Schaffhauser und die ÖV

Eines der letzten grossen Abenteuer in Schaffhausen muss die Fahrt in einem städtischen Bus sein.
Ich selber kann leider nicht auf einen grossen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Habe ich doch stets das Gefühl, korrigiert mich, die Wahl der korrekten Linie anhand der stirnseitigen Nummer setzt eine gewisse geografische Kenntnis von Little-Paradies City voraus. Vielleicht könnte einem der Herr im Führerstand weiterhelfen, doch blickt der jeweils so missmutig durch seine Brillengläser, dass mir der Mut in die Kniekehle sackt. Es ist nicht so, dass ich stets über denselben Chauffeur stolpere, mich deucht eher, die sehen sich alle ähnlich. Fliehendes Haar, hin zur Halbglatze, Schnauzer und eine Brille. Gelbes Hemd, blaue Hose und böser Blick.
Seit die Massenbeförderungsmittel mit Automaten bestückt sind traut man sich noch nicht einmal, bei dem Herren einen Fahrschein zu lösen.
Kürzlich reiste ich mit einem Koffer von Schaffhausen in meine Wohngemeinde. Ein grosses Hallo, belustigt und verärgert, setzte ein, als sich mein Koffer selbständig in Richtung Heck des Busses bewegte, während ich noch überlegte, in welcher Zone ich lebe. Den kleinen Samsonite mit einem sehr lasziven Vorschieben der Hüfte zwischen mir und der Haltestange einklemmend surfte ich weiter im elektronischen Fahrscheinschalter.
Im Wellblechquartier, unterhalb des Millionenhügels, steht mein Wohnklo, aber es hatte keine Zone mit entsprechendem Piktogramm. Aufs Geratewohl drückte ich den Monitor. Irgendwo zwischen einem Marmeladefleck und den Rückständen einer Niesattacke. Keine Reaktion.
Letzten Endes belästigte ich doch den Chauffeur. Zwei Franken neunzig. Mit Halb-Tax. Hat mir mein Arbeitgeber geschenkt. Ohne zahle ich vier Franken vierzig.
Ich muss es ja nicht verstehen.

Nun, die Schaffhauser erleben noch ganz andere Sache in den Bussen.
Anscheinend bringt der Chauffeur in böswilliger Absicht sein Fahrzeug so zum stehen, dass der Ausstieg über eine Bank der Haltestelle erfolgen muss. Da kann man nur hoffen, dass alle Wartenden rechtzeitig die Beine hoch ziehen wenn das gelbe Ungetüm heran rast. Gerade wenn man bedenkt, dass die Busfahrer gar nicht Bus fahren können; Weiss der Dani. Ich bin entsetzt!
Für einen weiblichen Fahrgast Grund genug den Ärger öffentlich zu bekunden. Man ist nur ein Schaffhauser, wenn man die Busse hasst.

Die Michelle hat das korrekte Bus fahren erlernt. Also das mitfahren. Wo käme man auch hin, wenn Hinz und Kunz ohne korrekte Ausbildung einfach in das Gefährt springen würden. Man liesse zuerst aussteigen, dann steige man ein. Habe ich einmal versucht. Gerade, als ich zum einsteigen ansetzen wollte, wurde ich gewahr, dass die bestufte Einsteighilfe mitsamt Bus eben um die nächste Ecke biegt. Da sieht man, ohne Kurs kommt man da nicht weit.

De Aahstand isch im vortschritt unterläge; weiss der Marcel. Muss ich so hinnehmen, weil es mir schlichtweg nicht möglich ist, dem Satz einen tieferen Sinn zu entlocken. Oder ihn überhaupt zu verstehen.
Lara fährt mit einem Wagen Bus; joo nid mol den gö ds ussem weg wend mitem chinderwaage wetsch usse! ich mue jedesmol flueche doch nicht vor den Kindern! Aber wenn es fluchend besser geht, dann muss es eben sein.
Ish doch aber abartig oder?! Ich han mit schwerem rucksack und täshe müesse über s benkli chlettere… und wennd denn na eine streifsh chunsh en böse blick gschenkt über… jupiii; In erster Linie überlege ich, wie nutzt man die gewonnene Zeit durch das Weglassen einzelner Buchstaben. Trainiert man das Bankspringen mit Tasche und Rucksack? Ja, die Hürde streifen gibt Abzug, weiss doch jeder.

