Auf Job-Suche

Dann und wann bedarf auch der klügste Kopf ein wenig leichte Nahrung. Bin wohl nicht der klügste, liegt vielleicht an der Art der leichten Nahrung, sprich Lektüre. Bisweilen überkommt es mich und ich erstehe Literatur vom Format «Neue Freizeit» und artverwandte Schundwerke.

Die Unsitte, diese Hefte mit Rätsel zu füllen, nimmt mittlerweile überhand. Auf der Frontseite wird angepriesen 100 Seiten, XXL-Rätsel! Wow, dies erhalte ich neben allen wertvollen Informationen über verblassende Stars und Sternchen! Was ein Schnäppchen!
Nun, das Schnäppchen ist in etwa gleicher Natur, wie die die Ankündigung von Radio Energy und ähnlichen hochwertigen Rundfunksendern «Jetzt 5 Songs am Stück!». Dies ist keine Dienstleistung, dies ist einfach an der Moderation gespart. Aber die Clientel denkt sich tatsächlich, hier einen Mehrwert zu erhalten.
So kaufe ich also ein Heft um Klatsch und Tratsch zu lesen, was ich erhalte ist folgendes: 15 Seiten Neuigkeiten über alternde Serienstars und Königshäuser, 20 Seiten Gesundheitstipps gegen Arthrose, Blasenschwäche, Vergesslichkeit und Ratschläge, wie meine Beine auch bei grosser Hitze schlank bleiben. Frische Ananas und Wechselduschen helfen dabei. Sechs Seiten leckere Kochrezepte, traumhafte Apfelkuchen, und rund 9 Seiten, um die Kilos wieder loszuwerden. Der Ernährungspapst Dr. Riedl erklärt, wie ich mir die Haut gesund esse. Hat einen Beigeschmack von Hannibal.

Neben den Informationen, welche einem jedes Newsportal liefert, widmet sich die Neue Freizeit natürlich auch dem investigativen Journalismus. Ganze Heerscharen von ‘guten Freunden’ und ‘engen Vertrauten’ der Prominenten stecken ihnen Informationen zu. Was natürlich die Qualitäten dieser engen Vertrauten als gute Freunde irgendwie in Frage stellt.

Bei der Verfassung der Texte bildet der Konjunktiv 2 die solide Grundlage. Im Gegensatz zu Herrn Koch kann ich euch den Konjunktiv 2 kurz erklären. Man verlässt damit die reale Welt und begibt sich ins Reich der Fantasie.
Statt, dass man schreibt Herzogin Kate und William werden zur grossen Geburtstagsfeier von Prinzessin Victoria eingeladen, tippt man; Wenn die Prinzessin ihren Geburtstag feiert, würden Herzogin Kate und William gewiss eingeladen werden. Der süsse George und die kleine Estelle könnten wunderbar spielen.
Sprich, die Klatschhefte suggerieren im Konjunktiv 2 eine relative Gewissheit der Dinge, welche eintreffen könnten, tun sie es nicht, kann ihnen keiner einen Strick drehen. Wie will man jemand haftbar machen, welcher eine Vermutung geäussert hat.
Gut, einmal hat die Klatschpresse den Bogen etwas überspannt. «Hurra, es ist ein Junge» wurde verkündet. Einen Tag, bevor Prinzessin Victoria ihre neugeborene Tochter in den Armen gehalten hat. Kann passieren.

Baby-Jubel! Prinzessin Sofia! Es soll eine kleine Prinzessin werden.
Schon auf der Titelseite lässt man alles im vagen Rahmen.

Nehmen wir den Artikel doch ein wenig auseinander, habe sonst nichts zu tun.
Es ist das heisseste Gerücht des schwedischen Sommers, Prinzessin Sofia und Prinz Carl-Philip sollen wieder Nachwuchs erwarten.

Natürlich tun sie das. Weil die Bäuche von royalen Damen stets im Mittelpunkt des Interessens stehen. Einmal herzhaft von der Torte genascht, ist die Frau guter Hoffnung. Einmal ein Glas Wasser anstelle des Sektes, hat sie ein süsses Geheimnis. Und ist das Kleid eine Idee zu weit geschnitten, erahnt man darunter ein süsses Baby-Bäuchlein.

Fakten-Check, etwas als heissestes Gerücht anzupreisen ist total unverfänglich. Ist schlecht nachzuprüfen. Ein Gerücht ist ein Gerücht und einen Indikator für den Hitzegrad eines selbiges wurde meines Erachtens nicht definiert.

«Sofia hat es nur einigen ihrer besten Freundinnen verraten, aber so ein zuckersüsses Geheimnis verbreitet sich in Windeseile» erzählt eine enge Vertraute schmunzelnd.

Eine tolle Vertraute, welche damit zur neuen Freizeit rennt. Im Wissen, dass es nur einigen Freundinnen anvertraut werden sollte. Und bereits die Annahme, dass es sowieso ausgeplaudert wird, spricht für die besten Freundinnen.

Kann niemand behaftet werden, aber Oma Hildegard gerät in Verzücken.

