Voll in den Rücken geschossen

Sitze hier und warte bis die Medikamente wirken, damit ich noch ein paar Gewichte stemmen gehen kann. Also schreibe ich einen Blog.

batman

Es ist doch immer dasselbe…
Nimmt man beim Arzt die Klinke in die Hand, sind die Beschwerden wie weggeblasen, selbst, wenn die medizinische Praxisassistentin dreihundert Lenzen zählt und das Haar in einem Dutt trägt.

Kaum habe ich die Schweizer Illustrierte in den Fingern, drückt mir die Dame ein Klemmbrett auf das Knie. Sie müssen meine Personalien neu erfassen, solch seltene Gäste landen nach zehn Jahren im Schredder, zumindest Papiertechnisch.
Nun gut, nahm ich nicht persönlich, ist auch nur die Ferienvertretung vom Arzt meines Vertrauens.

Klemmbrett zurück, den Nebelspalter zur Hand und im Hinterkopf, wie sitze ich möglichst glaubwürdig auf diesem äusserst unbequemen, hölzernen Wartezimmerstuhl, um meine Beschwerden offensichtlich zum Ausdruck zu bringen. Kaum habe ich mich im Inhaltsverzeichnis zurechtgefunden, wurde ich auch schon in ein Nebenzimmer gebeten. Helles Täfer, weisse Wände, ein Röntgenbildbetrachter und auf dem Tisch ein Stethoskop, wie es wohl schon Thomay Wayne benutzt und dreimal in den Trümmern von Wayne-Manor verloren hatte, die alte Bahnhofswaage – ihr kennt dieses Teil, welches für fünfzig Rappen einem das Gewicht verrät – und unverzichtbar, die Bilder von kleinen süssen, stark pigmentierten – ich solle mich in Sachen Rassenbezeichnung etwas zurücknehmen – Mädchen mit den schönen weissen Zähnen.
Sitze da, studiere das Zimmer und versuche meine Schmerzen hervorzurufen.

donald

Wieder ein Beweis meines Alters, der Rücken trieb mich dahin. Rückenschmerzen, strahlen bis in die Waden und rauben mir den Schlaf. Nachdem ich zehn Tage keinen Schlaf mehr gefunden habe, war es an der Zeit, diese Sache mal anzugehen.

Der gute Mann schreibt und schreibt und schreibt. Heisst mich die Kleider abzulegen, schreibt weiter – oder zeichnet eine kleine Karrikatur – lässt mich wie Heidi Klum auf Zehenspitzen gehen oder wie August der Dumme auf den Fersen.
Wippen nach links, nach rechts.
Danach darf ich auf die Bettstatt sitzen, etwas nackiger als mir lieb ist, die Problemzonen voll zur Geltung bringend. Gerade nach dem gestrigen Steak, Chips und Fussball-Abend. Drückt am Bein, würgt und zieht – ich war entzückt über meine Oberschenkelmuskulatur – und holt schliesslich den kleinen Hammer.
Wer kennt es nicht aus den Trickfilmen. Ein Schlag auf das Knie und das Bein schnellt hoch, ich war sehr gespannt.
Und enttäuscht. Er spürte in den sanft umfassten Beinen wohl etwas, ich spürte nichts, schon gar nicht ein theatralisches Ausschlagen.
Er ging weiter zu meinen Achillessehnen. Rechts war er zufrieden, links setzte er den Hammer an. Nichts. Nochmals. Nichts.
Sein Gesichtsausdruck zeigte eine Mischung aus Juhuu., Fehler gefunden und Wat-denn-das?
Bevor er einen grossen Hammer holte, wies ich ihn darauf hin, dass diese schon einmal in Reparatur war. Trotzdem… und schlug nochmals… das muss doch… noch ein Schlag… Nun, es könne… muss aber nicht… egal, weiter.

Danach wurde es richtig irritierend, nahezu zärtlich streichelte er Zehen und Waden, ob ich dies spüre. Angenehmer als es mir lieb war.

Ab auf den Bauch und er malträtierte meine Wirbelsäule. Als müsste er mit blossen Fäusten einen Granitblock zertrümmern.
Ob ich ein Rückgrat habe wird von führenden Fachleuten öfters angezweifelt, die Wirbelsäule jedenfalls sei vorhanden, dies habe ich nun ärztlich bestätigt.

Lokales Lumbalsyndrom.
Ah ja… ich erspare den unmedizinischen, volkstümlichen Ausdruck, er macht mich zu alt. Vergehe wieder, kann man nichts machen – ausser natürlich Physio – und so Nerven betroffen seien, würde sich dies herausstellen. Irgendwann.
Ich würde gerne wieder einmal schlafen, nicht irgendwann.
Die richtige Position sei wichtig, etwa auf dem Rücken oder seitlich, mit einem Kissen zwischen den Beinen und dann…
Ich möchte weder ein Stillkissen knuddeln noch sonstwelche Fremdkörper zwischen den Beinen, ich möchte einfach schlafen. Schmerzmittel?
Was ich so näme; mit dem verschwörerischen Tonfall eines Dealers.
Saridon.
Sei Pillepalle, da müsse man ja sechs Stück einwerfen, bis man was spürt.
Na also, langsam finden wir uns.
Er verschrieb mir eine Minipackung, den Namen habe ich vergessen, mit demselben Wirkungsstoff, einfach etwas effektiver. Guter Mann.

Ob es gefährlich sei, wenn ich die Schmerzen betäube und dann einfach weiter mache.
Kein Thema, könne ich machen.
Dumme Sache das, ein paar Freitage wären mir recht gewesen. Bewegung sei gut. Er hätte mir auch Wanderferien verschreiben können.
Nun muss ich unter Schmerzmitteleinfluss wohl ein Wagen an die Wand setzen um arbeitsuntauglich zu sein.

So, die Pillen wirken, ich gehe Gewichte stemmen.
Wohl sein.

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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