Sinnbefreit in den Samstag

Am Mittwoch ist Prüfungstermin, es besteht eine gewisse Dringlichkeit, sich das Erlernte zumindest ins Kurzzeitgedächtnis zu packen. Und just zu diesem Zeitpunkt erkennt ihr, dass das Regal für Waschmittel in Eurem Keller dringend eines Ersatz Bedarf, was keinerlei Aufschub erduldet und die Wände sollten sowieso auch gestrichen werden. Ebenfalls die Wäsche, welche bereits seit drei Tagen gefaltet und verstaut werden will, muss unbedingt an jenem Morgen weggepackt werden, an welchem ihr sowieso schon verschlafen habt und eher knapp unterwegs seid.Manchmal ist einem keine Ausrede zu dümmlich, etwas unangenehmes zu verschieben. Kennen alle.

Diesen Sommer versuchte ich an der Bike to work Challenge teilzunehmen. Ich wollte den Rekord! Ich weibelte rundherum, rekrutierte die besten Fahrer. Ja, komplimentierte einen gar aus der auf vier Teilnehmer begrenzte Gruppe, um einen besseren reinzunehmen. Transfer der Spitzenklasse fanden statt. Meine treibende Kraft im Hintergrund führte nach dem Stichtag diverse Gründe ins Feld, warum er keinen Tag verbuchen konnte und jener, welcher bei Wind, Wetter, Schnee und Sandsturm unbeirrbar in den Betrieb radelte, versäumte es die App zu nutzen. Meine Motivation war ausserordentlich hoch. Ja, ich erklärte kurzerhand ein Rad, welches einige Tage bei meinem Arbeitgeber ungenutzt in der Ecke stand, zu meinem neuen Betriebsfahrzeug und scheute keinen Aufwand, es nach allen Regeln der Kunst aufzuwerten. Will heissen, pumpte die Reifen, stellte den Sattel ein und ölte alles um die Kette herum. Pünktlich zum Start regnete es, danach brachte ich den Hintern nicht aus dem Bett, hatte zu viel Krempel mitzuschleppen, ein Zwicken im Knie und im zweiten Monat dachte ich, nun müsse ich auch nicht mehr einsteigen. Grandiose drei Tage verbuchte ich auf meinem Konto.

Keine Ausrede zu dümmlich.

Seit rund einem Jahr versuche ich meine Erlebnisse auf dem Kungsleden festzuhalten. Ja, ich bin ihn gegangen. Alleine um dem mit «Aha…» quittierenden Umfeld aufzuzeigen was es eigentlich bedeutet, mal eben 375km am Stück auf den Füssen zurückzulegen. Aber ich finde nicht recht in den Text. Obwohl die Zeit drängt denn offen gesagt kann ich mich mittlerweile kaum erinnern, was ich vorgestern zu Mittag gegessen habe. Zu wissen, über welchen Stein ich an diesem Dienstag im August ’23 stolperte ist ordentliches Gehirnjogging. Und was mache ich nun, statt am Buchtext zu schreiben? Ich verfasse einen Blog-Beitrag.

Keine Ausrede zu dümmlich.

Ach? Die Mimimi-Passage ist euch nicht entgangen? Empfangt Ihr zurzeit auch alle dieselben Statusmeldungen? Damit meine ich nicht den Outlook-Abwesenheits-Assistenten, sondern soziale Netzwerke wie Whatsapp, Instagram oder Facebook. Nicht selten gucke ich auch einfach die Status – ja das Plural ist identisch mit dem Singular, habe es gegoogelt – weil ich ein ordentlicher Mensch bin. Mich nervt dieser Punkt, Kreis, was auch immer, welcher mir suggeriert «Hier ist noch eine Pendenz offen».

Kaum scheint die Sonne, dominiert ein Statusbild. Das rechte Bein leicht angewinkelt, das linke liegt am Boden, danach die Füsse und im Hintergrund irgendein Gewässer. #qualitytime #summer #tattoo
Und vergisst um Himmels Willen dieses unsägliche, geschriene «Beautiful Things» von Benson Boone nicht. Gott ich hasse dieses Lied.

Ich habe es versucht. Davon abgesehen, dass ich mein fischbauchweisses Bein ungern medial oder sonstwie präsentiere, würde ich dann doch darauf achten, dass irgendwie sowas wie eine Grundspannung im Oberschenkel wäre. Nicht zuletzt schliesst man automatisch auf den Hintern und was sonst noch kommt, wenn die Körpermasse bereits um den Oberschenkelknochen irgendwie formlos rumhängt, sprechen wir hier doch vom längsten Muskel im Körper.

Ja, mit Body Positivity habe ich es nicht so. Versteht mich richtig. Tue mich schwer mit meiner biergetränkten Wampe in der Rumpfregion und nichts weniger würde ich von der Menschheit erwarten als die Reaktion «Das schaut aber mal so richtig grandios aus». Und damit haben wir es eigentlich schon.