Kronprinzessin Victoria soll es als erste erfahren haben

So, die Grundaussage, entbehrend jeglicher verlässlicher Fakten ist getätigt und mit diesem «soll» packt man nun alles in die Geschichte, was mit gesundem Menschenverstand in irgendeiner Art und Weise mit einer Nachwuchsankündigung in Verbindung gebracht werden kann.

Der Storch soll eine kleine Prinzessin bringen. Der Trubel in der Villa Sollbacken würde grossartig werden. Die Brüder sollen ganz aufgeregt sein. Sie könnten schon Namen für die Prinzessin haben.
Mutmassungen ergänzen Wunschdenken, untermalt mit schwammigen Insiderwissen und schon hat man eine halbe Seite gefüllt. Dazu noch ein paar Babybauch-Fotos aus dem Jahr 2017, ein Foto des zufriedenen Paares aus dem Archiv verbindet man mit der Vorfreude auf das Baby und fertig ist eine Geschichte ohne jegliche Relevanz.

Aber deswegen kaufe ich die Hefte ja, will mich nicht beschweren.

Nehmen wir uns noch einen Artikel vor.
Queen Elizabeth! Horrorfund auf dem Dachboden! Der verstossene Junge der Königin!

Noch ein weiterer Prinz? Und die Öffentlichkeit kennt ihn nicht? Neue Freizeit hat es aufgedeckt!

Nun ganz so dramatisch ist es nicht. Die Rede ist von John, dem 5. Sohn von König Georg V. Hatte Epilepsie und war vermutlich Autist. Auf genealogischen Tafeln wurde er gefliessentlich übergangen, man war wohl nicht sehr stolz auf den Jungen. Er geriet in Vergessenheit, bis 1996 bei einer Nachlassversteigerung eine Fotografie von ihm auftaucht und man sich wieder an ihn erinnerte.

Irgendwie muss hier noch Pepp rein. Anstelle des Auktionstisches von Sothebys, nimmt man einen alten, schummrigen Dachboden. Handwerker sollen das Geheimnis entdecken. Macht es authentisch. Einer von uns.
Schauen wir die Fotos an. Der Knabe lächelt nie. Neue Freizeit beschreibt, wie er stets traurig blickt, weil er nicht glücklich sein durfte.
Wir sprechen vom Anbeginn des 19. Jahrhunderts. Niemand lächelte auf Fotos. Ein Foto war ein wichtiges Dokument, man brachte zu diesem Ereignis die erforderliche Ernsthaftigkeit mit. Zudem galt es als unschicklich, Lippen waren dazu da, die Zähne zu bedecken. Zu guter Letzt, bei einer Belichtungszeit von 45 Sekunden hiess es ganz schön lange stillzusitzen und wir wissen, wie bescheuert nur schon ein gestelltes Lächeln für eine Momentaufnahme wirkt. Nicht auszudenken, welch künstliche, verzerrte Fratzen uns traumatisieren würden.

Nun noch ein Bild von der Queen und Prinz Phillip, welche über den Fund tief erschütternd sind. Und nachhaltig! Immerhin bereits seit 24 Jahren… Ach nein, der Dachboden, ich vergass. Und Kate und William, einmal nicht lächelnd, sind über die Herzlosigkeit entsetzt, suggeriert uns das Bildmaterial und die Zeilen unter selbigem.
Das Bild stammt von Getty Images. Weil Kate gerade mal 14 Jahre alt war, als das Bild aufgetaucht ist und sich ihr Entsetzen wohl in Grenzen gehalten hat.

Was mache ich nun mit diesen Erkenntnissen? Richtig, ich will einen Job im Klatschbusiness.

Liebe Redaktion

Kürzlich habe ich mir eine Magazin Ihres Verlags, die Neue Freizeit zu Gemüte geführt. Die Nummer 8 vom Oktober 2020.

Nebst dem unterhaltenden Teil ist mir aufgefallen, dass doch sehr viele der Artikel auf den Aussagen von dubiosen „engen Vertrauten“ und „guten Freunden“ basieren.
Der Konjunktiv 2 wird nahezu inflationiär verwendet, jeglicher Informationsgehalt basiert auf Mutmassungen. Was könnte passieren, wenn denn… wie würde X wohl reagieren, wenn Y dies machen würde.

Speziell toll fand ich den Baby-Jubel von Prinzession Sofia, welcher in seiner Gesamtheit einfach schön ausgedacht ist. Alles könnte sein, nichts muss.

Auch die Geschichte über Prinz John. Mal eben mit einem Dachbodenfund in die heutige Zeit verlagert. Fotos waren schon 1996 aufgetaucht, ist ja nun kein Geheimnis. Natürlich, könnte sein, dass bei Renovationen nochmals was gefunden wurde. Aber, dass die Neue Freizeit hier als einzige davon wissen, deucht mich schon etwas bemüht. Ausgeschmückt mit alten Archivbildern, das Entsetzen ist in den royalen Antlitzen direkt zu sehen, wird eine ganze Doppelseite aufgepeppt.

