Wie man Sch… rott zu Geld macht.

Klugscheissen am Freitag, zum Thema GameStop shorten kurz erklärt.

Wie verdient man Geld mit einer Firma, welche eigentlich schon tot ist.

Wahrscheinlich wünscht sich so mancher, wie ich auch, just heute wieder einmal eine Zeitmaschine. Als Plan B eine Kristallkugel. Nur 3 Monate in die Zukunft blicken und einen Börsenkurs studieren.
Wir hätten Ende März letzten Jahres unser letztes Hemd und die Namen der Erstgeborenen verpfändet, alles in Tesla gesteckt und die letzten Tage mit 700 Prozent wieder verkauft. Wir sprechen hier von einer Firma welche gestern verkündete, das erste Mal einen Jahresgewinn erwirtschaftet zu haben.

Aber wir müssen nicht so weit reisen. Hätte ich vor 3 Wochen GameStop-Aktien erstanden, würde ich nun leben wie die Made im Speck. Dank eines Gewinnes von 2000 Prozent.
Es geht noch kürzer; nach einem Einbruch gestern Abend hat sich der Preis bereits wieder verdoppelt.

Warum zum Teufel haben wir also keine GameStop Aktien gekauft?
Weil GameStop eigentlich schon lange tot sein sollte. Weil kein vernünftiger Mensch die Aktien einer Firma kauft, welche die Zeit verschlafen hat. Wie eine Firma, welche beim Wort „Download“ euch irritiert anschaut und fragend auf die VHS-Kassette zeigt, welche sie euch soeben verkaufen wollte.

Die Geschichte zeigt uns, wie man mit wertlosem Plunder Geld verdient. Wir erinnern an die Schrott-Papiere 2008 welche uns global in eine Finanzkrise gestürzt haben. Also nicht alle. Die einen haben einen ganz guten Schnitt gemacht.
Das Geheimrezept nennt sich shorten.

Mit einem Short sichert man sich gegen fallende Kurse ab. Oder reitet die Firma gleich aktiv in den Ruin.

Ich sehe also, dass GameStop in den letzten Zügen ist. Die Aktie liegt bei dreissig Dollar.
Nun biete ich eine Short-Option an. Ich verkaufe die Aktie für 25 Dollar in zwei Wochen. Sagen wir 1000 Stück. Der Clou ist, ich besitze überhaupt keine Aktie. Es ist ein Leerverkauf.
Mein Riecher hat mich nicht betrogen, GameStop serbelt wirklich in den Keller und ist nur noch 15 Dollar wert.
Also decke ich mich gemütlich mit den 1000 Aktien für 15 Dollar ein und verkaufe sie für die 25 Dollar. Die zehn Dollar pro Aktie sind mein Gewinn.
Und so habe ich Geld mit einer Firma gemacht, mit welcher eigentlich gar kein Geld zu verdienen wäre.

Es hätte natürlich auch anders kommen können. Aber das Schöne, aus Kapitalistensicht, shorten ist an sich eine selbst erfüllende Prophezeiung. Denn je mehr Short-Optionen im Umlauf sind, desto mehr schwindet das Vertrauen der Anleger und sie beginnen die Aktien abzustossen. Der Untergang ist garantiert.

Theoretisch.

Denn mit GameStop wollte die Wallstreet genau dieses Prozedere durchziehen.
Und dann kamen die jungen, unbekümmerten Spekulanten.
Wir können dies mit einem Flashmob vergleichen. Nur, statt in einer Bahnhofshalle zu tanzen, verabredeten sie sich zum Aktienkauf. Und dies zu Millionen. Und plötzlich geht GameStop durch die Decke.

Ein Lehrer sagte mir einst, bezogen auf die Telekom-Aktie, nie kaufen, wenn die Hausfrauen ins Geschäft einsteigen. Dies ist nicht sexistisch gegen Frauen, also klar, irgendwie schon, aber es besagt eigentlich nur, dass man nicht aufspringen soll, wenn jedermann die Aktie kauft.
Jedermann sieht den Kurs und sagt „ich will auch“. Ohne jegliches Hintergrundwissen. Sonst würde man ja nie eine GameStop-Aktie kaufen.
Aber durch diese Eigendynamik steigt und steigt sie, bis…

Es ist klar, irgendwann ist Schluss und die Schlittelfahrt zu Tal wird wohl rasant sein. Eine Börsenweisheit lautet auch, die Aktie steigen mit der Treppe hoch und gehen mit dem Fahrstuhl runter.

Aber ich finde diese Entwicklung ganz witzig und mal ehrlich; nach 2008 freut es uns doch alle, wenn der kleine Bürger den Finanzhaien gegen das Schienbein tritt.

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Zu erschöpft, einen Titel zu tip…

Noch wenige Stunden und ich habe es geschafft.
Eine ganze Woche nichts gearbeitet.

Ja, wir wollen es nicht schmälern, dies ist sogar für einen Bundesangestellten eine ordentliche Leistung!

Montags bin ich noch los, mit der Sonne im Herzen und einem Lied auf den Lippen. Beinahe pünktlich im Betrieb eingetroffen und voller Elan den Schreibtisch umrundet. Die pflichtbewussten nehmen ihr Notebook nach Hause, man rechnet jede Minute mit der Apokalypse. Ich bin mir jedoch sehr gewiss, auch wenn der Büroturm einstürzt, wird meine kleine Schreibtischecke noch unbeschadet da stehen, dass ich einen Platz finden und sofort mit der Arbeit beginnen möge. Deswegen bleibt auch das Notebook hier, fährt nun hoch und erwartet die wichtigen Mailnachrichten.

