Ein Katzenklo zum Muttertag

So in etwa verkörpere ich den Typus Sohn, welchen man keiner Mutter wünscht, der eigenen schon gar nicht, wenn man so etwas wie eine Beziehung zu selbiger unterhält.

Aller Emanzipation zum Trotz ist das zweite Wochenende im Monat Mai, präzise gesagt der Sonntag, der Tag an welchem sich die Frau als solche gerne etwas den Allerwertesten nachtragen lässt. Als Dankeschön für die wunderbaren Jahre und der aufopfernden Hingabe der Frau Mutter für die Familie und insbesondere für die Kinderlein. Obwohl die Mutterrolle nicht mehr so klar definiert ist, da mit der zunehmenden Domestizierung des Mannes kurz nach dem Stillen, damit vergeudet die moderne Frau noch drei Wochen, der ehemalige Patriarch die ursprünglich weibliche Rolle übernimmt, damit die Dame die Frauenquote der Betriebe erfüllen kann.

Der beste Freund eines Jungen ist seine Mutter; dies wusste schon Norman Bates und der hat immerhin den vertrockneten Leichnam seiner Mutter jahrelang durch das Haus getragen, nachdem er ihr Strychnin verabreicht hat.

Heute überlegte ich mir kurz, ob ich Mutter besuchen sollte. Ihr meine Dankbarkeit ausdrücken. Doch da lag der Hund begraben. Die letzten 20 Jahre, soweit reicht meine Erinnerung, musste Mutter keinen Finger für mich krumm machen und jedwelche Gefälligkeit wurde von mir gefordert. Vom defekten Fernseher über Umzugsarbeiten bis hin zum Katzen füttern.

Ich mag Katzen. Sogar sehr. Letztendlich wuchs ich auch mit einer auf, der Ausdruck „eine Katze besitzen“ missfällt mir irgendwie. Es wäre doch irgendwie pervers, sich ein Lebewesen zu halten, ein eigenständiges Individum zu unterwerfen, nur um des Spasses willen und weil man es eben kann.
Verglichen mit den modernen Katzen hatte meine definitiv einen Schaden, wie man so hübsch sagt. Sie liess sich wohl füttern, auch knuddeln wenn ihr danach war, ansonsten war sie jedoch ein Freigeist und verbrachte ihr Leben weitgehendst draussen. Tag und Nacht, Sommer und Winter.
Wenn meine Mutter mich nun bittet ihre Katzen zu füttern, ist dies beileibe kein drei-Minuten-Job und bedarf der eingehenden Instruktion. Dabei stehe ich wie ein Vollidiot daneben, welcher bezüglich Tierhaltung die letzten zwanzig Jahre auf einem anderen Planeten verbracht haben muss.

Da stehen also zwei identische, blaue Futternäpfe, ich weiss nicht welcher für welche Katze ist, aber es ist anscheinend immens wichtig, dass jede aus ihrem eigenen frisst. Die Sache ist nämlich die, dass die eine mit einer Feucht-Mischung aus der Tüte für ganz „zarte und liebe“ Katzen verwöhnt wird, während die andere einen Fleischmatsch aus der Portionen-Konserve „für den kleinen Wildfang“ in die Schale geschüttet erhält. Des Morgens, wohlgemerkt. Abends nämlich ist ein nahezu identischer Beutel mit „für die sanfte Verdauung“ gedacht, während die andere eine „Schlaf-gut“ Mischung erhält. Versetzt mit homöopathischen Tropfen und dreiundzwanzig Schüsslersalzen. Was hatte ich schon Diskussionen, warum ein Placebo bei einem Tier nicht funktionieren kann, aber da stösst man auf taube Ohren und ich spreche nicht von der Katze.
Dazu ein Dessert in Stängelform, von welchem die eine 65% und die andere 32% erhalten soll. Der Einfachheit halber gebe ich jeder einen Stängel, so muss ich das eklige Zeug nicht anfassen und die Katzen wirken ob der Zusatzration auch nicht unglücklicher.