Was ich damit sagen will; Wieviele Ihrer Stories, so über ein Jahr hinweg gesehen, werden auf diese Weise erstellt und wann kann ich bei Ihnen anfangen?

Geben Sie mir ein kleines Budget für den Bilder-Einkauf und ich decke Sie im fünf-Wochen-Rhytmus mit den tollsten Adels- und Promimutmassungen ein.

Besten Dank und freundliche Grüsse

Nun, ich warte auf Antwort und habe bereits wieder zwei Stunden eines verregneten Sonntags durch.

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Tampons für Stadtpolitiker

Dies gelesen…

Die St. Galler Juso fordert, dass an öffentlichen Orten Gratis-Tampons abgegeben werden.
Der Stadtrat hat den Vorstoss nicht als erheblich eingestuft und müsste demzufolge nicht antworten (Kenne die politischen Gepflogenheiten nicht, aber 20min erklärt dies so). Daraufhin verteilte die Juso im Rahmen einer politischen Aktion weibliche Hygiene-Artikel, versehen mit einer Etikette und drei formulierten Fragen „Vor was ekelt ihr euch? Wovor habt ihr Angst? Was ist euch so peinlich?“ Man dürfe dem Thema Menstruation nicht ausweichen und müsse auch über Unannehmlichkeiten sprechen.

… und dies gedacht

Nein, muss man nicht. Alleine, weil die Aufforderung, nein, Anweisung „Du musst…“ schon furchtbar unglücklich gewählt ist. Auch bei nicht zartbesaiteten Menschen löst dies eine Abwehrreaktion aus, weil der Durchschnittsmensch sich nun mal nicht gerne sagen lässt, was er muss. Es untergräbt das Recht auf Eigenbestimmung und der Auffordernde hebt sich auf einen, oder untermauert seinen Stand in einer Demonstration von Machtausübung.
Also startet diese Tampon-Diskussion bereits auf dem völlig falschen Fuss.

Es ist mir bewusst, wir leben in einer Zeit, welche dadurch geprägt wird, dass Frauen mit einer gewissen Vehemenz und Nachdruck auf ihre gleichwertige Stellung in der Gesellschaft hinweisen. Was absolut richtig ist. Wie beim Bogen schiessen, zielen sie ein wenig über das Ziel hinaus, um dann idealerweise eine Punktlandung zu erreichen. Dadurch gehen hüben und drüben bisweilen die Emotionen hoch, das Verb „müssen“ hat auch hier wieder eine tragende Rolle.

Aber liebe Frauen; auch wenn hier ein elementares Bedürfnis vorhanden wäre, die Menstruation könnt ihr leider Gottes den Männern nicht zu Last legen. Es ist nicht so, dass wir sie nicht wollten und ihr nun deswegen diese Bürde tragen müsst. Auch wenn sich seit Joanne K. Rowlings Tweet die politisch korrekte Gesellschaft darauf geeinigt hat, dass das Menstruieren nicht mehr alleine den Frauen vorbehalten ist, sondern alle Kinder dieser Erde den Zyklus durchleben dürfen, wenn ihnen danach ist. Nichts desto trotz schert sich die Biologie einen Dreck darum, wie sich die Erdenbewohner derzeit nennen und welches Geschlecht sie gerne hätten. Gewisse Dinge sind glücklicherweise einfach einem Naturgesetz unterworfen.

Eine Angst vor dem Thema habe ich nicht, peinlich ist mir höchstens, dass mir die Synonyme ausgehen und ich bald auf biblische Begriffe zurückgreifen muss. Ekel vor der Blutung verspüre ich nicht mehr, als vor der Lache, welche immer unter Urinalen zu finden ist und man bisweilen nicht darum herumkommt, in selbige zu treten.
Ob eine Sache thematisiert wird, orientiert sich doch nur bedingt am Ekel-, Peinlichkeits- und Angstfaktor. In erster Linie geht es darum, ob man damit mehr erreicht, als Sauerstoff in Kohlendioxid umzuwandeln und nicht einfach Zeit verbratet. Und diesbezüglich scheint mir das Thema doch sehr an den Haaren herbeigezogen.
Dass eine gewisse Tabuisierung vorherrscht liegt in der Natur der Sache und dies ist auch gut so. Vielleicht wäre es der Gesundheit der gesamten Weltbevölkerung zuträglich, wenn der Stuhlgang enttabuisiert würde, sich Meier und Müller in der Kaffeepause über Häufigkeit und Konsistenz austauschen würden. Dem gesitteten Umgang untereinander wäre es weniger zuträglich und es ist ein weiterer Fakt, dass unser Wohlfahrtsstaat nur funktioniert, sprich, den ein oder anderen anarchistischen Freidenker erträgt, weil wir eben nicht alles Hippies sind.