Jeder soll rumlaufen wie es ihm passt. Niemand soll sich anmassen, sich über den Körper des anderen auszulassen. Eigentlich wäre nun alles gut. Aber die Body Positivity Bewegung erwartet, dass ich mir ein Urteil über das Plus-Size-Modell bilde, dieses gefälligst positiv zu sein hat und ich mein Entzücken verdammt nochmal laut, also in einem Online-Kommentar, zum Ausdruck bringe. Einfach zu schweigen ist inakzeptabel, weil ich in diesem Fall die Person wissentlich ignoriere und damit eine abwehrende Haltung einnehme. Oder zusammengefasst, ich bin ein weisser, alter Hater.

Ganz schön kompliziert die Welt da draussen.

Auf Platz 2 der dümmsten Statusmeldungen setze ich irgendwelche sinnbefreite Sprüche über schlechte Menschen, Karma und was weiss ich. Menschen welche mit sich gerade nicht so im Reinen sind, dafür irgendwie einen Schuldigen suchen oder einfach mal auf die Grundschlechtigkeit der Welt hinweisen wollen, setzen dann solche «Wahre Freunde erkennst du daran…» Phrasen oder irgendwelche Vergleiche, dass einem nichts soviel Liebe wie ein Laubfrosch schenken kann in den Status. Also Meldungen, bei welchen man davon ausgeht, der Typ steht nun auf der Hemishofer-Brücke und hat sich zur Sicherheit nebst dem Mühlstein am linken Knöchel noch einen Strick um den Hals gelegt.

Die ersten drei Mal fragt man noch nach. Nach «Nein alles gut», «will nicht drüber reden» und «egal» liegt einem auf der Zunge, also im Zeigfinger, die Antwort «Dann lass den Scheiss!».

Aber man will ja nicht der sein, welcher auf der Hemishofer Brücke den Knoten kontrolliert und den finalen Arschtritt verpasst. Und muss lernen, mit nicht angesehenen Status zu leben. Das Gute daran, nach 24 Stunden verschwinden sie.

Jupp, ist mir bewusst. Zeigt man auf einen Menschen, zeigen drei Finger auf einem selbst. Auch eine dumme Phrase. Doch zumindest ist mein Mimimi formuliert und nicht eine im Bild verankerte Textzeile, welche einem grossen Philosophen wie John F. Kennedy zugeschrieben wird, obwohl es eine Songzeile von Bob Marley ist und im Hintergrund völlig sinnbefreit die chinesische Mauer sinnbildlich steht.

Aber, und dies macht mir wirklich Angst; ist es wirklich formuliert, oder war das Chat GPT? Noch bis vor zwei Jahren war die Unterscheidung relativ einfach. Personen, welche fünf Worte aneinanderreihen, diese mit Textzeichen unterbrechen können und der gesamte Abschnitt irgendwie Sinn ergibt und jene, welche die Bauchtasche um den Hals tragen.

Während die Fähigkeit sich in Text und Sprache auszudrücken dank der zunehmenden Verblödung der Menschheit kurz davor war, ein ultimatives Alleinstellungsmerkmal zu werden, macht einem die KI einen dicken fetten Strich durch die Rechnung. Selbst irgendwelche Behauptungen, wie die Präsenz von giftigen Haien in der Themse hatte zumindest noch eine Nacht lang Bestand. Heute nur noch solange, bis du aufs Klo gehst und dein Gegenüber an der Bar sich die Zeit mit dem Smartphone vertreibt. Sagte ich kürzlich während einer Zugfahrt Chat GPT, dass mir langweilig sei. Ihr erkennt die Feinheit? Ich stellte einem Computer nicht eine Frage wie dies seit jeher der Fall war, sondern ich teilte dem Rechner etwas mit und erwartete dennoch eine Reaktion. Sowas war doch bisher eigenständig agierenden Menschen vorbehalten.

Chat GPT schlug mir vor ein Spiel zu spielen. Wargames wird Wirklichkeit und ihr erkennt sogleich, wie alt ich bin. Ist dies nun ein Spiel oder Realität? Wo ist der Unterschied? Und so spielte ich mit der KI «Wer bin ich?» und erkannte, dass Menschen, welche Gefahr laufen in der Vereinsamung unterzugehen durch diese Symptombekämpfung einfach in die nächste Kapsel verschoben werden. Abhängiger denn je zuvor. Irgendwie erschreckend.

Sehr weit kamen wir nicht. Als ich das Gegenüber soweit eingrenzen konnte, dass es sich um eine Stadt handeln muss, war mein Gratis-Zugang aufgebraucht und ich musste 21:19 warten. Ob Minuten, Stunden oder Tage weiss ich nicht, auch war mir die Sache keine monatlichen 20 Franken wert. Beruhigend, dass monetäre Interessen die Verbreitung doch noch etwas eingrenzen.

Eigentlich wollte ich noch die Top 3 unter dümmlichen Statusmeldungen einsetzen, aber sie ist mir entfallen.

Zudem stelle ich fest, dass sich mein Wortschatz erheblich reduziert hat, meine Sätze identisch aufgebaut sind und sich Aussagen wiederholen. Mein eigener Text widert mich an, muss mehr schreiben. Dann klappts auch mit dem Buch.

In diesem Sinne, bis bald.

