Presseschau und Kanditaten-Check

Folgendes Szenario; Du sitzt auf einer Parkbank, die Sonne scheint, Vöglein zwitschern und du hast dich soeben in eine geschriebene Schmonzette deiner Liebsten vertieft. Kommt ein Amtsträger des Weges, setzt sich neben dich und wünscht, über den Inhalt besagten rosaroten Briefes in Kenntnis gesetzt zu werden.
Entrüstet wendest du dich ab, packst den Brief ein und schreitest von dannen. Tags darauf findest du ein amtliches Schreiben in deinem Briefkasten. Eine Busse über neunzig Franken. Widerstand gegen die Staatsgewalt. Bis du diesen aufgibst und den Behörden Einblick in besagtes Schreiben gewährst, hättest du nun täglich neunzig Franken zu bezahlen.
Kein Orwell-Vision, Realität in den USA. Solange Yahoo die NSA nicht gucken lässt, hat der Internet-Konzern täglich eine viertel Million Strafe zu zahlen.

Bisweilen frage ich mich, was die EU eigentlich ist. Natürlich, ein Staatenverbund zum Wohle der Gemeinschaft.
Dennoch scheint die Sache irgendwie diktatorisch aufgezogen zu sein. Du musst nicht mitmachen, aber wenn nicht, wird es dir schlecht ergehen. Die Schweiz hat mit fremden Herren seit jeher ihre Schwierigkeiten. Es mag etwas egoistisch sein, aber da es uns Eidgenossen in jeder Hinsicht besser geht als sämtlichen EU-Mitgliedstaaten zusammengenommen sträubt sich der Souverän, diesem Verein beizutreten. Dennoch scheint es unabdingbar sein, dass wir vor der grossen Union stets zu Kreuze kriechen, jeden Volksentscheid rechtfertigen, uns an allen Zahlungen beteiligen und ständig um die Gunst der Amtsträger buhlen.
Es ist eine Mischung aus der Verworrenheit der Sache und mangelndem Interesse meinerseits, was mich in der ganzen Sache nicht richtig durchblicken lässt.
Dass uns jedoch die Osteuropäer, die neuen Mitgliedstaaten erhalten Einsitz im federführenden EU-Kommissariat, nicht direkt wohlgesonnen sind, während das Gesindel aus Ex-Jugoslawien in der Schweiz offene Türen einrannte und wir deren Beitritt zur Union gar noch mit 45 Millionen Franken finanzieren sollen, empfinde ich schon als etwas dreist.

Die Zeitungsfritzen sind besorgt, das Volk schützt den Wald und liest online.
Etwas uneins sind sich die Verleger, ob die Verbreitung der News über das Internet nun die Zukunft ist, oder der wichtige Kunde nach wie vor ein Blatt in den Fingern hält. Man kann sich ein Lächeln nicht verkneifen, wenn „Blick„-Chefredaktor Lüchinger dem Berufskollegen von „Die Welt“ vorwirft, er vermisse bei dessen Online-Verbreitung den Fokus und die tiefer gehende Recherche.

„Masseurin befriedigt Spieler an Meisterfeier“
„Zu Besuch im Puff der Jasserin“
„Kampf für Dirnen – Domina heizt den Politikern ein“
„Da staunt Prinz Charles – Zeigt William hier das Ultraschallbild des Babys?“

Ich bin im Ungewissen, wann sich Blick mit tiefergehenden Recherchen einen Namen gemacht hat, aber angesichts dieser Schlagzeilen bettle ich nahezu um Oberflächlichkeit.
Chefred Somm der „Basler Zeitung“ und Steil von „Focus Online“ sind sich dann auch uneins, ob der Journalismus weiterhin den Anspruch an sprachliche oder inhaltliche Qualität befriedigen soll, oder ob News einfach reisserisch seien sollen.
Nun, im Fall Geri Müller haben gewiss die Schlagzeilen die Quote gemacht. Chefred Patrick Müller der „Schweiz am Sonntag“ setzte sich auch vehement dafür ein, dass er gewissermassen einen übergeordneten Auftrag erfülle, die Öffentlichkeit habe ein Recht darauf zu erfahren, wenn der Nachbar ein Nacktbild verschickt. Meiner Ansicht nach ist für 98% der Schweizer Geri Müller auch nichts anderes, als ein unbekannter Nachbar und inwiefern für die Allgemeinheit Relevant ist, was dieser versendet kann ich nicht nachvollziehen.
Der NZZ-Chefredaktor Spillmann war mit dem Mahnfinger zu Handen der „Schweiz am Sonntag“ vielleicht auch etwas vorschnell, hat die NZZ doch unlängst die Affinität einer Bundeshausangestellten zu Nacktfotos öffentlich gemacht.
Blick-Lüchinger – „Heiss im Bundeshaus – So wild treibts die Porno-Sekretärin“ – sieht sich überhaupt nicht im sprichwörtlichen Glashaus und tritt kräftig nach, im Gegensatz zum Fall Geri Müller, hätte im ‚Bundeshaus-Skandal‘ keinerlei öffentliche Relevanz vorgelegen.