Und so gelangen wir zum Schlusspunkt; Woher zum Teufel soll etwas kommen, das gratis ist. Vom Himmel fallen? Damit haben wir die freien Güter, bestehend aus Luft, Sonne und Regen, eigentlich schon abgedeckt.
Da mir noch nie ein Paket Tampons auf den Kopf geknallt ist, muss ich davon ausgehen, dass dies ein Gut ist, welches der Herstellung Bedarf. Auch der gütigste und menschenliebendste Philanthrop könnte diesem Hobby nur frönen, bis ihm die Rohstoffe ausgehen.
Nein, liebe Juso, Grünen, Sozis und wer sonst noch laufend „Gratis“-Dienstleistungen fordert; nur, weil ihr es nicht bezahlt, ist es noch lange nicht kostenlos. Ich frage mich, wann dies in eure Köpfe geht.
Sprich, eure sogenannten Gratis-Tampons werden dann einfach von der Allgemeinheit bezahlt, denn der Staat hat genau eine Geldquelle und dies ist unser Portemonnaie. Gerne würde ich nun behaupten, die Kosten für eure Hygieneartikel würden dann brüderlich schwesterlich durch zwei geteilt aber vertraut mir; Einen an den Staat gelieferten Tampon würde ohne weiteres das Dreifache des Ladenpreises kosten. Nicht nur, weil dafür eigens Stellen und Abteilungen geschaffen würden. Es ist mein letzter Fakt, dass jeder Eingriff in die freie Marktwirtschaft Stellen kostet, welche wiederum von der Allgemeinheit getragen würden. Denn dies ist der Auftrag eines vom Kapitalismus ermöglichten Wohlfahrtsstaat.

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Die Marie Kondo des Büros

Richte es dir nur ein, wie es für dich passt; sprach er, und zeigte auf den grossen Schrank zu seiner Linken.
Ein Büro zu beziehen ist eine feine Sache. Arrangieren muss man sich damit, so man kein Erstmieter ist, dass man ein gemachtes Nest betritt.
Gewiss, der Vorgänger hat seine Topfpflanzen und das Bild des Lebensabschnittpartners eingepackt, aber das ein oder andere Motivationsbild hängt dann doch noch an der Magnetwand. Ich war erst ein wenig verunsichert. Man kennt die Arbeitskollegen noch nicht und von einer falschen Annahme ausgehend könnte ich Gefahr laufen, meinen Einstand damit zu besiegeln, dass ich das Team-Motto in Postkartenform in die Tonne trete.

„Ich gebe immer 100 Prozent. Montag 5%, Dienstag 15%…. „; es könnte durchaus ein Abteilungsleitbild sein, man weiss es nicht genau. Donnerstags besiegelte ich die 25% damit, mit einem beherzten Griff dieses dümmliche Kommuniqué standesgemäss zu entsorgen. Zusammen mit 30 weiteren Sprüchen, welche irgendwelchen grossen Dichtern, Staatsmännern und anderen illustren Personen unserer Geschichte in den Mund gelegt wurden, weil durch den Zusatz „Albert Einstein“ doch die leerste Phrase einen gewissen Tiefgang erhält.

Ganz allgemein schien es mir, dieses schmucke Büro hat nur seine Grösse, weil aus Prinzip nichts entsorgt wird. Oder wurde. Die Aktualisierung einer Telefonliste bedeutet nicht, dass man die alte entsorgt. Man weiss ja nie, plötzlich benötigt man die alte Rufnummer noch und da der Anschluss mittlerweile ausser Betrieb genommen wurde, hat man keine andere Möglichkeit an selbige zu gelangen, ausser der Recherche im Archiv. Deshalb kann man die Kontaktmöglichkeiten vom digitalen Anschluss bis zum Meldeläufer Konrad zurückverfolgen.
Als Legitimation, Daten und Listen über mehrere Jahrzehnte hinweg zu bewahren reicht übrigens ein einschneidendes Erlebnis. Das klassische „Do bini froh gsi, dass…“, so stattgefunden in den späten Achtzigern, rechtfertigt die noch peniblere Archivierung bis ins Jahr 2035. Es sei denn, man ist 2022 noch einmal „froh, dass…“ untermauert mit einem „Gsehsch, guet hani immer…“, dann archivieren wir bis in die nächste Eiszeit.

Mittlerweile war ich beim Menüplan des Firmenevents 2004 angelangt, welcher zusammen mit der Einladungskarte in einem Hängeregister lag. Als ich drei Register später eine Telefonnotiz an Herbert F. fand, er möge doch Konrad zurückrufen in den Fingern hielt gelangte ich zum Schluss, dass alle dazwischenliegenden Dokumente wohl in derselben Region der Unentbehrlichkeitsskala anzusiedeln sind und begann komplette Hängeregister in den grossen Entsorgungskarton zu werfen.
Ja, diesen Luxus konnte ich mir leisten, denn der letzte, welcher das Büromaterialbudget verwaltete schien nicht an die Zukunft der Digitalisierung zu glauben. 5000 Hängeregister und 20’000 Beschriftungsschilder, man verschreibt sich gerne einmal wenn die Gänsefeder bereits etwas ausgefranst ist, waren nur die Spitze des Eisbergs.