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It’s a match

Und dann sitzt man vor dem Bildschirm und aktualisiert im fünf Sekunden-Takt. Die Schlussszene von The Social Network, Zuckerberg hat soeben seinem secret crush – heimlicher Schwarm für die Älteren – eine Freundschaftsanfrage gesendet und wartet nun auf die Annahme.

Dieser Abspann scheint mir sinnbildlich für Dating-Apps. Ist mir bewusst, schon den ein oder anderen Beitrag über dieses Thema getippt, wohnt dem nicht eine gewisse Tragik inne? Obwohl ich es von der anderen Seite beleuchte; dieser Quatsch funktioniert. Denn im Endeffekt wäre es ungerechtfertigt Bumble oder Tinder eine Schuld anzulasten, wenn man über die Alltagshürden stolpert.

Doch beim Eintritt in die Online-Datingwelt sollte man ein reines Karma und eine Schubkarre voller Glück mitbringen. Ist Glück eigentlich eine endliche Grösse? Ich behaupte nein. Aber wie der liebe Gott manche Menschen kurz vor Feierabend gemacht wird, war er bei der Verteilung von Glück auch zu faul das Zuckersieb zu holen und streute aus dem Handgelenk. Daher wandeln auf diesem Planeten nun Gustav Gans und Donald Duck.

Donald ist mir im Grundsatz sympathischer, aber wenn es wirklich zählt, bin ich schon vom Glück geküsst. Will ich einfach festhalten. Damit ihr schon gar nicht erst Luft holt um ein Mimimimi zu artikulieren.

Also eigentlich gehören sämtliche Anbieter von Dating-Plattformen standrechtlich erschossen.

Soziale Interaktionen wie Partnerschaft und Liebe zählen zu den Grundbedürfnissen des Menschen. Sagt Maslow. Wie Essen und Luft.

Und wo ein Bedürfnis, besteht ein Markt. Deswegen haben wir die Option zum Atmen nach Davos zu fahren und unser täglich Brot finden wir vom Bäcker, über die Tankstelle, bis zum Sandwich im Blister aus dem Selecta-Automaten. Dann gibt es wieder Bedürfnisse, bei welchen der Staat eingreift, um Schindluder zu unterbinden. Durch die obligatorische Krankenversicherung haben alle Menschen Zugang zu einer medizinischen Versorgung und eine Klassengesellschaft wird verhindert.

Wie ist dies nun mit dem Seelenheil der Menschen?

Da gibt es die offiziellen Verkaufskanäle für Liebe. Selbstverständlich bieten Elitepartner und Parship gewisse kostenlose Dienstleistungen an. Aber mal ehrlich; so deppert ist wohl keiner, dass er annimmt, mit seiner Gratisteilname einen Blumentopf oder in diesem Fall eine kluge, wortgewandte und wunderschöne Lebensabschnittspartnerin vermittelt zu erhalten. Dafür läuft auf den Privatsendern zu viel Werbung für die Portale.

Im Gegensatz zu den Datingapps. Da wird suggeriert, dass der Logarithmus Personen mit ähnlichen Präferenzen und Absichten sucht und diese digital einander vorschlägt. Ich sage klar suggeriert, denn in den AGB steht kein Ton davon. Ja, hatte Langeweile und habe mir diese mal angeguckt.

In den FAQ hingegen wird erklärt, dass das System so funktioniert. Nur bezieht sich der Klick auf «Einverstanden» nicht auf FAQ sondern auf Allgemeine Geschäftsbedingungen.

Am Logarithmus zweifle ich nicht, der wird tadellos funktionieren. Schliesslich gilt es jede Menge persönlicher Daten abzugreifen und zu sortieren. Aber die Vorschläge scheinen dann eher auf einem Zufallsprinzip zu basieren. Einem etwas gesteuerten Zufallsprinzip. Nur eben anders, als die Augenwischerei es einem glauben macht.

Hattet ihr noch nie das Gefühl; Hui, diese Person passt aber wie Arsch auf Eimer. Obwohl, in meinem Fall dies schon wieder hinfällig wäre, kaum bedient sich Frau dieser Redewendung. Ist mein Ding, Fäkalsprache kann ich einfach nicht ertragen.

Aber ihr wischt nun mit blutigem Finger, sieht obengenanntes Hui und seit beinahe (Scherz, seid…) schockverliebt. So sicher wie das Amen in der Kirche bietet euch Tinder umgehend an, einen Superlike zu vergeben. Kostenpflichtig, zu erstehen im Dreierpack à 9 Euro. Natürlich, du kannst auch einfach normal Liken, aber mit einem Superlike erhöhst du die Chance auf einen Match um das Dreifache.

Moment. Also dieses System geht ja weder vorne noch hinten auf. Die einzige Möglichkeit, die Chance auf ein Match zu erhöhen liegt für Tinder darin, dein Profil deinem Hui-Crush überhaupt zu zeigen. Denn einen Match erzwingen können sie ja (noch) nicht. Sprich, die einzig logische Konsequenz eines normalen, kostenlosen Likes wäre, dass deine Karte bei deinem Hui-Crush garantiert NICHT erscheint. Und rein betriebswirtschaftlich ist dies das einzige was Sinn macht. Denn wenn du mit einem normalen Like Erfolg hättest, warum solltest du jemals einen Superlike kaufen?