Nun ist also eine Kernaufgabe, dass man die Futterabgabe beaufsichtigt und die Katze zu dem ihr zugedachten Futternapf drängt. Leider mag der mit Placebos bedachte Wollknäuel seine Schüsslersalze so gar nicht und will lieber den Napf des kleinen Wildfang, während dieser einfach aus Prinzip den anderen Napf will. Bevor er seinen ausschlabbert, so clever ist er, denn diesen hat er quasi auf sicher, da er sich breitbeinig darüber stellt oder um sicher zu gehen, noch einen Fuss in der Fleischpampe platziert.
Immerhin soviel wilder Instinkt ist noch vorhanden. Selbstverständlich darf ich nachher die süssen Tatzen auf dem Boden aufwischen. Nach der Packungsbeschriftung sollten sie den Duft von Huhn und Rind verbreiten, ich fühle mich eher an den Stuhlgang bei einer richtig hässlichen Magendarmgrippe erinnert. Beim Befüllen der Futternäpfe muss ich stets den Würgreiz unterdrücken und ich bin beileibe nicht zart besaitet, kaufe ich doch mein Mittagessen bei Coop, da ist man sich einiges gewöhnt.
Noch spassiger ist das Auskratzen der Futterreste am Tag danach. Mit einem speziell für diesen Zweck abbestummenen Löffel, so hoffe ich doch, hebelt man diese feste Masse vom Boden des Napfes, mit wohldosiertem Krafteinsatz, dennoch in der ständigen Angst, die Pampe sich selbst ins Gesicht zu schleudern. Ein verdammter Drahtseilakt, kein Zwei-Komponenten-Kleber haftet so gut wie Whiskas „für die sanfteVerdauung des zarten, kleinen Wildfangs“ nach einem Tag im Plastiknapf.
Als nächster Schritt gilt es die Wassertöpfe zu füllen, welche in der ganzen Wohnung verteilt sind. Warum, fragt mich nicht. Ich weiss wohl, dass Katzen ihr Wasser nicht gerne neben dem Essen haben, aber weswegen eine Schüssel hinter dem Fernseher, eine im Kleiderschrank, auf dem Klo, neben dem Schuhregal… Offen gestanden, ich merkte mir nie alle Standorte und bin nicht sicher, ob ich regelmässig alle nachgefüllt habe. Spielt auch keine Rolle, letztendlich saufen Katzen doch onehin aus den Topfuntersetzern der Orchideen und Sukkulenten oder aus der Spühle.
Meiner Mutter liegt das Wohl ihrer Katzen sehr am Herzen, so denke ich, dass an jedem Ort der Behausung, an welchem die Katze durstig ausgesehen hat, eine Schale mit Wasser platziert wird. Analog zum Katzenklo.

Wenn man dasteht, bewehrt mit einer kleinen, blauen, mit Exkrementen verkrusteten Schaufel in der rechten und dem Frischhaltebeutel in der linken Hand, weiss man definitiv, Katzen haben keine Herren und Meister, Katzen haben Personal.
Während ich meine Katze wohl zu Lebzeiten, vierzehn Jahre wohlgemerkt, nie beim Verrichten ihres Geschäfts gesehen habe, sind meiner Mutter Fellknäuel Heimscheisser wie es im Buche steht. Dank Chip im Genick und einer Klappe im Fenster können sie ein- und ausgehen wie es ihnen beliebt und es beliebt ihnen sehr, dem Whiskas „für die zarte Verdauung“ in einer der zwei oder drei heimischen Kisten Tribut zu zollen.
Die Katzen sind eher antiautoritär erzogen worden, so dürfen sie auf der Küchentheke spazieren, im Kleiderschrank schlafen und wenn sie in eine beliebige Ecke des Hauses gekackt haben, wird dort eben eine dieser unmöglichen Scheissboxen installiert. Befüllt mit „Ohne Geruch, speziell für empfindliche Katzenbabys-Näschen“-Sand, gedeckt mit einer Haube und dem speziellen „Binford Geruchsneutralisator auf ionischer Katodenbasis“ bestückt.
Nicht nur, dass ich den Katzen mit ihren langen Haaren grundsätzlich nur eine bedingte Wildnistauglichkeit bescheinige, scheinen sie mit Vorliebe auch ihre Exkremente in den Arschhaaren verkrustet mit sich zu tragen. Nein, sie sind nicht verwahrlost, meine Mutter kümmert sich hingebungsvoll. Aber ich wehre mich bisher erfolgreich dagegen, die Katze in den Schwitzkasten zu nehmen und die gesammelten Fremdkörper jeglicher Art sowie verknotete Haare vom Körper zu schneiden.
Bei allem Respekt, ich gestehe den Tieren ihre Würde zu, im Reich der wilden Tiere läuft letztendlich auch kein Trottel mit einer Schere durch die Gegend und reinigt die Viecher.im-reich-der-wilden-tiere