Richte es dir nur ein, wie es für dich passt; trägt im Subtext natürlich mit; Aber ändere ja nichts. Mit jedem flüchtigen Kontrollblick über die zusehends leeren Schränke wurde der Vorgesetzte ein wenig bleicher.

Mittlerweile wirken die Wände so anmächelig wie die Kacheln einer Ausnüchterungszelle. Ich bin ein grosser Freund der digitalen Daten und die Bäume werden es mir danken. Nach der dritten Korrektur einer Liste innert 4 Tagen verzichtete ich darauf, diese auf ein Blatt Papier zu pressen und an eine Wand zu hängen.
Worauf mein Vorgesetzter am 5 Tag hilfsbereit mit einer Handvoll Zettel im Büro erscheint; „ich habe gesehen, du hast die Listen nicht aufgehängt…“.

Der Schrank. Zur Hälfte gefüllt mir Erinnerungen an einen grossen Wechsel im Betrieb. Dieser wurde unter anderem begangen mit eigens bedruckten Kugelschreibern. So nett und adrett, dass man sich scheute, diese den Gästen und Besucher dieser Feierlichkeiten zu überlassen. Für spezielle Abgaben, entnahm ich einem Post-It an der Kartonschachtel.
Im Rahmen einer solch speziellen Abgabe stellte man fest, dass die Tinte ihren Aggregatzustand insofern verändert hatte, dass man seine Nachricht bestenfalls noch meisseln konnte. Also bestellte man für die Kugelschreiber für spezielle Abgaben noch spezielle Ersatzminen um im Falle einer Spezialabgabe keinen speziell peinlichen Moment zu erleben. Und so lagerten Kugelschreiber und Ersatzminen für weitere 10 Jahre und fieberten ihrem speziellen Einsatz entgegen.
Mittlerweile ist man gehemmt sie abzugeben, weil mit der Prägung nur sehr gesetzte Jahrgänge eine Erinnerung in Verbindung bringen.
Nun werden sie intern als normale Schreibgeräte abgegeben. Natürlich nicht an jeden…
Zu Ehren dieses Jubiläums wurde auch ein dickes informatives Buch gedruckt. Wahrscheinlich zur Abgabe an die oberen zehntausend unter den speziellen Gästen. Selbstverständlich legt man ein solches zurück. Erinnerungen an das Zeitgeschehen. Absolut nachvollziehbar. Deswegen wurden auch gleich 400 Exemplare zurückgelegt und füllen einen Archivschrank.

Mit in diesem Schrank fand ich einen grossen, sehr grossen Karton, randvoll mit Prägebändern. Das Zubehör für den P-Touch der Neandertaler. Der P-Touch, welcher auch Blindenschrift kann. Ihr wisst, was ich meine. Dieses pistolenförmige Ding mit grossem Drehrad zur Zeichenwahl. Der Besteller muss auch hier überzeugt gewesen sein, die Technik hätte nun den Zenit erreicht. Da kommt nichts mehr. Nach diesem Prägeapparat ist fertig. Legen wir einen Vorrat an.

Ganz allgemein scheint der Materialverantwortliche mehr zum Abholzen der Wälder beigetragen zu haben, als McDonalds und alle Tropenholzverarbeiter zusammen. Auch die Hintergründe der Ölknappheit scheinen mir geklärt.
Da lagert Schreibmaschinenpapier und Radiergummis für die nächsten 40 Jahre. Mit den Klarsichtmappen, Filzstiften und anderem Schreibmaterial in allen Farben würde ich acht afrikanische Primarschulen ausstatten, ohne dass diese zum sparsamen Umgang angehalten werden müssen. Um mit der Austrocknung Schritt zu halten, müsste ich mich hingebungsvoll der Kunst der Stillleben-Malerei hingeben.

Das Büro ist nun so leer und jungfräulich, dass ich bei jedem neidvollen Blick befürchte, es werde mir weggenommen und ich müsste in die nächste Rumpelkammer.

Ich habe mich selber zur Marie Kondo der Serverlandschaft erklärt.
Lasst mich einen Vergleich herbeiziehen. Mitarbeiter A hat einen Lagerraum A. Nun geht der Mitarbeiter A in Pension und Mitarbeiter B übernimmt dessen Job. Als erstes wird für Mitarbeiter B eine neue Lagerhalle gebaut, man nimmt Lagerraum A und packt ihn in diese Halle.
Mitarbeiter B hat die Nase voll und schmeisst den Laden hin. Mitarbeiter C kommt und als erstes baut man für ihn einen Lagerkomplex. Danach packt man die Lagerhalle B und den Lagerraum A und stellt sie in den Lagerkomplex.
Die Grenzen sind lediglich der beschränkte Platz auf der Erde.
Ach nicht? Aber genau so verfährt man auf Servern und, Hand aufs Herz, auch ihr habt auf eurem PC einen Ordner, beschriftet in etwa mit „Daten Windows 3.11, 386i“.
Suche ich ein Dokument, habe ich die Qual der Wahl, aus welchem der 25 Ordnern ich es nun entnehmen soll.
Brauche ich wirklich eine dieser digitalen Leichen, lege ich sie in einem neuen Ordner in meinem Lagerkomplex ab und lösche die anderen 25 Dokumente.
Mit der Konsequenz, dass die Nachfrage nach USB-Sticks explodiert. Weil diesem Server und der merkwürdigen Struktur nicht zu trauen ist. Da geht man lieber auf Nummer sicher.