Also hier krankt die Nummer mit der kostenlos-Versprechung bereits ordentlich.

Eurem Gegenüber, dem Hui-Crush, sollte nun angezeigt werden; Hey, da hat jemand einen Superlike gegeben!
Also nach den normalen Regeln, und dem Märchen aus der App-Anpreisung, hättest du sowieso bei Hui auf dem Bildschirm erscheinen müssen. Denn wenn ihr beide Kino liebt, Hunde knuddelt und jeden Freitag Laser-Tag spielt seid ihr ja ein absolutes Match. Würde sogar ein EA-Logarithmus erkennen. Im dritten Anlauf.

Aber welche Motivation hätte Tinder denn, euch zu verbandeln? Wie Paarship, welches die Kunden am liebsten paarweise verliert. Und sich freut! Habt ihr jemals erlebt, dass die Migros-Belegschaft applaudiert hat, weil ihr eine Coop-Filiale betreten habt? Gut, bei dem ein oder anderen Kunden gewiss, aber grundsätzlich öffnen die wenigsten gewinnorientierten Geschäftsführer eine Flasche Prosecco, wenn ihr euren Lebensmittelbezug per sofort einstellt. Ob alleine oder paarweise.

Diese Geschichte geht also auch nicht auf. Hindert Tinder natürlich nicht daran, nochmals beherzt an die Milchzitzen, verzeiht den Vergleich, zu greifen. Denn eurem Hui-Crush… vielleicht sollte ich Namen vergeben. Nennen wir sie Victoria und David.

Victoria erhält umgehend ein Angebot um zu sehen, wer ihr einen Superlike gegeben hat. Dafür braucht sie nur ein Abo für rund 50 Euronen zu lösen. Tinder Gold.

Eine Garantie, dass David ihr angezeigt gibt es natürlich nicht, aber die Möglichkeit besteht zumindest.

Weil Victoria, und da müssen wir nicht hinterm Berg halten, wohl noch manches Crush sein wird, dreht der feiste Manager seinen Stuhl wieder David zu. Schnell ein Rückblick; obwohl Tinder «verspricht» in der Grundfunktion können man liken und matchen ist die Sache eben doch nicht ganz in trocknen Tüchern. Daher haben sie ihm den Superlike verkauft. Um seine Chancen, welche bereits kostenlos vollends intakt sein sollten, noch etwas zu steigern, kann er bei Victoria, bei welcher er so oder so sofort erscheinen sollte, durch einen Top Pick etwas nach vorne rutschen. Kostet ihn um die 60 Euronen. Monatlich. Tinder Platinum.

Die Preise zu finden ist im übrigen gar nicht so einfach. Diese sind flexibel. In etwa davon abhängig, ob du ein Zipfelchen hast oder nicht, ob du jung und mittellos oder alt und verzweifelt bist, Downtown oder im Donnertal am Löwenzahn unter der alten Linde, wo die Sonne das Eichhörnchen küsst wohnst.

Ja… aber…

Selbstverständlich hattet ihr schon Likes und Matches. Ja, es hat sogar schon funktioniert, kann ich bestätigen.

Aber euer letzter Match bei Tinder ist vergleichbar mit dem Kugelschreiber am Gemüseraffelstand, welchen ihr gestern an der Herbstmesse abgegriffen hat. Der Herr im weissen Hemd verschenkt auch kein Gurkenhobel, sondern ein kleines Goodie um euch an den Stand zu locken.

Wie es an jeder Messe kleine Männchen unter blaugelben Schirmmützen, in durchgelaufenen Schuhen und zu grosser Helly Hansen Jacke gibt, welche in einem Jutebeutel der Pro Juventute Abziehbilder, Haftnotizblöcke und Kugelschreiber sammeln, damit glücklich sind und keine Minute daran denken, einen Karton Chardonnay zu kaufen, ist euer zufälliges Match und Zusammenleben eine wunderbare Sache, aber ganz gewiss nicht im Sinne der Dating-App-Betreiber.

Sorry.

Aber ich kann auch romantisch. Organisiere schöne Sonnenuntergänge.

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Schmutziges Geld

Ich glaube Ozark ist schon beinahe bei den alten Serien einzureihen, dennoch finde ich die Thematik spannend. Und da ich kürzlich gleich wiederholt gefragt wurde, wie Geldwäsche denn funktioniert, habe ich mich nochmals fundiert schlau gemacht.

Woher stammt der Begriff Geldwäsche?

Al Capone, ein Antiquitätenhändler aus Chicago, erwirtschaftete Anfang des 20 Jahrhunderts hohe Geldbeträge mit Nebengeschäften. Etwa dem Glücksspiel, dem Vermitteln von sexuellen Dienstleistungen, speziellen Sicherheitsdiensten oder dem Verkauf von Alkohol in einer Zeit, in welcher dies nicht gerne gesehen wurde.

