Vom Einkaufen und Essen

Heute habe ich das erste Mal einen Einkaufswagen benutzt.
Es fühlte sich zumindest an wie das erste Mal, bin ich nun doch schon bald drei Jahre Single, da benötigt man selten einen Einkaufswagen und da stellt sich doch direkt die Frage, ob dieses Empfinden sich über alle Belange des Alleinstehen…
Schob ich also diesen Gitterkäfig auf vier Rollen mit Kindersitz erst in einen Aufzug, zuckelte nach unten und betrat anschliessend das Einkaufszentrum. Der Hygiene halber, las ich kürzlich, werde erwünscht, dass Kinder im dafür vorgesehenen grünen Sitz und nicht im Gitterbehälter mitzuführen seien.
Hatte eben keines dabei, daher konnte ich lediglich als unbeteiligter Zuschauer der Zeremonie beiwohnen, wie eine beleibte Mutter unter einem Kopftuch zwei kleine, pummelige und ausserordentlich agil zappelnde Stummelbeinchen durch die für diese Extremitäten gedachte Öffnung zu führen suchte, während der kleine Türkenbalg schrie, als würde er im Kebab-Bräter rotieren.

Während meiner Tour durch die Migros fühlte ich mich einem Hobbit nicht unähnlich, da der Wagen wohl für grössere Kunden geschaffen war. Mit den unnatürlich hoch gehaltenen, auf den Schiebegriff gelegten Händen fühlte ich mich bei der Fortbewegung etwas schwul, aber das mochte auch an der Nutzung des Gefährts als solches liegen. Ich stellte fest, einerseits war einem dieser Wagen stets im Wege, andernseits übernahm man als Gesamtpaket diesen Part für alle anderen Einkäufer gleich selbst.
Natürlich nutzte ich den Wagen nicht nur aus Spass am Transportsystem neben der Rolltreppe, ich hatte grosse Einkäufe zu erledigen.
Es besteht die Chance, dass ich zum Silvesterabend ein paar Leute lade – da steht die keine-Kollegen-Problematik noch etwas im Wege – daher wollte ich schon einmal vorbereitet sein.

Die Einkäufe erklärten meine Gesundheitswoche zur Farce. Aber dies ist diese Woche onehin schwierig.

Nach unserem firmeninternen Jahresend-Apero verspürten zwei Kollegen mehr Hunger als Lust nach Hause zu fahren und da ich auch noch ein paar Euronen im Portemonnaie mitführte, beschlossen wir die grenznahe Burger-King-Filiale aufzusuchen. Dies war bereits das zweite Mal diese Woche. Nachdem ich Dienstags ein Big-King XXL Burger mit einem King-Size Menu hatte, versuchte ich mich gestern an einem Steakhouse-Burger mit Pommes King-Size. Entgegen den rund siebzehn Franken in der Schweiz, löhnte ich im nahen Singen sieben Euronen und fünfzig Cent. Der Geschmack von Abzocke kriegt man in der Schweiz zum Menu gratis dazu, im Gegenzug verstehe ich, dass Hartz IV-Empfänger wohl des öfteren King-Size dinnieren gehen.
Der eine Kollege kehrt mit zwei Burgern und Pommes zurück, der andere balancierte gleich drei der Köstlichkeiten – Happy Hour, drei Burger 5 Euro – vor sich her.
Man kann anstellen was man will, Euronen wird man einfach nicht los, schon gar nicht im Fast-Food-Tempel. Da dieses Jahr nur einmal Weihnachten ist und ich limitierten Aktionen nicht abgeneigt bin, gönnte ich mir noch die zwei Burger Santa und Claus. Musste mich bereits etwas zwingen, als meine Tischnachbarn, zwei Schoko-Brownies mit Eis und flüssigem Kern kosteten.
Nun wurde mir etwas übel, also orderte ich noch ein mittelgrosses Wasser – welches preislich mit einem Burger mithalten konnte und dem internationalen, wie ernährungstechnischen Verhältnisblödsinn die Krone aufsetzte – während sich der mit Abstand schlankeste am Tisch noch einen Cheeseburger als Dessert gönnte.

Nun gut, warum nicht einmal ein rund dreitausend Kalorien Nachtessen, ich bereue nichts.
Meine Waage zeigte heute Morgen ein Kilo mehr als gestern an, reduziertes Körperfett, dafür leicht erhöhte Muskelmasse. Entweder ist Burger King ein Diätwunder, obwohl die Durchschnittsbesucher mit Hosen in der Kniekehle, quillendem Bauch über dem Gurt, Doppelkinn über dem Kragen und krasser HipHop-Mütze, wie auch Begleiterinnen in Puma-Leggings mit schreienden Nähten ein anderes Bild zeichnen, oder aber meine wieder in Betrieb genommene Waage neigt dazu, mich zu verschaukeln.

Um auf Nummer sicher zu gehen, begab ich mich mit Röstzwiebelfahne ohne Frühstück ins Fitnesscenter. Vierzig Minuten Laufband verbrennt einen halben Burger.
Wohl sein.

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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