Ich lasse mir von einem Fernseher nicht vorschreiben….

Ein hübsches kleines Nichts, dass sie da beinahe anhaben.

Natürlich, Diamantenfieber. Bevor ich jedoch bei dieser Perle der televisionären Unterhaltung im Zweiten landete, zappte ich mich verzweifelt einen Abend lang durch die geballte Ladung volksverdummenden Entertainment.

Ich bin weitgehendst entschuldigt, da ich der Gesundheit schuldend mich des Nachmittags hinlegen musste.  Nicht, dasss ich mich als fleissiger oder äusserst loyalen Mitarbeiter bezeichnen würde, doch gewisse Gewohnheiten legt man schwer ab. So nutze ich die Feiertage, eine mühseliges Unwohlsein auszubrüten.
Geruht man jedoch des Nachmittags ein Schläfchen zu halten bevor man im Rentenalter ist, fällt es einem schwer, des Abends zu vernünftiger Zeit Schlaf zu finden.

Daher wird dies auch nur ein Ich-kann-nicht-schlafen-Blog, hängt mich nicht daran auf. Gut, so unterhaltend wie Pony M. im Vollbesitz aller akademischen Power dürfte er schon werden.

So startete ich mit Snow White and the Huntsman, Kristen und Stewart dürften zwei Gründe sein, den Streifen aus dem Jahre 2012 zu sehen. Nach fünfzehn Minuten hatte sie ihr komplettes Repertoire an Mimik durch, dabei wurde sie in der Darstellung von Schneewittchens Kinderjahre während zwei Drittel dieser Zeit von einem Kind verkörpert.
Man kann sich noch die Frage stellen, wie ein junge Frau in Gefangenschaft, in einer Zelle von zwei auf drei Meter, ohne jegliche Möglichkeit zur körperlichen Ertüchtigung eine atemberaubende Figur erschaffen, sich ohne Spiegel die Augenbrauen in makelloser Symmetrie zupfen und ohne jedwelches Zahnreinigungsequipment ein bleachendes Lächeln erhalten kann. Also, was bei Kristen Stewart so als Lächeln gilt. Etwas zwischen ‚mir ist da wer auf den Fuss getreten‘ und ‚ups, ich habe was falsches gegessen und muss schnell wohin‘.

Oh, sie gefällt mir, keine Frage, aber die Geschichte war zu dünn um meiner schlechten Laune Erheiterung zu bieten. Des weiteren trug sie einfach zu viele Schichten Bekleidung um die Hoffnung am Leben zu erhalten, einen Blick auf einen Knöchel zu erhaschen.
Ich bekam noch mit, dass sie nach 15 Jahren und unzähligen Blicken auf den Ozean einen völlig sinnlos angebrachten, mittlerweile losen Nagel im Mauerwerk entdeckte.
Diesen zog sie dem inzestiös veranlagten Bruder der bösen Stiefmutter durch das Gesicht, als dieser mit lüsternem Zeigefinger demonstrativ zeigen wollte, wo Schneewittchen das Herz entwendet werden sollte. Vielen Dank auch. Dieses benötige eben die Stiefmutter Königin um ewig jung zu bleiben.
Schneewittchen entflieht der Zelle, schliesst den lüsternen Bruder ein, ruscht durch einen Abort und bietet uns eine kleine Wetshirt-Show, als sie im Ozean landet. So prickelnd, wie eine Wetshirt-Show eben sein kann, wenn man Hemd, Mieder, Wams, Weste und Jacke trägt. Die Familie Ingalls in Walnut Grove wirkt da direkt lasziv.
Nun besteigt sie ihren weissen Hengst, welcher an der kargen Küste während 15 Jahren gewartet haben muss, wohlgenährt und trittfreudig, und galoppiert in den dunklen Wald. Dunkel steht da für so richtig böse und so…

Helene Fischer trällert im Zweiten.
Silbereisens russisches Betthäschen, Елена Петровна Фишер, ist ja irgendwie nett, aber sie hat diesen Sylvie Meis-Makel. Den Fehler, dass sie keinen offensichtlichen Makel hat, was nach meinem oberflächlichen Dafürhalten einer Frau gar nicht bekommt. Die Gewinnerin der Musik-Henne und Superhenne – dies ist ein Preis des renommierten Magazins Superillu, wer  kennt es nicht, und die Verleihungszeremonie verfolgt man auf dem Sender RBB, welchen wir ja alle unter den ersten neun Tasten der Fernbedienung haben – bietet einfach für alle etwas. Nur keine Ecken und Kanten.
Die wunderschöne Frau, mit dem durchtrainierten Körper, welche jedoch so natürlich geblieben ist und ihre atemlose, atemberaubende Schönheit selbst noch gar nicht bemerkt hat und deswegen mit beiden Beinen auf dem Boden, respektive der Bühne bleibt. Für jeden zu haben. Die beste Freundin der adipösen Dame in der ersten Reihe mit dem Wolfgang Petry-Fanclub Raderthal ’84-Shirt, oder die Traumfrau, welche ohne federlesens jederzeit mit dem Jungen im Strickpullunder mit Zopfmuster und den fettigen Haaren um die Häuser ziehen würde. Jedermutters Schwiegertochter und jedervaters feuchter Traum; seit Carolin Reibers güldener Zeiten in den achtzigern war es nie mehr so einfach, den Alten zur Volksmusik zu überreden.
Wobei Helene ja keine Volksmusik sondern Schlager bietet und auch hier das Genre mit dem Pop-Schlager neu, oder überhaupt, erfunden hat. Diese Errungenschaft schreibt sich wohl ein gewisser Wendler auf die Fahne, das Problem ist, dass er zwei Argumente zu wenig hat, sich breitbandig zu etablieren.
Helene, in ihrer gottgegebenen und völlig unbewussten Schönheit, drückt diese effektvoll in Szene und liefert eine grossartige Show. Die Helene Fischer-Show. Ist sich die Presse und der sabbernde, trocken schluckende Rentner im Ohrensessel neben dem Beistelltischchen einig.
Es bewegen diverse Stars, bekannt und mir weniger bekannt, ihre Lippen zu den Klängen der Musik, synchron wie ein Disco-Übergang von DJ Pino im Güterhof. Helene Fischer bringt sich regelmässig mit ein und interpretiert die Hits des anwesenden Stars. Dabei wird immer wieder, allerdings weniger oft als erwartet, das Kostüm gewechselt. Dies in einer Windeseile, dass man nicht umhin kommt neidisch zu bemerken, dass hinter der Bühne einer beim Job-Center das ganz grosse Los gezogen hat.
Ich bin beileibe kein Queen-Fan, eigentlich mag ich die Gruppe überhaupt nicht, aber man kommt nicht umhin dem abgehalfterten Brian May Respekt zu zollen und schämt sich daher entsprechend fremd, wenn er die Saiten zupft, im Publikum der Turnverein Kummelbach schunkelt und Helene Fischer das leicht-bekleidete Hupfdoll macht.

