Von der Emanzipation und anderen Ungerechtigkeiten

Und wenn gerade keine Ungerechtigkeit vorliegt, suchen wir uns eben eine.

Frauen gehen nicht gerne in Kriegs-, Action- und Buddyfilme, weil diese Filme kaum mit weiblichen Hauptrollen aufwarten. Bisher dachte ich, weil sie hernach nicht mehr schlafen können, zu viel Blut spritzt und das Niveau einfach zu unterirdisch sei, aber vielleicht steckt ja wirklich mehr dahinter. Vielleicht bin ich oberflächlicher, als dass ich mir dies bisher eingestehen wollte. Vielleicht wird hier auch einfach ein Problem generiert, um die Frauen auf eine bisher unbemerkte Ungerechtigkeit hinzuweisen. Man stelle sich vor, Frauen werden übergangen und sie bemerken es nicht! Das wäre ja, als würde ein Mann bei der Bewerberauswahl stillschweigend zugunsten einer Frauenquote abgeschossen.

Frauen würden auch keine Filme zitieren – Männer können mühelos einen, ausschliesslich aus Film- und Fernsehzitaten bestehenden, dreissig-Minuten-Dialog führen – weil Frauen in Filmen keine markigen Sprüche klopfen, nicht zuletzt, weil lediglich 28% der Sprechrollen weiblich besetzt sind.
Bisher lebte ich die Annahme, dass es für Frauen einfach zu infantil und niveaulos ist, seine Aussagen mit cineastischen Zitaten zu untermalen, dass Frauen einem bildungsfreien Medium wie dem Film schlichtweg keine tieferen Sinn als die reine Unterhaltung beimessen und sich daher auch keine Dialoge einprägen, auch fühlte ich mich beim rezitieren von The Big Lebowski in keine Weise sehr intelligent, geschweige denn ausserordentlich gebildet, aber bitte, wenn die Damen sich in der geistigen Entwicklung auf die Männerstufe herablassen möchten, nur um eine künstliche Ungerechtigkeit zu erstellen, möge es so sein.
Bisweilen scheinen die emanzipierten Amazonen etwas das Ziel aus den Augen zu verlieren.

Ungerecht behandelt fühlen sich einmal mehr die Schaffhauser Lehrkräfte.
Kindergärtnerinnen, zum Beispiel, steigen mit einem dreizehnmal ausbezahlten Monatsgehalt von 5’800 ein, was im Vergleich zu Zürich dreihundert Franken mehr seien. Das sei so nicht korrekt, gemäss Werner Bächtold erhalten die Zürcher 5700.- und die Schaffhauser Kindergärtnerinnen 5550 Franken.
Was für eine Zahlenklauberei, wir wollen festhalten, dass es primär nicht darum geht, „wir haben zu wenig“, sondern darum, „die haben mehr“ und im Grundsatz um die Thematik der Transparenz.
Amüsiert hat mich der erreichbare Maximallohn von dreizehnmal ausbezahlten Monatsgehälter in der Höhe von 9330 Franken, für welchen die Damen und Herren jedoch bis zum 85 Alterjahr malochen müssten, was so in der Berichterstattung irgendwie unterging. Erinnerte mich an die letzten Bonusgespräche; Durchs Band stimmt bei jedem Mitarbeiter irgendeine Zahl – nicht der persönliche Umsatz, mit Nachdruck – nicht, weswegen – leider und zu grossem Bedauern – das Ziel nicht erreicht wurde, sprich, nicht ganz so viel ausbezahlt werden kann, wie man mit dem hohen persönlichen Einsatz und Entbehrungen im Privatleben zu erreichen gehofft hatte, aber nächstes Jahr ganz sicher; Hier bitte unterschreiben. Der Nächste…
Den Lehrer geht es ähnlich, sie kennen wohl den Maximallohn, ob dieser erreicht werden kann, hängt jedoch von den zur Verfügung stehenden Mitteln der öffentlichen Hand ab. Analog unserem Bonussystem – wenn ich mir ein Bein ausreisse und der Mitarbeiter nebenan seine Solitär-Rekorde toppt, ist der Abteilungsumsatz im Keller und keiner erhält was – können sich Lehrer reinknien oder die ganze Woche Filme gucken, ob der Lohn steigt oder stagniert hängt davon ab, wieviel Steuern entrichtet werden, respektive, wie sehr sich die Privatwirtschaft reinkniet.
Dumme Sache das, allerdings hält sich mein Mitleid im Grenzen. Die Entlöhnung ist doch recht ordentlich, der Job sicher, einmal mehr Jammern auf ganz hohem Niveau. Zumal der elitär gebildeten Gesellschaft doch stets der Weg in die Privatwirtschaft offen steht, wo der Lohn durch den eigenen Einsatz bestimmt wird. Vermeintlich zumindest.
Aber da der Job an sich wohl nicht so schlecht ist, die Entlöhnung eigentlich auch nicht ganz miserabel, versucht man einfach noch etwas mehr herauszupressen, der Herr Roland Kammer droht damit, dass die Lehrer sich selbst entlasten. Keine Klassenlager und Exkursionen, keine Elterngespräche nach 17 Uhr 30 und selbige sowieso kürzen.
Geregelter Feierabend um 17 Uhr 30 als Entlastung… Bei allem Respekt, die Pädagogen leben wirklich in einer Traumwelt.

