Hausfrauen am Anschlag – Burn-Out-Alarm!

Unser Buääh des Tages geht heute an die Hausfrauen.

So, steht ihr bequem auf den Barrikaden? Dann löscht doch die Fackeln, bevor Ihr Euch die Finger verbrannt, hockt Euch hin, stellt das Gezetter ein und lauschet.

Ich kenne keine Hausfrauen, ich bin ohne Mutter aufgewachsen – och du Armer – und eigentlich überhaupt nicht qualifiziert, mir eine Meinung zu bilden. Aber glücklicherweise muss man dies in der heutigen Zeit auch nicht sein, soziale Medien und Blogs kennen kein Lektorat und das Schlimmste was einem passieren kann, ist die Sperrung in einer Gruppe. Pony M. mag mich nicht und ‚Du bist ein Schaffhauser, wenn…‘ bin ich zu politisch. Oder zu rassistisch. Oder beides zusammen. Wer weiss das schon.

Wer sich nicht betroffen fühlt, braucht sich nicht an die Nase zu fassen und kann getrost über diesen widerlichen Ableger der klassischen Hausfrau spotten und mit dem Finger zeigen. Denn was gewiss ist, sie sind da draussen zu finden.

Ganz grosse Bewunderung hege ich für meine Grossmutter selig. Die schleppte Wellen in ihren Kachelofen. Für die Stadtmenschen; Wellen sind zu Bündeln geschnürte Äste, welche als Ganzes in den Ofen geschoben wurden und so im Winter für wohlige Wärme sorgten. Anstelle der Zentralheizung. Die brauchte man nicht, ich erhielt eine Federdecke, so voluminös, dass wohl eine ganze Gänsefarm ihre Daunen gelassen hat.
Dank der meterlangen Streichhölzer durfte bisweilen sogar ich den Holzstapel anstecken; Schande über mein Haupt, früher hatte ich fürchterlich Respekt vor Feuer.
Es war eine spezielle Ehre, das Zündholz in den Zeitungshaufen zu stecken. Der Draht, welcher die Wellen zusammenhielt und später die Nylonschnüre wurden einfach mitverbrannt. Krähte kein Hahn danach.
Wenn Grossmutter keine Wellen schleppte, schob sie ein Schubkarre durch die Länderein, hob einen Teich aus, fällte einen Baum oder zog die Sense durch das Gras.
Nebenbei hat sie fünf Kinder gross gezogen und einen guten Job gemacht, wie man heute sagen würde. Zumindest bei zwei Fünftel davon. Bei den anderen hätte Opa wohl besser in besagten Wellenofen geschossen.

Würde ich ihr heute gegenüber sitzen, den 20-Minuten-Artikel vor uns, müsste ich dieser weitgereisten und lebenserfahrenen Frau wohl erklären, was ein Burn-Out sei, obwohl sie einige Zeit in England verbracht hat. Ich würde wohl angehalten, den Mund zu halten und sie würde draussen ein neues Gartenbeet anlegen.
Bei gefrorenem Boden, mit einem Rock in Gummistiefel im Schnee stehend.

hausfrauen-burnoutDie perfekte Hausfrau zu mimen UND dabei gut auszusehen, nennt eine der 20min-Redaktion bekannte Hausfrau, sei dabei die Hauptproblematik.
Zudem wüssten die Männer den Einsatz nicht zu schätzen, schenkten am Muttertag eine Küchenmaschine und die Kinder machen allenfalls einmal im Jahr ein Frühstück. Sie hätten keine Jobsicherheit und die Scheidungsrate sei hoch.

Gut, das Kinder erziehen fällt bei mir weg. Ansonsten habe ich dieselben Pflichten wie eine Hausfrau. Ich wasche, bügle, koche, putze, kaufe ein und koche. So ganz nebenbei arbeite ich noch 100 Prozent. Wertschätzung für meine zusätzlichen Arbeiten erhalte ich nur, wenn ich mir selber auf die Schulter klopfe, die Küchenmaschine muss ich mir selber kaufen und das Frühstück wird mir noch nicht einmal am Muttertag kredenzt. Wohl muss ich während des Putzens nicht adrett erscheinen, aber ganz grundsätzlich sollte ich schon darauf bedacht sein, nicht aus dem Rahmen zu fallen, es sei denn, ich möchte auch die nächsten 40 Jahren noch alleine bleiben.
Allerdings arbeite ich dieser Gefahr nicht direkt entgegen, indem ich solche Artikel verfasse.

