Eine Woche Diät ist durch

Kinder wie die Zeit rennt.
Wobei, zäher als nacktes, gebratenes Geflügel ist nur noch der Zeitraum, über welchen man dieses verzehren sollte. Eine Woche meiner Diät durch und ich kann Poulet nicht mehr riechen, geschweige denn essen. Die letzte Ration bewältigte ich nur mit Unmengen an Pfeffer.
Nächstes Ziel, die Entwicklung einer leckeren Marinade ohne jegliche Nährwerte, denn mein Verzehr von Rindfleisch nimmt dekadente Formen an. Obwohl ich nicht behaupten möchte, dass mein Portemonnaie mehr belastet wird. Naschereien jeglicher Art sind ja hinfällig und der Coop’schen Abzocke für die tägliche Schüssel traurig, labrigen Grünzeugs, der Prise Schlachtereiabfälle, dem gewürfelten Restbrot der Vorwoche, der abgehobelten Käserinde, dessen Kombination einem der Grossverteiler mit einer weissen, milchigen Masse übergiessen lässt und einem das ganze als Ceasar-Salat andreht, bin ich auch nicht mehr ausgeliefert.

Angenehmer Nebeneffekt der Diät, man lehrt viel über Ernährung und, oh Wunder, es interessiert mich gar.
Die Auswirkungen von Nährwerten im Körper zum Beispiel. Oder wusstet ihr, dass der Magen aufgrund der lockeren Molekularketten Kohlenhydrate mit einem Fingerschnipp dem Organismus zuführt – daher auch die schnelle Energie für Sportler -, während er bei Proteinen ordentlich schippen muss und beinahe einen Drittel der zugeführten Energiemenge bereits verbraucht, um die Moleküle aufzuspalten und die Energie dem Körper zur Verfügung zu stellen?
Deswegen erhöht sich unsere Körpertemperatur auch bei einer Proteindiät, deswegen trinke ich auch problemlos zwei Liter Wasser im Tag, Tendenz steigend.
A propos Wasser; So ihr nach einem üppigen Essen eines Abends auf die Waage steht, die Skala nach oben schnellt und am nächsten Morgen keine Anstalten macht nach unten zu wandern, es ist nicht das Essen. Zwei Kilo an Gewicht zulegen entspräche in etwa 18’000 Kalorien, selbst ein Löwe hätte Mühe, dies mit einer Mahlzeit zu schaffen.
Das Salz ist der Übeltäter. Bereits 9 Gramm Salz kann einen Liter Wasser über zwei Tage hinweg im Körper speichern.
Interessante Fakten, der menschliche Körper ist eine faszinierende Maschine.
Wusstet ihr, dass ihr bei kaltem Duschen bis 100kcal verbrennen könnt, da der Körper darauf bedacht ist, seine Temperatur zu behalten. Deswegen empfiehlt sich während einer Diät der Genuss von kalten Speisen, sich im Winter nicht zu sehr einzupacken und die Heizung etwas nach unten zu stellen. Wenn der Körper mehr heizen muss, nimmt er die erforderliche Energie letztendlich aus den Reserven.
Natürlich ist das Buch von Dukan einseitig geschrieben, nicht selten widerspricht er sich selbst geringfügig, aber im Grossen und Ganzen kann ich seine Darstellungen nun aus eigener Erfahrung bestätigen.
Weswegen Protein-Diät?
So unglaublich der Körper auch ist, das Einzige, was er nicht selber produzieren kann sind Proteine. So wir ihm diese vorenthalten, nimmt er sie aus den Muskeln und Knochen und dies ist wohl das letzte was wir wollen.
Früher war ich an der Atkins-Diät – keine Kohlehydrate, dafür Fett – interessiert, aber Dukan’s Aussage, man soll dem Körper nicht zuführen was man loswerden wolle, ist irgendwie eingängig.

So, genug Klugscheissern, letztenendes ist dies auch nur gefährliches Halbwissen.
Aber vielleicht hätte ich doch Koch werden sollen, war dies mein erster ernst zu nehmender Berufswunsch, meine Noten in Hauswirtschaft hätten ebenfalls dafür gesprochen. Wurde mir von allen Seiten abgeraten; Ich müsste am Wochenende arbeiten, Feiertagen, arbeiten wenn Kollegen ausgehen und hätte frei, wenn niemand sonst Zeit hätte.
Ihr wisst worauf es hinaus läuft; Nun leiste ich Pikett an Wochenende und Feiertagen, wenn andere feiern sitze ich zuhause und habe dafür einen öden, stumpfsinnigen den Launen der Wirtschaft unterworfenen Job, welcher auch ein Affe erledigen könnte, sobald er fähig wäre, sich irgendwie mitzuteilen.
Tja, im Nachhinein ist man immer klüger.

