Wählerstimmen in der Tagespresse

Soll das Mädchen mit dem Baby keine Hilfe bekommen?
Wählen sie SP!

Ui nei, so schlecht!, pflege ich auszurufen. Wenn ich mich denn zu einer öffentlichen Gemütsregung, einem emotionalen Ausbruch hinreissen lasse. Sinngemäss für ‚das ist jetzt aber ganz dreist an den Haaren herbei gezogen‘. In etwa, wenn Prinzessin Victoria wegen der schwedischen Sonne auf Öland die Augen zusammen kneift und ‚Welt der Frau‘ ihr pränatales Bauchgrimmen unter das Sommerkleid legt, oder gar den Haussegen mit ihrem merkwürdigen Ehemann mal spontan aus dem Lot kippt und der Schwester Madeleine Throngelüste anhängt.

Bruno Loher, aufmerksamer Leser der Tageszeitung. Ein Mensch, der blitzschnell Zusammenhänge erkennt. Über dem SVP-Wahlversprechen für eine Begrenzung der Zuwanderung und einem vernünftigen Asylwesen entdeckte er das Bildnis eines kleinen Mädchens. In einem roten Hemd. Im Arm ein Baby. Alleine. An einer Bahnschiene. In Ungarn.
Er nutzte die Macht Hemingway’s, jedes Wort soll mit nachklingendem Donnerhall in unser Gedächtnis gehämmert werden.

Ich kann mir nicht helfen.
Der Dramatik zum Trotz überzeugt es mich nicht. So effizient wie eine millionenschwere, publicitygeile Starlet, welche im Auftrag der Vereinten Nationen Babys im Kongo streichelt oder Melanie Winiger, welche im Coop-Bio-Shirt dem Unterricht einer Primarschule in Timbuktu beiwohnt.
Oder diese deutsche Showmaster, welcher eingeflogen wird um an einem Brunnen in der Wüste Gobi den Hahn zu drehen und sein Engagement für weitere Brunnenbuddeleien verkündet, während im Hintergrund kleine Kinder mit ehemals weissen Kanistern das kostbare Nass auffangen.
Es ist dieser Werbeblock, welchen man an sich vorbei ziehen lässt, während man eifrig überlegt, ob eine Schale Pop-Corn für das abendliche Heimkino genügt und die Zeit noch reicht, den Kanal zu wechseln oder man den verglühenden Shwobiz-Star weiter referieren lässt. Ein wenig ungeduldig, genervt bis ungehalten.wahlDie Schaffhauser Nachrichten schaltet diverse solcher sinnloser Mehrzeiler. Ich bin versucht, eine Best-Of zu erstellen.
Was sie gemeinsam haben ist die Drohung, dass die Schweiz vor die Hunde geht. Sei es nun, weil wir von Flüchtlingen überschwemmt werden, wir uns gegen die EU wehren, weil der Kanton Schaffhausen in Bern vergessen geht, weil wir in die EU gehen oder einfach weil wir zuwenig Flüchtlingen ein Heim bieten. Der einzige Weg dem beinahe unvermeidlichen Unheil zu entgehen führt über den einen, ultimativen Kandidaten. Oder meinetwegen ein Gespann. Das Problem liegt darin, dass die gesammelten Argumente mal den Minder, mal den Dubach und morgen den Vogelsanger als Retter der Schweiz preisen.

Für Thomas Hauser, Schaffhausen, spielt es keine Rolle, ob man Unternehmer, Juristen oder Ex-Regierungsratsmitglieder ins Stöckli sendet.
Weil der Herr Ex-Regierungsrat Briner jedoch einen guten Job gemacht hat, soll man den Herrn Dubach nach Bern schicken.
Also irgendwie scheint es doch eine Rolle zu spielen. Aus Überzeugung schreibe er Dubach! Ich frage mich, warum soll man es sonst schreiben, wenn nicht aus Überzeugung?

Frau Barbara und Kurt Gehring-Spähni (frage mich bei solchen Anschriften öfters, wer nun den Doppelnamen trägt) setzt sich ein für die Wiederwahl von Frau Munz. Was so nicht ganz korrekt ist, denn Frau Munz ist keine gewählte Nationalrätin. Sie wurde einfach nachgezogen, damit sie bei der nächsten Wahl einen Fuss in der Tüt hat.

Thomas Minder hätte keinen Rückhalt der SVP-Fraktion, daher wählt Christian Baer aus Schaffhausen Herrn Reto Dubach. Dass der FDP-Politiker aus Überzeugung der SVP-Fraktion beitreten will ist mir neu, doch überraschen würde es nicht. Man muss sich stets etwas nach dem Wind richten.
Ein Ständerat brauche die Unterstützung der Partei und er soll Vorhersehbar sein.
Wer hat bei dieser Formulierung auch die Augsburger Puppenkiste vor Augen?

 

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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