Da meine Assistenz noch nicht da war, ja, wäre da Arbeit vorhanden, könnte ich diese sogar delegieren, legte ich vorsorglich selber ein neues Paket Papier in den Drucker. Vom Umweltschutzpapier aus irgendwelchen Sandwich-Tütenleichen bis hin zum handgeschöpften, schneeweissen und shiny beschichteten 200 Gramm Papier. Denn etwas, was in einem ordentlichen Bundesbetrieb immer läuft, ist das Vernichten von Bäumen.
In meinem Fach hatte ich vier Versionen des Ferienplan auf blütenweissem A3 in Urkundenstärke, weil letzte Woche einer seine Urlaubsplanung geschoben und wieder rückgeschoben hatte.
Als ich an den Schreibtisch zurückkehrte, wartete da der Chef mit dem Ausdruck in der Hand; „Dies habe ich dir eben als Mail gesendet…“

Ich trauere dem Faxgerät nach.
Die Anrufe; „Du, ich habe dir eben ein Fax gesendet, es geht um…“ hatten doch einfach ihren Charme.

So gegen halb zehn weckte mich der Klinkenputzer. Ja, wir haben eine Kolonne, welche jeden Tag zweimal patrouilliert und jede Klinke desinfiziert. Finde ich saumässig wichtig. Könnte mich schlau machen, aber behaupte nun einfach, dass die Sache in ihrer Sinnhaftigkeit irgendwo zwischen einer Traktorenlieferung in ein Drittwelt-Land (Kinder meiner Generation kennen die Problematik) und einer Corona-Impfung für einen 101-jährigen rangiert.
Also der Herr Klinkenputzer mag wohl die aktuellen Viren und Hinterlassenschaften abwischen, aber wenn jemand nach 5 Minuten hingrabscht, sind wir soweit wie vor der Aktion. Aber drei Personen verdienen so ihr täglich Brot und ich muss ihnen zugute halten, sie arbeiten zumindest für ihr Geld.
Das „Guten Morgen“ und „Grüäzi“ des Herren mit der Schirmmütze und den unanständig neuen Adidas-Schuhen wird jeden Tag ein wenig zynischer, ich fühle mich ertappt. Und mit jedem Tag geht er mir ein wenig mehr auf den Senkel. Zu Beginn war er ein wenig mein Lichtblick; sieh dir den an, es könnte noch schlimmer kommen. Mittlerweile stehe ich kurz davor, ihm Sprühflasche und Lappen zu entreissen, nur um irgendeine Beschäftigung zu haben.

Dienstags erhielt ich ein nettes Telefon.
„Wir müssen ihr Vorstellungsgespräch verschieben… Corona…“.
Wieviel wolltet ihr denn dazu einladen? Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich ein Vorstellungsgespräch will, an welchem mehr als 5 Personen teilnehmen. Hat mehr was von einem heissen Stuhl.
Zudem „Echt jetzt? Ich habe frei genommen und ein Hotel gebucht, weil ihr dies in aller Frühe angesetzt habt!“
„Ja… die HR… Aber kannst ja ein Tag Skifahren oder so… Will Dir nichts versprechen, aber könnte März, eher April werden…“.

Gleichentags setzte ich mich zum Chef-Chef ins Büro.
Irgendwie übergehe ich meinen direkten Chef nicht so gerne, aber der ist dank meiner Vorgänger so sehr in der Illusion gefangen, dass meine Stelle ein 120 Prozent-Pensum erfordert, dass er die Wahrheit nicht sehen will, auch wenn ich in Shorts in meinem Stuhl liege und Mai-Taj aus einer Kokosnuss schlürfe. Und ihn jedesmal auf den Boden der Tatsache zu holen wirkt auf mich, als würde der an Demenz leidende Opa jeden Tag aufs Neue erfahren, dass seine Frau nicht mehr lebt. Nicht, dass ich mir aus seinen Gefühlen etwas mache, aber wie bei Schulkindern, irgendwann muss man auf Bestehendes aufbauen können um vom Fleck zu kommen. Man kann nicht jeden Tag aufs Neue das Geheimnis von 1+1 ergründen.
Und deswegen greife ich eben auf den Chef-Chef zurück.

„Was denkst du, kannst du deine Arbeit auch im Home-Office erledigen?“
Dies fragte er mich tatsächlich und ich war einen Moment sprachlos. Mich, der ihm seit 5 Monaten in den Ohren liegt, ich würde eigentlich gerne arbeiten und nicht nur präsent sein und gut aussehen.
„Zeitung lesen kriege ich zuhause hin. Denke ich. Ja, ich bin mir ziemlich sicher.“
„Ja, wir müssen ja prüfen ob es geht…“
„Falsch, es ist kein Wunschkonzert. Wir müssen ins Home-Office. Punkt. Und wenn wir gleich so nett plaudern. Wir müssen an den Arbeitszeiten schrauben. Ich sitze wegen der Präsenzzeit jeden Tag zehn Stunden hier und habe Arbeit für vielleicht eine. Wenn ich sie strecke.“
„Ja, die Zeiten haben wir schon lange…“
„Wunderbar, dann ist der Januar ja ein perfekter Zeitpunkt, das System zu überdenken.“

Wenn der Chef-Chef etwas bespricht bedeutet dies leider noch lange nicht, dass ich darauf eine Antwort erhalte. Denn im Gegensatz zu mir hält er den Dienstweg ein und geht zu meinem Chef. Und bei meinem Chef habe ich eine Hol-Schuld, weil er irgendwie stets um Worte ringt und nichts zur Sprache bringen kann.

