Presseschau Woche 39, erster Teil

Was ein Glück, in Luzern darf die Kindergartentante in Hochdeutsch unterrichten.
Richtig, wir beginnen unsere Presseschau am Montag mit den Abstimmungen. Dürfen in Hochdeutsch; Als Bünzli verstehe ich darunter, „rede wie dir de Schnabel gwachse isch“, sprich, in Luzern hat anscheinend bereits die Kindergartentante – dieser Ausdruck ist in keiner Weise abwertend gemeint, gegenteilig, die Kindergärtnerin (konservativ, aber m.E ist dies ein Job welcher nur von Frauen ausgeübt werden sollte, ein Mann kann dies einfach nicht) ist ein wichtiger Bestandteil in unserer Entwicklung und die Bezeichnung „Tante“ soll nur den schon beinahe familiären Bezug charakterisieren – einen Migrationshintergrund. Wo führt dies noch hin?
Fortschrittlich ist da der Kanton Zürich mit der vorgeschriebenen Mundart im Kindergarten. Die Schriftsprache, das sogenannte Hochdeutsch, hat während meiner Kindheit in der ersten Klasse langsam Einzug gehalten. In homöopathischen Dosen. Und trotzdem steckt unsere Generation in Sachen Ausdrucksweise und Wortwahl die schulischen Nachkommen noch in die Tasche. Diese ganze Frühförderentwicklung scheint mir eher ein verzweifelter Versuch zu sein, ein Abtropfsieb mittels zehn Finger abzudichten.

Es werde kein Geld auf Vorrat beschafft, so verteidigt Frau Leuthard Dienstags die Preiserhöhung der Autobahnvignette. Für den Strassenbau liegt anscheinend eine Reserve von über einer Milliarde Franken rum – muss man sich mal vorstellen -, fällt das Konto unter die Milliardenschwelle, in etwa 2016, bezahlen wir 100 Franken für die Nutzung unserer Autobahnen.
Das sind die Strassen mit den grünen Tafeln, was uns von Resteuropa unterscheidet, und letztendlich das einzig verbliebene Indiz ist, dass man sich auf einer Strasse bewegt, deren Tempolimit bei 120 km/h begrenzt wäre. Als würde man einem Apfel vorschreiben, er solle gegen Boden fallen und nicht in den Himmel steigen; Es ist schlichtweg unmöglich an der Unterkante dieses Limits auch nur zu kratzen. Aber dies ist eine andere Thematik.
Eine Spezialfinanzierung ist diese teurere Vignette, eine moderate Erhöhung und letztendlich liege die letzte Erhöhung 18 Jahre zurück.
Ein tolles Argument; Es ist mir neu, dass die Erhöhung von Steuern und Abgaben auch eine grundsätzliche Alterserscheinung sind, aber auch Schaffhausen argumentierte so, dazu später mehr.
Die Vignette soll also um 60% erhöht werden, die Teuerung und ein eventueller Lohnausgleich machten in den letzten 18 Jahren jedoch gerade einmal 12.5 % aus. Des weiteren seien die Gebühren in Frankreich viel höher, ein weiterer Grund uns anzupassen. Muss der Big Mac nun im Preis steigen, weil das Rindsmedaillon in der Fischerzunft vier mal so teuer ist?
Und sind alle Strassen fertig und blitzeblank, wird die Vignette wieder günstiger? Es soll ja kein Geld auf Vorrat beschafft werden.
Die Vignette muss einfach umbenannt werden; Da erinnere ich gerne an eine andere Einnahmequelle.
Ursprünglich erhob man eine Kriegssteuer für Witwen und Waisen. Der Krieg war durch, also wurde es eine ausserordentliche Kriegssteuer. Auch dies war irgendwann veraltet, also nannte man sie die Krisensteuer. Hossa, ein Schnauzbart rasselte wieder mit dem Säbel, ab sofort zog man die Wehrsteuer ein. Danke Captain America, der Krieg wurde beendet, und Uncle Sam guckte Europa fortan auf die Finger.
Unsere Kriegstreiberei beschränkte sich eigentlich auf den Einzug der Kriegssteuer.
Die letzte internationale Schlacht mit eidgenössischer Beteiligung war 1799 als sich im Muotatal Eidgenossen, Franzosen und Russen auf die Blechhelme gaben. Danach gaben sich die Eidgenossen und Katholiken nur noch innerhalb des Landes auf die Birne und vom (unabsichtlichen?) Abschuss einiger deutschen und allierten Maschinen durch die Schweizer Armee (wir rätseln heute noch, warum die Allierten Bomben auf die arme Schweiz warfen) hielten wir uns, zumindest in kriegstreiberischer Hinsicht, aus internationalen Konflikten raus.
Grundsätzlich wäre die Rolle der Schweiz im zweiten Weltkrieg durchaus einmal einen Blog wert.
marcel-pilet-golazUnser politischer Aussenminister Marcel Pilet-Golaz von 1940 bis 1944.