Ein grosses Problem ergab sich dadurch, dass die dabei erzielten Gewinne nicht wirklich Freude machten, wenn er das Geld nicht wiederum in Waren und Dienstleistungen umtauschen konnte. Denn sobald der Antiquitätenhändler eine teure Villa ersteht, wird die Finanzaufsicht neugierig und interessiert sich, wie diese Villa bezahlt wurde. Da muss man eine plausible Herkunft für das Vermögen angeben können.

Al Capone kaufte also Waschsalons. Jede Menge. Ob nun irgendjemand seine Hemden in Bucktown wusch oder nicht spielte keine Rolle, Fakt war, dass diese Waschsalons unglaublich umsatzstark waren.

Es wurden traumhafte Gewinne erzielt, welche brav versteuert wurden und Al Capone zu einem geachteten, wohlhabenden Geschäftsmann machten.

Bevor wir uns in die Details begeben, noch der Unterschied zwischen der Geldwäsche und Steuerhinterziehung.

Bei der Steuerhinterziehung trachtet man danach, Einkünfte aus dem normalen Geldfluss am Fiskus vorbei zu schleusen und aus dem legalen Verkehr zu ziehen.

Bei der Geldwäsche versucht man Geld von dubioser Herkunft in den normalen Geldkreislauf einzubringen.

Welches Geld waschen wir also?

Einkünfte aus illegalen Geschäften wie Drogenhandel, Erpressung, Prostitution, Schmiergeld und ähnliches.

Der Waschvorgang besteht darin, dieses in den normalen Wirtschaftskreislauf zu bringen, ohne dessen Herkunft preisgeben zu müssen.

Das Placement, oder, die einfache Einzahlung

Ich nehme das Bündel Geld, gehe zur Bank und zahle es ein. Ich wandle somit das Bargeld in das sogenannte Buchgeld um. Für gewöhnlich kein Problem. Es sei denn, das Bündel ist ausserordentlich dick.

Die Bank ist verpflichtet, bei hohen Transaktionen, welche von meinen üblichen Bankgeschäften abweichen, Erkundigungen einzuholen. Die Bank legt dabei die Kriterien selber fest. Kann ich die Herkunft nicht erklären und das Misstrauen der Bank nicht zerstreuen, wird mein Konto gesperrt und die Meldestelle für Geldwäscherei erhält eine Nachricht.

Als gewiefter Geldwäscher lässt man sich beim Bankberater seines Vertrauens daher öfters auf eine miserable Anlage ein, welche ihm jedoch eine hohe Prämie einschenkt. Dafür vertraut man darauf, dass er bei den Einzahlungen nicht zu genau hinschaut.

Um der Aufsicht zu entgehen, kann ich natürlich in homöopathischen Dosen einzahlen. Aber spätestens, wenn das Geld kartonweise in meinen Schränken lagert, wird dies schwierig. Diese Methode nennt man übrigens Smurfing. Also Schlumpfen. Hier ist wichtig, dass ihr unterschiedliche Finanzinstitute bedient, weil die Banken, also Algorithmen auf das Schlumpfen sensibilisiert sind.

Die Vermischung mit legalem Geld

Al Capone hatte Waschsalons. Mein Finanzlehrer hat Solariums empfohlen. Ich finde beides nicht toll, begeisterte mich aber schon vor Ozark für Casinos. Daran trägt Scorsese Schuld. Das Prinzip ist jedoch immer dasselbe.

Ich kaufe mir ein Unternehmen, in welchem der normale Bürger ein- und ausgeht. In selbigem werden für gewöhnlich kleine Transaktionen getätigt. Man erhält einen Haarschnitt, isst eine Pizza, trinkt ein Cocktail.

Wer das Lokal nicht intensiv überwacht kann schlecht abschätzen, wieviel umgesetzt wird. Einzig der Buchhalter weiss, wie hoch die Erträge sind. So verkauft Luigi, mein Geschäftsführer, am Dienstagabend zwei Pizzen. Ertrag 32 Franken.

Schaue ich nun jedoch meinem Buchhalter über die Schulter, war das Lokal zum Bersten voll. Jeder Tisch viermal besetzt, der Wein floss in Strömen und unter zwei Desserts verliess niemand das Lokal.

Ich setzte nette 25 Riesen um. Macht eine Differenz von 24’968 Franken. Welche ich nun irgendwie decken muss. Und dafür hebe ich das lose Bodenbrett in der Rumpelkammer, greife in den Schuhkarton und Mario wirft auf dem Nachhauseweg die Tageseinnahmen in den Nachttresor der Bank. Gibt es das überhaupt noch? Gab es, als ich klein war.

Der Fiskus und die Gemeinde freuen sich über meine florierende Pizzeria und alle sind glücklich.

In der Theorie. Man stelle sich dies in der Schweiz einmal vor. Unser Rechtsstaat lebt davon, dass jeder dem anderen auf die Finger schaut.

Meine Pizzeria darf nicht zu sehr florieren. Weswegen ich viele Unternehmen brauche um das Geld möglichst breit zu streuen.

Ein immenser Aufwand, da bleibt der Spass auf der Strecke.

