Schwiegertochter gesucht, Folge 5

Strammen Schrittes umrundet die Vera ein Blumenbeet und lädt uns mit ausladender Bewegung zu einer neuen Folge Schwiegertochter gesucht. Eine turbulente Sendung wird uns versprochen.

Erschreckende Frauen mit psychotischem Einschlag haben bei RTL Tradition – Beates „Man sieht sich immer zweimal im Leben“ hallt noch nach – so auch die, ihre Konkurrentin hassende, Petra, welche sich an Maiks Frühstück labt. Dieser hat übrigens aufgetragen, dass die Platte kracht. Eine Schale mit vier Äpfeln. Kein Kaffee, keine Hörnchen, keine Brötchen.
Doch völlig spontan führt seine zweite Dame einen Klumpen Teig oder Mett, so genau erkannte ich das nicht, und Ausstechformen – ich würde nie ohne aus dem Haus gehen – in ihrer Tasche mit und will dem hageren Märchenfreund mit Pferdeschwanz, hat was von Sachsen-Paule, etwas typisch bayrisches Kredenzen.

Der Markus weckt seine Herzensdame frühmorgens, um den Effekt zu halten hat das RTL-Team den Rollladen herniedergekurbelt, und haut ihr sogleich Romantik um die Ohren. Andreas Martin – noch nie gehört, aber Shazam unterstützte mich – sang aus dem Lidl-Schnäppchen-Player mit Original defekter Top-Loader-Klappe den Hit Janine.
RTL-Standardtext „Das ist ja süss, sowas hat noch nie jemand für mich gemacht…“ klingt in etwa, wie wenn ich einen Dreijährigen lobe, welcher mir seine Version eines Automobils auf das Papier bringt.
Was will mir RTL hier eigentlich weis machen? So ich morgens verwache und eine korpulente Dame den CD-Player auf meine luxuriöse Satin-Decke schmeisst, woraus mir Andrea Berg vorwirft, ich hätte sie tausend Mal belogen oder die Amigos von ihrem Elternhaus winseln, könnte ich im Brustton der Überzeugung ebenfalls behaupten, so etwas hätte noch nie jemand gemacht. Der Grad der Verliebtheit würde darüber entscheiden, ob ich den Player fluchend an die Wand pfeffere oder mal eben fluchtartig das stille Örtchen aufsuche.

Aus Niedersachsen wird der dreiundfünfzigjährige Klaus in die heimische Stube getragen. Klaus wohnt mit seiner Mama auf einem Bauernhof und hatte nach eigenen Angaben noch nie eine Beziehung.
Stellte sich hier die Frage, mit galantem Hopps und Mühlstein um den Hals in die Elbe – habe ich nachgeschlagen – oder zu RTL, so hat der Hundeliebhaber mit Herz und Pullunder den härteren Weg gewählt. Die Vorstellung, als Mittfünfziger mit Mutti in der Küche zu sitzen, in der Gewissheit, sie hat in den letzten 60 Jahren mehr Sex als ich gehabt… Wie gross muss das Selbstwertgefühl sein, um die Schmach ins Fernsehen zu tragen.Wichtig sei, dass sie zu uns passe, so die hoch betagte Magdalene. Mit 53 würde ich mir wohl was russisches importieren und ob die Natasche der Mutter passt… Das hat mich eigentlich noch nie interessiert. Aber ich habe auch keine liebe Mutter, das war mehr eine biologische Geschichte.
Klaus, der hauptberufliche Müllmann, geht rein nach den inneren Werten, die Dame könne aussehen wie sie will; Zumindest in diesem Punkt, ist er bei Schwiegertochter gesucht goldrichtig.
Dennoch wird aufgrund der Bilder entschieden und RTL baut auf den Narumol (Ich bin fick-und-fertig)-Effekt, welche mit zwei weiteren alten Damen geladen wird.

Ingo kommt mit seinen Buntstiften und Zeichenpapier zu Papa in die Küche und überbringt die frohe Kunde, dass er und Nadja nun ein Paar seien.
„Das is ja n’Ding. Mein kleiner Sohnemann hat ne kleine Freundin“.
Ich kann mir nicht helfen, aber wenn der gute Lutz nicht siebziger-Jahre-Pornos vertonte – hab ich in der Jugendzeit mal bei einem Kollegen gesehen, welcher diese bei seinem Nachbarn „auslieh“ – dann hat er eine echte Karriere verpasst. Den Akteur gebe ich ihm weniger; Hat er gewiss sein Werkzeug seit Jahren nicht mehr ohne komplexe Spiegelkonstruktion gesehen.
Der Ingo will nun einen Liebesbrief schreiben, so richtig anpacken.

Als erstes frage ich mich, wo hat ein Mann – meinetwegen auch Junge – solches Briefpapier her? Der Lutz setzt sogleich zum Diktat an und schmettert die Prosa durch die Küche, dass der liebe Ingo mit dem Niederschreiben seiner ganz eigenen und ganz persönlichen Gedanken kaum Schritt halten kann.

