Ich bin wieder hier

Seid ihr glückliche Heimkehrer?

Es gäbe ja Leute welche sagen, es sei schön wieder zuhause zu sein.
Nun ja, da zähle ich wohl eher zu den deprimierten Heimkehrern. Es wartet ja niemand hier. Und nichts.
Beinahe nichts.
Zum Beispiel scheint die Sonne, was schon einmal ein Unterschied zu meinem Ausland-Aufenthalt bedeutet. Ihr kennt mich, kein Grund zum frohlocken. Ich höre schon mein Arbeitsumfeld; “Hast du schöne Ferien gehabt? Es schien ja die Sonne!” (Präteritum von scheinen klingt einfach doof)
Ob der Hamster oder die Schwiegermutter stirbt, solange die Sonne scheint ist für den Otto-Normal-Menschen alles in Ordnung. Und Ferien sind wunderschön, solange nur die Sonne scheint.

Natürlich die Arbeit, Gott segne sie, die wartet und meine Gedanken drehen sich zu 78,3 Prozent schon wieder darum.
Auch ein gefüllter Briefkastet wartet auf. Ah ja, die Firma BILLAG. Für die deutschen Leser, dies ist die schweizerische GEZ.
Ein Erinnerungsschreiben, das erste Schreiben wurde vor zwei Wochen von den fleissigen Schülern im Dorf der fachgerechten Altpapierwiederverwertung zugeführt, ich möchte doch nochmals nachsehen ob ich wirklich kein Radio- und / oder Fernsehgerät besitze. Zudem möge ich bedenken – mit Nachdruck – dass ein Internetanschluss – irgendwie – auch ein Radio- und / oder Fernsehgerät sei, was mich dazu verpflichte Gebühren zu entrichten. Dies ist natürlich verzwickt, ich hoffe, dass das Verkehrsamt bei sintflutartigen Regenfällen nicht zur Annahme gelangt, dass mein Auto irgendwie ein Schiff sei und / oder ich beim nächsten Autosprung in ein Rapsfeld eine Flugsteuer zu entrichten hätte.

Die BILLAG liess mich über Jahre in Ruhe.
Seit jedoch mein Internetanschluss bei Swisscom gemeldet ist und Internetanschlüsse seit neustem – irgendwie – auch Radio- und Fernsehgeräte sind, wurde Big Brother auf mich aufmerksam. Die BILLAG ist letztendlich eine Tochterfirma der Swisscom und nur ganz kurzsichtige Lästermäuler und Geheimniskrämer leben den Trugschluss, dass Menschen – oder eben Firmen – nicht miteinander reden.
Leider wird dieser Punkt wohl an die Gebührenfirma gehen. Einmal Blut geleckt ist es nicht von der Hand zu weisen, dass plötzlich ein breitschultriger Eintreiber vor der Tür steht; Die BILLAG blickt, nicht ohne Stolz, auf 1.3 Millionen jährliche Mahnungen und 60’000 Betreibungen zurück. Und dies wird dann richtig teuer; Schwarz hören und sehen, unabhängig von der Hautfarbe, wird mit 5000 Bucks bestraft.

Ich gedenke, zähneknirschend und widerstrebend, ein Radiogerät zu melden.

Natürlich hat eine Rückkehr in die Schweiz auch ihr Gutes. So kann man mit einem 100-Franken-Schein bezahlen, ohne dass die Verkäuferin missmutig mit den Augen rollt oder gar die Annahme verweigert, wie dies in Holland nicht unüblich ist. Bereits bei 50 Euro wird der Schein unter Aufsicht von zwei Sicherheitsleuten zu einem Prüfgerät geführt und unter UV-Licht, wie auch mit diversen hexerischen Tinkturen geprüft, ob dies ein staatlich anerkannter Schein sei, oder ob ich zuhause mit dem Farbdrucker gespielt hätte. Doch was will man machen, der Geld-Automat spuckt nunmal keine 10-Cent-Stücke aus.
Den Hundert-Franken-Schein braucht man in der Schweiz auch, bemerkte ich heute schnell, als für ein paar Lebensmittel ordentlich Schotter den Besitzer wechselte.
Nichts desto trotz, liess ich die ersten in der Schweiz bezogenen Bucks im Automaten stecken. Bemerkte ich erst, als ein jüngerer Mann wild gestikulierend zu Fuss meinem Auto nachsetzte.
In Gedanken wohl noch nicht in der Zivilisation stand ich am Automaten, schob die Karte rein, tippte – natürlich dank der Abschirmung des Tastenfelds mit der anderen Hand blindlings – den PIN zweimal falsch, ignorierend der Skimming-Prophylaxe nutzte ich den letzten Versuch und tippte den PIN so konzentriert, dass auch der dümmste Nigerianer auf der Kameraaufzeichnung den Fingern folgen konnte und gelangte tatsächlich zum nächsten Menu.
Tippte den Betrag, ok, nein kein Beleg, drückte ok, entnahm die Karte und trollte mich. Bis mir eben der Mann nachsetzte, ob ich mein Geld mitgenommen hätte.
Hmmm… ich weiss es nicht….
Er wollte es gerade rausziehen, aber der Automat war ein Tick schneller. Ein Schelm wer Böses denkt, aber vielleicht mein Glück.
Also rein in die Bank und nachfragen, wo mein Geld sein. Die nette Dame wollte meine Karte, Schuhgrösse und Unterhosenmarke wissen, klickte wild am PC, schüttelte den Kopf, klickte, nickte, tippte, zuckte mit den Schultern…
Wie viel es war.
Jawohl, sie sehe es. Dieser Betrag wurde mir wieder gutgeschrieben, könne jedoch ein paar Tage dauern, ich müsse es beobachten.
Ich bedankte mich herzlich, trabte nach draussen und zog nochmals den Betrag.

Willkommen zurück.
Natürlich – weiss doch, dass ihr wartet – werden die Tage, ihr müsst es beobachten, meine Ferienerlebnisse aufgemalt und niedergeschrieben.

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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