Natürlich ist die Dukan-Diät nicht eitel Sonnenschein. Von den hundert erlaubten Lebensmittel kann man getrost fünfzig Prozent streichen, es sei denn, man steht auf Pouletherzen, Rindslebern und andere Innereien. Schon eklig, was manche Leute essen. Aus dem Rest versucht man eine Art Mahlzeit zu fabrizieren. Wobei ohne Salz und Fett auch die fantasiereichste Kombination wie ein Stück Karton schmeckt.
Der Vorteil, während Salz den Appetit anregt, fördert der Mangel jeglichen Geschmacks ein frühes Sättigungsgefühl. Noch ein Tipp, gerade für die Alleingänger da draussen, verzichtet auf fernsehen während des Essens, die Ablenkung lässt euch über das eigentliche Sättigungsgefühl hinaus essen. Zudem, wenn ihr alleine am Tisch sitzt und eine weisse Wand anstarrt, wird das Essen bald langweilig.

Gerade das Frühstück fehlte mir ganz besonders. Nach der Angriffsphase darf ich nun wohl zwei Esslöffel Haferkleie zu mir nehmen, aber richtig satt macht diese auch nicht. Heute habe ich vorgearbeitet. Mit zwei Esslöffel Magerquark – denke immernoch Quark ist ein alte-Leute-essen, aber hat nunmal kein Fett – und zwei Eiweiss – Eigelb hat Kohlenhydrate, also weg damit – kann man eine Art Omelettenteig zubereiten. Schmeckt wie alles, nach nichts, aber mit einer Ladung Zimt – nicht Zimt-Zucker! – ist es schon nahezu geniessbar.
Da diese Teile im Kühlschrank fünf Tage lang haltbar sind, wollte ich heute vorproduzieren. Der erste gelang wunderbar, wie aus dem Bilderbuch. Der zweite war etwas dunkler, aber ist noch gut, kann man noch essen. Der Dritte ging eine interessante Symbiose mit meiner Billig-Bratpfanne ein. Das Kochen ohne den Schutzfilm von Fetten und Ölen bedingt wohl High-End-Equippment. Während meine Grillpfanne von jüdischer Herkunft – Rosenthal – bei einem Grossverteiler anlässlichen hingebungsvollem Marken sammeln erstanden, absolut überzeugt, möchte ich den Rest ersetzen. Da würde es sich doch anbieten, meine Utensilien vom selben Hersteller zu beziehen, aber da fehlt etwas…tefal-jamie-oliverRichtig; Ich will Lebensgefühl kaufen und die Produkte gratis dazu erhalten. Wenn ich die selben Produkte wie der beste Koch der Welt benutze kann nichts mehr schief gehen.

Damit nicht genug. Meine Pfannkuchen haben sich also mit der Pfanne verbunden, worauf ich eine zweite hinzu nahm. Die Platte lief auf Kochstufe eins, ich hätte mit dieser Leistung problemlos eine Halle der Festhallenvermietung Frauenfeld beheizen können. Mein Herd kennt nur noch zwei Betriebsarten, ein oder aus.
Um der Effizienz noch das Krönchen zu verleihen, wird nicht mehr ausschliesslich das Kochfeld erhitzt, auf der ganzen Oberfläche könnte ich wahlweise Würstchen oder Spiegeleier zubereiten. Oder auch einen knusprigen Handballen, was mich überhaupt zum feststellen dieser Tatsache führte, als ich Pfannkuchen-Teig-Kleckser vom Chromstahl zu entfernen versuchte.

Mal sehen, ob es hier auch eine Jamie-Oliver-professional-serie gibt.

Ich fasse kurz zusammen; 2 Diätbücher, 1 Diät-App, 1 Dampfgarer, 1 Mikrowelle, 2 Bratpfannen Jamie-Oliver-Professional-Serie, Unmengen an Rind- und Pouletfleisch, ordentlich viel Ökostrom, einen Kochherd mit Backofen; Vielleicht ist es noch nicht zu spät, für eine Offerte der Mang-Klinik am Bodensee…

Nebenbei, es sind beinahe drei Kilo runter, der Körper stagniert momentan. Hat mir Professor Dukan soweit prophezeit. Eine mühsame Phase, aber seit gestern darf ich an drei Tagen die Woche meinem Speiseplan Gemüse zufügen, was mich darüber hinweg tröstet.
In den folgenden 56 Tagen sollen noch fünf Kilo weg.

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
Dieser Beitrag wurde unter Strong Enough veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.