Vom Essen und Entsorgen

Natürlich will ich nunmehr nicht ausschliesslich über das Essen schreiben, aber es nimmt dann doch einen hohen Stellenwert in meinem momentanen Leben ein.
Und in meinem Wohnzimmertisch, aus dessen Fugen ich eben mein Abendessen, sprich eine Dose Thon mit einem Gleitmittel aus Magerquark gepuhlt habe. Grundsätzlich wollte ich ja nicht mehr vor dem Fernseher speisen, aber bei hundertfünfzig Gramm Fischabfall und dem weissen Klecks aus der Plastikdose läuft man kaum Gefahr, dass vor Beenden des Mahls ein Sättigungsgefühl eintritt. Insbesondere, wenn man das Ganze über den Wohnzimmertisch verteilt.
Als ich so kniend, den Kopf einer Katze gleich schräg über der Tischplatte, mit spitzer Zunge von dieser Köstlichkeit – es kann doch nicht sein, dass all die Delfine umsonst gestorben sind – noch etwas zu retten versuche, frage ich mich insgeheim, ob ich nun eine Grenze überschritten hätte und mir vielleicht einen Schweinetrog anschaffen sollte.

Und dies nur, weil ich Kassensturz sehen wollte. Einer Hausfrau gleich, welche sich um elf Uhr dreissig vom Kaffeekränzchen trennt, mit der Dose Ravioli nach Hause hastet um dem Gatten ein währschaftes Mittagessen zu bereiten, fühle ich mich manchen Abend. Nach dem Training noch vorkochen, etwas essen, die Küche reinigen…
Es hat mir auf den Kassensturz gereicht und ich habe erfahren, dass auf Milchtüten der Etikettenschwindel des Jahres zu finden sei.
Die Kühe hätten Hörner, so finde man dies – leider traurige Tatsache – auf keiner Alm mehr. Es lässt sich gewiss streiten, inwiefern die Hörner die Qualität der Milch beeinflussen, ich bin kein Veterinär, aber wenn dies nun mal die Schweizer Bevölkerung stört bietet das gebührenfinanzierte Fernsehen doch gerne eine Plattform für diesen Ärger, während ich mit Schraubenzieher, Plenty-Haushaltpapier und Reiniger neben dem demontierten Wohnzimmertisch stehe und mich frage, ob sich meine Hektik nun gelohnt hat.

Und während Kassensturz Klo-Papier testet, werde ich an einen weiteren Aspekt meiner Diät erinnert.
Haferkleie, ein Wunderprodukt. Es bindet soviel Stoffe in meinem Körper, dass dessen Ausscheidungen bereits schon wieder einer vollwertigen Mahlzeit… nein, jetzt begeben wir uns auf tiefes Niveau.
Mein Fehler liegt wohl darin, dass ich nicht Dr. Dukan’s Haferkleie im Shop bestellt habe, sondern für den halben Preis in der Migros eine Bio-Tüte aus dem Regal gezogen habe. Im Wissen, dass diese nicht wirkt, so schreibt es der Herr Dr. Dukan in seinem Buch.
Ob und welche Stoffe die Kleie bindet ist als Aussenstehender noch schwierig zu sagen. Aber ähnlich meinem Betrieb, der Abfall sammelt sich irgendwo und der für die Entsorgung zuständige Posten scheint in ein Kartenspiel vertieft zu sein; Der Müll wird einfach nicht abgeführt. Eine völlig neue Erfahrung für meinen Organismus, ein Horror auf der Waage. Die digitale Nadel ist bei 72 Kilogramm wie festgetackert, es ist zum Mäusemelken.
Ich gebe Herrn Dukan noch eine Woche Zeit dies in Ordnung zu bringen; Führe ich doch täglich nicht mehr als 500 Gramm feste Nahrung meinem Körper zu, in der ganzen Woche gewiss weniger Kohlenhydrate als der normale Mensch bereits Montag Morgen in seinen Kaffee schüttet und so er noch ein Rähmchen mit politisch unkorrekter zweihörniger Kuh auf dem Cover in selbigen kippt, hat er gewiss auch meinen wöchentlichen Fett-Konsum abgedeckt.
Enttäuscht mich der Dukan bis Sonntag, darf mein wunderlicher Körper unter Beweis stellen, ob er nur von Wasser leben kann und entscheiden, ob er an seinen geliebten 72 Kilogramm festklammern möchte. Der Mistkerl vergisst manchmal einfach, wer eigentlich Chef ist.

Man muss sich was gönnen, ich erwähnte das Jamie-Oliver-Professionel Pfannenset. Glücklicherweise habe ich es noch nicht erstanden, mein Vermieter setzte mir einen Floh ins Ohr. Einen Induktions-Floh.
Also habe ich einen neuen Kochherd bestellt. Erst wühlte ich mich durch die grossen Anbieter; Miele, Electrolux, Bauknecht und V-Zug, welche soeben beim Kassensturz verrissen wurden. Sie bieten ein weltweit einmaliges Garprogramm feil, kann bereits in aktuellen Backofen erstanden werden. Und sobald es ausgereift sei, werde es dann auch in die neue Produkteserie integriert.
Nun, da bin ich beinahe wieder befriedigt. Wie mühsam ist es erst, wenn man einen Backofen einsenden muss, um zu erfahren, er entspräche den technischen Spezifikationen.
Ab zweitausend Franken ist mit einem Induktionsherd dick im Rennen, bei fünftausend ganz vorne dabei.

– Nudelgerichte für die ganze Familie sind im Handumdrehen gar – mit der Boosterfunktion (P) des Induktionskochfels kocht ein Liter Wasser in ca. 3 Minuten.
(Der Herd wird abgehen wie Schmidts Katze; Ich hoffe der Booster-Knopf ist unter einer Klappe und rot beleuchtet)

– 4 Sek. langes Drücken des Sperrknopfs bei eingeschaltetem Kochfeld aktiviert die Reinigungsfunktion; so kann das Kochfeld gereinigt werden ohne weitere Einstellungen zu verändern.
(Für einen Schussel und Pfannenüberfüller wie mich eine ganz wertvolle Funktion)

– Überkochsicherung: Kochfeld schaltet automatisch ab, wenn etwas überkocht und Feuchtigkeit auf das Bedienfeld gelangt.
(Ich wiederhole…)

Natürlich noch solcher Quatsch wie eine automatische Anpassung des Kochfeldes an die Pfanne, dreissig Prozent Energieeinsparung, Kindersicherung, etc…

Eigentlich sage ich ungern wo ich ihn bestellt habe, aber mal ehrlich; Ich kann mir nicht vorstellen, dass er wegen des Preises, bei identischen technischen Spezifikationen nur halb so gut kocht wie ein Electrolux.

ikeaAber ich hole die Jamie Oliver Professional Serie beim regionalen Fachhändler. Versprochen.

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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