Presseschau

Nicht ausschliesslich der grosse Van vor der Garage zeugt von Reichtum, als Statussymbol zeugt länger je mehr die Anzahl von Kinderschalen auf dem Rückbank.
Sich Kinder anzuschaffen ist nicht ausschliesslich eine Frage von sich gern haben und weil es zu viert unterm Weihnachtsbaum einfach gemütlicher ist, mit etwas gesundem Menschenverstand betrachtet man dies aus ökonomischen Gesichtspunkten. Manchmal.
Die Gesellschaft teilt sich zwei. Gibt der CEO seine erfolgreichen Siegergene weiter, tut er ein gutes Werk, denkt an die Welt von morgen und hält die Schweiz am Leben. Pflanzt sich der Sozialempfänger fort, ist er ein kurzsichtiger, egoistischer Schmarotzer, scharf auf Kindergeld und zu arm oder dämlich, sich mit Verhütung auseinander zu setzen.

Unterm Strich bleibt, die Schweizer sind in Sachen Fortpflanzung etwas gehemmt, was auch Regierungsrat Ernst Landolt fest hält. Er wünschte sich 2, 5 Kinder pro Frau. Ich war nie dabei, aber denke, wenn man schon die Hälfte durchgestanden hat, sollte man das Ding durchziehen und besser die drei voll machen. Aber Männer können da nicht mitreden, weil wir unsererseits keine Ahnung von den Schmerzen der Geburt haben, wiederum die Frauen mit absoluter Gewissheit sagen können, dass der durchschnittliche Mann bei einer Niederkunft tausendundeins Tode sterben würde.

Die Schweiz muss gegen die Überalterung angehen.
Die Pharmaindustrie muss jedoch auch leben, daher werden die Alten weiterhin nach Möglichkeiten zu dreistelligen Geburtstagen getragen, vegetativ und im wörtlich tragenden Sinne,  und man setzt am anderen Ende der Lebensspanne an. Beim Beginn.
Die Frau trägt eine grosse Verantwortung; Mit jedem Kinde, das sie der Nation zur Welt bringt, kämpft sie ihren Kampf für die Nation.

Da vor 2014 Jahren in einem Stall ein sehr bedeutendes Kind das Licht der Welt erblickte und momentan sonst nicht viel passiert, blickt die Tageszeitung zurück auf das Jahr 2013 und hält die Erfüllung der ehelichen Pflichten in einer Statistik fest.
In einem furchtbaren Bericht. Ja, furcht, nicht frucht.

Pablo Bäni setzte über die Höhe der Seite eine Statistik in die Zeitung und erklärte selbige über eine Doppelseite hinweg.
Zum Beispiel, dass in Gemeinden mit hohem Ausländeranteil mehr ausländische Kinder zur Welt kommen als in Gemeinden ohne Ausländer. Eine messerscharfe Analyse. Auch dass in Schaffhausen mehr Geburten zu verzeichnen waren als etwa in Bargen. Bevor wir aber erstaunt die Augen aufreissen und schnappatmend vom Stuhl kippen, erklärt uns Herr Bäni, dass dies nicht so erstaunlich sei, wie es sich liest; Schaffhausen sei die grösste Gemeinde im Kanton.
Sachen gibts.

Durchschnittlich kann man sagen, dass es in Lohn hergeht wie im Kaninchenstall, während in Beggingen tote Hose herrscht.
Erfreulicherweise darf man jedoch berichten, dass der Posten der gebärenden Position ohne spezielle Quotenregelung zu 100 Prozent von Frauen besetzt war.

