Randgruppen und Verschupfte

Im neu errichteten Schulhaus nebenan ist Leben eingekehrt. Stellte ich fest, als ich – was mir bei 30 Grad zur lieben Gewohnheit geworden – nach dem entledigen der Arbeitshose in Boxershorts am Wohnzimmerfenster vorbei flanierte und ein bebrillter Herr durch das Glas starrte. Fünf Meter Luftlinie.
Mache ich mich nun des Exhebitionismus strafbar, oder der werte Herr sich des Voyeurismus? Auf gut deutsch, bin ich ein Grüsel, er ein Spanner, oder sind wir beide etwas davon? Hinsichtlich der zarten Kindsgemüter, werde ich mich künftig wohl gesittet zu kleiden haben. Oder mir Gardinen zulegen.
Gehe ich nun nach alter Väter Sitte mit Brot und Salz vorbei, oder eher kindgerecht mit Lollys und Schokobons?
Wenn ein alleinstehender Bald-Vierziger mit Lollys und Schokolade Primarschüler beschenkt, wird wohl auf einschlägigen Facebookgruppen bald vor mir gewarnt und Blick füllt das Sommerloch mit einer Exklusivstory.

Das ganze Leben scheint ein Drahtseilakt.
Man möchte meinen, wenn eine Gegebenheit alltäglich ist, das Gros der Bevölkerung daran keinen Anstoss nimmt, ist das Ziel einer um diesen Umstand bemühten Organisation erreicht. Es sei denn, sie nennt sich Pink Cross.
Wenn sich niemand mehr an der Homoxexualität stört, dann intensiviert man eben seine Suche nach einem konservativen Querschläger, auf dass man sich wieder in die Ecke der ewig verstossenen und gehänselten verkriechen und lauthals um nichts weniger als ein bisschen Akzeptanz schreien kann. Dass damit das Klischee der Dramaqueen bedient wird, zeugt wohl nur von meiner eigenen Höhlenmenschmentalität. So wird also der Churer Bischof Huonder von Pink Cross verklagt weil er – Zitat – die Gläubigen dazu anspornt, nach Bibeltexten zu handeln.
Mich dauert der Bischof ein wenig, denn mir scheint, genau dies ist sein Auftrag hier auf Erden, mit dem ihm gegebenen Regelwerk.
Nun, gewisse Aussagen in der heiligen Schrift müssen heute gewiss mit ein wenig Bedacht zur Kenntnis genommen werden, aber die Christen neigen für gewöhnlich nicht (mehr) zum fanatischen Handeln und der Herr Meier wird seine Gattin nach dem Sonntagsgottesdienst nicht zur Dienerin degradieren, weil es in güldenen Lettern auf dem Pergament prangt. Gott weiss, wieso die Schwulen sich nicht gleichermassen aufgeklärt geben können, meines Erachten ist es nicht die Aufgabe des Priesters, die Bibel neu zu schreiben.

Demnächst werde ich ausgeschafft.
Von Herrn Nationalrat Hutter wurde ich aufgrund meiner bloggerischen Tätigkeit als unschweizerisch bezeichnet, nun doppelt Frau Schlumpf nach. Wer an unserer Regierung zweifelt destabilisiere die Schweiz, daher ist solches Tun ebenfalls unschweizerisch.
Ich würde mir ja ein Schweizerkreuz auf den Oberarm tätowieren, aber dann wäre ich gewiss ein patriotischer Rechtsradikaler, was ebenfalls unschweizerisch wäre. Gerade, weil ich auch ein wenig gegen das Asylwesen wettere, was einer Nicht-Akzeptanz des Rechtsstaates gleich kommt. Ein anarchistischer Rechtsradikaler ohne patriotischem Einschlag.
Wo geht eigentlich der Schweizer hin, wenn er Asyl sucht?

