Was die Frauen wollen

So ward sein Schädel gespalten und das Haupt vom Rumpf getrennt.

Der Osterhase musste einfach daran glauben. Ein Überbleibsel des Osterfestes, Mutter hing ihn in einer Tüte an meine Türklinke da ich mich zu beschäftigt gab um ihn abzuholen. Gesegnet wer mich nicht zum Kinde hat, doch dies ist eine andere Geschichte.

Es war eine Frustaktion nach meinem Training.
Vier mal die Woche begebe ich mich ins nahgelegene Fitnesscenter. Vier mal, genau. Jene welche mich nicht kennen werden denken Respekt, alle Anderen deren Bekanntschaft ich mich rühme, fragen sich; Was zur Hölle treibt der da?
Es steckt schon eine gewisse Sinnlosigkeit darin, nicht nur wenn man sich danach etwas abgestandene Schokolade des Grossverteilers mit den vier runden Buchstaben in die Kehle schiebt; Nein, ein Mann meines Alters in meiner Situation sollte die Prioritäten anderweitig setzen.
Es ist ja nicht so, dass mich ein Zipperlein plagt und ich deswegen die körperliche Züchtigung Ertüchtigung suche, der reine Narzissmus klaut mir die Freizeit und wen möchte man beeindrucken; Genau, das Weibsvolk.
Hier steckt der Sinnlosigkeit Kern.

Von einem Mann meines Alters erwartet die Dame Geld.
Gut, sie nennen es Eigenheim, Altersvorsorge, Urlaub in der Karibik und einen roten Kombi mit ISOFIX-Kindersitzhalterung und einer Alu-Hunde-Box, aber unterm Strich ist es Geld.
Eine etwas ausweglose Situation, momentan kann ich weder die Materialistische noch die Adonis-fixierte bedienen.

Wartet noch mit dem Buäh-Schild, was wollt ihr sonst am Ende des Textes hochhalten?

So trabte ich also im Fitnesscenter meine zehn Minuten auf dem Cross-Trainer und gucke Gewichthebern oder dem Lesbenfussball auf dem tonlosen Eurosport zu. NO HOMO! ‘Mein’ Physiotrainer verordnete diese eher feminie Art der stehenden Fortbewegung. Meines Erachtens ist, auf den Mann bezogen, jede Betätigung zur Steigerung der Ausdauer welche sich nicht Laufen, in der Schweiz Joggen, nennt, Ausdruck von Schwächlichkeit. Wer auf dem Hometrainer Rad fährt ist zu faul zum stehen. Crosstrainer ist Walken am Ort und mal ehrlich, welcher Mann geht walken? Zu guter Letzt der Stepper, aber ich glaube kaum, dass ich auf dieses äusserst feminine Wackeln mit dem Hintern eingehen muss, tatü-tata.
Wegen meiner Achillessehne wurde mir das langsame Gehen auf dem Laufband oder der Crosstrainer verordnet. Was hättet ihr gewählt?
Aber ich darf sagen, ich bin mittlerweile ordentlich fix auf diesem Ding und meine Achillessehne dankt es mir tatsächlich. Die Tucke im weissen Dress mit den Schraubstock-Fingern hatte recht.

Nach dieser Einheit schlängle ich mich an den steppenden Hausfrauen und den übergewichtigen Radfahrern vorbei und schleiche in den Hantelbereich.
Heute scheint MuKi-Tag zu sein, nur menopausierende Hausfrauen und pubertierende Kinder anwesend. Ein gemütliches Trainieren, sofern sich die Kinder benehmen. Abgesehen davon, dass mir wiederholt mein gesetztes Alter bewusst wird.

So bewege ich die Hanteln, fühle mich ganz wohl dabei, bis ein Schatten auf mich fällt. Mein Namensvetter betrat den Raum. Nicht grösser als ich, aber um ihn zu umrunden tut man gut daran ein Lunchpaket zu schnüren, man ist eine Weile unterwegs.
Schultern so breit, dass er beinahe seitwärts durch die Tür geht und die Hüften so schmal, dass eine Victoria Beckham vor Neid erblassen würde.
NO HOMO!
Selbstverständlich trainiert er nur im Trägershirt. Muskelberge türmen sich bei jeder Bewegung auf, jede Sehne und Muskelfaser tritt hervor und die Adern scheinen aus den Armen zu springen.
‘Der nimmt was, sieh dir seine Haut an…’, meint mein Trainingskollege. Ich sehe nicht direkt, ob er was nimmt, aber im Endeffekt spielt es keine Rolle.
So wenig am geleasten BMW ein rosa Nummernschild hängt hat der Kraftsportler auch kein Ökolabel am Schniedel oder Natura-Stempel auf dem Six-Pack. Es zählt nur, dass es da ist, woher interessiert doch keine Sau.

Da stehe ich also daneben, fühle mich mit meinen Apothekergewichten wie Opa Hubert in der Rheuma-Therapie und hätte ich ein Einrad zwischen den Schenkeln gehabt, wäre ich in einer bunten, ausgebeulten Hose zu ‘Einzug der Gladiatoren‘ jonglierend im Kreis gefahren.
Ich bin mit vielem gesegnet, gut dies ist jetzt gelogen, aber nicht mit viel Selbstwertgefühl, dafür ist dies umso ehrlicher.
Bevor ich mein Ego mit dem Garderobenschlüssel an den Haken hängen kann, verlasse ich den Fitness-Tempel.
Und massakriere einen Schokohasen.

Die Vera hat mir via Television eben das ’14 Tage-Wohlfühl-Programm’ von Activia angepriesen. Sie hängt immernoch auf dem Stuhl wie ein gut gefüllter Sitzsack in der IKEA, aber sie fühle sich zumindest nicht aufgebläht, erzählt sie mir. Vielleicht wär dies ja was. Sitzen, essen und sich wohlfühlen.

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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