Licht des Anstosses

Das goldene Ei der Woche geht, mit Tusch und Trommelwirbel, an den Herrn Doktor Stephan Rawyler, seines Zeichens frisch wiedergewählter Gemeindepräsident der schönen Gemeinde Neuhausen am Rheinfall.

Verdient hat er sich diese Lorbeeren durch die öffentliche Bekanntgabe, dass er höchstpersönlich das wohl ungeliebteste Lichtsignal des Kantons in Betrieb genommen hat.
Respektive, wieder in Betrieb hat setzen lassen.

Wer morgens aus dem schönen Klettgau in das wunderbare Schaffhausen reisen möchte, kommt nicht umhin, dieses Nadelöhr Namens Klettgauerstrasse zu passieren. Um die Wohllust des Stau stehens noch zu steigern, hat der Kanton sämtliche Schleichwege sperren lassen.
Nun, an der Ecke Klettgauerstrasse – Engestrasse befindet sich ein Lichtsignal, dessen Sinn und Zweck eher fraglich ist, insbesondere, da es vergangene Wochen in einem Stand-By-Modus ruhte, was die Staus auf ein Minimum reduzierte.
Bis eben letzte Woche, als man, in Beringen kaum die Haustür verlassen, schon auf den letzten Wagen der Staustaffel prallte.

Mittels Leserbriefen in Regionalzeitungen empörten sich Verkehrsteilnehmer, doch erst als eine Stausteherin den hiesigen Radio-Sender um Hilfe anging, kam ein Flackern in das Licht des Anstosses. Der hiesige Lokalsender Radio Munot nahm sich der Sache an und erkundigte sich beim Gemeindepräsidenten über die Notwendigkeit des Betriebs dieser Ampel des Anstosses.

Jawohl, er hätte diese wieder in Betrieb genommen – ich meinte einen Hauch Selbstzufriedenheit zu hören – eine Abschaltung sei nie eine Option gewesen. Wohl sei das Lichtsignal infolge von Bauarbeiten zur Entlastung ausser Betrieb genommen worden, aber die Behörden der umliegenden Gemeinden, wie auch der Kanton, waren im Vorfeld darüber in Kenntnis gesetzt worden, dass dies keine Dauerlösung sei.
Es stellt sich natürlich die Frage; Wenn ein ausgeschaltetes Lichtsignal den Verkehr entlastet, wozu wurde es überhaupt installiert?
Wegen des Nebels und weil es dunkel werde, so der Herr Doktor.
Also eine Art Leuchtturm, wenn man so will. Für Bewohner des Quartiers über der Engestrasse – unter anderem Herrn Rawyler, sowie seine werten Eltern Anm. d. Red – sei diese Kreuzung, diese Lichtsignalanlage, der einzige Weg um in das Zentrum zu reisen. Der einzige sichere Weg.
Der Herr Gemeindepräsident hat da wohl die Kreuzung Klettgauerstrasse – Rosenbergstrasse – Zollstrasse übersehen, da steht ebenfalls eine ganz sichere Ampel, sowie den Schleichweg Höhenstrasse – Schaffhauserstrasse oder den ganz simplen Weg über die Rosenbergstrasse nach Schaffhausen.

Des weiteren, soll mittels des Lichtsignals der Schleichverkehr durch die Engestrasse verhindert werden. Also dies muss der Herr Doktor einem dummen Handwerker erklären…

Wenn nun also der Verkehr in Pfeilrichtung flüssig läuft, wieso sollte jemand die vermeintliche Abkürzung über die Engestrasse nehmen? Da erwartet einem die dümmste 30-er Zone der Region, ein Bremsverschleiss sondergleichen, sowie ein fieser Blitzkasten, welcher über die Einhaltung der Höchstgeschwindigkeit wacht.
Diese unangenehme Strecke wird erst zur Option, wenn sich der Verkehr in Pfeilrichtung einen Kilometer staut, sprich; Wenn das Lichtsignal in Betrieb ist.
Von der Engestrasse her kommend fährt kein Mensch in Pfeilrichtung und die Einfädelung in Richtung Klettgau, gegen Pfeilrichtung, läuft wie Butter.

Der Kantonsvertreter Reto Dubach hat ein Herz für die Autofahrer, beobachtete während der orangen Blinkphase ebenfalls eine Entschärfung der Situation und sucht nun mit dem Herrn Rawyler das Gespräch.
Dieser scheint eher auf stur zu schalten, spielt den Trumpf aus, dass die Ampelanlage auf seinem Hoheitsgebiet steht und denkt nicht im Traum daran, diese wieder ausser Betrieb zunehmen.
Vielmehr sei der Stau der Verkehrszunahme von 3% sowie der erhöhten Bautätigkeit anzulasten. Besagte Bautätigkeit findet übrigens 300 Meter vor der Ampel in einem Hang statt und ich vermag mich nicht zu entsinnen, während der Stosszeit je einen Laster gesichtet zu haben.
Herr Rawyler zieht als einzigen Lösungsvorschlag eine Park & Ride-Anlage in Betracht.

Dies ist natürlich viel einfacher als nur einen Schalter umzulegen.

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
Dieser Beitrag wurde unter Ein Hauch Politik, Hossa, Kurz nachgedacht veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.