Schaffhausen und der Lokführerstreik

Ihre Durchlaucht, der Seneschall von Schaffhausen, Herzog der Grafschaft Buchthalen hat eine Depesche entsandt.

Schon manch Regierung wurde in seinen Grundfesten erschüttert, so sie es wagte dem Reich Scafhusia – Region der täglichen 537 Sonnenuntergänge, Land der tausend Flüsschen, entlaufenen Katzen und stündlich fünftausend Lichtbildern eines einzigen Wasserfalles – mit Ungemach zu drohen.
Ihre Herrlichkeit Schaffhausen, auf einem Bein hüpfend in zwei Stunden zu durchqueren, verwirrt in ihrer Vielfalt immer wieder gestandene, gerade gestandene, Einwohner und Bürger, welche in einer eigenst geschaffenen Dienstleistungsstelle ein eben geschossenes Lichtbild einreichen, als dass sich Ortskundige bemühen, den verwirrten Schaffhausern zu erklären, wo sie eben stehen.

Die Republik Baden-Württemberg droht mit einer Abnabelung des kleinen Paradieses. Lauthals angedroht haben sie nun tatsächlich die Dreistigkeit besessen, die Personenbeförderung einzustellen und damit den Herrn Dubach auf dem falschen Fusse zu erwischen.

Nun gut; die Dramatik geht etwas flöten.
Nicht, dass ich es den Schaffhausern nicht zutrauen würde. Dass Martin Harzenmoser  halb geritten, halb gegangen, mit einem versiegelten Pergament nach Stuttgart entsendet würde, um am Hofe des Verkehrsministers Winfried Herrmann ordentlich Wind zu machen. Die Form wahren, letztendlich beruft sich Schaffhausen auf einen Vertrag aus dem grauen Mittelalter!schildbuergerAber Reto Dubach mag es schnell und zackig. Er sendet eine Mail. Wie unspektakulär.

Sitzt nun der Winfried Herrmann nach seinem halb-10-Knoppers an den Rechner und zwischen der Einladung der Kanzlerin, der Bestätigung des Schreibpapier und Radiergummi-Lieferanten, des Kantinenspeiseplans und dem Katzenvideo der Gattin findet sich eine Dubach-Mail.

Ähm…. ja also so geht, ähm…. dies nicht…. Wir Schaffhauser, und die Neunkircher stimmen dem zu, ähm, dass wir uns auf den öffentlichen, ähm… Verkehr verlassen müssen dürfen sollen können.

Ich kann mir gut vorstellen, dass die Rüge aus Schaffhausen die Baden Württemberger empfindlich trifft. Dort wo es weh tut.
Gut, Schaffhausen hätte in Baden Württemberg tausend mal Platz, sie haben etwa vier Millionen mehr Einwohner als die gesamte Schweiz und die Abhängigkeit ist ein wenig einseitig – Schaffhauser sind mit ihren Ausfuhrscheinen auf die Stempeltätigkeit des deutschen Zolls angewiesen, während Baden Württemberg von uns noch nicht einmal mehr den Treibstoff braucht – aber hey; Wir sind Schaffhauser und wenn dies nicht genügt um Wind zu machen, dann liegt die Welt im argen.

Wohlan, er bemüht sich, der Herr Dubach. Er unterstreicht die Wichtigkeit des öffentlichen Verkehrs.
Ein Sturm im Wasserglas ist gerade zur Zeit der Wahlen das Richtige. Was dem Herrn Rohner die KBA, ist dem Herrn Dubach der Lokführerstreich. Ein wahrer Segen um seine Entrüstung gross zu inszenieren.
Vier Spuren nach Winterthur und zuverlässiger Bahnverkehr durch den Kanton. Sich einsetzen für die pendelnden Wähler, so bleibt man in den Medien.

Man möchte beinahe vergessen, dass es derselbe Dubach war, welcher die Linie 21 beschneiden will. Da müssen die Schlaatemer eben über Neunkirch fahren und umsteigen. Für den Viertelstundentakt muss jeder sein Opfer bringen. Man kann nicht auf alles und jeden Rücksicht nehmen.

Aber im Februar war man auch noch kein Ständeratskandidat, nicht wahr Herr Dubach?
Einmal mehr; Villeicht sollte der Herr Dubach das Pendeln, ÖV und vierspurige Autostrassen aus seinem Wahlkampfprogramm streichen. Soll dem guten Mann doch endlich jemand den Wahlkampf organisieren, der redet sich bis Oktober ja noch um Kopf und Kragen.

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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