Sind Kinder ein solch auszehrendes Übel?
Ich will beileibe nichts unterstellen, aber ist dies nicht eine Überlegung, welche man machen sollte, bevor man sich dem Zeugungsakt hingibt.
Vielleicht sind Kinder eigentlich ja schon ganz knuffig, wenn sie nur nicht so… was auch immer.
Drehen wir die Jahre etwas zurück, hatte man Kinder nicht nur weil sie knuffig waren. Kinder waren eine existenzielle Sache. Deswegen hielt man sich davon auch gleich ein paar mehr. Waren in der Anschaffung an sich auch ganz günstig. Korrigiert mich, aber dieser Meute wurden gewisse Regeln vorgegeben und dies anscheinend erfolgreich.
Ich würde gar behaupten, früher waren die Kinder weniger beaufsichtigt als heute und dennoch verhielt man sich anständiger. Hat gewiss damit zu tun, dass Eltern nicht die Überzeugung lebten, kleine Engel zu züchten, sondern sich gewiss waren, dass diese durchaus auch einmal Unfug trieben und die Nachbarn oder Lehrer nicht den kleinen Schatz anschwärzen wollen, sondern dieser wohl wirklich das Gartentor ausgehängt und versteckt hatte. Meine Grossmutter selig pflegte daraufhin einen Kuchen zu backen und der Sünder musste sich damit bei den Nachbarn entschuldigen gehen.

Aber dies würde heute wohl trotz Kitchen-Aid und Oetker-Kuchenmischung den Rahmen sprengen. Die moderne Hausfrau wird kaum mehr Zeit dafür finden. Da ist es ganz gut, dass der kleine Engel keinen Unfug treibt und die Nachbarn lügen, dass sich die Balken biegen, wenn sie das Gegenteil behaupten.

Mir wurde seit 30 Jahren nicht mehr hinterhergewischt – och du Armer – ich kann nicht beurteilen, ob Männer diese Dienstleistung schätzen. Etwas chauvinistisch würde ich gar behaupten, wenn ich inklusive Pendeln elf Stunden bei der Arbeit wäre, nach Hause käme und müsste mit der Heugabel den Hausflur räumen um die Wohnung zu betreten, unter Windeln den Küchentisch suchen und erst eine Kaffeetasse abwaschen, würde ich mir die scheue Frage gestatten, was denn heute so los war.
Anderseits kann ich mir auch lebhaft vorstellen, dass ich daraufhin beim Damenkränzchen unten durch wäre und ein verdammter Macho sei.
Danke Alice, die Rollenverteilung – ich sichere das Überleben in finanzieller Hinsicht, du hälst das Haus in Schuss – ist überholt. Heute ist klar, dass der Mann auf der Arbeit die Füsse hochlegt, während das Managen eines kleinen Familienunternehmens, politisch korrekte Bezeichnung für Hausfrau, ein 200-Prozent-Pensum ist. Mindestens! Daher ist es mehr als nur angezeigt, dass der Mann sein Pflichtenheft wahrnimmt und nach dem Arbeiten zuhause die Schürze umbindet und einmal durch die Wohnung wischt.
Es ist wohl völlig natürlich, dass dabei die Wertschätzung für die, für den chauvinistischen Laien nicht klar erkennbar, geleistete Arbeit während des Tages etwas aussen vor bleibt.

Die Jobsicherheit drückt auf das Gemüt.
Wäre Hausfrau und Mutter ein Job, könnte man ja einfach kündigen und sich etwas anderes Tolles suchen. Ist es aber nicht. Nein, es ist viel besser! Daher verstehe ich das mit der Jobsicherheit nicht ganz.
Wenn die Hausfrau die Nase voll hat, jagt sie den Erzeuger zum Teufel.
Fortan nimmt er seine Pflichten mittels eines monatlichen Checks war und Mutti kann sich neu orientieren.
Die Kinder und der Haushalt müssen schon ganz ordentlich vewahrlosen, bevor einmal ganz sanft von Amtes wegen hinter vorgehaltener Hand leise überlegt wird, ob sie ihre Verantwortung auch gewissenhaft wahrnimmt.

Mol, da haben es die Männer schon einfacher.
Gut, sie müssen sich der schwierigen Wirtschaft stellen, buckeln bis zum niederknien und wenn sie schon knien gleich in einige Hintern kriechen. Nur um ihre Stelle zu behalten. Die Stelle, welche so sicher ist wie ein Waffenstillstand im Gaza-Streifen. Sie müssen die Stelle behalten, damit die Familie existieren kann, damit man nicht verhungert, Mutti sich dann und wann ein hübsches Kleidchen kaufen und die Familie in Urlaub fahren kann.
Es muss immer genug Geld fliessen, denn ansonsten guckt sich Mutti gleich nach einem stärkeren Zufluss um und Papa kann fortan eine Einzimmer-Mansarde bewohnen, weil sein letztes Hemd für Alimente und Unterhalt drauf geht.

Straft mich lügen, aber eine sicherere Stelle als Hausfrau und Mutter gibt es nicht und das Bewerbungsgespräch dafür ist der reinste Erholungsurlaub. Sich etwas umwerben lassen, fünf Minuten diesen schwitzenden Ochsen auf sich spüren und man ist versorgt.

Herrlich unromantisch, ich weiss, und ich habe ja keine Ahnung wovon ich rede.
Aber die Scheidungsrate und die Unlust junger Männer zur Familiengründung spricht nunmal diese Sprache.
Und nicht zuletzt versucht man die unmotivierten, potentiellen Familienväter in die Pflicht zu nehmen, indem man sie an ihre Verantwortung gegenüber Staat und Altersvorsorge erinnert. Dies kommt ja wohl auch nicht von ungefähr.

Über RAB

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