Zeig mir wie du wohnst – Teil 1

Wir kommen jetzt zu einem der interessantesten Kapitel der fachmännischen Laufbahn, dem Kapitel der hausinternen Installationen.

Nicht wirklich; Für jemanden welcher begeistert Farbe beim Trocknen zusieht und den Uhrenkanal auf Programmplatz eins legt, hat der Job gewiss seinen Reiz. Für alle anderen… ich gedenke an dieser Stelle keine Haftung für zentnerschwere Lider und überdehnte Kiefermuskeln zu übernehmen.
Der Job ist Müll und auch wenn man Müll auf ein güldenes Podest legt bleibt es Müll welcher aufgrund der Sackgasse, in welcher er abgelegt wird, noch nicht einmal von Max dem Müllmann beachtet wird.

Tauchen wir in diese Welt des Schrottes ab, hüllt sich sozusagen in ein Universum von Müll, geht es in die Normalität über und aus der Mitte entspringt ein Fluss.
Wir sprechen von einer Arbeit, welche einem nur halb so sehr zuwider ist und kennen wir nur widrige Tätigkeiten möchte man beinahe von einer angenehmen Tätigkeit sprechen. Nur nicht den Kopf heben und aus der Mülltonne gucken, ein Sonnenstrahl lässt die Illusion schmelzen wie des Eisbären letzte Scholle.

Wir folgen dem Fernsehsignal, da flitzt es von der Kamera über das Regiepult auf einen Sender. Wird punktgenau ins All geschossen und im Stil eines Rasensprengers wieder auf die Erde verteilt. Viele kleine Satellitenanlagen empfangen und bündeln es, formen es zu einem Lichtstrahl. Dieser blitzt unter der Erde ins Quartier, wird von einem Lichtstrahl wieder in einen normalen Impuls gewandelt, kommt via Keller in euer Haus und flitzt im Plattenbau in die Wohnung Huber, hoch zu Mucikics, rüber zu Ismailis und dann wieder zum alten Tobler hoch.
Der ganze Zauber.

Nun kommt es, dass die Kabel beginnend bei Huber bis hoch zu Tobler in die Jahre gekommen sind und wenn sich Ismaili seinen Kebab in der Mikrowelle wärmt, kann sich der Tobler oben Mitternachts nicht mehr streifenfrei seinen egoerotischen Phantasien hingeben, da das blonde Dummchen auf Neun-live statt sich hingebungsvoll auf einem Motorrad zu räkeln einem eptileptischen Affen gleich über die Mattscheibe zuckt.
Matt im wahrsten Sinne des Wortes, da der Tobler sich gerne eine Villiger (extra krumme) zwischen die beschnauzten Lippen schiebt und Frischluft meidet wie der Antenneninstallateur die Fortbildung welche ihn aus diesem Sumpf ziehen würde, was zur Folge hat, und wir zielen auf den Beginn dieses wundervollen Satzes, dass die Röhre mit einer dicken Nikotinpatina bedacht wurde, was jeglicher Sendung eine sehr eintönige Färbung verleiht.

Gewisse Hausverwalter stehen dem Dilemma, ich beziehe mich auf die eptileptische Motorradbraut, verständnisvoll gegenüber und werfen ein paar Kröten auf, diesen Missstand zu beheben. Dann rückt der Fachmann an. Könnte an sich jeder erledigen welcher genug Verstand besitzt, zu erkennen welches Ende des Schraubendrehers in den Schlitz der Schraube gehört, aber wir leben von der Illusion, ideell und materiell, dass Antennentechnik was ganz Wahnsinniges sei.

Es gehört zu den abwechslungsreicheren Tätigkeiten. Weniger der Arbeit willen, aber innert kürzester Zeit dringen wir in das Intimste der Menschen vor; Ihre vier Wände, die Wohnung, der Rückzugsort. Und davon lustig zehn Stück am Tag.
Arbeitstechnisch bedingt es, dass wir den ganzen Tag Zutritt zu selbigen haben. Natürlich würde es auch anders gehen, aber das bedürfte der Koordination, da ziehen wir es vor etwas wahl- und planlos doch stets sehr geschäftig das Treppenhaus hoch und runter zu wuseln. Zudem erhöht es die Chance, dass es einigen Mietern zu mühselig oder den Ferientag nicht wert wäre zuhause zu bleiben und uns einen Schlüssel über- oder die Türe offenstehen lassen. Die ganz Klugen legen den Schlüssel unter die Fussmatte und hängen einen Zettel an die Tür, dass der Schlüssel unter der Fussmatte liegen würde. Wäre ja noch schöner, wenn jeder in die Wohnung tapsen könnte.
Gelegentlich wird uns auch mitgeteilt “der Kunde schreibt Zettel an die Tür” doch wirklich vorgefunden haben eine solche Pfortenzierde leider noch nie.
Man könnte davon ausgehen, dass wir in einer leeren Wohnung einiges schneller vorankommen, als wenn Eduard, der Elektriker ausser Dienst, uns in penetrant hilfsbereiter Weise ständig ins Handwerk pfuscht, doch mitnichten, und Neffen auch; Die Geschwindigkeit in einer leeren Wohnung verhält sich proportional zur Fehlerquote. Man kann nunmal nicht die Familienfotos studieren und gleichzeitig den Draht in das richtige Loch schieben. Dennoch muss man mit einer Tätigkeit beschäftigt sein, da ständig mit dem Eintreffen des Mieters zu rechnen ist.
Auch die Wirksamkeit der Ausrede “Man suche Wischer und Schaufel” ist nicht geprüft, wenn man von Herr oder Frau Mieter bei einem inspizierenden Blick ins Schlafgemach erwischt wird.

Ach bitte, spart Euch das entrüstete Kopfschütteln. Der Mensch ist neugierig und Ihr würdet es nicht anders machen. Oder glaubt Ihr der Postbote liest die Karte der Uschi von den Malediven nicht, dass er sich nicht seine Gedanken macht wenn er mit einer “diskret verpackten Lieferung” an der Tür klingelt, der Automech greift gezielt zum Fahrzeugausweis in Eurem Handschuhfach und der Heizungskontrolleur trägt Scheuklappen?
Wie dem auch sei, natürlich wahren wir die Privatsphäre, Fotos gehen via Pinnwand des sozialen Netzwerks wirklich nur an die engsten Freunde.

In einem solchen Plattenbau finden wir die unterschiedlichsten Behausungen. Natürlich, die Katalogwohnungen; Sideboard weiss, Tisch weiss, Teppich weiss. An der Wand ein Hochzeitsfoto, auf dem Sideboard ein Kerzenständer und eine Zeitschrift auf dem gläsernen Beistelltischchen. In der Regel bewohnt von einem Model und dem Banker, so langweilig, so bourgeois…

Weitere Highligts aus der Welt des Plattenbau, demnächst…

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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