Donnerstags hiess es; „Also wenn du mal denkst, die Arbeit gehe im Home-Office… also wenn du es schaffst, das alles… ungeniert einfach im Kalender eintragen… und sagen“.
Mögt ihr dies auch? Dieses „Ja mach einfach. Aber frage mich vorher“.
Im Geiste sah ich mich schon im verlängerten Wochenende; „Gut, morgen bleibe ich zuhause.“
„Hmmm, ja… also Morgen… der Chef und ich haben eine Konferenz… gut, der Max wäre auch noch da… aber irgendwie…“
„Soll ich her kommen?“
„Ja… also ich weiss nicht… vielleicht“
„Also, ich komme morgen ‚arbeiten'“.
„Ja gut… wenn du willst… ja, vielleicht wäre es nicht schlecht…“

Ich startete heute mit dem Lesen von „Laufen, Essen, Schlafen“. Also eigentlich bin ich bald fertig, habe schon Anfangs Woche begonnen. Eine Frau, welche ihren geschätzten Job aufgab um nur noch Fernwanderwege zu absolvieren. Wie einfach müsste es mir fallen, den verhassten Job zu schmeissen? Aber da steckt einfach zu sehr Schweizer in mir. Ja was machst du denn im Alter. Du brauchst doch eine Arbeit. Die Krux ist, dass ich mit grösserer Gewissheit sagen kann, dass ich mit 65 nicht mehr trekken kann, als dass ich behaupten könnte, ich hätte mit 65 eine gesicherte Altersvorsorge. Also eigentlich sollte man, aber… Eben. Zuviel Schweizer in mir.
Gegen zehn Uhr, während des Lesens der Zeitung wurde ich gewahr, dass ich ja die Börsenkurse checken wollte. Verkaufte gestern Mittag zum perfekten Zeitpunkt Optionen, was mich seelisch über den Tag rettete und wollte heute reinvestieren. Aber alle Titel hatten das Morgentief überwunden, strebten nach oben, also liess ich die Schäfchen im Stall.

Danach war mir nach Gehirnjogging. Ich löste zwei Logistiker-Zwischenprüfungen in VWL und Finanz- und Rechnungswesen. Nicht weil ich Logistiker werden will, sondern weil ich bei einer Bewerbung aufgrund Ermangelung dieser Ausbildung ins Hintertreffen geriet, und mir dies am Selbstwert nagt. So in etwa: „ja, ich sehe, sie können Lastwagen, Frachtschiffe und einen Airbus lenken, aber wir suchen jemanden, der den Staplerausweis besitzt, sie verstehen…“
Obwohl ich diese Entwicklung als Wink des Schicksals sehe, welches mich in einer Weise gewiss vor grösserem Übel bewahrte.

Grösseres Übel, als täglich zehn Stunden Löcher in die Luft zu gucken?

„Hoi, wie gehts?“
Ich weiss nicht, wie ironisch ich mein „wunderprächtig“ auf diese tägliche Frage des Chef-Chef noch formulieren kann, bis er diese sinnentleerte Phrase lässt. Nachteil der Maske, Emotionen gehen unter.
Natürlich könnte ich darauf eingehen, aber irgendwann fühlt man sich wie ein trotziges Kind, wenn man gebetsmühlenartig die eigene Unzufriedenheit wieder und wieder runterleiert. Mir ist mittlerweile klar, dass ich die Sache selber regeln muss und freue mich… wollte gerade tippen, wenn ich die Arbeit hier niederlegen kann.

„So Kopf durchlüften… Uff…“
Mein direkter Chef ist beileibe kein böser Mensch, aber eine verdammte Dramaqueen.
Ich könnte schwören, wäre da nicht eine solide Tür dazwischen würde ich jeden Tag um 14:30 hören „Uff, ja… das ist ein schöner Haufen, kein Wunder musste ich so pressen….“.
Der liebe Gott müsste auf Genesha zurückgreifen, weil einfach zwei Hände nicht ausreichen, ihn so oft zu verdammen, wie er den Herrn darum bittet.
„Gopferdammi das Excel versecklet mich…“
Also Excel verseckelt ihn ungefähr fünf Mal pro Stunde und wenn es nicht Excel ist, dann hat der Dienstleister „zwenig Fäde im Bode“ oder sie „hocked in Bern uf de Leitig“. Eigentlich egal, denn auch wenn er nur einen neuen Packen Papier in den Drucker legt, wird der ganze Büroturm darüber informiert, weil er einfach nicht einen Bogen in den Drucker legen kann, ohne zu rufen „Scho wieder das huere Papier fertig…“
Es würde viel weiter reichen, würde er nicht jeden hueren Seich ausdrucken, aber…

So, ich glaube, das wäre es für den Moment. Nur noch 90 Minuten absitzen und ich kann in das Wochenende.
Habt ihr überhaupt eine Vorstellung, wie dünn sich ein solches Wochenende anfühlt, wenn man es sich überhaupt nicht verdient hat? Ja, hätte ich auch nie gedacht. Aber beruhigend, dass ich noch so empfinde.
Denn der eine, wahrhaftige und vollendete Bundesbeamte bin ich erst, wenn ich mich nach einer solchen Woche mit Schweiss auf der Stirn verabschiede und endlich ins Wochenende kann.

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Der Insta-Wahnsinn

Beginnen wir mit meinem Ausblick auf 20min

Lacht, aber ich kann einfach nicht zuschauen, wie eine Spritze gesetzt wird. Auf Fotos finde ich es widerlich und unnötig, im Fernsehen schaue ich tatsächlich weg. Analog den Horrorfilmen. Bei welchen ich irgendwie nur mit dem Ohr dabei bin, über die Oberkante der vor die Augen gehaltenen Hand die oberste Zeile des cineastischen Werks verfolge, oder der Szene den Schrecken nehme, indem ich mir das Gesplatter in der Reflexion einer Scheibe vor einem netten Wandbild zu Gemüte führe.