Wenn die Katzen von Natur aus solch lange Haare erhalten haben, wird besagte Natur auch ein Homo-Sapiens-unabhängiges Reinigungssystem des Fells einkalkuliert haben. Wenn Mutter jedoch irgendwelche perverse Haustierzüchtungen unterstützt, hätte ich ein ernstes Wort mit ihr zu sprechen.

Ob dies nun wirklich am Verdauungs-Whiskas oder an homöopathischen Globo-Kügelchen liegt, jedenfalls ich bin jedesmal erstaunt, was zwei Katzen an Exkrementen in dieser Plastikbox deponieren können. Wohl habe ich kein empfindliches Katzenbaby-Näschen, aber der Sand versagt auf der ganzen Linie und auch der ionisierende Atomfilter quittiert den Dienst. Einen Frischehaltebeutel voller Scheisse mit zwei Fingern haltend weit von mir streckend und abgewendetem Kopf renne ich zum Abfalleimer.

Ich hoffe, wo immer mein Kater auch ist, er beobachtet mich bei dieser entwürdigenden Tätigkeit und hat seine kräftige Schnauze zu einem höhnischen Grinsen verzogen. Ich habe es wahrlich verdient, zu selbstverständlich habe ich unser unkompliziertes Zusammenleben genommen.

Den Muttertag lasse ich sausen, aber vielleicht habe ich gerade das perfekte Geschenk gegoogelt.

Die Litter Spinner KatzentoilettekatzenkloPro Katze und Tag ist die Trommel einmal im Tag im Uhrzeigersinn zu drehen. Wichtig, nachdem die Katze das Klo verlassen hat. Die Hinterlassenschaft wird dann in einen speziellen Behälter befördert, welcher ganz einfach zu reinigen ist. Da das Prinzip vielleicht nicht ganz so vollendet ist, erhält man einen „Clump-Stick“ mit welchem hartnäckig und besonders klebende Klümpchen von der Innenseite der Trommel zu kratzen wären. Igitt. Irgendwie kein revolutionärer Fortschritt.
Für die gründliche Reinigung ist die Trommel komplett zu leeren, zu zerlegen, nass zu reinigen, ordentlich zu trocknen und wieder zusammen zu bauen.
Klingt aufwändig.

Katzen und Kisten ist ja eine Sache für sich, das weiss jeder, welcher schon einmal zum Tierarzt musste. Um die Katze an das neue Klo zu gewöhnen, soll man nun etwas Streu aus dem alten Klo entnehmen und in das Neue legen. Je nach Haustier hilft es vielleicht eher die Türe des Kleiderschranks, ein Streifen der Bettwäsche oder ein Flicken des Spannteppichs zu verwenden, nicht jede Katze bevorzugt die Kiste um ihr Geschäft zu verrichten.
Zusätzlich zu erwerben wäre, kein Scheiss, ein kleiner Katzenklo-Vorleger, damit die Katze ihre Pfoten sauber halten kann. Vor meinem geistigen Auge sehe ich den Fellknäuel schon mit einem geschickten Sprung darüber hinweg setzen und kleine, lecker riechende Tatzen in der Wohnung verteilen.

Ein abschliessender Tipp: Anscheinend gibt es Katzen, welche sich gerne mit den Vorderpfoten vor dem Klo erleichtern. Sachen gibt es. Da für diese Kackstellung der Einstieg etwas hoch ist, sollte man mit Büchern eine kleine Leiter bauen. Bücher nicht im Lieferumfang enthalten! Auch für Katzen mit Gelenkproblemen und Kitten. Ich gestehe, Kitten musste ich googeln, das sind die Katzenbabys von domestizierten Katzen.

Wenn man bedenkt, dass die Katze einst als pflegeleichtes und selbständiges Haustier galt, ist es heute schon mit ordentlich Aufwand verbunden. Wie gut, dass man einen Sohn in die Welt gesetzt hat, um diese Aufgabe zu übertragen.

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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