Des weiteren Stimmen wir dieses Wochenende ab, ob wir die Bundesräte wählen möchten. Die SN empfiehlt ein Nein, weil das jetzige System schon seit 165 Jahren funktioniert.
„So hend mers scho immer gmacht, das isch guet“, dieses Motto hat sich wohl schon mancher Betrieb auf den Insolvenz-Zettel geschrieben. Letztendlich würden die Bundesräte indirekt ja bereits von uns gewählt, die National- und Ständeräte können einfach besser den richtigen Kandidaten auswählen. Klingt, als würde ich von meinem Strandtuch aus einem flanierenden Badegast zurufen, er soll mir ein Eis bringen, er wisse schon, welches ich mag.
Aber wir wollen die Bundesräte nicht zum Wahlkampf animieren, dies würde sie vom Arbeiten abhalten. Man stelle sich vor, unser schrecklich nette und unauffällige Aussenminister, der Bundesrat Didier Burkhalter, fände nicht mehr die Zeit, vor fremden Herren zu buckeln und konsenssuchend, nickend durch die EU zu reisen und den Aserbaidschanern vom Glarner Landstag vorzuschwärmen. Für einen dreizehnmalig ausbezahlten Monatslohn von 34’000.- und pauschalen Spesen welche beinahe dem Lohn einer Coiffuse entsprechen, dies nur am Rande.

Wo wir beim Geld ausgeben sind, wir Schaffhauser sollen stolz sein auf unser kleines Paradies. Mit einem 335’000 Franken-Budget aus dem Säckel der öffentlichen Hand sollen nunmehr nicht nur junge, gut verdienende Paare gelockt werden, die Schaffhauser sollen ihren Stolz nach aussen tragen, unter einkleinesparadies.ch kann ich Werbematerial bestellen, welches ich an junge, gut verdienende Paare verteilen soll. Wie praktisch, so ich das nächstemal dialekttechnisch als St. Galler eingestuft werde, kann ich einfach die Broschüre aus der Gesässtasche ziehen.
Doch es wird eng im Kanton, die Alten wollen einfach nicht sterben. Neuhausen will in die Höhe bauen, darf aber nicht. Die Schaffhauser wollen Wald roden, dürfen aber nicht. Wo stecken wir also die jungen, gut verdienenden Paare hin?

Vielleicht in die Asylunterkunft Ebnat, dort sind laufend Zimmer frei, weil die renitenten Asylbewerber ständig ausbüxen. Dabei haben sie explizite Anweisungen, das Haus nach Einbruch der Dämmerung nicht mehr zu verlassen.
Nunmehr liegt einer dieser armen Teufel im Spital, weil er sich einer polizeilichen Kontrolle entziehen wollte und beim Versuch die Dachwasserrinne runter zu rutschen unglücklich aus einem Fenster purzelte.
Würde in Gambia in einem solchen Fall auch die öffentliche Hand für meine Heilungskosten aufkommen?

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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