Hopp an die Urne

Am 9. Juni des laufenden Jahres darf das Schweizer Volk einmal mehr seine Meinung kundtun und mittels zweier, respektive vierer Buchstaben, über die Revision des Asylgesetzes befinden.
Im Ansatz freiwillig, bis auf einen kleinen Kanton im Norden, welcher den Bürgern mit einer Strafe droht, so sie dem Aufruf der Meinungsbildung nicht zu folgen gedenken.
Das heisst, im Prinzip pflegen wir eine demokratische Staatsform – die Fassade pflegen wir zumindest gegenüber dem Rest der Welt – aber dadurch, dass die Bürger unter Androhung von einer Busse gezwungen werden, sich mit Staat und Regierung auseinander zu setzen und sich aktiv an der Bildung des Staates zu beteiligen, erfüllen wir eigentlich die Bedingungen einer Diktatur, im genauen, der totalitären Staatsform.
Witzig, die freiheitsliebenden Schweizer; Im Besonderen, da wir selber darüber bestummen haben, wir möchten gebüsst werden, wenn wir uns der Stimmpflicht entziehen.

Die Asylgesetzrevision. Praktischerweise wurde ein Teil bereits umgesetzt, es war gemäss Parlament sehr dringlich, über den Rest dürfen wir nun befinden.

Ein Kernpunkt ist das rasche, materielle Verfahren.
Ich habe mir die Finger wund gegoogelt. Die Beschwerdefrist wurde um die Hälfte auf 15 Tage gekürzt. Soweit so gut, aber wo finde ich den materiellen Teil? Mir schwebte da eine Abfindung, ein Reisebatzen oder ähnliches vor. Doch es wurde nirgends definiert, so jemand fündig wird, besten Dank im Voraus.

Des weiteren dürfen Pazifisten, Feiglinge und Wehrdienstverweigerer kein Asyl mehr beantragen. Es sei denn, es ergäben sich „ernsthafte Nachteile“ (Zitat) daraus, oder der Verweigerer stammt aus Eritrea. Unterm Strich ändert sich hier also nichts.

Als letzte westliche Nation schaffen wir das Botschaftsgesuch ab. Sprich, der Asylsuchende kann nicht mehr mal eben in seinem Heimatland ans Tor unseres botschaftlichen Hoheitsgebiet klopfen und Einlass in das Land, in welchem Milch und Honig fliesst erbitten.
Es sei denn, der Hilfe Suchende sei an Leib und Leben bedroht, da wird eine Ausnahme gemacht. Unterm Strich ändert sich hier also nichts.

Es werden Kuschelknasts gebaut. So der Asylsuchende sich hier so wohl fühlt, dass er beginnt sich über die Gepflogenheit der Gastfreundschaft und unsere kleinlichen Gesetze zu setzen, kommt er in ein spezielles Haus.
So kann er des Nachts in Buch (SH) nicht mal eben die Unterkunft verlassen um sich an einer Hausfrau zu vergehen, er wird im Quartier Ebnat, Schaffhausen, untergebracht und des Nachts wird die Tür geschlossen.
Der Einfachheit halber könnte man den Herren auch mit einem Fusstritt in sein Land zurück beordern, aber was würden unsere Nachbarn denken und wenn, so wird die Stiefelspitze zumindest mit bis zu dreitausend Franken gepolstert.

Erwachsene, die sich bereits im Empfangszentrum des Bundes für die freiwillige Rückkehr entscheiden, erhalten 500 Franken pro Person, Kinder 250 Franken. Dazu kommt, wenn nötig und ärztlich bescheinigt, Geld für medizinische Behandlungen. In Härtefällen übernimmt der Bund weitere Kosten, etwa für die Renovation eines Hauses. Dieselben Konditionen haben Asylbewerber, die weniger als drei Monate in der Schweiz waren. Erwachsene und Kinder, die länger als drei Monate hier lebten, erhalten 1000 respektive 500 Franken pro Person. Kantonale Stellen können zusätzliche Hilfe von maximal 3000 Franken pro Person gewähren, in Härtefällen auch mehr. Rückkehrhilfe gibt es auch für berufliche Projekte oder Ausbildungen. Dazu müssen die Betroffenen ein detailliertes Projekt einreichen.