Leider stemmt die Frau auch die Hauptschuld, ich klammere mich an die Statistik, dass immer weniger Kinder zur Welt kommen. Die Aufgabe der Frau bestünde im Kern nicht mehr darin, ein Heim behaglich einzurichten und für die Wärme des heimatlichen Herdes zu sorgen, sie absolviert eine Ausbildung oder studiert und verbringt einige Zeit im Beruf. Intensiver als ein Mann.
Gemäss Herrn Landolts Masterplan sollten nun mehr Horte errichtet werden, dies attraktiviere das kleine Paradies.
Finden wir gut. Die Kinder könnten nach der Niederkunft somit gleich deponiert werden und die glückliche Mutter kann nach der Mittagspause schon wieder am Schreibtisch sitzen. Wir gehen noch weiter; Nebst der Einrichtung von Stillzimmern in Grossfirmen könnte man sich mit dem Gedanken tragen, auch einen Kreissaal mit Stempeluhr anzuschaffen oder ein Erweiterungskit für den Bürostuhl zu erwerben.
Dieses Modell soll nach Aussen getragen werden, dies würde junge Paare wie die Schmeissfliegen anlocken, denn unterm Strich ist es Ernst Landolt piepegal, ob Schaffhauser die Kinder selber produzieren oder wir aus anderen Kantonen importieren, Hauptsache, der Kanton werde verjüngt.

Und nun zu etwas völlig anderem.

Grosse und sperrige Postsendungen müssen künftig bei der städtischen Hauptpost in Empfang genommen werden. Je nach Grösse und Sperrigkeit einer Postsendung durchaus eine Herausforderung, da die Post in einer Fussgängerzone liegt.
Während Frau Grossstadträtin Stamm-Hurter klar sagt, dass eine Zufahrt mit dem Auto verboten sei, empfiehlt der abtrende Stapi Feurer lässig; „Ich würde es einfach mal versuchen.“; Manchmal muss man einfach frech sein.
Wem es gelänge, glaubhaft zu belegen, dass man ein schweres Paket abzuholen oder zu liefern hätte – ohne das Adjektiv „schwer“ näher zu definieren – der könnte zumindest in die Nähe der Post fahren, so die Verwaltungspolizei. Der Innenhof jedoch gehört der Post, welche wiederum die Auskunft erteilt, dass im Prinzip gegen vorgängige Anmeldung eine Abwicklung von voluminösen und schweren Postgeschäfte möglich wäre.
In diesem schwammig-gummigen Stil geht die Diskussion weiter.
So stehen in der Nähe fünf Parkplätze zur Verfügung, welche jedoch maximal für 5 Minuten in Beschlag genommen werden dürfen. Die Gehzeit nimmt zügigen Schrittes, ohne sperrige Gegenstände und bei tiefem Verkehrsaufkommen, schon zwei Minuten in Anspruch. Da müsste die Abfertigung in der Posthalle ganz flott erfolgen und die Frage zu den Gummibärchen und der elektrischen Zahnbürste, welche sich beim Spiessrutenlauf durch den Postshop am Weihnachtspaket verfangen hat, „Hätten sie gerne noch Swisscom-TV, eine Lebensversicherung oder wäre dies alles?“, müssten sich die Angestellten auch verkneifen.
Die Verwaltungspolizei sitzt sich jedoch vehement dagegen zur Wehr, die Parkzeit zu erhöhen. Womöglich würden die Plätze danach missbraucht, Autos zu parkieren und Einkäufe in der Stadt zu erledigen! Solch Tun ist gleich im Ansatz zu unterbinden. Dafür, und darin liegt das verblüffende Novum, sei die Verwaltungspolizei gewillt, Verhältnismässigkeit walten zu lassen.
Wenn ich dies richtig interpretiere, wird der Automobilist dazu aufgefordert, ein ehernes Gesetz – ich meine, wir reden bei der Überschreiten der zulässigen Höchstparkzeit von einem Kapitalverbrechen und nicht etwa von einer Bagatelle wie einer Messerstecherei in der Repfergasse – zu übertreten und darauf zu vertrauen, dass die Polizei ‚Verhältnismässigkeit walten lässt‘ und schon ein Auge zu drückt.
Ein Polizist mit gesundem Menschenverstand; Das Hallenfreibad wurde als beispielhaftes Oxymoron soeben abgelöst. Insbesondere, wenn man den Schutzmann noch vor die Beurteilung des Sachverhaltes stellt, ob der Autolenker nun in der Post oder nicht etwa doch am Bahnhofkiosk ist.
policeman

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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