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Wenn einer eine Reise tut

Man geniert sich beinahe, die Schweiz zu verlassen. Die Pflicht des guten Bürgers ist es, das heimische Tourismusgeschäft zu beleben. Es ist ja nicht so, dass die Schweiz nichts bieten würde. Davon legt das Gejammer bezüglich hoffnungslos überfüllten Wanderwegen Zeugnis. Zudem ist jeder ein potentieller Viruseinschlepper, welcher nur schon die Kantonsgrenze überschreitet.
Nun gut, ich bewegte mich wohl auf der legalen Seite des Gesetzes, moralisch hingegen Ganz-ein-Schlimmer.
Doch statt in das kollektive ich-will-ans-Meer-Geheule in den sozialen Netzwerken einzugehen, pfiff ich auf die Moral und beschloss, ans Meer zu gehen.

Zudem galt es in diesen Ferien etwas auf meine bessere Hälfte einzugehen. Nimmt sie sich zugunsten meiner Weiterbildung doch ordentlich zurück und lässt mir den erforderlichen Freiraum, guten Noten nachzujagen.
Wäre ich nun mit dem Vorschlag einer Trekkingtour an sie herangetreten, wäre dies dann doch sehr eigennützig, ganz davon abgesehen, dass die körperlichen Voraussetzungen auch nicht gegeben sind.
Eine Tour-de-Suisse wäre mir zu aufreibend und teuer. Letztes Jahr verbrachten wir so zwei Wochen auf den britischen Inseln. Jeden Morgen Koffer packen und abends in einem anderen Hotel einchecken ist doch noch anstrengend und geht auch ins Geld.

Da eine Flugreise keine Option war, checkte ich die französische Mittelmeerküste ab. Dies ist einfach der einzige Streifen Mittelmeer, welchen ich für einen Aufenthalt überhaupt in Betracht ziehe. Rundherum finden sich auf meiner Landkarte nur Bananenrepubliken. Ja, auch und im besonderen Bella Italia.

Während ich eine Trekkingtour mit der Sonne im Herzen und einem Lied auf den Lippen über Monate bis ins kleinste Detail planen kann, bin ich beim Hotelurlaub schon genervt, wenn ich auf die Adresse booking.com tippe.
Das Grundkonstrukt ist ja nicht verkehrt, ja direkt durchdacht. Dank unzähliger Filter kann man seine Präferenzen kundtun, bis schlussendlich nur noch das Eine Hotel ausgespuckt werden sollte. Leider werden die doch sehr fein abgestimmten Filter hinter der Eingabemaske sehr grosszügig ausgelegt. So wird aus dem Gästehaus „nette Marie“ einfach schnell ein vier-Sterne-Hotel und direkt am Strand gelegen betrachten sie als erfüllt, wenn doch lediglich 2 Busstationen und ein Hauptbahnhof dazwischenliegen. Die Klimaanlage ist ein Ventilator aus dem Geräteschuppen und auf den aktuellsten Bildern sieht man Röhrenfernseher, wie sie in den späten 90ern zum letzten Mal vom Band gefallen sind.
Im Endeffekt kann man filtern wie man möchte, man kommt nicht drum herum, jedes Hotel einzeln zu betrachten und auf Google Maps den Standort sehr kritisch zu hinterfragen.

Frankreich wartet mit der Spezialität auf, dass von Menton über Nizza, Monaco bis nach Montpellier kein einziges Hotel am Strand liegt. Auch wenn sie dies in ihrer Beschreibung behaupten. Wobei ich zugestehen muss, ihre Definition von Strand geht nicht zwingend mit unserer Vorstellung einher. Wo vor unserem geistigen Auge weitläufige Sandflächen erscheinen, präsentieren die Franzosen eine ganz zauberhafte Aufhäufung von Steinen um die Wellen zu brechen. Der Liegestuhl darf durchaus auch in einem Kiesbett stehen, während der Sonnenschirm im Fahrtwind der LKW’s wackelt, welche hinter einem über die Autostrasse brausen.
Damit will ich nicht gegen Frankreich wettern, lasse mich auch gerne eines Besseren belehren, wenn diese nun mal kein Potential für Hotels mit unmittelbarem Strandzugang sehen, dann ist dies so. Es zwingt einem ja niemand.