Natürlich wartet 20min wieder mit dem obligaten Spritzen-im-Wabbelarm-Bild auf.

Was ist dran an den „Impftoten“ in Norwegen?
Na, ich hoffe doch ein Kopf, zwei Arme und Beine und das Ganze um einen Rumpf herum drapiert. Denn alles andere wäre ja entsetzlich und abschreckend.

Foto-Challenge
Zeig uns deinen schönsten Teppich!
Aargh! Wann kommt die Challenge, zeig uns wie sehr du 20min magst?

Ein weiteres Spritzenbild.
Trödel-Kantone dürfen sich nicht verstecken
Ist auf der der überschaubaren Schweizer Karte nahezu unmöglich. Wohl habe ich in der Primarschule den ein oder anderen tatsächlich übersehen, der Lehrer hat mich jedoch stets sehr überzeugend darauf hingewiesen, dass seit 1979 alle 26 da sind. Allerdings keiner namens Trödel, geschweige denn mehrere.

Ich wurde zum ersten Mal mit 14 gewürgt
Nein, niemand muss entsetzt aufschreien. Es ist erst ein paar Tage her, dass 20min Menschen gesucht hat, welche sich während der körperlichen Vereinigung, dem Liebesakt, sich gerne würgen lassen.
Mein Vorschlag; Foto-Challenge!
Du lässt dich beim vögeln würgen? Zeig es uns!

6 Fehler, die du beim Auf- und Einräumen machst
Finde ich jetzt schon etwas intim. Woher will 20min das wissen? Zudem eine ziemliche Unterstellung, man beachte die Gewissheit im Ton der Aussage.

Chrissy Teigen kämpft heftig mit ihren neuen Reitstiefeln.
Auf Twitter. Bringt uns zu einem Thema, welches für mich nach wie vor verwirrend ist. Promis und ihr Umgang mit den sozialen Medien.
Vorwiegend Instagram.

Viele Regionen Europas harren im Lockdown aus. Hier stornieren unbelehrbare Optimisten ihre dritte Urlaubsbuchung und senden anschliessend eine „das geht doch nicht“-Mail an RTL, weil sie schon zum zweiten Mal die AGB nicht gelesen haben und kein Geld rückerstattet kriegen. In anderen Wohnzimmern wird die Familien-Quality-Time arg auf die Probe gestellt, weil Papa auf Kurzarbeit und der Hartz IV-Antrag schon halb ausgefüllt ist.
Und dann gibt es diese B- und C-Prominenz. Willy Millowitsch würde fragen „Wer sind diese Leute“ und auch 80% der Normalbevölkerung zuckt nur fragend mit der Schulter, wenn die Namen auf der Dschungelcamp-Kandidaten-Liste erscheinen.
Das grosse Problem ist, es gibt mittlerweile zu viele Prominente, respektive Menschen, welche als solche bezeichnet werden. Es beginnt schon damit, dass wir den Durchblick bei der Flut an Trash-Formaten verlieren. Bachelor in Paradise, Temptation Island, Sommerhaus der Stars, Kampf der Realitystars, Bachelor und Bachelorette, Love Island, Big Brother, Prince Charming, Are you the one?, die Liste ist nicht abschliessend. Letzteres ist kein Trash-Format, noch nicht, sondern eine Mitteilung.

In jedem dieser Formate werden gut und gerne 10 Promis geboren. Also nicht live, dies findet man in der Instagram-Story, sondern dadurch, dass sie in der Zielgruppe einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangen. Und diese Zielgruppe scheint ordentlich gross zu sein, sonst würden die Formate nicht wie Pilze aus dem Boden schiessen. Es muss eine Zielgruppe mit viel Zeit sein. Denn, wenn nur schon aus oben genannter Liste jeden Tag eines gesendet wird, reicht eine Woche nicht aus, die Formate zu sehen. Davon ausgehend, dass ein Mensch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte nicht mehr als ein Format pro Abend erträgt. Und dabei ignorieren wir, dass oft parallel zum deutschen Unterschichtenfernsehen eine Schweizer Version ausgestrahlt wird und wir die fixen Termine wie Goodbye Deutschland, Bauer ledig sucht und RTL Exclusiv des abendlichen Fernsehvergnügens noch nicht berücksichtigt haben.
Man muss also beim Erwerb des täglich Brot Abstriche machen, um sich die volle Dröhnung zu geben.

Diese zehn neugeborenen Prominente pro Format bringen eine weitere Schwierigkeit mit sich. Es sieht einer aus wie der andere. Unterscheiden könnten wir sie vielleicht an den Tätowierungen. So weiss ich, dass jene mit dem Hitlerkonterfei auf dem Arm Melissa ist. Hat sich durch Love Island geschlafen, ist dann beim Kampf der Realitystars zwischengelandet und war die letzte Bachelorette im deutschen Fernsehen. Und ja, es ist Charlie Chaplin und nicht Hitler, aber das Motiv deucht mich unglücklich gewählt. Gerade für ein Tattoo, welches, wie jedes Kunstwerk, bisweilen sehr vom Goodwill des Betrachters abhängig ist.

Diese Promi-Aspiranten setzen sich in den Formaten also möglichst auffällig in Szene. Vorwiegend mit dem Vorwurf an die Mitbewerber, sich nur in Szene zu setzen.

