Ein nukleares Problem

Die Katze ist aus dem Sack.
Der Atommüll soll also im Zürcher Weinland oder im aargauischen Bözberg gelagert werden.
Grosses Aufatmen am Wellenberg, Jura-Südfuss und im Gebiet Nördliche Lägern.

Die Naivität der Aufatmenden gleicht der Idee, mit dem Schweizer Klimarappen unsere Luft zu verbessern.
Alle Standorte liegen, ganz grob gemessen, in einem Umkreis von 50 Kilometern. Es ist kaum zu erwarten, dass es die Schaffhauer kalt lässt, wenn im Aargau ein Fass vom Transporter fällt. Geschweige denn in Benken, welches vom Präsidenten der Regionalkonferenz Südranden, Stephan Rawyler, unter Zipfelmütze und auf dem ökologisch korrekten Fahrrad in knapp 20 Minuten erreicht werden kann.
Die nuklear-entlastete Regionalkonferenz Südranden redet erfrischend offen keineswegs um den heissen Brei herum und unterstreicht die Wichtigkeit, dass „Schaffhausen“ und „atomares Endlager“ nicht in einem Atemzug genannt werden.

Mir ist klar. Die Grünen und ähnlich denkende Genossen haben kein Verständnis für atomaren Abfall. Wenn es nach ihnen geht, würde dieser nicht existieren. Nur wenige verstehen, woher die ökologisch korrekt lebenden ihren Strom gerne hätten. Strom scheint irgendwie produziert zu werden, wenn ich des Nachts meinen Fernseher vom Netz trenne, denn dies ist die viel-zitierte, ultimative Lösung. Wasserkraft ist böse, wenn das aufgestaute Wasser das Ufer vereinnahmt und die Fische irritiert. Windräder sind böse, wenn das Rauschen die Ruhe durchbricht und die Kühe irritiert und alles, was einen Schornstein oder Kühlturm hat ist sowieso Teufelszeug. Die liebe Sonne hat die merkwürdige Eigenschaft des Nachts dem Mond Platz zu machen, dennoch sollte das e-bike geladen werden.
Liebe Naturfreunde, solange der Strom nicht gottgeben im Vorgarten gesäät und gepflückt werden kann, muss er wohl oder übel mit den uns gegebenen Mitteln produziert werden. Wir sind dankbar darüber und nutzen ihn, denn Strom ist eine saubere Sache.

Die Art und Weise, wie wir mit dem Abfall verfahren ist jedoch an Peinlichkeit nicht zu überbieten. Der Kantönligeist wird auf eine höhere Ebene getrieben. Wenn ich das Altöl aus meinem Citroen 2CV unter den Holunderbusch des Nachbarn kippe ist es sauber entsorgt, solange es sich nur nicht in meinem Haus und Hof befindet.
Die Nagra sucht das ideale Lager. Solange diese bei dem Nachbarn buddelt und bohrt ist es tiptop, jede Menge selbsternannte Experten erkennen schon mit einem Blick in Google-Maps, dass dort der ideale Platz ist.
Sobald die Laster und Bohrtürme jedoch in unserer Region rollen, spriessen Geologen, zweibeinige Seismografen und Wünschelrutengänger wie Pilze aus dem Opalinus-Boden und erklären mit Nachdruck, ohne den Zeigefinger jemals in den feuchten Waldboden gedrückt zu haben, warum der Südranden das ungeeignetste Gelände in diesem uns bekannten Universum sei, um irgendwelche Brennstäbe zu verbuddeln.

Die Nagra ist der personifizierte Teufel, welche nicht etwa nach dem am wenigsten ungeeigneten Standort sucht, sondern uns allen nur Böses will. Daher machen sich die Gegner für das Vetorecht der Kantone stark und auch hier endet das Denken an ebendieser Grenze.
Ich weigere mich zu glauben, dass Frau Ursula Hafner-Wipf tatsächlich mit einer solchen Naivität geschlagen ist, dass sie glaubt, wenn die Zürcher ein „Nein“ zum Standort Benken in die Urne legen, die Aargauer erfreut in die Hände klatschen und in Bözberg der Nagra der goldene Schlüssel zur Stadt überreicht wird.

klar-schaffhausenDiese Aktion, unter dem Punkt „Aktuell“ (September 2014) auf der Homepage von
Klar! Schaffhausen, wäre vielleicht eine Lösung. Den Müll auf den Balkonen der Verursacher zu lagern.
In nächster Zeit wird wohl auch keine andere Lösung erarbeitet werden. Denn eines haben alle Atom-Lager-Gegner gemeinsam: Jeder weiss ganz genau, wo der Müll NICHT hin soll, wo er stattdessen gelagert werden könnte, darum möchten sich bitte andere kümmern.

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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