Von Booking.com wandte ich mich ab und studierte die Küste auf der virtuellen Landkarte. So stolperte ich über den Plage de Pampellone. Er zeichnet sich dadurch aus, dass er 431 Kilometer von der Ortschaft Pampellone entfernt am Golf von St. Tropez liegt. Gehört jedoch nicht zu St. Tropez sondern Ramatuelle, eine Ortschaft welche sonst wohl kein Mensch kennt. Würde ich vermehrt Promimagazine verfolgen, wäre mir dieser Landstrich nicht unbekannt gewesen, liegt doch der berühmte Club 55 an diesem Strand. Habe ich jetzt erst festgestellt und frage mich, wieviel Promis mir wohl durch die Lappen gegangen sind.

An besagtem Strand stolperte ich virtuell via einige Umwege über die Feriendörfer Kon-Tiki und Toison d’Or, welche es nicht nötig haben auf Booking.com zu werben und vom Schäppchenjäger gerne übersehen werden. Mit Mindestaufenthaltsdauer von sieben Tagen und Clubmitgliedschaft schluckt der gemeine Geizhals am Heimcomputer auch einmal kurz leer.
Bei näherer Betrachtung und etwas zerpflücken des Preises stellt man hingegen bald fest, man liegt durchaus im Rahmen eines normalen Hotels und der Service, vom Betten machen abgesehen, steht selbigem in nichts nach.
Rein nüchtern habe ich hochgerechnet, wenn ich eine Hütte in Strandnähe erhalte, also quasi mit etwas Strecken und Recken an mein Supermarkt-Bier gelange, welches in meinem Kühlschrank liegt, spare ich pro Tag um die fünfzig Euronen. Muttis merkwürdige Sprizz-Mix-Getränke einkalkuliert, kriegen wir beinahe noch raus. Der Strand war öffentlich und wenn ich den Liegestuhl (im Mietpreis inbegriffen) durch das Dorf an den Strand schleppe, spare ich wiederum 50 Euronen am Tag (Rimini-Preise).
Also rein betriebswirtschaftlich gesehen, wären wir Idioten, wenn wir hier in die öffentliche Badeanstalt gehen würden.
Die erste Häuserreihe war den Premiumnutzern vorbehalten, welche gemütlich den doppelten Preis bezahlen. Dafür haben sie auch eine Nespresso anstelle der Filterkaffee-Maschine im Haus. Allerdings waren diese insofern die Gelackmeierten, weil eine Renaturierung des Strandes im Gange war und sie, kaum die Terrasse verlassen, vor einem schmucken Palisadenzaun standen. Im Endeffekt hatten sie genau 5 Meter weniger zum Strand zu gehen, als jene in der zweiten Reihe. Und in dieser zweiten Reihe siedelte ich uns an, nachdem ein Schmiergeld von rund 10% den Besitzer gewechselt hatte.
Mit den Liegestühlen hatte ich ab der untersten Stufe der Terrasse rund 50 Meter durch den feinsten Sand zu schlurfen und fühlte mich jedes Mal wie ein Gewinner.
Doch will ich nicht vorgreifen, galt es erst in das St. Tropez zu reisen.

Der Weg ist das Ziel unterschreibe ich sofort, sofern man auf einer Trekkingtour ist. Wer jedoch diesen pseudophilosophischen Spruch auf Zuckersäckchen druckte, sass noch nie in einem Auto auf der A50 bei Mailand.
Gut, ich gebe es zu, Flughäfen finde ich bis zu einem gewissen Grad ganz toll. Etwa 23 Minuten lang. Auch grosse Bahnhöfe haben ihren Reiz. Aber wenn man die Reise an sich mit einem Teleporter erledigen könnte, wäre ich begeisterter Nutzer. Das Delta zwischen dieser Zukunftsvision und dem technisch machbaren halte ich so klein wie möglich, daher würde eine Fahrt über Mailand schon gar nicht in die Auswahl gelangen, auch wenn dies nach Google die kürzeste Strecke ist.
Der kürzeste Weg ist nicht immer der Beste, lehrte uns schon Moses, welcher für den 16-Tage-Marsch von Ägypten nach Israel immerhin 40 Jahre brauchte.
So favorisierte ich die Fahrt über Genf; hat man die Schweiz erst verlassen, kommt man ganz flott voran.

Aber da ist noch ein Beifahrerplatz im Auto belegt und das Zeitalter, in welchem Papa das Fahren erledigt und Mutti sich auf die Kernkompetenz, spricht die Darbietung von Tranksame und Speisen beschränkt sind leider vorbei.
Von Google bis zum Nachbar im Treppenhaus quatscht jeder in die Route. Und das Platzieren der Navi-Bedienung in der Mittelkonsole muss einer genderdurchzogenen Designstudie entsprungen sein. Erinnert ihr euch an den Knight-Industries-Two-Thousand K.I.T.T? Das gesamte Armaturenbrett war gebogen und auf den Fahrer ausgerichtet, damit keine Beifahrer ins Handwerk pfuschen können. So muss ein Auto aussehen.
„Hättest du nicht da… aber wenn wir nun hier…“… und so zuckelt man plötzlich über einen Feldweg der Küste entlang, weil die Strecke auf dem Navi so malerisch ausgesehen hat und die Aussicht einfach grandios sein müsse.

