Rezension zu Fifty shades of grey

Universal Pictures.
Ich liebe das Logo. Ein Touch von Superman. Gewaltig, imposant mit monumentalem Sound.

In der Erwartung, dies wäre auch schon das Highlight des vorliegenden cineastischen Werkes nippte ich nicht ganz unvoreingenommen an meinem Gerstensaft. Gestehend, die Leihgebür nur entrichtet zu haben, eine vernichtende Rezension zu verfassen.

Die Leihgebühr für Fifty shades of grey.fifty-shadesUnter der Sparte Romanze wird er geführt.
Der Spagat – welch Bild – zwischen Sparten ist durchaus möglich. Gar üblich, man versucht eine grössere Klientel zu bedienen. So wurden Action-Filme zusehends mit spitzfindigen Dialogen durchzogen, eine Prise Humor. Bei Terminator anno 84 noch undenkbar, versuchte man im dritten Teil der Reihe schon die Grenzen des kompromisslosen Actionliebhabers im dunklen Saal des Lichtspielhauses auszuloten. Mittlerweile bringt Mann seine Angebetene in einen Schwarzenegger-Film, ohne dieses Zugeständnis an den gemeinsamen Filmabend mit der Akzeptanz einer rosa Tagesdecke auf der ehelichen Bettstatt bezahlen zu müssen.

Das Gegenprodukt, die Komödie in der Romanze, funktioniert schon seit Urzeiten. Zumindest, seit die klassischen Chauvinisten wie James Stewart und Humphrey Bogart vom „Typ nebenan“ wie Hugh Grant und Matthew McConaughey abgelöst wurden.

Was versucht nun Fifty shades of grey. Ein verzweifelter Spagat zwischen Romanze und Porno. Um es auf den Punkt zu bringen.
Bei 9 1/2 Wochen hat es funktioniert, machen wir es wieder. Nur sind zwischenzeitlich beinahe 30 Jahre vergangen. Die Welt hat Internet und ist eine Idee, ich möchte nicht sagen aufgeschlossener, aber aufgrund eines entblössten Knöchels läuft man nicht mehr gegen Strassenlaternen.

Zu Beginn des Filmes stellte ich mir, leicht beunruhigt, die Frage, ob ich mich für einen Vertreter der männlichen Spezies zu sehr von Romantik fesseln lasse.
Er startete mit diesem Twilight-Touch, mit Querverweisen wurde nicht gegeizt. Ich erwähnte bereits, dass dieses Machwerk ein Fan-Fiction auf Twilight ist, daher wäre es interessant zu wissen, ob diese Anspielungen auch niedergeschrieben wurden. Doch wiederholt wurde mir von kompetenter Seite einem Studium der Schriftstücke abgeraten.

Nun, vielleicht hast Du, geneigter Leser, die literarische Vorlage – klingt merkwürdig, nicht wahr, wir reden ja nicht von Moby Dick oder so – zu Gemüte geführt.
Da wäre der Verweis von Grey, Anastacia wäre der Jane Austen-Typ. Jane Austen, für Männer, ist die Dame auf der 10-Pfund-Note und hat etwa Stolz und Vorurteil geschrieben.
Bella Swan versuchte sich mit Jane Austen-Geschichten von Edward abzulenken. Erschreckend, dass ich dies weiss, nicht wahr?
Dann die „Warnung“ von Grey, Anastacia soll sich fernhalten, er sei nicht gut für sie, soll sich nicht verlieben und so weiter.
In Twilight, angehaucht von der Lyrik des beginnenden 20 Jahrhunderts, trifft es den schnulzigen Ton, bei Fifty Shades of Grey klingt es eher nach dem „Ich will Schluss machen, es liegt nicht an dir“.

Man kann über Stewart sagen was man will, aber dieses dahinschmelzen bei einer Berührung des Angebetenen stellte sie besser dar als Dakota Johnsen. Ihre Reaktion wirkt, als wäre sie auf eine glühende Kohle getreten. Auf einer Reisszwecke.

Fassen wir den Film etwas zusammen.
Christian Grey, reich und unahbar.
Die Anfangsszene wirkt wie Christian Bale in American Psycho, das penible Morgenritual, die strenge Disziplin.
Christian Grey verabscheut Romantik und das klassische Beziehungsmodell.