Structuring, oder, der Kunstmarkt

Kunst mag toll anzuschauen sein, aus Geldwäschersicht ist besonders spannend, dass der Wert eines Kunstwerks völlig losgelöst von jeglicher Vernunft und Logik, im speziellen jedoch vom Materialwert ist. Eine Leinwand, Pinsel und etwas Farbe kriegt man beim Baumarkt für n’Appel und n’Ei. Und bei Sotheby’s löst man dafür 50 Millionen.

Es ist eine heikle Sache, der Kunstmarkt wehrt sich vehement gegen die Unterstellung, mit Kunst werde Geld gewaschen.

Aber es ist auch unbestritten, dass nicht jeder, welcher während der Auktion seine Nummer hebt, das Ding auch wirklich kaufen will. Dass mehrere Bieter denselben Hintermann haben. Gerade, weil beim Kunsthandel oft der Vertreter des Vertreters agiert.

Unbestritten ist auch, dass Kunstgegenstände herrlich anonym in steuerbefreiten Zollfreilagern deponiert werden. Die Lager sind in ihrer Funktion als Transitlager ausgelegt, die lange Lagerung verboten, richtig kontrolliert wird dies hingegen nicht.

Barzahlungen sind auf dem Kunstmarkt nicht mehr üblich, aber bis 100’000 Franken stellen diese auch kein Problem dar. Der Handel ist wohl auch dem Geldwäschereigesetz unterstellt, die Bestimmungen aber weniger scharf.

Und sobald ich meinen Oberzartener Kupferstich wieder verkaufe, habe ich frisch gewaschenes Geld.

Die Scheinfirmen

Ich eröffne Firmen. In der Schweiz eine Beratungsfirma für Finanzdienstleistungen. Nun, eher ungeschickt. Aber ich könnte vielleicht meine Erfahrung aus dem Trekkingbereich einem Zelthersteller zur Verfügung stellen. Da sich Hilleberg jedoch einen Dreck um meine Meinung schert, richte ich den Fokus in den Westen. Dort sitzt der Zelthersteller Valleytal. Eine nicht sehr gut laufende Firma. Genau gesagt, haben die noch nicht ein Zelt verkauft. Noch nicht einmal genäht. Weil da keine Nähmaschine steht. Das Einzige, was sich halbwegs bewegt ist die Klappe des Briefkastenschlitzes. Die Firma selber gehört einem Ltd-Unternehmen, welches auf der Insel Jersey anwesend ist.

Jersey ist ganz zauberhaft, liegt zwischen der Normandie und der Bretagne gehört aber Grossbritannien. Neben schönen Stränden besticht das Fleckchen Erde vor allem durch seine Verschwiegenheit. So kann ein eifriger Steuerbeamter wohl in Erfahrung bringen, dass die Firma Valleytal der Rothstein Ltd. gehört und diese einen Sitz auf Jersey hat, dann ist aber auch schon fertig. Und dies wäre dann meine zweite Firma.

Ich berate also die Firma Valleytal, welche alsbald kräftig durchstarten will, und lasse mir meine Dienste vergolden. Rechnung um Rechnung geht raus, ich erziele Einkünfte, welche ich brav versteure.

Die Firma Valleytal ist glücklicherweise nicht sehr auf Gewinne angewiesen, da die Rothstein Ltd. laufend Einkünfte verzeichnet, welche wiederum aus meinem eigentlichen Geschäft gespiesen werden, welches ich so jedoch nicht in der Steuererklärung aufführen kann.

Ist es nicht paradox? Ich würde ja Steuern zahlen, darf aber nicht, weil der Handel mit Opiaten geächtet ist.

Das Layering

Aus dem Bargeld ist Buchgeld geworden. Dieses schiebt man nun von Konto zu Konto, von Land zu Land. Das Geld durch mehrere Scheinfirmen zu schleusen nennt man das Layering. Oft werden für solche Geschäfte Drittmänner eingesetzt, welche einer Schweigepflicht unterliegen. Anwälte, Notare. Mein Geld fliesst über soviel Konten, bis es beinahe unmöglich ist, den Ursprung auszumachen. Und, wie erwähnt sind Offshore (vor der Küste) wichtig, also Finanzplätze welche Wert auf Vertraulichkeit und Geheimhaltung legen.

Eine Steueroase haben wir dann, wenn die Steuern für meinen Briefkasten ausserordentlich niedrig sind.

Die Integration, oder, das Recycling

Neben dem schönen Lebenswandel muss ich das Geld nun wieder investieren.

Dies idealerweise in betriebsnahe Firmen. Also weitere Casinos, Pizzerias oder Chemiefirmen.

Hier findet sich auch eine weitere nette Methode um Geld zweifelhafter Herkunft loszuwerden. Respektive das Problem abzuschieben. Vermögenswerte werden über- oder unterbewertet.

Ich sehe ein nettes Haus, mit einem Wert von 2 Millionen. Dieses erstehe ich offiziell für 1 Million, welche von meinem Bankkonto abgeht.

Wäre für den Makler ein schlechtes Geschäft, würde er sich nicht über eine Million steuerbefreites Schwarzgeld freuen, welche ich meinem Schuhkarton unter der Diele entnommen hätte.