Dies formulieren sie mit den Aussagen:

  • Du bist nur hier für den Fame!
  • Du bist Fake!
  • Du bist nicht real!
  • Du bist nicht authentisch!

Kann so auch als Trinkspiel verwendet werden, ich garantiere euch, nach dreissig Minuten seid ihr hackedicht.
Zum Fame möchte ich sagen; wir sprechen hier nicht von einem Ruhm im eigentlichen Sinne, sondern dem Wert eines Promi-Aspiranten. Dieser wird, analog zu einer Fläche in Anzahl Fussballfeldern, anhand der Follower gemessen. Follower sind jene, welche auf den Promi in den sozialen Medien ein Abonnement abschliessen, um keinen Schritt zu verpassen. Ja, das wissen nicht alle, ich nehme hier durchaus einen Bildungsauftrag wahr.

Vielleicht erkennt ihr irgendwann einige dieser Aspiranten auf Anhieb, weil sie von RTL gezielt gefördert werden. Giulia Siegel ist ein gutes Beispiel. Wann immer etwas aufgebauscht wird, Schuhfetischisten auf Instagram zum Beispiel, wird sie herbei gezogen, in ihrem Heim besucht und zu ihrer Meinung oder den Erfahrungen befragt. Und mit diesem gezielt erzeugten Bekanntheitsgrad, denn abgesehen davon, dass sie die Tochter von Ralf Siegel ist hat sie auf diesem Planet noch nichts geleistet, dient sie als Zugpferd für weitere Trashformate. Mit einer Giulia Siegel in einer Bums-Insel-Sendung kann man wieder zehn neue Idioten aufbauen, auf welche wiederum vielleicht wieder… Es ist wie das Reiskorn auf dem Schachbrett.

Kleiner Exkurs; Der Erfinder des Schachs wollte vom König als Belohnung ein Reiskorn auf dem ersten Feld des Schachbretts. Darauf eine Verdoppelung bei jedem Feld. Zwei auf dem Zweiten, vier auf dem Dritten und so weiter. Ergibt auf dem letzten 9.223.372.036.864.775.808 Reiskörner. Ich weiss nicht, wieviel Fussballfelder das sind, aber wir sprechen von 277 Milliarden Tonnen, oder die Reisernte von etwa 873 Jahren.

Weiter im Text:

Als weitere Schwierigkeit kommt hinzu, dass sich laufend neue Couples bilden. Ja, so spricht man heute. Dieses Herumreichen und Austauschen von Bettgefährt*innen kannte man in dieser Form bisher nur aus dem örtlichen Turnverein. Da dadurch die Dorfbevölkerung nicht ausgestorben ist, findet sich hier zumindest ein tieferer Sinn, bei den Promi-Aspiranten dient es nur dazu, wieder eine begehrte Sendeminute in Guten Morgen Deutschland zu erhalten.

Nun habe ich aber ganz schön ausgeholt, denn eigentlich wollte ich mich über das Gebaren dieser Herrschaften auf Instagram echauffieren.

Nicht wenige dieser, aus der Perspektive der Hartz IV-Empfängern, Vertreter der elitären Gesellschaftsschicht hat sich während der Corona-Zeit auf eine Palmeninsel abgesetzt.
Statt sich nun im Stillen zu freuen, empfinden sie es als grossen Geniestreich, sich im Sand räkelnd abzulichten und via soziale Medien die Bilder zu teilen. Nicht selten mit der Anmerkung, sie würden mit den Daheimgebliebenen mitleiden. Wie liebenswürdig und selbstlos.
Bereits mit zwei Gehirnzellen könnte man sich zusammenreimen, dass sich wohl kaum die ganze daheim gebliebene Community, irgendwo zwischen Jobverlust und Hungertod, bedingungslos für einem freut.
Der erste Shitstorm rollt an.

Daraufhin ein weiteres Bikini-Bild und der Hinweis, man mache hier keinen Urlaub, sondern man arbeite!
Zum Beweis präsentiert man eine Bräunungscreme, mit Rabattcode, und beschreibt welches entspannte Gefühl einem selbige beschert. Die Marketingabteilung verlangt das und für Influencer geht eine solche Tätigkeit tatsächlich als Arbeit durch.
Worauf der zweite Shitstorm losgetreten wird, weil der Bedarf an Bräunungscreme aufgrund fehlender monetärer Mittel momentan nicht sehr ausgeprägt ist.

Darauf heulen die Instagram-Sternchen, wie sehr sie ein Shitstorm schmerzt und wie sehr ihnen das zusetzt. Sie seien doch auch nur normale Menschen. Garantiert ihnen Sendeminuten bei und viel, viel Verständnis von Frauke Ludowig.

Selbstverständlich heulen sie bei Instagram mit einem neuen Foto.
Dieses Verhalten ist etwas schwierig zu erklären. Als würde man, nachdem man sich die Finger an der Herdplatte versengt hat, sich mit dem nackten Hintern auf selbige setzen und losheulen, wie schmerzhaft dies sei. Von der Erniedrigung durch den dummen Anblick ganz zu schweigen.

Statt Instagram den Rücken zu kehren, macht man weiter und der nächste Shitstorm kommt. Hauptsache im Gespräch.

