedert werden. Eines Tages wird schon einer zu faul sein, das Ding wieder in den Baumarkt zu tragen – gestatten RAB -, Problem gelöst.

Also ziehe ich das hinterste Gerät aus dem Regal, steige über die Schachteln und werde vom Ruf „einmal aufräumen in Gang 3“ zur Kasse begleitet. Den 1800 Watt-Sauger lässig unter dem Arm, festen Fusses ausschreitend, hätte ich wohl misstrauisch werden sollen, als zur Linken und Rechten Kunden mit dem Finger auf mich zeigten, verstohlen lachten, die Dame an der Kasse vor Kichern beinahe vom Stuhl fiel und sich die Belegschaft hinter dem Kundendiensttresen hinsetzte, teils den Bauch haltend, teils mit geräuschvollem Schenkelklopfen, während sie sich vor Lachen ausschütteten.
„Die Quittung – prust-keuch-, sei zugleich auch die -hahahahaha- Garantie“
Früher musste man sich mit der Quittung zum Kundendienst begeben, dies waren stets genau vier Meter mehr, als mir der Kaufpreis wert war, aber dieses eine mal schien dies nicht notwendig zu sein. Oder ich wurde mit Anlauf über das Förderband gezogen.

Nur noch die Schlauchnut in die Schlauchmuffe stecken und schon kann die befliessene Hausfrau/Hausmann mit der Reinigung des Heimes loslegen.

  • Es wird empfohlen, die Saugleistung vor dem Einschalten auf das Minimum zu stellen

Gecheckt, ich möchte tunlichst vermeiden, meine Schmutzschleuse aus dem Cyclon-Behälter zu puhlen.

  • Achten sie darauf, dass keine hängenden Körperteile in die Nähe der Geräteöffnungen gelangen, insbesondere beim Treppen reinigen

Vorsichtshalber nochmals die Hose hochgezogen und dann den Startbutton gedrückt. Das Haus erzitterte unter der Power, ich näherte mich einem kleinen Fusel, welchen ich vorher nach langem Suchen ausgemacht und als Testobjekt bestummen hatte. Kurz vor dem Erreichen desselbigen löste sich der Schlitten vom Rohr, selbiges rammte ich in den Parkett, strauchelte im Eifer des Gefechts und stiess den Kopf am Couchtisch, während sich das Rohr empfindlich in meine hängende Körperteile bohrte. Der Fusel harrte noch seines Schicksals.
Rohr und Schlitten nochmals ordentlich zusammengequetscht, nachgeschaut ob nicht ein Zubehör vergessen ging, ging nicht, und der zweite Versuch.
Mit dem Elan eines Nascars auf der Zielgeraden raste ich über den Fusel, welcher sich aber ganz widerspenstig in einer Pore des Parketts verhackte. Ein erneuter Versuch, diesmal mit leichtem Druck auf den Schlitten, welcher selbiger mit einem hässlichen Knacks quittierte. Wieder nichts, ich entschloss mich, die Saugleistung um dreissig Prozent zu erhöhen.
Danach schaltete ich den Sauger aus und suchte erst die kleine Springfeder welche neckisch unter dem Leistungsschieberegler hervorsprang, während sich selbiger vom Gerät löste.

Die Fixierung desselbigen nahm meine Geduld etwas in Anspruch, nach angemessener Zeit rammte ich den aufstehenden, zur Reglerhalterung bestimmten Nippel mit einem amtlichen fünfer-Schlitzschraubenzieher unter das linksseitige Gehäuse. Hernach, um den Verlust wieder wett zu machen und dem Regler auf Maximum – durch obenstehende Aktion wurde er der eigentlichen Reglerfunktion beraubt und Anleitungskonform sollte ich mich aufgrund der nun zur Verfügung stehenden unbegrenzten, maximalen Power von Matratzen und Möbeln fernhalten – machte ich mich wieder über den Fusel her. Im Schweisse meines Angesichts. Dieser gab sich kämpferisch, ich hielt mit dem Cyclon 1800 dagegen. Zu meinem Leidwesen erhielt der Fusel Unterstützung durch einen sanften Windstoss, welcher durch das Zimmer fegte und ihn vor mir hertrieb.
Abermals ein Blick in die Kartonage, viellicht befand sich im Lieferumfang eine kleine Schaufel, mit welcher der Schmutz in das Rohr zu schaufeln wäre. Nichts dergleichen.

Nun, ich brach die Übung ab. Schweissüberströmt, man kann über den Cyclon 1800 sagen was man will, aber um einen Raum zu erwärmen wird Jumbo kein besseres Produkt im Regal haben.
Beiläufig drückte ich auf den Kabelaufrollknopf.

  • Das Kabel lässt sich nicht vollständig einziehen => Ziehen Sie das Kabel ein Stück heraus und drücken sie danach erneut die Kabelaufrolltaste. Wiederholen sie diesen Schritt, bis das Kabel aufgerollt ist.

Klingt nicht nur nach Sisyphos, es ist eine Neverending-Story. Mit viel Liebe und sanfter Hand geleitete ich das Kabel, zärtlich als würde ich eine kleine Katze streicheln, in das Innere des Gerätes. Gut ich gestehe, den letzten Meter mit Fusstritten und Faustschlägen.

Nur der Neugier halber entfernte ich den Staubtank, fünf Liter fasst das gute Stück. Fasziniert war ich vom Schmutz welcher sich angesammelt hat und frage mich, wo der Cyclon 1800 diesen gefunden hat.
Wird wohl vom Hersteller im Inneren des Rohres gelagert und mit einem ausgeklügelten Mechanismus in den Sauger geschleudert, was auch eine Erklärung für das Geräusch von berstendem Kunststoff wäre, welches während des Einsetzens der Schlauchmuffe in die Schlauchnut an mein Ohr gelangte.

Ich hielt also den Behälter über den Müll, drückte den kleinen Knopf – Bottom-Down-Technologie nennen die Entwickler dies – und stand da mit einem Griff in der Hand. Den Rest des Behälters hat der Button mittels Bottom-Down-Technologie auf leere Thunfischdosen – ja die landen gelegentlich im Müll, da ich ja auf jeden Müllbeutel eine im Volg käuflich erworbene Bitte-Müll-noch-trennen-Marke klebe – befördert.

Mit sanften aber gezielten Fusstritten habe ich nun das Ding ins Erdgeschoss befördert und widme mich dem hervorgehobenen Artikel Entsorgung in der Faltblatt-Anleitung.

Die Garantie wird mit dem Aufreissen des Plastik erloschen sein und erklär mal nach dem Auslösen der Bottom-Down-Technologie, dass du das Gerät nicht benutzt hast.

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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