Nonsens

Die EU weiss nicht was die Schweiz will, titelt das Schweizer Boulevardblatt.
Auf Arbeit – Boulevardkonform verwende ich die falsche Präposition und lasse den Nominativ gleich ganz weg – habe ich damit viele Freunde gewonnen. Ob es daran liegt, dass mir der Blick täglich zugestellt wird, Bruder im Geiste, weisste, oder daran, dass ich diesen mitbringe und unentgeltlich auflege bleibt offen.

Worauf die Schlagzeile abzielt weiss ich noch nicht, aber grundsätzlich ist die Schweiz selbst uneins, was sie eigentlich will. Wobei man Schweiz vielleicht definieren sollte, da wir föderalistisch ja vierundzwanzig und zweieinhalb Mal wissen sollen was wir wollen und darüber hinaus gegen die 8 Millionen mal nochmals unsere Meinung kundtun. Die Sache ist etwas komplex. Und wenn eine Mehrheit der über fünf Millionen Stimmberechtigten bestimmt, was alle acht Millionen wollen, sind die 253 Vertreter uneins, wie sie diese Wünsche umsetzen sollen, damit dies auch in die globalen und vor allem europäischen Richtlinien passt.
Ganz hübsch mühsam. War es Lenin, Putin oder Stalin, welcher sagte, dass eine Demokratie nicht jederzeit für jedes Land die beste Staatsform sei?
Wie dem auch sei, die EU möge sich gedulden; Seit zwei Jahren versuchen wir einen Gesetzestext von 124 Worten in unserer Verfassung unterzubringen, welcher regelt wer wo wieviel Wohnraum besitzen darf. Aber ich bin sicher, was immer es sei, unsere Regierung arbeitet mit Hochdruck daran.

A propos Diktator; Den Kaffeerahm-Eklat mitgekriegt? Hitler’s Konterfei auf einem Kafferahm-Deckeli. Welch Symbolik, Hitler macht aus einem Schwarzen einen Braunen. Also Kaffee jetzt.
Meines Erachtens reagieren wir ganz allgemein etwas übersensibel und übertrieben bemüht um politische Korrektheit. Wenn wir bald beginnen Geschichtsbücher zu verbrennen, weil sie von Diktatoren und totalitären Staatsformen berichten, scheint sich der Kreis zu schliessen.
Mitgefühl und Toleranz. In der heutigen Zeit gilt es als Frevel, wenn man einen Mann in Frauenkleidern und Bart nicht als Frau akzeptiert. Auf eine totale Abartigkeit ist die politisch korrekte Reaktion; Huch, ist mir gar nicht aufgefallen!
Je stärker sich jemand aus der Masse abzuheben versucht, desto intensiver sollten unsere Bemühungen sein, eben dieses spezielles Auftreten komplett zu ignorieren. Diese Rechnung geht irgendwie nicht auf.
Nebenbei, nicht auffällig, wie sehr sich die MIGROS – ich bin MIGROS-Kind vom Handy-Spühlmittel bis zum legere-Joghurt aus Überzeugung – mit ihren Werbe-Faux-Pas in die Presse bringt?

Blick sagt mir, aufgrund meines Sternzeichens, dass ich lebenslang dieselbe Frisur tragen und auf Farbspielereien im Haar verzichten werde. Natürlich gewachsen ist Trumpf, tragen wie sie fallen und Gel ist mir ein Gräuel. Beruhigend, dass mir die Matte nie vom Kopf fallen wird, was alles andere anbelangt, muss ich wohl die Coiffeuse meines Vertrauens von der Blick-Analyse in Kenntnis setzen.
An sich wäre ich geneigt, meine natürliche Haarfarbe zu erlangen, möglicherweise reicht meine Graumelierung bereits für den George Clooney-Look.

Der Silvan sieht die Fux’sche Sexberatung als Lebensleitfaden, steht im Moment jedoch an der Wand. Er sollte üben Frauen anzusprechen. Üben an Objekten, welche ihn gar nicht interessieren. Kriegt jedoch die Zähne nicht auseinander und meint bereits abschliessend, er werde zeitlebens keine Beziehung haben.
Etwas despektierlich, eine Frau aufgrund ihrer nicht zum Koitus animierenden, äusseren Erscheinung als Objekt zu bezeichen. Ist dieser Status doch den Doppel-D Blondinen vorbehalten.
Aber wenn Frau Fux das rät, wer bin ich, dass ich zweifle. Er soll seine Panik dringendst bekämpfen, über kurz oder lang würde er sich sonst noch nicht einmal mehr seinem Teddybär mitteilen. Silvan sollte also dringend mit einem Psychologen Frauen ansprechen gehen. Erinnert mich an einen Lehrer im Skilager. Welcher an seiner Schüler statt für selbige Frauen zum Tanzen aufforderte. Mit mässigem Erfolg.

