Rentenalter 70 im Sinne der Natur?

Ist die Natur nicht einfach faszinierend?
Gerade im Herbst. Das Laub fällt zu Boden, wird neuer Humus für die Bäume oder bietet gar einem Igel ein Winterquartier. Es sei denn, Herbert kommt mit seinem neuen rot-weissen Stihl-Laubbläser und pustet es auf des Nachbarn Sitzplatz.
Murmeltiere fressen sich einen ordentlichen Wanst an um sich einzumummeln, ohne dass ihnen jemand zu sagen hat, sie sollen dies nun tun.

Darin liegt die Faszination; Es braucht keinerlei Anweisung, die Natur ist der reinste Selbstläufer. Seien es die Lachse, welche zum Laichen wieder an ihren Ursprungsort ziehen oder Elefanten, welche der schwindenden Fähigkeit Nahrung zu kauen Tribut zollen und sich in Sumpflandschaften begeben, wo sie letztendes auch verenden.

Es gibt eine Nahrungskette, Fressen und Gefressen werden, an deren Spitze für gewöhnlich ein Spitzenprädator steht. Klingt cool. Also in etwa ein Tyrannosaurus Rex. Nun ist die Natur ja so vielfältig, wie haben ja keine T-Rex’en mehr, dass es viele Spitzenprädatoren braucht. Weil etwa der in Amerika beheimatete Wolf auf dem Ozean selten vertreten ist übernimmt unter Wasser der Schwertwal diese Rolle, während im Regenwald gar die Wanderameise an der Spitze steht und in Afrika der Löwe der Chef ist. Wobei auch hier der Kreislauf wieder geschlossen wird, dem Geier ist es egal, ob er hier einen Spitzenprädator oder ein verendetes Hühnchen vertilgt.

Die Geschichte funktioniert solange so gut, bis jemand denkt, er könne es besser. In etwa, indem man Ungeziefer auf Zuckerrohrplantagen ökologisch bekämpfen will und Kröten importiert. Kröten, deren Weibchen auf einen Schlag 35’000 Eier legen können. In einem ökologischen System, in welchem die natürlichen Feinde, vorwiegend Parasiten, für die gifitge Aga-Kröte fehlen.
Na ja, kann ja mal passieren.

Auf die Idee, der Natur überlegen zu sein, kommen eigentlich nur die Menschen. Natürlich auch, weil etwa Hasen selten die Angel auswerfen und die Meere überfischen, damit man kurz darauf über eine Quallenplage jammern kann.

In erster Linie trachtete der Mensch danach zum Spitzenprädator zu werden. Erfüllt. Wobei, genau genommen nicht, da der Einkauf von einem Rindsfilet in der Schweiz bei kleinlicher Betrachtung nicht als Jagd zählt. Durch die Domestizierung hat sich der Mensch aus der Nahrungskette enthoben. Mitgeholfen hat dabei natürlich auch die Erfindung des Schiessgewehrs. Die Gefahr, von einem Bison in Einzelteile zertrampelt zu werden, wird enorm minimiert, wenn man selbigen mit der Winchester durch das Fenster des sicheren Zugabteil zu Tausenden erlegt. Von der Grosswildjagd mit Schnellfeuer-Sturmgewehren wollen wir gar nicht sprechen.

Der Mensch hat sich also jeglicher natürlicher Feinde entledigt und begibt sich nur noch aus Nervenkitzel in deren Nähe. Bisweilen versucht man wieder den Wolf anzusiedeln, doch steht der Verdacht im Raum, diesen Bemühungen steht der Spass an der Jagd auf selbigen vor der lauteren Absicht, eine natürliche Population zu erreichen.

Alles kann man auch mit grosser Artillerie nicht von der Erdoberfläche vertilgen, so war der Mensch immer wieder Tierchen wie etwa dem Yersinia Pestis ausgeliefert. Ein kleines, fieses Bakterium, welches schon bis zu einem Drittel der Bevölkerung Europas über den Jordan schickte.
Die Pest hat man im Grossen und Ganzen im Griff, nun schlägt man sich eben mit Aids, Ebola und Krebs herum. An einer Lungenentzündung brauchen nur noch wenige zu sterben und wenn wichtige Organe versagen, entnehmen wir sie von nahestehenden Menschen, oder eben erst verschiedenen Zeitgenossen. Man ist noch etwas verhalten, doch zählt es zum guten Ton, egoistisches Denken abzulegen und nach dem Tod seine Organe zur weiteren Verwendung frei zu geben. Als moderner Mensch hat man einen Organspendeausweis um den Hals tragend.

Grosse Konzerne arbeiten zum Wohle der Menschheit daran, uns ein beinahe unendliches Leben zu bescheren. Auch wenn wir im Rollstuhl sitzen, unfähig den eigenen Sabber im Mund zu halten oder der Umwelt noch gewahr zu werden, wird uns ein Medikamentencocktail eingeflösst, damit wir der Gesellschaft noch einen Tag länger erhalten werden. Gar, so man im Koma nur noch auf einem Bett liegt, eine Aparatur für uns atmet, eine andere das Blut reinigt und eine weitere das Frühstück direkt in den Organismus spritzt, ist es ein nahezu ethisches Verbrechen den Stecker zu ziehen. Das Recht auf Leben und so.