Auch beliebt; man präsentiert ein unvorteilhaftes Foto von sich.
Nach 5076 professionellen Bikini-Fotos, in welchem man sich hauptsächlich darauf konzentrierte, den Körper ganz zauberhaft in Szene zu setzen, stellt man eines mit Speckrollen online.
Man wartet die „is jetz nicht sooo toll“-Reaktionen jener Follower ab welche man gezielt mit den 5076 professionellen Bikinifotos in die Abonnentenliste gelockt hat, und erbost sich dann darüber, dass man auf den Körper reduziert werde. Bodyshaming nennt sich das. Um die Sendeminute bei RTL Exclusiv auf Sicherheit zu haben, muss man im Text zum Bild noch erwähnen, dass man mit dem Bild auf etwas aufmerksam machen will. Tote Eisbären, dicke Menschen, arbeitende Kinder, ganz egal. Es muss einfach bewegen. Niemand der seine fünf Sinne beisammen hat würde sagen, tote Eisbären sind eine feine Sache, und deswegen muss man darauf hinweisen. Kann man nichts falsch machen.
Also die wirklich veräppelten sind eigentlich jene, welche wirklich ein Problem haben und dann durch eine Klum-Tochter instrumentalisiert werden. Jemand mit richtig üblen Hautproblemen hat rein gar nichts davon, wenn die kleine Klum mit ihrem Pickel sagt „Seht, ich bin eine von euch“, aber die Klum 10’000 Follower mehr.
Und die Sendeminute bei RTL.

Eine weitere Abartigkeit von Promis auf Instagram ist die Ansage, sie würden nun den sozialen Medien entsagen. Weil es ihnen nicht gut tut.
Um meinen Vergleich mit der Herdplatte zu bemühen; Ich müsste nun also die versengte und nur noch durch plastische Chirurgie zu rettende Hand nochmals auf die Platte legen um zu zeigen, dass ich dies künftig unterlassen werde. Weil es mir nicht gut tut.
Das Problem ist, ein stiller Abschied bringt keine Sendeminute bei RTL und schon übermorgen fragt man sich in Willy Millowitsch-Manier „Wer waren diese Leute?“.

Aber das absolut perverse und wirklich kranke auf den sozialen Netzwerken finde ich die Verarbeitung von Trauer. Nach zwei Stunden beim Visagisten steht man in einer absolut natürlichen Pose in das perfekte Kinderzimmer und berichtet von der Fehlgeburt. Gekleidet in Dessous.
Weil man auf etwas aufmerksam machen will. Auf all jene Frauen, welche ebenfalls eine Fehlgeburt durchleben mussten.
Und RTL macht mit. Leidet mit. Besucht deutsche Promis, welche nun ebenfalls aufmerksam machen wollen. Weil es in der Natur der Sache liegt, dass wahrscheinlich jeder von uns jemanden kennt, der dieses Trauma durchlebt hat. Nur behandelte man dies bisher mit Respekt und im Stillen. Bisher.
Die Follower liken, kommentieren und die Zahl an Abonnenten schnellt in die Höhe. Und wehe dem, welcher sagt, es wäre eine mediale Ausschlachtung. Diese Aussage wäre eine schallende Ohrfeige in das Gesicht jeder Frau, welche eine Fehlgeburt erlitten hat. Ganz im Gegensatz zum Dessousbild einer Hilaria Baldwin.

Gegenüber all dieser kranken Saubermann-Insta-Promis, ist der geächtete Wendler eigentlich noch ganz erfrischend.
Seit er in Deutschland keinen Fuss mehr auf die Bühne oder ins Studio bringt, influenct (Kann man das sagen?) er für Firmen, welche das gar nicht wollen und sich regelmässig distanzieren, überträgt medienwirksam seine verschuldete Firma auf die Tochter und schimpft gegen die Bildzeitung. Täglich, auf Instagram. Und seit Wochen beendet er jede Story damit zu verkünden, dass er sich von Instagram abwendet.

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Der alltägliche Bürowahnsinn

Hend ihr Mitteilig gläse?

Grammatikalisch eine Frage, formuliert im Befehlston von hinten links. Erster Fehler. Man spricht mich nicht von hinten links über die Schulter an. Zivilisierte Menschen machen dies einfach nicht. Also was immer auch kommt, es muss nun schon sehr überzeugend sein.

Stand mittig in der Betriebskantine, eine Schale Salat auf dem Tablett balancierend.
Die Frage war rhetorischer Natur, die Antwort der Anwesenden nur ein drehen des Kopfes und irritierte Mienen.

Nur ei Person pro Tisch.
Nun im befehlenden Befehlston. Die Gesichtsausdrücke formulieren ein stummes „Ach?!“.

Ich habe es befohlen er hat es nur aufgeschrieben.
Mit „er“ war der Kantinkoch gemeint.
Ja, du bist ein guter Junge, ganz ein guter! Gut hast du das befohlen, ganz fein hast du das gemacht. Ja, fang den Keks, fang ihn du Grundguter.

Ei Person pro Tisch! En Guete!

Erstick an deinem verdammten Salat.
Irgendwann ist auch mal gut, ganz ehrlich. Und wahrscheinlich in diesem Moment, in welchem ich sage, auch Social Distancing hat seine Grenzen.
Wir sassen zu dritt um den Tisch, ohne selbigen seiner eigentlichen Bestimmung zu zuführen. Er fungierte nur noch als Orientierungspunkt, denn irgendwie muss man ja um was herum sitzen, weil es sonst komisch wirkt. Die Kaffeebecher hielten wir in den Händen.
Im Grundsatz bin ich ein grosser Freund der Abstandsregeln, aber wenn ich einmal in die Kantine gehe und mir einen überteuerten Kaffee gönne, brauche ich mich nicht anblaffen zu lassen, ich hätte Abstand zu halten. Ich werde mich ganz gewiss an diese Episode erinnern, wenn der gute Herr wieder einmal denkt, man müsse den Gemeinschaftssinn pflegen und gemeinsam trinken.

