Schaffhauser Medienlandschaft

Heute nehmen wir ein A4-Blatt, Stärke 150 und falten Papierflieger. Danach falten wir diese wieder auseinander und holen die Wasserfarben aus dem Schrank. Schön mischen, nicht zu dick auftragen. Wunderbar, lassen es trocknen und die Schönsten werden gerahmt. Pinsel auswaschen nicht vergessen, nicht alle auf einmal und nicht rumspritzen.
Nein, ich war nicht am Schulbesuchstag meines Patenkindes.

Mit einer solchen Scheisse verdient eine gewisse Marion Ritzmann 10’000 Franken. Bezahlt von der Sturzenegger-Stiftung und der Stadt Schaffhausen, welche anscheinend schon wieder zuviel Geld hat.
Und natürlich die Bewunderung.
Das Bild des Schaffhauser Intelligenzblatt zeigt Intellektuelle, knabbernd am Ohrbügel der dezenten Hornbrille, Poschette trifft im farblichen Kontrast derart auf das Foulard, dass sich selbst dem Farbenblinden die verbliebenen Zapfen aus der Netzhaut stehlen. Eine ergraute Dame mit androgynem Kurzhaarschnitt, den Oberkörper in einer Art Flickendecke wie sie meine Katze hatte, getragen über bunten Hosen aus Manchesterstoff Um die Erscheinung abzurunden stopfte man selbige in Wildlederstiefel, streng geschnürt mit flacher Sohle. In der Second-Hand-Tasche wird sich ein Hanffaserkleingeldbeutel aus dem WWF-Shop und ein leinernes Taschentuch mit der Sanftheit einer Röstiraffel finden.
Von Selwyn Hoffmann wurde diese Person ins Zentrum gesetzt. Stellvertretend für halb Schaffhausen, sprich rund 38’000 oder 17’000 Personen, je nachdem ob Kanton oder Stadt gemeint war, denn besagte Menge war nach den gewohnt peniblen Recherchen der Schaffhauser Nachrichten anwesend.

Was ist ihnen durch den Kopf gegangen, als sie ihren Namen hörten.
Mein Namen.

Was denken sie, wodurch hebt sich ihre Arbeit ab.
Dass man Kindergarten-Kunst rahmen kann.

Was bedeutet der Ernte-Kunstpreis-2013 für sie.
Money for nothing

Was für ein beschissenes Interview.
Ja, ich bin etwas stinkig auf das Schaffhauser Intelligenzblatt. Schreibt mir die UL dieser Redaktion doch diese Woche, meine kreativen Ergüsse seien ihres Blattes nicht würdig, da gäbe es Besseres.
Natürlich sei der Preis ein Antrieb, weiter zu wirken. Verständlich, zehntausend Bucks für sechs Papierflieger, da muss eine Oma viel stricken für. Grund genug für mich, auf Marion Ritzmann’s Homepage reinzuklicken und mich von den Werken fesseln zu lassen. Leider besitze ich keine Hornbrille um am Rahmen zu kabbern, mein Graslieferant trippelt gerade durch Südfrankreich und mit meiner ausgeleierten Trainerhose kann ich käumlich mit kartoffelgestempelten Foulards oder Krawatten mit Entenschnabelmotiven mithalten, dennoch versuchte ich die Werke auf mich wirken zu lassen.

waldsterbenWaldsterben würde ich dieses Kunstwerk taufen. A4-Factor nennt Frau Ritzmann dies. Und morgen protestieren wir wieder gegen die Abholzung des Regenwaldes.spruehunfallEtwas ähnliches habe ich in der Garage auch schon produziert, als ich mein Kinderfahrrad besprühen wollte. Zehntausend Franken habe ich nicht erhalten, dafür einen Eimer Wasser und eine Scheuerbürste. Wie soll man sich entfalten, wenn man schon in Kindheitsjahren ausgebremst wird?pinkelflaschenVielleicht liegt es an meiner Farbenblindheit, aber ich wurde sofort an Howard Hughes‘ Milchflaschen erinnert. Sein Geisteszustand wurde darauf hin schwer in Frage gestellt. Frau Ritzmann nennt dies Around the Corner.

Lassen wir das, es ist der blosse Neid, dass Faulheit und die Scheu vor rechtschaffener Arbeit auch noch honoriert wird.

Wenn wir schon gegen Meier & Cie. schiessen; Gestern legte Radio Munot einen Achtziger-Tag ein. Wie trendy…
Es ist kaum zu glauben, ich verzeichnete den ersten Tag, an welchem ich das beschissene Nah-Neh-Nah von den beknackten Vaya Con Dios nicht hörte. Hätte ich eine Trittleiter und keinen strengen Vermieter, ich würde unter einem grossen, schwarzen Kreuz sitzen. Eine weitere Sensation, aus dem Radio Munot-CD-Archiv…cd-archiv…schafften es die Musikredaktoren doch tatsächlich, einen ganzen Tag mit Schrott aus den Achtzigern zu füllen. Nichts gegen dieses Jahrzehnt, so dies SRF 3 oder SWR 3 macht ist es sogar mehr als cool, ja richtig gute Laune fördernd. Aber wenn auf Radio Munot Rahel (sprich Reitschel, keine Angst du kannst es nicht vergessen, sie erwähnt es im fünf-Minutentakt) mit ihren Äh und Öh über den Äther braust, hindert einem, wie jeden Tag, nur die Erwartung der unendlichen Steigerung der radiophonen Peinlichkeit beiwohnen zu wollen, panisch den Skalaregler zu drehen. Und, das darf man auch sagen, man wird nie enttäuscht.

Phu, endlich wieder einmal bloggen, wie einem die Zeigefinger gewachsen sind.

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
Dieser Beitrag wurde unter Presseschau, Vom Leben und gelebt werden veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.