Aber vor allem ein Verbrechen am Pharmakonzern, welcher an solch unglücklichen Zeitgenossen ein Heidengeld verdient.
Geld, welches irgendwo herkommen muss, denn die Philanthropie ist dann eben doch nicht die alleinige Motivation von Bayer, Roche und Co.
Mach dir die Erde untertan, steht schon in der heiligen Schrift. In diesem Punkt, darf man durchaus einmal anmerken, lebt die Menschheit sehr gottesfürchtig. Wir nehmen den Planeten aus wie eine Weihnachtsgans und sorgen dafür, dass wir gegen jeden Keim resistent sind. So nachhaltig, dass wir mittlweile gar gegen die Mittel resistent sind, welche uns eigentlich vor bösen Infekten beschützen sollen, womit wir uns irgendwie ins eigene Knie geschossen haben. Aber die Pharma arbeitet daran.

Das Problem liegt darin, dass die Heilige Schrift in diesem Teil des Leitfadens auch sagt, wir sollen uns mehren und man da eher zögerlich zugange geht.
Der Fluch liegt nicht in den Verhütungsmittel, im Gegenteil, gewisse Menschen sollten im Interesse der Allgemeinheit an der Mehrung gehindert werden. Würden sie auch, würde der Mensch Darwin und seiner Evolution unterworfen sein, weil sie sich in ihrer Blödheit selbst aus dem System nehmen würden. Nur beugt die Menschheit in dieser Hinsicht viel zu oft vor. Nicht öffnende Fenster ab dem zweiten Stockwerk und so.
Dummheit vögelt gut, sagt man am Stammtisch. Möglich, weiss ich nicht. Aber ich weiss, dass Dummheit viel vögelt, wodurch die Welt von arbeitsscheuen Idioten geflutet wird. Parasiten, welche vom System zehren. Sozialhilfe nennt sich dies.

Der zahlungskräftige Teil der Menschheit bastelt lieber an der Karriere, als an Nachkommen und irgendwie geht die Rechnung bald nicht mehr auf. Alle werden alt, lassen das Arbeiten sein und profitieren von der wohl verdienten Rente. Greifen solange in den Rententopf, wie sie von Ärzten, Spitälern und Pflegeheimen noch gemolken werden können. Nur wird der Topf jedoch nicht mehr so gefüllt, wie es unsere Urahnen noch zu tun pflegten, da das Heil in der Verjüngung unserer Gesellschaft nicht in der Unterstützung von Familien, sondern dem Import von Flüchtlingen gesucht wird. Arme Flüchtlinge, welche erstmals der Unterstützung bedürfen, bevor sie selbst beitragen können. So in etwa vierzig, fünfzig Jahre. Aber jung sind sie, da will man nicht rütteln. Und wenn wir bei rütteln sind, vermehren tun sie sich auch. Wie die Karnickel.

Die einfache Lösung liegt nun darin, dass die Menschen, welche noch arbeiten können, eben auch länger arbeiten sollen. Sie werden schliesslich auch älter, da kann man gut noch fünf Jahre draufpacken. Theoretisch, sollte man heute bereits bis siebzig arbeiten. Ökonomen haben sich einen hübschen Schlüssel überlegt; Mit jedem Monat gesteigerter Lebenserwartung, soll man einen halben Monat länger arbeiten.
Wenn es so weitergeht wie bisher, liegt die Lebenswartung in meinem Pensionsalter bei beinahe 100 Jahren. Dank Pharmakonzerne und der industriellen Erschaffung neuer Organe. So abwegig deucht mich dies gar nicht.

Ein wenig unethisch und ganz unpopulär. Bei allem Bestreben, den Planeten vor Feinstaub, Atommüll und Kuhpupsern frei zu halten, sollte man da nicht der unkontrollierten Überalterung Einhalt gebieten? Wobei eigentlich ist es ja eher eine kontrollierte, wohlbehütete und absichtlich herbeigeführte Überalterung. Kein Bauer führt die Milchkuh zum Schlachter, solange sie gemolken werden kann.
Natürlich ist da eine Grenze zu ziehen. Ich meine, wer will die Entscheidung treffen, wer nun noch etwas hier bleibt und wer eher nicht.

In der Natur ist dies eher einfach. Die männliche Drohne stirbt nach der Begattung, das Spinnenweibchen verspeist in der Wohllust den Samenspender und Elefanten verhungern, weil die Zähne nach sechs Erneuerungs-Zyklen durch sind. Ich weiss nicht, wieso ich es heute mit den Elefanten habe.
Sprich, wer sich nicht mehr selbst versorgen kann oder von Angehörigen gefüttert wird, die Drohne zum Beispiel wird von Bienenarbeiterinnen gefüttert, weil sie ausser Geschlechtsverkehr nichts im Sinn hat, der wird eben aus dem System genommen. Die simplen Regeln der Natur, welchen sich der Mensch irgendwie enthebt.

Natürlich, es ist ein Segen, dass ein Kind nicht mehr an Tetanus eingeht, so es sich an einem rostigen Nagel die Haut aufreisst. Auch unterstütze ich es, wenn die Mutti von zwei Kleinkindern nicht an einer Lungenentzündung mit knapp vierzig in die Grube fährt.
Dennoch ist die Überlegung angebracht, ob gewisse Dinge nicht einach akzeptiert werden sollten. Müssen.
Gott sendet keine Heuschreckenplage, Überschwemmungen haben wir im Griff und Hungersnöten könnten wir entgegenwirken, so wir wirklich wollten. Doch dann und wann findet in der Natur eine natürliche Selektion statt, um wieder ein Gleichgewicht herzustellen. Und ein unnatürliches Leben ist für kein Lebewesen vorgesehen. So schmerzhaft es für das Umfeld des Einzelnen sein mag, ich behaupte, im grossen Plan der Erde ist die Überalterung nicht vorgesehen. Vielleicht gilt es dies zu akzeptieren.

 

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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