Phase eins, fang das Hühnchen!

Noch neun Stunden bis zu meinem Haferkleie-Frühstück.

Ich machte mich an die Vorbereitung, pflückte zwei Hühner aus dem Tiefkühler. Stets etwas panisch vor Salmonellen verbrauchte ich lustig eine Rolle Plenty, vormals Bounty, mein zwanghaftes Händewaschen hätte mir problemlos ein Neurose-Zeugnis von jedem Hinterhof-Psychiater eingebracht.
Um ihr Eismäntelchen zu verlieren, habe ich die Hühner vier Stunden draussen liegen lassen. Ein neckisches Tröpfchen bildete sich an einem Füsschen, weitere Fortschritte waren nicht zu verzeichnen. Die Intertronic-Mikrowelle verfügt über ein Defrost-Programm, Hühnchen war eine von drei Optionen. Dennoch musste noch eine Zeit eingegeben werden, doch wie lange?
Das Problem bei Discounter-Geräten, das Faltblatt mit den technischen Spezifikationen geht zu einfach verloren. Wohl bemühte ich Google, doch auch die konnten mir nicht weiterhelfen. Wild über das Testenfeld geklickt, ein Licht erstrahlte und das Display begann von zwanzig Minuten runterzuzählen. Wohlan, entweder verabschiedet sich das Ding mit lautem Knall nach dieser Zeit, oder das Hühnchen wurde zu neuem Leben erweckt.
Ding!
Das Huhn war gefroren wie eh und jeh. Drei mal Händewaschen und zurück in das Gerät. Express-Defrost, zehn Minuten. Es knackte und zischte, roch etwas; Da schien wirklich was zu passieren.

Also machte ich mich an die Füllung. Dukan meint, ich soll das Huhn mit Gojibeeren füllen, genau, ich habe auch keinen Plan was das sein soll. Im Mörser stampfte ich zwei Knoblauchzehen mit etwas Zitronensaft, Salz und Pfeffer. Mehr ist nicht gestattet.
Unterdessen konnte ich wirklich das Hähnchen aus der Mikrowelle ziehen, es war entfrostet, leicht warm und fühlte sich merkwürdig an. Nun, immerhin ein Tierkadaver und ich hatte schon länger nicht mehr mit rohem Fleisch zu tun.
Mit dem unglaublich gschärften Messer die Haut geritzt, es mit Salz, Pfeffer und einer homöopathischen Dosis Paprika eingerieben. Danach eine Hand voll Knoblauchpaste und ab in die Kehrseite des Huhns.
Im Inneren noch wärmer, von Auftauen noch leicht… nein, lassen wir irgendwelche Vergleiche, aber das „Merkwürdig“ hat eine neue Stufe erreicht.

poulet-1Schön, wie es in seinem Fett schwimmt. Nur leider ist Fett nicht gestattet.
Also erst die Flügel entfernt.
Danach, wie beim Skalpieren, am Kopfende drei Schritte, ein kräftiger Ruck und es sah aus wie ein Predator.
Ich erspare euch Bilder, ihr sollt Poulet auch künftig geniessen können.
Schritt für Schritt habe ich das Huhn nach Weidmanns-Art zerlegt, jegliches Fett entfernt, Knochen rausgeschnitten.
Der Gewinn, zweimal 360 Gramm, inklusive Tupperware. Auf ein Gramm genau, faszinierend. Aber ob mich ein zerfleddertes Huhn über Mittag satt machen wird?
Nun, eine Diät ist kein Ponyhof. playmobil

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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