Betont dies stets, um seine Handlungen in einen krassen Gegensatz zu stellen. Christian Grey ist der Typ Mann, welcher nur von seinen Milliarden davor geschützt wird, in die Friendzone gesteckt zu werden.
Nächtlicher Hubschrauberflug über die Stadt. Bereitgelegte Pillen und Fruchtsaft für den Kater am Morgen. Nachdem er sie aus einem abgehalfterten Club und in ein Nobel-Hotel gerettet hat.
Spaziert durch den Wald im Dämmerlicht und durch das nächtliche, schummrig beleuchtete Hallenbad. Mag Segelfliegen, gemeinsames Frühstück, spontane sinnliches Tanzen im Penthouse und spielt nach dem Liebesakt Chopin auf dem Piano. Leicht bekleidet, im Dunkeln, sinnierend, versteht sich.
Aber er hasst Romantik.

Anastacia Steele ist das kleine schüchterne Mädchen. Welches sich in Greys Penthouse nach einer Nacht schon zuhause fühlt und in der Küche hantiert, als wäre sie schon ewig an seiner Seite. Der Wechsel vom schüchternen, schmachtenden Mädchen zur selbstbewussten Frau wird von einer Szene zur anderen vollzogen. Dann wieder zurück und dasselbe von vorne.

Dies macht auch schon den Rhythmus des gesamten Filmes aus.

Dieser Grey will ein Mädchen für seine extravagenten Vorlieben im Liebesspiel und Steele will das, was jede Frau will.
Nichtwissen was sie will.

Dies macht auch schon die gesamte Handlung des Films aus.

Grey setzt einen Vertrag betreffend der gemeinsam akzeptierten Handlungen in seinem Dark-Room auf und Steele sollte selbigen unterzeichnen. Die Verhandlungen über den Vertrag, das Business-Meeting ist ganz witzig.
Ansonsten ein Wechselspiel zwischen romantischem Umwerben und herantasten an Sado-Maso-Praktiken im „Spielzimmer“.
Immer und immer wieder. Man beginnt auf die Uhr zu gucken, schreit den Akteuren zu, sie mögen endlich zu einer Übereinkunft gelangen.

Die Sado-Maso-Praktiken sind von einer Härte, wie sie wohl in 80% der experimentierfreudigen Schlafzimmerbewohner unserer Hemisphäre anzutreffen ist.
Ich seh es vor meinem geistigen Auge, wie Hausfrauen dieser Welt mit alten Bettlaken die Fenster verdunkelt haben, alte Packschnüre und den einen Schlips des Ehegatten auf dem Nachttisch bereitgelegt haben und nun die perfekt arrangierte Choreografie des Streifens nachzuahmen versuchen, ohne dass die Erotik auf der Strecke bleibt.

Der Regisseur hatte ein Einsehen und kam auch zum Schluss, dass nach gut 100 Minuten langsam ein Ende der Wechselhandlung einzuführen wäre.
Grey demonstriert Steele im Spielzimmer was er wirklich will.
Steele ist entsetzt, verlässt das Penthouse und man hat so etwas wie einen Cliffhanger für den zweiten Teil.
Im Ansatz. Denn die Story wird einfach eins zu eins auf eine neue Ebene verlagert. Steele hat einen Vertragsbestandteil mehr, über welchen sie 125 Minuten sinnieren kann, ob sie selbigen akzeptieren will.
Und der unromantische Grey kann ihr weiterhin in bester Gentleman-Manier die Welt zu füssen legen.

Fazit; Wer Romantikfilme mag, kann sich zu Beginn noch begeistern. Die Begeisterung flaut bald ab, ein laues Wechselbad von Pseudo-Porno und verkrampfter Romanze bestimmt die Handlung für die letzten dreiviertel des Streifens.

Der Soundtrack ist in Ordnung, Apple-Liebhaber kommen auf ihre Kosten und die Anspielungen auf Mrs Robinson (Die Reifeprüfung) waren ganz nett. Im übrigen ein Film, von welchem ich nach wie vor nicht weiss, ob er nun gut oder schlecht ist. Aber welche Fifty-Shades-Zuschauerin kennt Die Reifeprüfung schon, behandeln wir ihn an anderer Stelle.

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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