Aber ich weiche ab; die Kriege waren durch, wohin, respektive woher, nun mit der Steuer. Ihr wisst was kommt; Auf eurem jährlichen Einzahlungsschein bezahlt ihr die Geister der Soldaten, Witwen und Waisen unter dem Namen direkte Bundessteuer. Man muss bisweilen etwas flexibel sein.

Wenn wir beim Kriegstreiben sind; Söldnerfirmen sind in der Schweiz pro forma verboten. Heikle Aufträge müssen beim Amt für Auswärtige Angelegenheiten gemeldet werden.soeldnerfirmen-schweiz

Schaffhauser Tourismus wurde das Geld gekürzt. Harte Zeiten brechen gemäss Beat Hedinger an. Von den gesprochenen 450’000 Franken gehen 73% an das Personal, meine Recherche ergab – ohne 12:1 oder so – ein durchschnittliches Jahressalär von 15’642.-.
Da lebt sichs wirklich nicht wie die Made im Speck.
Über Stellenprozente habe ich mich nun nicht erkundigt, aber alleine fünf Personen geben am Schalter Schaffhausen Prospekte aus. In dem kleinen Holzcontainer am Rheinfall stehen sich weitere sechs Personen auf den Füssen rum, inklusive Leiter und stellvertretendem Leiter. In Stein am Rhein, der wirklich schönen Ecke in Schaffhausen, darf man bei einer drei-Personen-Besetzung doch schon beinahe von chronischer Überlastung sprechen.
Darüber wird gewiss im Back-Office referiert, welches mit sieben Personen bestückt ist.

An dieser Stelle wollte ich einen vernichtenden Vergleich mit Interlaken anstellen, aber dieses Tourismus-Büro ist gar mit 35 Leuten besetzt.
Ehrlich, der Tourismus muss ein hartes Business sein.

Die Arbeit des ordentlichen Schweizers ist schwierig zu bewerten, aber gewiss nicht im Minumum 4000 Franken wert.  Am Mittwoch wurde uns mitgeteilt, dass 31 unserer Standesvertreter 13 Stimmen gebodigt hatten, welche dagegen vorgehen wollten, dass ein Vollbeschäftigter noch Sozialhilfe beziehen müsse um überleben zu können.
Es sei wichtig, dass wir Arbeitnehmer beschäftigen, deren Lohn nicht zum überleben reiche; Besser ein schlechter Lohn als gar kein Job, so zum Beispiel This Jenny, Inhaber der Hoch- und Tiefbauunternehmung Toneatti & Co und Neat-Beisitzer.
Dank tiefem Lohn fänden auch schlecht Qualifizierte einen Job, die könnten sonst gar nicht arbeiten.
Überzeugende Argumente, nicht wahr?
Ein Mindestlohn gefährde die Arbeitsplätze!
Da kann ich nicht ganz folgen. Statt der Putze 4000 zu löhnen bringt der CEO dann seine Frau zur Arbeit, oder wie muss ich mir dies vorstellen? Oder er gibt das Klo zur Reinigung nach China?
Es ist eine Gratwanderung, gebe ich zu. Aber es ist doch ein Armutszeugnis, dass die reiche Schweiz (Durchschnittslohn 2010: 6500.-) es nicht fertig bringt, die Arbeitnehmer ausreichend zu entlöhnen?
Meines Erachtens fehlt es einfach am Willen.
Die Betroffenen leben ja nicht automatisch in Armut, so Pirmin Bischof, der Sprecher der Kommission, denn der Tieflohn sei häufig das Zweiteinkommen in einer Familie und verhindere gerade die Armut. Wieder ein tolles Argument, Armutszeugnisse, wohin ich schaue. Damit eine Familie überhaupt existieren kann, müssen beide Eltern arbeiten. Kein Wunder ärgern wir uns über verzogene Schlüsselkinder, wo bleibt den Platz für eine Erziehung? In der Krippe, zusammen mit Migrantenzöglingen?
Zu guter Letzt der Herr Minder, ich mag ihn ja eigentlich, welcher den Coiffeusen-Vergleich bringt. So eine Coiffeuse vernünftig entlöhnt werden würde, müssten die Salons schliessen. Also ich würde beim nächsten Friseurbesuch gut auf meine Ohrläppchen achten Herr Minder.
Aber er bringt die Sache auf den Punkt; Wenn die Coiffeusen privat Haare schneiden, ginge dem Staat Geld durch die Lappen.
Die ganze Sache finde ich mehr als peinlich.

Ich stelle fest; Auch eine Geschichte, bei welcher ich nur an der Oberfläche kratze. Führte ich kürzlich gute Gespräche, unter anderem mit einer Arbeitgeberin „Willst du deinem Feind Böses, so wünsche ihm Angestellte“ oder mit einem Firmeninhaber, welcher ausserordentlich schlecht auf Gewerkschaften zu sprechen war. Ich schätze es, wenn man mit sympathischen Personen nicht einer Meinung ist, nur so entsteht eine Diskussion.

In diesem Sinne beschliesse ich die halbe Presseschau.

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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