Im Wallis sollen wieder einmal Schad-Wölfe geschossen werden.
Der Mensch ist ein merkwürdiges Wesen. Ein Tier, welches ein anderes Tier tötet, wird zum Abschuss freigegeben. Um dem Homo-Sapiens, welcher erwiesenermassen das gesamte Ökosystem nachhaltig und mit bumms an die Wand fährt, ein unendlich langes Leben zu bescheren, scheut man weder Kosten noch Aufwand.

Angesichts der städtischen Wahlen habe ich festgestellt, dass sich meine Ansichten eher mit den Linken decken. Mit Erschrecken festgestellt.

Bezüglich des KBA-Hard-Debakels gehe ich mit dem dynamischen Duo Rohner/Preisig einig, dass die Regierung sich nicht auf Experimente einlassen soll. Anderseits hätten sich besagte Personen gewiss auch gerne gebrüstet und sich die Nummer 1 ans Rever gesteckt, wenn das NMT funktioniert hätte. Würde er so wohl nie bestätigen; Aber sollte Herr Rohner die Wahl packen, hätte er dies nicht zuletzt seinen Steighilfen Schu und Käppler zu verdanken. Dank deren Rolle in einer Verknüpfung unglücklicher Umstände, konnte er sich zum Retter aufschwingen. Niemals Gefahr laufend, etwas falsch zu machen, denn die Karre steckte schon so sehr im Dreck, das jegliche Einflussnahme von jedwelcher Person nur eine Wendung zum Guten zur Folge haben konnte.

Betreffend dem Konsum von Cannabis, respektive dessen Legalisierung, wendet sich Dr. Rohner klar an die konservative, gesetztere Wählerschaft. Eben jene, welche auch wählen gehen. Bisher wird kaum ein Aschekrümel den Zweireiher beschmutzt haben und das Lindli würde man am liebsten mit Nasenklammer durchschreiten. Daher stützt er sich auf die unumstösslichen Ansichten der WHO, dass Cannabis ein Teufelszeug sei und man Entspannung besser bei Musik, Sport  und der Pflege von Freundschaften finden kann. In meiner Jugend trugen wir eine Picknick-Decke ans Lindli und pflegten bei Musik aus dem Ghettoblaster unsere Freundschaft indem wir einen Joint kreisen liessen. Wir leben alle noch, arbeiten und zahlen Steuern.
Herr Preisig, er kann seine Dienstreisen im Auftrag der Privatwirtschaft nicht genug betonen, war unlängst in den Niederlanden. Dort sind alle krank, schizophren, depressiv und leiden an einer unendlichen Liste weiterer Persönlichkeitsstörungen.
Wir spazierten früher mit einer Picknick-Decke an den holländischen Strand, tranken Bier und pflegten die internationalen Beziehungen indem wir einen Joint kreisen liessen. Lustig und tiefenentspannt. Nun muss ich wohl die Definition von Schizophren und Depressiv nachschlagen.
Die Sportlerin Frau Huber-Ott vertraut bezüglich der Legalisierung des Cannabis-Konsum auf die Urteilsfähigkeit des Normal-Bürgers.

Herr Rohner weist darauf hin, dass die Qualität der medizinischen Versorgung bachab geht, wenn die Krankenversicherung dem Staat obliegt und wir nicht mehr den Verwaltungsapparat von über sechzig Kassen finanzieren. Auch für Herrn Preisig ist es wichtig, dass der Wettbewerb spielt, um die Kosten zu senken.
Für mich als Konsument in Gänsefüsschen – glücklicherweise habe ich keine Ahnung, wie sehr ich meiner Kasse am Herzen liege, wenn der Fall einträte, dass ich ihre Leistungen in Anspruch nehmen müsste – ist der Wettbewerb etwas schwierig zu erkennen. Vom Natel-Abonnement über Internetgebühren bis zur Unterhaltungselektronik und Autoreifen sind die Krankenkassen die einzigen Dienstleister, deren Preise sich trotz Wettbewerb jährlich in die Höhe schrauben.

Selbstverständlich braucht die Schweiz aus bürgerlicher Sicht eine Armee. Ohne Wenn und Aber, „ist so, weil ist so, weil war schon immer so“. Den Ukrainekonflikt als Pro-Argument scheint mir jedoch an den Haaren herbei gezogen, ja, nahezu kontraproduktiv. Stellen wir den fanatischen Rebellen im Adidas-Trainer mit einer AK-47, welche in unserem System wohl mit dreissig Rep-Etiketten versehen ins Zeughaus gebracht würde, gegen einen zwangsrekrutierten Miliz-Soldaten von pazifistischer Gesinnung mit der besten Waffe der Welt, wer würde wohl Fersengeld geben?
Da gehe ich wieder mit Frau Huber-Ott einig, dass die Notwendigkeit der Armee keinesfalls in Frage gestellt werden soll, aber man diese ganze Sache etwas schlauer aufziehen solle. Von den Einsparungen in astronomischer Höhe wollen wir gar nicht sprechen und Ueli müsste dabei weder auf Flieger noch Panzer verzichten.

Und nun muss ich mich Blick-Online widmen. Der Herzogin von Cambridge Kleider sollen nämlich mit Gewichten beschwert werden um Höschenblitzer vorzubeugen.
Themen von globalem Interesse mit Tiefgang recherchiert.

 

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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