Nämed Gipfeli. Do hets Gipfeli. Nämed. Gipfeli. R…. wieso nimmsch kei Gipfeli?
Danke, isch grad guet.
Hesch nid gern?
Doch, ab und zue scho.
Also nimm eis.
Nei danke.
Hesch e Allergie gege öppis?
Ja, gege Fettansatz und en Ranze.

Meinen Triumph zog ich daraus, als ein jeder verstohlen mit der Hand die Krümelsammlung von hervorstehenden Bauch wischte.
Hä, mer mues sich au mal was gönne.
Der Belohnungsbedarf scheint bei den Herrschaften sehr ausgeprägt zu sein. Stellt sich die Frage, welche Leistung diesem zugrunde liegt, die tägliche Arbeit kann es nicht sein.

De Hubert hätt sitem Mai 54 Kilo abgno.
Wow! Gratuliere!
Die Gratulations-Hymne ging einmal im Kreis, stockte bei mir kurz, übersprang mich schliesslich und wurde nach meiner Wenigkeit fortgesetzt.

Der gute Hubert hatte auch 180 Kilogramm Übergewicht und hat seine ersten Socken noch nicht durchgelaufen. Deine und meine Prämien haben diesem disziplinlosen Kerlchen ein Magenband gesponsert und nun ist wohl nach drei Bissen eines Doppel-Whoppers Schluss.
Warum soll ich jemandem gratulieren, der Dank eines Eingriffs nun nicht mehr so viel essen kann wie er gerne würde? Da gratuliere ich vorher jemandem von Herzen, der nach zwei Tafeln Schokolade, motiviert durch Selbstdisziplin, die dritte zurück legt.
Das Hubert in den beinahe transparenten Sack mit den Buttercroissantes griff, macht ihn auch nicht sympathischer.

Ich bin abgeschweift; der gute Mann in der Kantine schaffte es. Eine Person, welche ich bis heute respektvoll angesehen hatte, ist irgendwo in die gesichtslose Masse all jener Personen gerutscht, welche mich Tag für Tag umwabbern. Man muss irgendwie durch den Sumpf durch, bemüht sich aber, dem widerlichen Pfuhl nicht zu viel Aufmerksamkeit zu schenken und hofft einfach am Absatz bleibt nicht zu viel davon hängen.

Befehlen hat durchaus seine Berechtigung. Ein Dialog ist nicht immer die Lösung, manchmal muss es schnell und entschieden gehen.
Dazu zählt jedoch nicht meine lukullische Tätigkeit in der Betriebskantine. Und wenn die ganze Sache noch auf einem briefmarkengrossen Kommuniqué begründet, welches am Wandpfeiler der Kantine angeschlagen ist, verliert die ganze Sache an Gewicht.

Nun müssen wir in der Kantine also 5 Meter Abstand halten.
Die angeordnete Home-Office-Pflicht ignoriert man jedoch nach allen Regeln der Kunst. Wir unterstreichen unsere Wichtigkeit, indem wir jeden Tag in diesen Büroturm sitzen. Eine Abwesenheit ist mit verhältnismässigem Aufwand nicht umsetzbar.
Ganz ehrlich; ich wäre zuhause bereits zehnmal produktiver gewesen. Einfach, indem ich irgendwas erledigt hätte. Und ich meine wirklich irgendwas. Wäre es nur der Abwasch meiner Kaffeetasse von heute Morgen.
Aber wo kämen wir hin, wenn wir uns nicht weiter getreu in die Tasche lügen?

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Nein, ich will mich da jetzt reinsteigern!

Ich hasse die Stumpfsinnzeitung 20-min. Ich finde sie nicht einfach ein wenig doof, oder blöd, nein; nur schon die Überschriften treiben mich zur Weissglut. Und es gibt keine Zeitung welche ich so oft lese, ja, täglich mehrfach aufrufe wie die 20min. Nicht, weil ich sehr viel Zeit auf dem Keramik-Thron verbringe, was als Entschuldigung vertretbar wäre. Nein, meine berufliche Anstellung und die damit verbundene Arbeitslast erlaubt es, dass ich eigentlich permanent Zeitung lese. Doch statt mich dem Studium einer renommierten Fachzeitschrift oder einer Zeitung, welche sich durch investigativen Journalismus auszeichnet zu widmen, rufe ich immer wieder dieses Unterschichtenentertainment auf.

Was mich zu einer erschreckenden Erkenntnis führt. Wo ist meine geistige Leistungsfähigkeit anzusiedeln, wenn ich mich vorwiegend von einem Medium unterhalten lasse, welches auf die dümmsten unter den der Kunst des Lesens mächtigen Individuen ausgerichtet ist? Die Tatsache, dass ich das Blatt nur aufrufe um mich zu ärgern ist eine schäbige Ausrede, die Tat durch eine vermeintlich höher anzusiedelnde Motivation zu verschleiern.

Jetzt kontrolliert die Homeoffice-Polizei die Büros
Nein, tut sie nicht. Es gibt keine Homeoffice-Polizei. Es sei denn, 20min hätte innert weniger Tagen eine auf die Beine gestellt und mit allen Befugnissen ausgestattet. Darüber hinaus

«Wo dies aufgrund der Art der Aktivität möglich und mit verhältnismässigem Aufwand umsetzbar ist, sorgen die Arbeitgeber dafür, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihre Arbeitsverpflichtungen von zuhause aus erfüllen.»

Was für eine Umschreibung einer Pflicht. Alles kann, nichts muss. Ich wünsche mir eine solche Definition der Steuerpflicht. Und wie soll die Homeoffice-Polizei denn nun die Tätigkeit und den Aufwand derselben abschätzen?