Hast ne Sekunde? Kannst dich dann schonmal auf das Bett setzen.

Der behaarte Ingo zwängt sich im sportlichen Muskelshirt mit erwartungsvoll vorgeschobenem Kiefer und süffisantem Grinsen in den Raum.
Ich hab was geschriebeeeennnn für dich, sach ich jetz mal…, und schon setzt er an, Lutz’s Zeilen vorzutragen.

Vergisst Twilight, Schwiegertochter gesucht ist die neue Inspiration
… du bis für mich, der Anfang vom Ende…
Welche Frau möchte das nicht hören.
Die Hamster winseln, die Tapete löst sich von der Wand, die Nadja weiss nicht was sie sagen soll und ich kann nachfühlen.
Der Ingo hat noch was auf dem Herzen; Wo er Küssermässig im Ranking steht. So ein Mittelding, meint die erfahrene Nadja, es sei noch potential nach oben.

Gut, der Hartmut hat die Latte auch hoch gelegt.
Mit der Mittelmässsigkeit kann der Ingo gut leben, nicht gut, nicht schlecht ist für ihn in Ordnung.
Sacht er jetzt mal.

Was haben die Jungs auch immer mit dem Mett. Ich habe auch kein gutes Händchen beim bewirten – drei bestätigte Fälle von anschliessenden Magenschmerzen – aber rohes Fleisch auf einer Semmel oder gar in Igelform zu kredenzen. Mir würde sich der Magen schon aufgrund der Speise umdrehen, den Gedanken, dass die werten Herren oder hoch betagten Damen die roh zu essende Speise zwischen den Fingern vermantscht haben…
Es wird wohl im Skript stehen und so wurstelt Klaus, 53 Jungfrau, unter den ständigen Korrekturen seiner leicht senilen Mutter mit den Speisen rum.
Nicht umdrehen, jetzt schneiden, nicht soviel, nicht schneiden, jetzt mehr…

Der Markus setzt sich Freitags nach Feierabend gerne in den Kofferraum seines Kleinwagens und trinkt ein Bier. Nun gut, jedem das Seine.
Nun kann er seinen Gepflogenheiten mit der lieben Janine nachgehen.
Was mir die heiratswilligen, notgeilen Muttersöhnchen voraus haben; Sie kennen keine Scham und ziehen einfach ihr abartiges Ding durch. Und die potentiellen Schwiegertöchter machen mit.
So kuscheln sie im Kofferraum des Nissan Micra und planen die Zukunft mit Hochzeit, Pferdekutschen, weissem Kleid und was so dazu gehört. Eigentlich ist es ganz einfach.
Setze mich künftig auch freitags in den Kofferrraum und trinke Bier.

Klaus, 53, holt mit seinem Bollerwagen – eine kleine Kiste auf Rädern, wie ein Leiterwagen, einfach mit durchgehenden Seitenteilen – was vom Thailänder.
Hundertfünfundzwanzig Kilogramm Lebendfleisch, weiblich geformt und hört auf den Namen Jiraporn. Meine Güte, wenn ich schon alt bin und was thailändisches will, dann aber bitte 25 Jahre jünger und nur ein drittel davon. Aber ich bin auch etwas oberflächlich.

Ingo hat mir schon wieder was voraus. Ich zwängte mich noch mit einer Dame in einen Passbild-Automaten. Obwohl dies in der Bravo immer angepriesen wurde. Kann ich vielleicht noch nachholen.
Während das RTL-Team also schreiend nach Schuhlöffel, Brecheisen und Gleitcreme durch den Bahnhof irrte – die müssen da auch wieder raus – geniesst das Pfundspaar die sinnliche Atmosphäre mit dem Münzschlitz im Schritt, dem Vorhang im Genick und dem Wärmestrahler von oben in einem Photoautomat.
Nun muss der Ingo nicht mehr neidisch auf die Anderen sein, denn er hat seine Liebste ebenfalls in der Brieftasche.
Sacht er jetzt mal.

Der Maik entführt seine Damen an den See, mit Plastikgläsern wird angestossen und gleich darauf zieht er blank.
Die Damen ziehen es vor, in Kleidung in das Wasser zu steigen und ich werde unfreiwillig Zeuge einer Wet-Shirt-Show. Nicht nur, dass sie sich anspritzen, nein, der lüsterne Maik setzt an, die Petra zu ersäufen.

„Nun siehst du aber besser aus, schön knackiger Arsch…“
Bitte wo denn? Dinge, die ich nicht sehen wollte. Dummer RTL.

La-Le-Lu, nur der Mann im Mond schaut zu…
Schön wäre es, aber zu guter Letzt komme ich nicht im die Pijama-Party rum.Meine lieben Leserinnen und Leser, ihr wisst hoffentlich, dass ich mich nur Euretwegen so foltere.
Ich befürchte, über kurz oder lang muss ich diese Reihe einstellen, das hält ja kein Mensch mehr aus.

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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