Männer sind…, Frauen aber auch!

Heute widerstrebte ich dem minimalen Drang nach körperlicher Ertüchtigung, öffnete eine Dose Bier und mietete bei Apple-TV einen sogenannten Chick-Flick-Film. Er war als Komödie getarnt, gerade im Angebot und Matthew McConaughey spielte mit. Seit einiger Zeit dürfen auch Männer McConaughey-Filme sehen, ohne Gefahr zu laufen, Spekulationen über die sexuelle Ausrichtung Vorschub zu leisten.

Wenn wir im Kino sitzen und uns daran ergötzen, wie Stallone einhändig einen Laster hochhebt um mit dem Auspuffrohr einen bösen Jungen zu verprügeln oder ein Philanthrop im Blech-Anzug die Welt vor einer Invasion aus einer Paralleldimension rettet, belächeln die Frauen den Film, die infantilen Männer und unseren Hang zu unrealistischem Filmschaffen.
Zugegeben, Batman bin ich noch nie begegnet und wir beamen uns auch noch nicht vom Fernseher auf das Klo, aber wann hat sich das letzte Mal euer Schuh, oder meinetwegen der Schuh einer Cousine der Nachbarin eurer bester Kollegin Schwester in einem Gullideckel verfangen, während ein Container während der Rush-Hour auf einer unbelebten Strasse auf euch, oder die Cousine der Nachbarin eurer bester Kollegin Schwester zuraste und prompt darauf ein atemberaubender Kinderarzt mit strahlend weissem Lächeln euch, oder die Cousine der Nachbarin eurer bester Kollegin Schwester mit seinen gestählten Armen aus dieser misslichen Situation befreite.
Ein Kinderarzt mit einem 150%-Pensum, der Krebs heilt, nebenbei mit den Kindern zeichnet, in den Ferien gegen Bezahlung – also er bezahlt – für Ärzte ohne Grenzen mit seinem Blend-a-dent-Grinsen zwischen Bombeneinschlägen ein Kind entbindet, während er mit der anderen Hand eine Rückenmarksbiopsie vornimmt.
Selbstverständlich leidet unter seinem übermenschlichen Engagement nicht sein Traumkörper, welchen er täglich im Fitnessstudio stählt ohne, dass dies eurer gemeinsamen Zeit abträglich wäre. Kein Gramm Körperfett, obwohl er nichts lieber macht, als mit euch, oder der Cousine der Nachbarin eurer bester Kollegin Schwester eine Familienpackung M&Ms zu naschen, weil es überhaupt keine Rolle spielt, wie ihr aussieht und nebst dem drei Gänge Abendmahl bei Kerzenschein, welches er in der perfekt aufgeräumten Küche jeden Abend für Euch zaubert, ist doch auch mal eine Sünde erlaubt.

Aber wir gucken unrealistische Filme.

Da gesteht ein Vampir, dass er es schon seit Monaten geniesst, euch beim schlafen zu beobachten und ihr schmelzt dahin ob seiner Aufmerksamkeit, wünscht euch nichts sehnlichers als solch einen glühenden Verehrer, werde ich jedoch mit dem Fernglas in einem Baum erwischt, habe ich eine Unterlassungsklage an der Backe. Und Harz im Schritt.