Diese Lockdown-Regeln gelten ab heute
Noch kein Aufreger, man muss zu dem folgenden Artikel scrollen…

So kommst du an die Produkte, die abgesperrt sind
Also eigentlich ist der Weg zu selbigen versperrt und nicht der Bohrhammer von Bosch an sich abgesperrt. Darüber hinaus; Bravo 20min. Dies ist genau der Sinn des Lockdown. Dass wir Mittel und Wege suchen, ihn zu umgehen.

Nach geheimer Schwangerschaft
Jessica Biel und Justin Timberlake sind zum zweiten Mal Eltern geworden
Geheim? Herrscht eine Informationspflicht gegenüber den Boulevardmedien?

Foto-Challenge
Zeig uns deine Lockdown-Schweiz
Meine absolute Lieblingsrubrik, die Foto-Challenge! Im Besonderen, weil sie für gewöhnlich total verquer zu den Artikeln steht. „Bleibt zuhause, für die Gesundheit aller“ steht oben und auf der Zeile unterhalb „Foto-Challenge, zeig uns dein Wochenende im Schnee!“.
Die normale Zeitung bietet die Möglichkeit der Leserbriefe, 20min hat sich auf die Clientel abgestimmt. Sendet uns eure mit der Faust gemalten Strichmännchen-Zeichnungen, oder eben moderner, sendet uns eure Bilder.

Sind sie am mutierten Coronavirus erkrankt?
Melden sie sich!
Nein, nicht beim Arzt, bei 20min.

84-Jähriger erhält vorerst keinen Impftermin – weil er gesund ist.
Die meisten von uns haben schon irgendwann eine Impfung erhalten. Doch die Presse, ob bewegte Bilder oder Fotografien, kann sich nicht sattdrucken, respektive senden, an spitzen Nadeln, welche in wabbelige Arme gestochen werden. Würde ich jedes Bild, jede Filmaufnahme und jeden Bericht zählen, muss die Schweiz in etwa morgen zum dritten Mal durchgeimpft sein. In jedem Kanton, jeder Gemeinde, in jedem Altersheim der erste Scheintote, die erste Greisin, der erste Demente, die erste Spitex-Betreute, der erste Hospitalisierte… Sie werden nicht müde, jede Impfung als Jahrhundertereignis zu präsentieren. Jeder Bericht wird mit Symbolbildern untermalt, alle cineastischen Drogenfilme zusammengenommen zeigen nicht so viel Spritzen in Armen.
Und nun also noch die Menschen, welche keinen Impftermin erhalten. Im Bild ein alter Mann mit Spritze im Arm…

So schön ist das Schnee-Wochenende
Schick uns deine Bilder!
Argh…!

Shannon ist weder Frau noch Mann
Shannon (20) ist nonbinär und möchte weder als „er“ noch als „sie“ bezeichnet werden. Shannon wünscht sich ein drittes Geschlecht – und Unixex-Toiletten.
Für mein Verständnis; 1 ist böse, weil eine Zuteilung, 0 ist ebenfalls böse, weil auch eine Zuteilung. Soweit die Binär-Sache. Aber 2 ist lieb? Obwohl auch eine Zuteilung? Und die Sache mit der Toilette… Mädchen-Junge, wenn du einmal so richtig, richtig Druck auf der Blase hast, ist dir piepegal, ob das Figürchen auf der Tür zwischen dir und der rettenden Keramik nun ein Zipfelchen oder eben keines hat. Also heul leise.

OMG Mein Göttibub (5) hat meine Sextoys entdeckt
… und weil dir dies so unendlich peinlich ist, teilst du es nun mit der ganzen Schweiz. Erinnert mich an die Bachelor-Kandidatinnen, welche im Fernsehen ihre Kindheits-Dramen mit dem Satz beschliessen „Das erzähle ich nicht jedem und zeigt, wieviel Vertrauen ich zu dir habe“.

5 Experten verraten, ob wir 2021 wieder am Strand liegen können
Die gesamte Wirtschaft zittert, weil man nicht planen kann, weil niemand weiss, wie sich dieser Corona-Irrsinn entwickelt. Aber die Stumpfsinnzeitung hat tatsächlich 5 Experten, welche genau wissen, wann wir wieder am Strand liegen.

Das hilft wirklich gegen Nägelbeissen
Die Finger nicht in den Mund nehmen. Momentan sowieso eine dumme Idee…

So macht Abschminken süchtig
Danke. Wollte mir diese Sucht schon lange zulegen, aber der Ratgeber fehlte.

Fünf-Personen-Regel
Darf mein Freund mich in der WG noch besuchen?
Fünf ist so viel wie deine Hand Finger hat. Also, wenn du der Daumen bist und dein Freund der Zeigefinger? Wie viele Finger hast du nun? Und noch irgendwelche Fragen bezüglich der Einschätzung der Leser-Durchschnittsintelligenz durch 20min?

Gäste dürfen Hotels wegen Mutation nicht verlassen
Skandal! Wofür haben den die X-Men gekämpft? Doch gerade, dass Mutanten auch ein Teil unserer Gesellschaft sein dürfen! Ist eine solche Intoleranz 2021 noch tragbar?
Update folgt
Eine Mutanten-Behandlung? Noch mehr Spritzen in Arme?

Aargauer Polizei warnt – „Eisschollen können tödlich sein“
Wissen wir spätestens seit Titanic, aber danke.

Veröffentlicht unter Hossa, Presseschau, Vom Leben und gelebt werden | Verschlagwortet mit , , , , | Kommentare deaktiviert für Nein, ich will mich da jetzt reinsteigern!