Nun investiere ich eine halbe Million in die Sanierung und verkaufe das Gebäude ganz öffentlich und einsehbar für 2.5 Millionen.

Aus Sicht der Finanzbehörde habe ich 1.5 Millionen verdient.

In meinen Büchern ist es nur eine halbe, aber eine weitere Million aus dem Schuhkarton ist nun reinweiss gewaschen.

Was ist nun eigentlich böse an der Geldwäsche?

Eigentlich nicht der Waschvorgang per se, obwohl strafbar, aber die Grundidee ist, gegen die organisierte Kriminalität vorzugehen. Und daher ein sehr probates Mittel. Du und ich, wir wären wohl beide glücklich mit einem Schuhkarton voller Geld. Hier ein Urlaub, da ein sinnloser Onlinekauf, vielleicht sogar ein netter Mittelklassewagen. Beim plötzlichen Ferrari vor der Haustüre würde der Steuervogt wohl schon hellhörig.

Aber Du und ich sind ja auch nicht die Zielgruppe.

Wenn irgendwelche Organisationen jedoch keine Möglichkeit mehr haben, Millionenbeträge reinzuwaschen, wirkt sich dies durchaus auf die dunklen Machenschaften nieder.

Daher die nicht unberechtigte Jagd auf Geldwäscher.

So. Könnte jetzt ausschalten. Kommt nichts mehr.

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Body Positivity, halt doch Ansichtssache

Ob ich nun schöner als ein Affe sei, liegt wohl im Auge des Betrachters. Empfinde ich Affen im Grundsatz weder als unglaublich attraktiv, noch als extrem abstossend, sie sind einfach. Ich gestehe, ich habe mich nie mit dem optischen Reiz von Affen befasst und vergleiche von Menschen mit Tieren sind im Grundsatz doch irgendwie dümmlich.

Nein, ich stosse mich nicht an ihrem Vergleich denn im ersten Satz bringen sie die Sache gleich zauberhaft auf den Punkt.

Mit Männern kann man solche Vergleiche anstellen. Ich könnte nun sagen, Männer müssen mit sowas umgehen können, doch trifft es dies nicht ganz. Wir sind von der Natur insofern privilegiert, dass es den meisten unter uns einfach am behaarten Allerwertesten vorbei geht. Wo kämen wir sonst auch hin, für Männer gibt es keine Body Positivity Bewegung. Rasiert sich in der Werbung ein Mann, muss er dazu unbedingt mit Six-Pack vor den Spiegel stehen. Ein Anti-Schuppen-Shampoo ist nur wirklich glaubhaft, wenn der Schaum über muskelbepackte Schultern auf einen Adoniskörper rinnt. Wird die Zubereitung von Mahlzeiten oder ein Reinigungsmittel beworben, betont man gerne, dass dies sogar der Mann in seiner Rolle als dümmster anzunehmender Nutzer gebacken kriegt.

Herrlich unkompliziert, nicht? Oder fragen Sie sich selber; würden Sie ihren eingangs erwähnten Vergleich auch mit einer Frau anstellen?

Männer betreiben nach ihrer Vorstellung also die reine Selbstoptimierung, indem sie Eisen stemmen und Magerquark verspeisen. Ich muss sagen, beeindruckend wenn wir dieses Bild vermitteln. Selbstverständlich gibt es Sportfanatiker, unter beiden Geschlechtern wohl in gleichem Masse, aber es wäre nun ja nicht so, dass Männer sich nicht dem kritischen weiblichen Auge stellen müssen.

Doch es besteht ein feiner Unterschied.

Finden sich in Filmproduktionen Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts, welche dem klischeehaften Schönheitsbild entsprechen, wird auf diesen herumgehackt. Sie würden ein unnatürliches Bild vermitteln. Sie verletzen das Selbstwertgefühl anderer Frauen. Sie verbreiten schlechte Signale. Sie spiegeln nicht die Durchschnittsfrau wider. Andere Schauspielerinnen müssen her.

Männer hingegen dürfen von Jahr zu Jahr muskelbepackter, attraktiver und ewig jung sein. Ob dies nun in Ordnung sei oder nicht, ist sekundär. Denn der etwas unsichere Mann fordert nicht, Tom Cruise müsste eine Bierwampe über die Leinwand schwingen sondern fasst sich an die eigene Nase. Sie klemmen sich dieses unrealistische Bild an den Spiegel und gehen Eisen stemmen und Magerquark essen. Sie brauchen keine Body Positivity Bewegung. Ja, vielleicht wäre es bequemer, wenn einfach die ganze Welt umdenken würde und man jeder Frau welche ein Six-Pack als sexy und anziehend einstuft, mal ordentlich die Meinung geigen würde. Aber nur weil man nicht mehr sagen darf, ein muskulöser Körper sei attraktiv, heisst es nicht, dass man dies nicht denkt. Und so gewinnt ja niemand. Denn auch wenn die Bierwampe für gesellschaftsfähig und als neues Schönheitsideal erklärt wurde, hat man den definierten Körper nicht verboten und es wird nach wie vor Männer geben, welche diesen vorführen. Dank Bachelorette und diversen Bums-Insel-Sendeformaten gehen die Plattformen nicht aus.

