Hoch oben in den Bergen, weit von hier, da wohnt ein Büblein so wie ihr

Erinnert sich noch wer an die Zweitwohnungsinitiative?
Der Kern der Sache war, dass die Unterländer im Allgemeinen, und der Basler Franz Weber im Speziellen, eine gewisse Vorstellung pflegen, wie die Bergwelt uns zu begrüssen hat.heidi
In diesem Zug darf ich Euch gleich die Raststätte Heidiland bei Bad Ragaz (GR) ans Herz legen. Kitschig bis zum niederknien, aber genau das will ich sehen und ich bin überzeugt, das wollen auch die Touris sehen.

Zurück zu den Unterländern.
Den Erhalt der Carigiet-konformen Bergwelt packte man in eine Initiative, den Berglern zu zeigen, wo de Bartli de Most holt.
Eine Gemeinde darf nicht mehr als 20% Zweitwohnungen aufweisen. Dort, wo diese Anzahl überschritten ist, bleibt alles wie gehabt, aber es darf nicht mehr gebaut werden.

zweitwohnungsinitiativeSoweit das Resultat, das Schweizer Unterland entschied am 11. März 2012 über die Bautätigkeit der Bergler.

Die Umsetzung derselben gestaltete sich etwas schwierig, währenddessen mussten die Damen und Herren auf dem Amt richtig arbeiten, um die Flut an Baugesuchen zu bearbeiten, jeder wollte bis am 1. Januar 2013 die Erlaubnis in der Tasche haben.
Bis dann ein Fall vor Gericht gezerrt wurde und die Initiative rückwirkend auf den März 2012 umgesetzt wurde.
Das verkomplizierte die Sache unangenehm, man verlor den Überblick.
Das Volk hat wohl bestummen, aber dies ist in der Schweiz nicht zwingend verbindlich. Der Bund hat sich nun zu einer rigorosen Durchsetzung durchgerungen.

Der Neubau von Zweitwohnungen in einer Gemeinde mit einem Zweitwohnungsanteil von über 20% ist nun verboten.

… im Grundsatz.

Der Bau ist erlaubt, so die Wohnungen touristisch bewirtschaftet werden, im Rahmen einer hotelmässigen Residenz. Bisher dachte ich, die touristische Nutzung ist der eigentliche Sinn und Zweck einer Zweitwohnung und solange mir die begleitende Dame das Bett macht, lebe ich durchaus in einer hotelmässigen Residenz, möchte ich meinen.

Des weiteren, darf ein Fünftel eines Hotel für neue Zweitwohnungen umgebaut werden, wenn diese für die Weiterführung des Betriebs erforderlich sind.
Sprich, wenn morgens am Buffet zehn Croissantes liegen bleiben, ist es wohl unabdingbar, dass man das touristische Angebot erweitert, um die Hörnchen feil zu bieten. Zum Beispiel, Besitzern von neuen Zweitwohnungen. Hier kommen wir gleich zu einer weiteren Ausnahme…

Hotels dürfen komplett in Zweitwohnungen umgebaut werden, so sie seit 25 Jahren bestehen und nicht mehr rentabel sind.
So hat das Sporthotel plötzlich existenzielle Probleme, wird abgerissen und als Zweitwohnungsgebäude neu aufgebaut. Gian der Wirt saniert sich und baut am neu umgezonten Hang ein neues Sporthotel, denn Hotels darf man ja bauen.

So ich meine Zweitwohnung auf einer internationalen, kommerziellen Plattform zur Vermietung feil biete – in etwa eine eingängige Web-Adresse wie werunbedingtwillundzuvielgeldhatkannmeinewohnungmieten.hr, zu vielleicht 1500 Franken die Nacht, kalt, oder so – darf ich selbige auch bauen.

Dann gibt es noch einige kleine Ausnahmen, wie der Ortsansässige, welcher in seinem neu gebauten Haus eine Zweitwohnung anbieten darf, was manchem Bergbauern zu unverhofftem Reichtum verhelfen wird.

Oder die generelle Bauerlaubnis in geschützten Kulturdenkmälern sowie in ortsbildenen und landschaftsprägenden Bauten. Da wird die Heimatschutzbehörde ein völlig neues Betätigungsfeld erhalten, so diverse Holzschöpfe und Ziegenställe in ortsbildende und landschaftprägende Bauten umgemünzt werden müssen.

Altrechtliche Erstwohnungen dürfen zu Zweitwohnungen erklärt werden, so ein Todesfall… Da schenke ich mir jeglich Mutmassungen, die Hochjagd beginnt am zweiten September.

Im Grundsatz ist es mir egal, was, wie und wo die Bergler bauen, nicht zuletzt, weil es mich nicht zu interessieren hat. Daher empfand ich die Abstimmung als höchst fragwürdig.
Als ich heute morgen von dieser konsequenten Umsetzung der Initiative las, konnte ich mich einem Grinsen nicht erwehren und ich freute mich für die Bergmenschen.
Obwohl es grundsätzlich schon sehr fragwürdig ist, welches Gewicht, der Wille des Volkes hat.

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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