Tages Anzeiger, Januar 2012

Unterm Strich kann man sagen, schlecht haben es die Flüchtlinge nicht bei uns.
Doch sobald eine Initiative einen sozialen Brennpunkt aufgreift sind die Linken und Alternativen mit dem Referendum nicht weit. Aus Prinzip wie mir scheint.
Das „unter spezielle Aufsicht stellen“ von renitenten Asylbewerbern sei unmenschlich, zudem wird gefordert, dass die Botschaften noch immer mit einem Check-In-Schalter für Dienstverweigerer aufwarten.

Seit jeher sind wir ein fleissiges, hart arbeitendes Volk, diese Tradition wird aufrecht erhalten. Wir leben in einem Wohlstand, für welchen wir uns bei niemandem entschuldigen, noch rechtfertigen müssen.
Wir haben ein soziales Gewissen und gewähren notleidenden Menschen Zuflucht. Nicht einfach eine Baracke und einen Teller Suppe. Asylbewerber erhalten Unterkunft und Essen, medizinische Hilfe, Sicherheit, Taschengeld und so sie zurück gehen, einen ordentlichen Batzen für den Neustart.
Doch dies scheint nicht genug zu sein, noch immer sind wir ein Volk von Fremdenhassern, so man der Regierung glaubt.
Unterkünfte welche dem Schweizer Armeeangehörigen gut genug zu sein haben, werden in Bezug auf Asylbewerber als menschenunwürdig eingestuft und es werden Alternativen gesucht. Wie zum Beispiel das Hotel Rustico in Laax. Existenzielle Bedenken des vom Tourismus lebenden Ortes werden von Staates Wegen abgewunken, selbst ein Erwerb der besagten Immobilie durch den Bergbahnenbetreiber Gurtner wird von der Regierung verboten.
Asylbewerber werden zugewiesen, den betroffenen Ortschaften soll das Mitspracherecht entzogen werden.

Den Unmut über die Asylpolitik der Regierung richtet sich zwangsläufig gegen die zwangszugeteilten Asylbewerber, was den Linken natürlich wieder Wasser auf die Mühlen schüttet und jeder verärgerte Bürger ist zwangsläufig ein Rassist.
Werden im Zuge der bedingungslosen Gastfreundschaft die Regeln und Anliegen des Gastgebers mit Füssen getreten, kann ihm keiner verübeln, über kurz oder lang der Gäste überdrüssig zu sein.
Was immer wir auf den Stimmzettel schreiben, die gesamte Revision ist dehnbarer als eine Lakritzstange, man kann nichts falsch machen, es wird nach wie vor am Volke vorbei gemauschelt. Nun einfach mit unserem Segen.

Zum Thema passend, wird der politischen Korrektheit Rechnung getragen und die kleine Hexe neu aufgelegt.die-kleine-hexe

Aus „Negerlein“ und „Türken“ werden nun Messerwerfer und Cowboys.
Gewiss, wir sprechen bei Otfried Preusslers Werk nicht von einem bedeutenden Klassiker der Weltliteratur, dennoch scheint mir nun ein Präzedenzfall geschaffen worden zu sein.
Man beginnt Bücher, welche beinahe 60 Jahre Bestand hatten umzuschreiben, damit sie in die neue Zeit passen. In eine Zeit, welche sich Anpassung und Toleranz so auf die Fahne geschrieben hat, dass das Biegen und Winden der rückgratlosen Gesellschaft selbiger in Sachen flatterhaftigkeit in keiner Weise mehr nachsteht.

Kapitän Ahab’s Pequod wird von Greenpeace versenkt, Robinson Crusoe baut Freitag eine Asylunterkunft und nicht zuletzt wird die Bibel komplett umgeschrieben, um der modernen Frau als solches Rechnung zu tragen und der Emanzipation auch den religiösen Rückhalt zu bieten.

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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