Zum Ständeratskandidaten Reto Dubach

Es sind noch zwei Jahreszeiten hin, doch der Wahlkampf hat begonnen. Bald werden sie wieder vom Strassenrand grinsen. Hochmotiviert, ermunternd ihren Namen auf den Wahlzettel zu schreiben. Haben sie doch so nett Grittibenzen auf dem Fronwagplatz verteilt und bei der Gesangsveranstaltung des Kindergarten in der vordersten Reihe mitgeklatscht.
Unsere neuen und alten Ständeratskandidaten.

Die FDP schickt Herrn Reto Dubach ins Rennen, den Föderalismus zu stärken. Föderalismus ist ein anderer Ausdruck für Kantönligeist. Im Widerspruch gegenüber dem föderalistisch gesinnten Kanton Schaffhausen steht vielleicht das Bestreben des Regierungsrates im Jahre 2013, die 26 Schaffhauser Gemeinden zentral zu verwalten. Aber dies ist was völlig anderes.

Im Moment vertreten Dich und mich Hannes German (SVP) und Thomas Minder, parteilos.
Thomas Minder war der Kandidat des Volkes, entgegen dem Wunsch der kantonalen Regierungsmitglieder. Wo kämen wir denn hin, wenn jeder parteilose fremde Fötzel mal eben nach Bern geht und uns vertritt.
Demzufolge konnte Thomas Minder den Schaffhauser Regierungsvertretern seit seinem Wirken auch nichts recht machen. Er vertrete den Kanton zu wenig, neige dazu, sich mit seinen Anliegen selbst zu profilieren.

„Los mol zue Bürschli“
Ich darf aus dem Bock zitieren:

„Ich sagte ihm bei seiner Wahl, ich war damals Regierungspräsident, dass wir ihn daran messen werden, wie stark er sich für den Stand Schaffhausen einsetzen wird. Diese Erwartung hat er nicht erfüllt, vor allem auch, weil es mit der ungeteilten Standesstimme nie und nimmer getan ist.“

Nicht genauer definiert ist, wen das „Wir“ beinhaltet. Das Regierungsrat-Gremium? Die Schaffhauser Bürger?

Der pure Gegensatz ist Hannes Germann. Vertraue ich blind unserer Kantonsregierung und den heimischen Medien, rauscht er wie William Wallace mit dem Schaffauser Banner durch das Bundeshaus.
Grund genug Googel nach den kürzlich vollbrachten Heldentaten zu befragen, denn, im Vertrauen gesagt, ich habe keine Ahnung was der gute Mann in Bern so treibt.
Auch ihr surft gelegentlich und wisst, Google kennt kein blättern. Was nicht auf Seite 1 erscheint zählt zu den irrelevanten Suchergebnissen.
Hannes Germann spricht sich parteikonform für die Masseneinwanderungsinitiative aus, was sich anscheinend mit dem Amt den Ständeratspräsidenten schlecht verträgt.
Dafür ruft er die SVP bezüglich des Asylrecht zur Räson, was ihm wieder gut bekommt. Dann schätzte er an seinem Amt das Auslandreisen und das wars auch schon.

Also so munter werde ich als Schaffhauser Steuerzahler auch von Germanns Seite nicht vertreten. Nicht, dass ich diesbezüglich irgendwelche Erwartungen an einen Kandidaten stelle, aber es stört mein Sinn für Gerechtigkeit, wenn Thomas Minder in diese Ecke gestellt wird.

Reto Dubach will nun den Thomas Minder aus dem Stöckli schubsen. Gerade, weil er mit Hannes Germann auch immer einer Meinung sei. Fügt er tatsächlich als Charakterstärke an.

Der Bock-Chefredaktor möchte gerne wissen, was Herr Dubach, abgesehen vom Stärken des Föderalismus, sonst in Bern anstossen wolle. Zum Wohle von Schaffhausen.
Und da kommt der Herr Dubach, wie wir ihn kennen. Unser Landschaftsgärtner mit Schlips und Anzug. Mit hübscher Regelmässigkeit lächelnd einen Spaten in gelockertes Erdreich stossend.

Der Fäsenstaub braucht eine zweite Röhre und die A4 zwischen Andelfingen und Winterthur müsse ausgebaut werden.
Geschätzter Herr Dubach, vielleicht sind sie im regierungsrätlichen „Bike to work“ ganz vorne mit dabei, vom pendeln haben sie keine Ahnung.
Es ist in etwa wie beim nähen, vielleicht möchten Sie sich bei Ihrer werten Gattin erkundigen. Das Einfädeln geht nicht leichter von Statten, wenn man anstelle des Sternlifadens einen Kalberstrick durch das Öhr zwingen will.
Von der Pendlerobergrenze Betroffene wissen, dass man wohl auf zwei Spuren in Richtung Andelfingen zuckeln kann, sich dann nach der Brücke dennoch auf eine einigen muss. Nach geschätzten fünf Jahren Bauzeit sollen wir nun also auf zwei Spuren nach Winterthur zuckeln. Und dann?
Glauben Sie der morgendliche Stau bei der Einfahrt auf die A1 wäre behoben, wenn wir auf zwei Spuren herbei rasen? Sie können die Miniautobahn auch zur Champs Elysees ausbauen, das Nadelöhr wird keinen Deut grösser.
Und was soll eine zweite Röhre im Fäsenstaub? Einfach weil es momentan populär ist, zweite Röhren zu buddeln, soll Schaffhausen auch eine haben?

Bis zu den Wahlen sind noch ein paar Monate hin.
Ich würde mir vielleicht noch das ein oder andere Wahlversprechen einfallen lassen.

 

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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