Frauen sind doch auch nur Menschen. Irgendwie. Warum sollte man mit ihnen nicht sprechen können?
A propos Frauenlogik; Frauen sehen es lieber, dass der Partner mit einer Herde Jungs loszieht, als alleine mit einer Ex-Freundin ein Bier trinkt.
Es ist ihnen also angenehmer, wenn Mann im Rudel motiviert wird seinen Marktwert auszuloten, als mit einer Verflossenen über die alten Zeiten zu plaudern.
Und Mann muss doch seinen Marktwert ausloten, denn ein Element des Mädelsabend ist es doch, festzustellen, wie begehrt man noch ist und wie soll das ohne Männer funktionieren?
Ach bitte, wir wollen doch beide Ansichten nicht abstreiten; Wir sind alles Menschen und begehrt werden schmeichelt dem Ego. Ist auch nicht verkehrt.
Was jedoch eine weitere Diskrepanz mit sich zieht.
Wenn Frauen angesprochen werden, ist dies nicht ihre Schuld. Unabhängig davon, wieviel Fleisch sie ins Fenster hängen oder sonstwelche Tricks anwenden, unterm Strich können sie nichts dafür. Und wenn sie ins Gespräch kommen ist da auch nichts dabei. Man stellt nur seinen Marktwert fest.
Um dieselbe ausgangstechnische Studie zu betreiben, muss Mann jedoch in die Offensive gehen, da wir bei allem Genderismus glücklicherweise noch etwas konservativ sind. Der Mann spricht die Frau an. Doch gerade dies gehört sich nicht.
Auf den Punkt gebracht; Hans spricht Heidi an. Aus Heidis Sicht, liiert mit dem Peter, ist da nichts dabei, weil aber Hans mit Trudi liiert ist und er somit nicht anzusprechen hat, ist da irgendwie trotzdem was dabei. Man kommt einfach nicht auf einen Nenner.
Darf ich auf der Tramspur fahren, wenn mir ein Tram entgegenkommt und wenn ja, wie lange?

Das grösste Schweizer Talent hat sich von seinem Partner getrennt.
Uff… Wer ist nochmal das grösste Schweizer Talent?
Ich verliere da gerne den Überblick, aber verfolge die Shows auch nicht direkt. Ganz unter uns gesagt; Mir waren die aufrichtig gecasteten und sauber abgestimmten Boygroups lieber.
Für jede Frau etwas dabei; Der Wilde, der Sinnliche, der Draufgänger, der Süsse, der Erotische und der Traumschwiegersohn, denn jemand musste ja die BRAVO bezahlen.Um Spesen zu sparen teilten sich die muskulösen Hupfdolls gleich Bett und Duschen, dies praktizierte schon Rex Gildo mit seinem Manager, und richtig reich wurde eigentlich nur Lou Pearlman (Manager der Chippendales, Backstreet Boys, N-Sync, O-Town, Natural, US5). Gute alte, aufrichtige Abzocke mit eingängigem Sound.backstreet-boys  Wie konnte man jemals an der homosexuellen Ausrichtung zweifeln? Aber in den Achtzigern und Neunzigern war man da etwas naiver…club-tropicanaNebenbei, was hat Wham! auch immer mit diesen Jeeps zu Beginn des Musikvideos?

Zurück zum Thema, welches durch den ganzen Eintrag schon schmerzlich vermisst wird;
Um heute als Sänger gecastet zu werden musst du folgendes mitbringen.
Einen Bart. Nicht einen ordentlichen Vollbart, wie ihn der Alm Öhi trug. Mehr solch ein flaumartiges Gewächs, welches nebst dem grundsätzlich schon spärlichen Wuchs, des Nachts auch noch von Mäusen angeknabbert zu werden scheint. Trage eine alte Cordhose oder eine Non-Label-Jeans, selbstverständlich mit umgekrempeltem Saum. Wenn möglich gar noch mit Hosenträgern. Über einem Flanellhemd. Rot-Schwarz, kariert. Auf dem wuscheligen Haarkopf thront eine Mütze. Eine dieser Altherrenkappe, ebenfalls in Manchesterstoff. Vielleicht neckisch schief. Und die übergrosse Hornbrille, vergiss die Scheiss-Brille nicht.
Lässig mit einer der knöchernen Arschbacken auf einem Hocker, das eine Bein angewickelt und die Gitarre auf dem Knie. Eine Gitarre muss sein, denn nur diese vermittelt das authentische Bild des Musikers, welcher in der Unterführung zwischen Herrentoilette und Selecta-Automat auf einer Flickendecke im Duft der Urinsteine die Saiten zupft. Und jeden kapitalistischen Plattenboss mit selbst gebackenen Hanfplätzchen bewerfen würde.
In einer Castingshow nimmt er nur für den Weltfrieden teil.

Singe mit einer nasalen Stimme ein stimmiges Lied über den alten Mann welcher im Schützengraben einen Fuss verlor und hernach ein Waisenhaus gründete. Oder die Katze, welche in einer Regentonne ersoff. Eigentlich egal.
Die anrufenden Voter verstehen kein Wort und reagieren nur auf das Schluchzen hinter der unglaublich kraftvollen Stimme mit allen Nuancen und der Träne, welche bei 3:42 auf der rechten Netzhaut schimmert. Wenn du beim veranstaltenden Sender einen ganz grossen Stein im Brett hast, führe als Argument für deine emotionale Art noch den Prostatakrebs deiner Tante, das Patenkind in Nigeria und deine täglichen Besuche im Altenheim an.

Nein nein, da bleiben wir bei den aufrichtig gecasteten Gruppen.

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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