Wenn ich also diesen Chick-Flick-Filmen glauben darf, sind wir Männer dann am erfolgreichsten, sobald uns die Liebe unseres Herzens abgewiesen hat. Dies möglichst im Alter von 18-22 Jahren. Daraufhin lebt der Mann seine Verbitterung dadurch aus, dass er reihenweise Frauen flachlegt, ihm die Topmodels von Pfurzheim bis Bumbikistan zu Füssen liegen. Dies, indem er die plattesten Phrasen und Anmachsprüche vom Stapel lässt, wogegen die Ideen-Wand an der Triff-mich-Party im Güterhof das reinste Poesiealbum darstellt.
Ich würde nun behaupten, im realen Leben würdet ihr einen solchen Mann nur verachten, wüsste ich es nicht besser.
Glücklicherweise entdeckt diese eine Frau dank dem Zauber einer runzligen Zigeunerin oder einem sprechenden Frettchen das ganze verletzte Herz hinter seinen zügellosen Sex-Eskapaden. Selbstverständlich gibt es noch ein Missverständnis mit der Schwester unter der Dusche, ein fragmentweise verfolgtes und falsch interpretiertes Telefongespräch, der Vater welcher sowieso dagegen ist und dann diese Episode in der Freibadkabine mit dem Jungen. Doch letztendlich erzählt die Oma eine unglaubliche Weisheit, aufgrund eines Erlebnis mit dem Opa und wie das alles doch so ähnlich ist und warum die Enkelin diese eine und allereinzigste Chance im Leben packen sollte.
Statt in Panik auszubrechen weil die Oma schon seit zwölf Jahren auf dem örtlichen Friedhof verscharrt ist und euch als Geist erscheint, ist die unsichere, wunderschöne Dame hin und weg. Der Mann ihres Herzens verdient wohl kein Geld, weil er als Hot-Dog verkleidet vor Walmart seinen Mindestlohn verdient, aber er hat solch ein goldenes Herz und die Liebe hilft doch über alles hinweg.
Die wunderschöne Märchenhochzeit geht wohl in Flammen auf, weil der schusslige Onkel Herbert sich selbst in Brand steckt, aber innert fünf Minuten startet das Alternativprogramm welches der Ex-Freund organisiert und alles ist wunderbar, weil am Schluss ja nur die Liebe zählt.

Aber wir gucken unrealistische Filme.

Nein nein, kein Frust! Wenn man mit genügend Heineken einen solchen Film guckt ist er wirklich komisch.
So ganz sexistisch möchte ich bemerken, dass Männer cineastische Werke, wie allgemein Medien und Werbefiguren mit einem gesunden Abstand betrachten können.
Zumindest habe ich noch keine Selbsthilfegruppen, oder die Nachfrage danach, entdeckt, welche Männer darin bestärken, dass sie auch mit ihrer Bierwampe wunderschön sind. Da kann ein muskelbepackter Beckham Werbung für seine Unterhosen machen, ohne dass Mann auf die Barrikaden müsste, uns würde ein männliches Idealbild aufs Auge gedrückt, welches uns in den Hungerwahn treibt. Auch der Vertrieb der heroischen He-Man-Figuren oder andere perfekt gebauten Actionhelden wurde im Gegensatz zu Barbie nie als Problem für die Entwicklung eines Jungen gesehen.

Man könnte nun natürlich auch sagen, Frauen sind toleranter als Männer; Frauen respektieren unsere Wampe, während wir mit der 90-60-90 Schablone vor dem Auge durch das Leben marschieren.
Doch wenn ich in den Alltag schaue; Ein goldenes Herz würde nie darüber hinweg trösten, dass der Mann ein leeres Portemonnaie hat, er kann noch so lecker kochen, wenn er ein leeres Portemonnaie hat und über körperliche Unzulänglichkeiten wird nur hinweggesehen, wenn er ein volles Portemonnaie hat. So ihr aber den Mann findet, welcher blendend aussieht, Shakespeare zitiert und euch bekocht, landet er in der Friendzone, weil Frau dann doch eigentlich den Bad-Guy möchte.

Es sei denn, er hat eine volle Brieftasche.
Eigentlich darf Mann nur ein leeres Portemonnaie haben, wenn er mit einem Rucksack durch die Welt zieht, auf den Pritschen eines alten Chevrolet-Trucks mitfährt und selbst geschriebene Gedichte zitiert.
Doch nur solange er weiterzieht und euer Herz bricht, denn damit er bleiben könnte, müsste er schon eine dritte Säule und ein volles Portemonnaie haben, was aber wiederum seinem Ruhm als Lebenskünstler abgehen würde, welcher Frau doch eigentlich reizt.

Zum Teufel, was will Frau eigentlich??

Kein Unmut, sehen wir einmal vom feminin geprägeten materiellen Fokus auf die Brieftasche ab, bringt dies Leben in die Sache, was nicht verkehrt ist.

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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