Wenn wir schon bei Randgruppen sind; Schon wieder wurde in den USA ein Schwarzer von einem Polizisten erschossen. Bei aller Dramatik möchte ich doch bemerken, dass die Kriminalitätsquote nahezu gegen null tendiert. Es sei denn, das Erschiessen von Weissen bedarf keiner globalen Aufmerksamkeit und ist eine Dunkelziffer in der Statistik. Einseitige Berichterstattung ist ein zweischneidiges Schwert.
Ich weiss nicht ob die Gesetzgebung in der USA ähnlich der schweizerischen ist, sprich; Ein Polizist hat sich gefälligst erst erschiessen zu lassen, bevor er zur Waffe greift. Ich widme den Fällen keine übertriebene Aufmerksamkeit, aber auch der flüchtige Leser wurde gewahr, jedem dieser tragischen Vorfälle ging ein verbrecherischer Akt oder zumindest Widerstand gegen die Staatsgewalt voraus.
Vielleicht – und dies ganz allgemein – sollte man das Schabernack treiben einfach sein lassen, wenn die Beamten nervöse Zeigefinger haben.

Das Magazin der Verschupftesten unserer  Gesellschaft – also Linke und Frauen – der Beobachter, bot kürzlich einem Mami Raum für ihre Kolumne.

‚Pause um über Genderismus zu diskutieren‘

Also einem von vielen Beobachter-Kolumnen-Schreibenden Mamis.
Mit ihrer liebreizenden Tochter trat sie an den Migros’schen Kassenkorpus. Das Töchterchern knabberte an einem Gipfeli, worauf die Kassiererin sich beim Mami erkundigte, ob sie auch ein Gipfeli gegessen hätte.
‚Nein, sie hätte ihren Hunger unter Kontrolle‘
Bildlich stelle ich sie mir vor, mit den kleinen Fäusten in die Hüfte gestemmt, das Kinn kämpferisch vorgestreckt, die Worte im Sperrdruck vorgetragen, wie Kishon selig zu sagen pflegte.
Die Kassierin gab daraufhin lakonisch zur Antwort, dass im Laden grundsätzlich nicht zu essen wäre.

‚ Pause um über Erziehung zu diskutieren‘erziehung

Mutti wechselte ob der Frechheit wohl zu solch heftiger Schnappatmung, dass sie sich erst zuhause wieder fassen konnte und infolge räumlicher Distanz zur bösen Kassiererin eben dem Beobachter schrieb.

Man verzeih mir, ich gehöre zur Generation ‚mit de Auge, nid mit de Finger luege‘. Diesem Leitsatz blieb ich treu, bis ich zum ersten Mal die Bettdecke mit einem weiblichen Wesen teilte und es irgendwie erwartet wurde, dass man mit den Fingern guckte. Nicht zuletzt, weil der Raum abgedunkelt war und mir nur die Finger zum gucken blieben.

Impulszone, so der Fachausdruck für Quengelware wurde ich belehrt, gab es wohl schon zu meiner Zeit, doch da ich über voll funktionsfähige Finger verfüge – siehe Absatz gucken – muss ich meine Hände wohl nie in die Regale gestreckt haben. Nicht, dass meine Erziehungsberechtigten zur körperlichen Züchtigung neigten, doch das Wort war Gesetz, da brauchte es keinen Rohrstock, allenfalls ein verbaler. Heute ist es gang und gäbe, dass der Nachwuchs mit einer Nascherei noch im Einkaufsbereich ruhig gestellt wird. Las ich im Beobachter. Diebstahl, wenn man so will, da die Ware noch nicht den Besitzer gewechselt hat. Aber Mundraub ist ja eine Grauzone.
Deswegen habe ich das kleine Mädchen auch nicht verpfiffen, welches sich heute hinter mir am Klassenkorpus vorbei gezwängt hat und die Mutter das Kind begleitende XXL-Vanille-Cornet prompt zu erwähnen vergass. Vielleicht war es auch ein sprachliches Problem, es war in der Migros-Filiale Neuhausen.

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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