Auf Sat 1 jagt ein Zauberer in Nickelbrille irgendwelchen Horkruxe nach. Dies sind mit der Seele des absolut Bösen versehenen Gebrauchsgegenständen, welche…
Wichtig ist eigentlich, dass mit diesem Film der männliche Zuschauer endlich gerade auf die Leinwand und damit Hermine Granger / Emma Watson starren darf, ohne sich der Pädophilie schuldig zu fühlen.
Nein, ich möchte nichts gegen Harry Potter sagen. Die Bücher habe ich verschlungen und nicht zuletzt freue ich mich, durchaus pädagogisch, dass eine Autorin Kinder, und Erwachsene, mit dem geschriebenen Wort zu fesseln vermochte. Glücklicherweise vermochten religöse Fanatiker, ja die gibt es auch unter Christen, sich vor neun Jahren nicht durchzusetzen und so liegen die Bücher in Schulbibliotheken auf.
Die Filme sind auch ganz nett. Nicht wirklich kindgerecht umgesetzt, aber unterhaltend. Kürzlich in London suchte ich das Gleis 9 3/4. Vom Gleis 9 3/4 reisten die Kinder auf die Zauberschule. Man erreichte es, indem man den Gepäckrolli in King’s Cross zwischen Gleis neun und zehn gegen den Zwischenpfeiler rammt und dann in die Zauberwelt eintaucht.Das Versehen der Autorin war, dass sie beim Schreiben den Bahnhof Euston vor Augen hatte und Kings Cross über keine nebeneinanderliegende Gleis 9 und 10 verfügte. Unkompliziert haben dies die Engländer im Rahmen der Umbauarbeiten angepasst.
Mein Versehen war, dass sich der Bahnhof St. Pancras und Kings Cross eine Underground-Station teilten und ich Kilometer auf dem falschen Bahnhof marschierte, ohne dieses verflixte Gleis zu finden.

plattformNein, bin nicht ich auf dem Bild. Man konnte zwanzig Minuten in eine Reihe stehen und sich ablichten lassen. Da ich jedoch keine zwanzig Minuten investieren wollte um dann festzustellen, dass ich niemand ablichtenden oder abzulichtenden dabei hatte, fotografierte ich zwischen durch.

Ja, ich stehe auf cineastisch genutzte oder beschriebene Schauplätze und wenn wir schon bei Bahnhöfen sind…paddington… habe ich natürlich auch den kleinen Bären Paddington aus dem finstersten Peru gesucht.

mi6Und hier haben wir die Überleitung zum Schluss des Artikels.
Den Arbeitsplatz des berühmtesten Agenten der Welt, das MI6 bei der Vauxhall-Bridge in London. Ist als solches nicht direkt angeschrieben, eine Klingel suchte ich ebenfalls vergebens.mi6-pforteIhr müsst mir wohl oder übel glauben, dass es die Zentrale des Secret Intelligence Service ist. Mit dem fotografieren war ich dann Angesichts der vielen Überwachungskameras doch etwas gehemmt, zudem verliess auch kein Aston Martin das Gebäude, welcher abzulichten wert gewesen wäre.

James Bond, ein Garant an guter TV-Unterhaltung, auch wenn der Film Diamantenfieber sechs Jahre mehr als meine Wenigkeit, dies will was heissen, auf dem Buckel hat.
Einfach zeitlos, und er rettete denn bescheidenen TV-Abend, während ich diese Zeilen tippte. Nebenbei stellt man auch erst im hohen Alter fest, wie stockschwul die Herren Wint und Kid sind. Unschuldige, kleine Fernsehkonsumenten.

Während der Lektorarbeit dudelt mir Ronny in die Ohren. Der Fernseher steht bei Super-RTL.
Er bleibt unvergessen. Die Stimme der Heimat. Die Stimme der Herzen. Ronny, das ist Halt, Trost und Hilfe für Millionen Menschen auf der Welt.
Noch nie gehört, aber seine grössten 100 Hits sind bei Shop 24 direct käuflich zu erwerben. Hundert Hits, und nur die grössten! In der Gold-Kollektion! Plus Autogrammkarte! Ich schäme mich etwas, noch nie von diesem Ausnahmekünstler gehört zu haben. Hauptsächlich scheint er Tom Astor, Johnny Hill und Kollegen zu covern.

Und bevor ich noch mehr Nonsens tippe oder aus Versehen die Kollektion bestelle, begebe ich mich nun zur Ruh.

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
Dieser Beitrag wurde unter Hossa, Pub, Vom Leben und gelebt werden veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.