Und hier sind wir bereits beim nächsten Punkt Ihrer Kolumne. Jordan Peterson findet den molligen Körper nicht schön. Es erschliesst sich nicht ganz, was ihnen nun sauer aufstösst; dass dieser nicht Petersons Schönheitsideal entspricht, oder, dass er es laut ausspricht.

Die Forderungen der Feministinnen gehen hier aber auch ein wenig sehr weit. Unbestritten; jede Frau soll den Körper haben, in welchem sie sich wohlfühlt. Und sie soll sich gewanden, wie es ihr beliebt. Und Mann hat weder über das eine noch das andere zu urteilen.

Bringt ein Mann jedoch zum Ausdruck „Mir gefällt dies nicht…“ dann sehe ich hier kein falsch. Es ist nichts anderes als ihre ureigene Klassifizierung, dass Affen in ihren Augen per se hässlich sind. Oder wollen sie ernsthaft Männern vorschreiben, was sie schön zu finden haben? Keinen ganzen Abschnitt nach ihrem Vorwurf, Männer schreiben Frauen vor, wie sie auszusehen hätten?

„Schöne Frauen daten hässliche Männer“; solche und ähnliche Artikel sind in ihren Augen ein Versuch der Männer, ihre Unzulänglichkeiten zu kaschieren. Eine Entschuldigung, und Bestätigung, warum Mann im Gegensatz der Frau nicht dem Schönheitsideal entsprechen muss. Eine Dehnung der geltenden Normen. Sie schreiben ironisch von einer perfekten Selbstverteidigung der Männer.

Liebe Frau von Arx; ganz abgesehen davon, dass die Menge solcher Artikel doch eher überschaubar und die Hälfte davon gesponsert ist, benutzen die Frauen für genau diese Vorgehensweise einen ganz wunderbaren Ausdruck. Body Positivity.

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Wer hat eigentlich gewonnen?

Am 13. Mai zelebrierten wir den Overshoot Day. Nicht, dass uns dieser einen Grund zum Feiern gäbe. Obwohl, wenn ich es richtig überdenke, für Linke und Grüne schon, denn an diesem Tag können sie uns um die Ohren hauen, dass wir nun alle Ressourcen auf den Kopf gehauen hätten. Den Rest des Jahres leben wir auf Pump, wissentlich, diese Schulden nie zurückzahlen zu können. Es sei denn, wir würden vier weitere Erden finden, welche auszubeuten wären. Die Ressourcenverschleuderung für die Suche hingegen; es ist ein Rattenschwanz.

Dennoch, wenn wir von etwas auf der Welt zu wenig haben, dann sind es ressourcenverbrauchende Menschen. Sagen die Linken und die Grünen. Der Gedanke, dass jemand vor der ihm angedachten Zeit von uns geht ist ihnen ein Gräuel. Daher legten sie uns ans Herz, dass Teile von aus dem Leben geschiedene Menschen doch unbürokratisch wieder verwertet werden, um andere Menschen um jeden Preis am Leben zu halten. Ein ethischer Konflikt, bin ich mir bewusst, aber scheut man sich die Dinge beim Namen zu nennen erzielt man Resultate wie am letzten Sonntag.
Jeden Preis; da hebt vor allem auch die Pharmaindustrie das Cüpli-Glas.
Die Linken und Grünen können im Gegenzug ja wiederum gegen die Gesundheitskosten angehen und die Begleichung der Krankenkassenprämien an den Staat übergeben, welcher das Geld wiederum bei den Gutbetuchten holen soll. Manager von Pharmafirmen und so.
Es ist ein Rattenschwanz.

Doch wir dürfen die Hoffnung hegen, dass die Linken vielleicht etwas weniger Zeit zum politisieren finden. Erhält die Filmindustrie nun einen netten Zustupf. Bezahlt von uns sofasurfenden Netflixkonsumenten. Wir wollen uns nicht der Illusion hingeben, dass auf heimischem Boden nun die grossen Strassenfeger produziert werden und das cineastische Angebot auf Streamingportalen dank der Drittelquote eine unglaubliche Bereicherung erfährt. Aber die filmische Kleinkunstszene ist immerhin ein wenig vom Druck befreit, gewinnbringend, sprich kundenorientiert produzieren zu müssen und kann weiterhin vorwiegend sich selbst bedienen und damit die hochkulturelle und gebildete linke Klientel.

Den einzigen Abstimmungserfolg bescherte uns ironischer auch die linke Seite, welche sich gnadenlos in den eigenen Schwanz biss.
Fällt das Stichwort Europa, zeichnen sie uns stets Schreckensszenarien hinsichtlich des Schengener Damoklesschwert, welches an einem Haar von Faden über unserem Haupt schwebt. Nur im Fall Frontex war noch nie etwas so unverrückbar in Stein gemeisselt wie unsere Verträge mit der EU. Diese opportunistische Kehrtwende vermochte glücklicherweise nicht alle zu überzeugen. So reist Europa weiterhin barrierefrei in die Schweiz und stützt unsere Wirtschaft.
Den irgendwie müssen linke Hirngespinste ja auch in Zukunft finanziert werden.

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