Geballte Intelligenz im richtigen Blatt

Ein Halt-Signal bedeute, dass ich halten solle bis mir der Kollege die Weiterfahrt gestatte.

Man hat nie ausgelernt und falls man dies glaube, belehrt einem ein Herr mit Schirmmütze und leuchtender Weste schon eines Besseren. Besagter Kollege stand aber auch ausserordentlich ungünstig bei der Ausfahrt Schaffhausen Nord des Cholfirsttunnels. Die tief in die Augen gezogene Mütze sollte wohl den Knopfaugen im Milchreisgesicht ein düsteres Aussehen verleihen, betonte aber eher den spriessenden Pubertätsflaum am sanft geschwungenen Kinn. Wie dem auch sei, die ersten Stiefel noch nicht durchgelaufen, wirkte er wie ein Verkehrskadett in zu grosser Leuchtweste mit einem Patschhändchen zum Grusse erhoben.
Ich drosselte das Tempo, das gehört sich so wenn Kinder auf der Autobahn spielen, und gondelte elegant an ihm vorbei, was er mit konsterniertem Blick verfolgte. Drei Meter weiter vorne standen kleine Hütchen und ein bunter VW T4 im Weg, ich war genötigt auszuweichen, hielt an, liess das Beifahrerfenster hinunter und gewährte dem Schutzmann eine Audienz. Er konnte seinen Blick nicht von der Auslegeware auf dem Beifahrersitz trennen, fand jedoch keinen Punkt zur Beanstandung und entliess mich nach der einleitend genannten Belehrung.
Es war nicht einmal böse Absicht, aber die Idee, mein Fahrzeug an einer Autobahnausfahrt zum Stillstand zu bringen erschien mir ob der Gefährdung des nachfolgendem Verkehr jeglichem vernünftigen Menschenverstand entbehrend, dass ich schon gar nicht in Erwägung zog, dass mich das Milchreisigbubi ein solch dümmliches Tun heissen wollte.

Wie gesagt, man lernt nie aus.

Wo wir doch gleich beim am wenigsten ungeeigneten Standort, dies ist Beamtendeutsch, wären; Habt ihr die Atommülldiskussion nicht auch langsam satt? Strafe mich wohl gleich selber lügen indem ich darüber schreibe.
Der tote Gaul des Tiefenlager scheint der Verwesung nicht länger stand gehalten zu haben, nachdem Jean-Jaques Fasnacht und Spiessgesellen ihn das gefühlte tausendste Mal über die Bühne geschleift hatten, muss er langsam zerteilt und zerfleddert sein, man macht nun eben bei der Oberflächenanlage weiter.
Im gewohnten Stil, die Kirchtumpolitik treibt die buntesten Blüten. Man könne sie schon bauen, so man sie nicht sähe, es wäre wegen der Optik der Landschaft, zudem dürften keine Emissionen bei Bau und Betrieb auftreten.
Erinnert mich an Kasperli mit seinem goldenen Nienewägeli und dem silbernen Nüteli darin. So sieht der weinländerische Kompromiss aus.
Diesen möchte der Herr Markus Späth jedoch nicht unterzeichen, vielmehr sei er zu dem, Zitat, mutig und sachlich begründeten Entscheid gekommen, dass sich das Weinland weder für Tiefenlager, noch Oberlager eigne. Nicht weil er dies per se verhindern will, er leiste damit einen wertvollen Beitrag zur Sicherheit.
Wie die Sache auch immer ausgehen mag, gerade aus Sicherheitsgründen wäre es mir auch recht, wenn der Bauer Herbert mit seinem Bruder/Vater Jakob kein Nagra-Stellenangebot erhält und fortan mit radioaktivem Müll hantiert.
Aber solange die Nagra keine Entscheidungsvollmacht besitzt werden unsere Nachkommen noch über Tiefenlager diskutieren, während der Atommüll in AKWs und Spitälern unten im Keller zwischen Heizung und Elektroraum so unglaublich sicher irgendwie auch tiefengelagert wird.

Flüstern wir weiter.
Der Bundesrat möchte sogenannten Whistleblowern kein Gehör schenken. Respektive, der Kündigungsschutz für Tratschtanten soll nicht ausgebaut werden.
Die öffentlich Meldung über einen Missstand am Arbeitsplatz ist gar unzulässig, wenn der Arbeitgeber ein internes Meldesystem geschaffen hat.kummerkasten Für den folgenden Satz darf, nein, muss ich das Schaffhauser Intelligenzblatt zitieren.
„Ist keines vorhanden, darf der Sachverhalt nur gegen aussen offengelegt werden, wenn der Arbeitgeber auf die Meldung nicht reagiert oder wenn seine Reaktion offensichtlich ungenügend ist“homer-simpsonAuf deutsch, wenn kein Meldesystem vorhanden ist, darf ich nur nach aussen tratschen, wenn der Chef meine Meldung ignoriert.
Lieber Herr Neininger, herzliche Grüsse an den Lektor, dies nennt man eine Autophagie, die Selbstaufhebung einer Aussage.
Aber ich will Euch nicht in’s Handwerk quatschen, es gäbe ja bessere Texter als meine Wenigkeit, aufgefallen ist mir dieser Satz jedoch nach zwei Schluck Kaffee und dem Blick durch verschlafene Augenlider.

Man kann sich fragen, warum ich das Intelligenzblatt überhaupt noch lese. Nun, einerseits läuft das Abo noch, anderseits wäre es mir Morgens langweilig. Der Grund für das Abonnement begründete im Ursprung auf reiner Zweckmässigkeit. Die Zeitung war mit ihren drei Faltseiten in Sachen Gewicht und Form ideal, sie auch mit müden Gliedmassen zwischen meinen Kaffee und dem Antlitz der Dame gegenüber zu halten, um so aktiv an der Beziehung zu arbeiten, indem ich mir eine frühmorgendliche Oase der Abgeschiedenheit schuf.

Wo wir bei kreativen Textern sind, der Herr Dr Zapper, TV Junkie, mokiert sich über ständig wiederholende Casting-Shows, um daraufhin, wie jede Woche wiederholend, seiner abartigen Liebe zum „Tatort“, dieses Mal entlud sich seine Begeisterung gar in einem Höhepunkt, Ausdruck zu verleihen.
Nicht direkt ein Contradictio in adiecto, Widerspruch in sich – ebenfalls als Post It für den Lektor -, aber für ein Zeichen von ausserordentlicher Dummheit reicht es dennoch.

Geballte Intelligenz findet sich auch im Publikumsrat. Der Publikumsrat berät die Programmmacher von SRF und ist damit mitverantwortlich für die Qualität von Dr. Zappers Berieselung.
Die Leistung Hartmanns als Moderator verdiene ein grosses Lob. Allerdings störe man sich daran, dass er in der Sendung „Die Gipfelstürmer“ als bester Moderator gekürt wurde. Auch beim Radio hören befinde ein Teil des Rates das Programm als jugendlich, locker und unterhaltend, hingegen hätte das Programm kein Profil, wirke geschwätzig und übertrieben.
facepalmDoch, mol, mit solch konstruktiven Aussagen kann man doch weiter arbeiten.

Zu guter Letzt schrieb ein gewisser Felix Schwank, Scaphusia-Mitglied und ehemaliger Stadtpräsident, einen Nachruf auf Manfred Rommel. Könnte auch ein Primarschulaufsatz gewesen sein. Sieben Sätze begann er mit „Ich“, die Zitate des Wüstenjungfuchses, welche nahezu alle ebenso beginnen, nicht mitgezählt.
Kann man so natürlich schreiben. Und die SN ist die richtige Plattform dafür.

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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