Galenstock

Samstags durfte ich meinen Kletter-Mentor auf den Galenstock am Furkapass begleiten.
Um sieben Uhr morgens wird noch nicht mit Gletschergrottenbesucher gerechnet, daher umrundeten wir das Drehkreuz elegant. Wir gedachten auch nicht in die Grotte zu gehen, sondern darüber hinweg. Also nicht direkt, denn die Grotte ist mit Tüchern bedeckt, dass sie nicht dahinschmelzen möge.rhonegletscherIch war etwas entsetzt. Vor nicht einmal 20 Jahren spazierte man über einen Steg in den Gletscher. Heute muss man 30 Meter absteigen. Erzähl mir noch einer was von Klimalüge…

Gut, wir sind nun nicht auf Samtpfoten über den Gletscher, aber da müssten wohl viele Steigeisen trampeln um dem Eis wirklich zu schaden. Es macht schon Spass, die Eisen in das Eis zu treiben, über Spalten zu springen und den ultimativen Halt zu erleben. Ansonsten ist es eine etwas einsame Geschichte, da man um der Sicherheit willen eine Seillänge von gut 30 Metern entfernt voneinander geht.
Wir hatten einen kleinen Wettlauf gegen die Uhr, um vor dem Eindunkeln wieder zurück zu sein, sollten wir um zwei auf dem Gipfel stehen. Adi als der Fittere von uns ging zuerst voraus um Stufen zu schlagen. Ich gehe nicht so gerne auf Schnee, mit dem Einsinken und kleinsten Rutschen habe ich das Gefühl, für einen Schritt auf Fels, zwei im Schnee zu brauchen.
Für ein Teilstück wählte ich die Direttissima über den Fels, was sich infolge der Vereisung und dem erforderlichen Pickeln auch nicht als schneller herausstellte. Die Vereisung war das eine, der verantwortungslose Alleingang aber das wirklich Verwerfliche…
Nach kurzer Rast, Windchill minus irgendwas, ging es weiter hoch. Ein kleiner Götterquergang mit schönem festen Schnee, bis wir wieder knietief einsanken. Ein häufiges Abwechseln mit Spuren liess uns doch zügig voran gehen.
Es pendelte sich ein Rhythmus ein, mit Tunnelblick schlug ich Stufe um Stufe in den Schnee, bis ich mit einem Stopp-Ruf von hinten ziemlich sicher vor einem hässlichen Absturz bewahrt wurde. Wir waren nur noch wenige Meter vom Grat entfernt, der Blick nach rechts offenbarte die nicht zu knapp überragende Schneewechte.schneewechteWäre ich alleine unterwegs gewesen… Nicht auszudenken.
Wir begannen zu traversieren, der Schnee wurde beinahe minütlich matschiger, das blanke Eis kam zum Vorschein. Also setzten wir uns an den Hang, zogen die Steigeisen wieder an und kamen immer zäher vorwärts.
Drama pur, nach Höhenmesser noch fünfzig Meter unter dem Gipfel. Allmählich bewegten wir uns in dem Bereich, als ein Ausrutscher mehrere hundert Meter tiefer geendet hätte. Die Uhr tickte, die Sonne arbeitete gegen uns, trotz des Zeitdrucks beschlossen wir uns zu sichern, Eissschrauben wurden gesetzt.
Mein Kollege, mit einem ordentlichen Rucksack Erfahrung mehr als ich, marschierte weiter hoch, setzte Sicherungen, bis er etwa dreissig Meter unter dem Gipfel feststellen musste, dass das Eis mittlerweile so matschig war, dass keine Schraube mehr hielt.
Dumme Sache das, vielleicht bin ich etwas zu sehr Feigling, aber ich war froh über diesen Vernunftsentscheid, wenn es mich auch wurmte, so kurz vor dem Ziel umzukehren.
Ein paar hübsche Bilder konnte ich doch noch schiessen, von unserer Abseilaktion leider nicht. Es macht den Vorsteiger verständlicherweise nervös, wenn der Sichernde anstelle des Seiles die Kamera in der Hand hält.
Es wurden viele Variationen des Abstiegs umgesetzt, wobei das Rutschen auf dem Allerwertesten und bremsen mit dem Pickel im Schnee mit Abstand am spassigsten und schnellsten war.

Den Gipfel nicht berührt, aber war eine tolle Tour.
Selbstverständlich mit Sonnenbrand, es ging ja immer ein kalter Wind, warum sollte ich mich denn eincremen…

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Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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