Hüt isch eini schier umgheut well de chauffeur ned het chönne fahre und bi jedere haltistell e halbi vollbrems gmacht het!… wie macht man eine halbe Vollbremsung? Die Hälfte einer Vollbremsung klingt nach einem Halt, als würde er auf ein Wattebausch prallen.
neii ich hass es au würcklich und den motzeds no nid normal!… Das normale Motzen, also ein Zusammenschiss mit Gefühl, vielleicht bietet der Kurs auch dieses Modul an.
Ich han letscht mol de ganz bus zämegschisse. De i de mitti bom bus het wele use und keine het platz gmacht und jede het is handy ine glueget… aber woni bället han ischs gange… sehr amüsant.. Ich benutze das Wort Held beileibe äusserst selten, aber sie Marcel, sie sind ein Held. Das mit den Ausscheidungen ist etwas eklig, aber gut gebellt ist halb gewonnen, insbesondere, als er hinzufügt; Jede wo seit dass schimpfe und flueche nünt bringt het mich no nie ghört schimpfe und flueche MUAHAHAHAHAHAHA… Cheeriooo… guets nächtli… adee Also ich fühle mich wohler, jetzt wo ich weiss, welch tapfere Recken in einem solchen Bus sitzen.

Die Ivana empfiehlt das wegdrücken, Marco ergänzt Bim usstiege eifach breit mache und zuelaufe. Wer im Weg staht wird usem Weg gmacht. Sind aber sicher die Erste wo duredrehet wenn Du würsch indrucke... Immer auf die Rippen, sei am wirksamsten, führt der Björn noch an. Mir graut immer mehr vor der nächsten Busfahrt. Da scheint die reinste Anarchie zu herrschen. Hat nichts mit der Flex-Tax-Wohnzimmer-Atmosphäre gemein.  flextaxFür Einheimische; Beim Blick aus dem Fenster stelle ich fest, die frisch verliebten steuern froh lächelnd über den neuen, schönen Platz direkt in die Fluten des Rheins.

ja un denn am mittag chasch nid mal annhocke wil die vom staat unterstützte nichtarbeiter biertrinkender weisse alli bänk blockiere….
Der Staat bezahlt also Platzhalter. Weisse Platzhalter. Weisse Platzhalter, welche Bier trinken. Ja will denn die Claudia über Mittag selber hinhocken und ein Bier trinken? Mädchen, das ist doch keine Kantine!

Ihr entsinnt euch an Monty Pythons Rentner-Gang?

retireDie haben wir in Schaffhausen auch. Morgens um halb sechs prügeln sie die jungen Pendler nieder und klauen die 20min-Zeitung für die Homies in ihrem Block. Weiss die Marion.

Stefanie hätte gerne Samstag Morgen um sechs Uhr einen Bus, welcher sie zur Arbeit fahre. Sie hätte dies bei den städtischen Verkehrsbetrieben angemeldet. Bisher ohne Reaktion.
Bei den Zuständen sollten wir froh sein, dass sie nicht einfach einen geklaut hat. Jeden Samstag um sechs Uhr.

Marcel, der Passagier, welcher zwischen Bellen und Fluchen an schrecklicher Diarrhoe leidet und damit gerne einmal einen Bus füllt, sei froh nicht die ÖV benützen zu müssen, da er zwei Autos und ein Motorrad besitze. Ich wage zu behaupten, alle Passagiere teilen seine Freude.

Zum Abschluss noch die Antwort auf folgende Frage:bernies-schnitzelSchützenstübli bei Annegreth, Kronenhof, Schützenstübli bei Annegret,
Restaurant Ufenau, Ziegelhütte, Vrenelisgärtli, Wii am Rhi, Bienegarte, Rest. Krone Bargen, Rest Kronenhof, Vrenelis Gärtli, Restaurant Ufenau, Rest. Herbilo, Gasthof Frohsinn, Bienengarten, Restaurant Schönbühl, Bienengarten Schlattingen, Gemeindehaus Merishausen, Schwarzbrünneli, Ziegelhütte, Vrenelis Gärtli, Restaurant Schützenhaus, Restaurant Gmaandhus Merishausen, Siblinger Randen, Restaurant Ochsen, Rossberg, Ziegelhütte, Restaurant Rheingold, Restaurant Mühlental, Restaurant Rhyhalde, Vrenelisgärtli, Grundstein Flurlingen, Güterhof, Waldheim Büsingen, Landgasthof Hüttenleben, Rhiihalde, Schwarzbrünneli, EPA-Restaurant, Restaurant Rheingold, Restaurant Herbilo, Restaurant Adler, Schützehuus Breiti, Rössli Marthale, Reiatstübli, Restaurant Bären, Schützehuus Breiti, Vrenelis Gärtli, Rössli Marthalen, Restaurant Ochsen….

Soll mal einer sagen, Schaffhauser sind nicht hilfsbereit.
Ich bin wieder einmal keiner. Denke die Kinderteller mit Schnipo sind überall ganz ok.

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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