Ich habe die Nerven nicht mehr, neun Stunden durchzufahren. Corona-bedingt wäre ich gerne mit angehaltenem Atem und geschlossenen Fenstern durch Italien durchgebrettert, wenn man schon durch Italien fahren muss. Aber der Zwischenhalt bei Nizza, einen Steinwurf von St. Tropez entfernt, verkäme irgendwie zur Farce. So entschieden sich die Dame für Genua und ich mich für das Grand-Hotel Savoia. Wenn ich schon im Seuchenherd nächtige, dann zumindest mit Stil. Und einer dreifach verriegelten und bewachten Parkgarage für mein Fahrzeug.

Die Beladung meines Fahrzeugs erinnerte mich ein wenig an die Familie S. welche in meiner Kindheit in der Nachbarschaft lebte. Diese hatten einen Klappwohnwagen. Ja, sowas gibt es. Wie ein Zeltklappanhänger, einfach mit festen Wänden. Faszinierend. Und so fuhren sie regelmässig in den Urlaub mit Klappstühlen, Kühlboxen, Tischgrill, portablem Fernseher, Häkchendeckchen für auf den Fernseher, einem Foto der Frau Mutter für neben den Fernseher, Couchgarnitur und was man so eben in einen Kombi hineinstopfen kann. Man weiss nie, ob man am Urlaubsziel ja alles kriegt.
Ich war der Ansicht, bereits mit den Klappliegestühlen hätten wir eine Grenze überschritten, mit dem Aromatstreuer, den Ovomaltine-Tüten und Pastasaucen hingegen definitiv untermauert. Jedes mitgeschleppte Utensil war wohl ein Abstrich an meiner Coolness, hingegen auch wieder ein gesparter Franken.

Sonntags kommt man noch gut durch die Schweiz, lediglich vor dem Gotthard standen wir ein paar Minuten rum. Im Rahmen des erträglichen. Auch den Tessin meisterten wir mit Bravour, verliessen bei Chiasso die Schweiz und sofort war ich herrlich unentspannt.
Es scheint mir völlig unerheblich, wie schnell man fährt, der andere ist immer schneller. Und wenn es ein Fiat-Panda ohne Windschutzscheibe mit Notrad ist. Man wünscht sich förmlich, dass notorische Linksfahrer die Autobahn beherrschen. Ein echtes italienisches Überholmanöver sieht vor, dass beim Spurwechsel zwischen seiner Heckstossstange und meiner Frontschürze höchstens eine Hostie-Breite Platz zu lassen ist. Schluckt sein 3,5-Zylinder einmal leer, habe ich seine Rostfetzen auf meiner Windschutzscheibe.
Die Rollerfahrer haben sich auch in mein Herz katapultiert. Weichst du Giovanni aus, welcher dir entgegenkommt, schiesst du Mirco ab, welcher dich zeitgleich rechts überholt. Überhaupt bewegen sich die Rollerfahrer im Grundsatz auf der Gegenfahrbahn und fädeln nur in die eigene Fahrspur ein, wenn sie einem „Geisterfahrer“ ausweichen müssen.
Sicherheitslinien sind einfach ein Geschmier auf der Fahrbahn, bestenfalls eine grobe Richtlinie, aber nichts, was einem rechtlich irgendwie bindet.

Bei Mailand ging gar nichts mehr. Mit gar nichts meine ich, mitten auf der Autobahn aussteigen und sich die Füsse vertreten. Fünf Spuren waren dicht. Auf einer dreispurigen Autobahn. Und dann kam der Krankenwagen. Also mussten alle Wagen etwas zusammenrücken, damit zumindest der Pannenstreifen wieder frei würde. Als alle Smartphones verstaut waren, begann das drücken und zwängen. Vor mir ein lädierter Fiat, hinter mir ein Lieferwagen unbekannten Fabrikats, dessen Stossstange mit viel Hoffnung und noch mehr Panzertape an der Karosserie gehalten wurde. Selbstredend, dass es diesen Lenkern einerlei war, wenn jemand an ihrem Fahrzeug entlangschrammt und absolut kein Verständnis haben, dass der Ausländer in seinem frisch polierten noch ausländischerem Fahrzeug hier eine völlig andere Sichtweise vertritt.
Ich vermag nicht zu erklären wie, aber obwohl jeder nur Zentimeter rückte wurde der Pannenstreifen frei und die Ambulanz konnte tatsächlich passieren.
Und dann geschah dies, was mich zur Erkenntnis brachte, dass die Italiener vielleicht nicht ganz die hellsten Kerzen auf dieser globalen Torte sind. Direkt hinter dem Krankenwagen begannen sie die nun freie Spur wieder zu füllen.
Die Fahrzeuge standen mittlerweile kreuz und quer.
Und dann kam die Feuerwehr mit einem Tanklöschfahrzeug. Wieder auf dem Pannenstreifen. Ob vorne Fahrzeuge von der Brücke geworfen wurde kann ich nicht sagen, aber mit zuckelnden Bewegungen unter gotteslästerlichem Fluchen und obszönen Handbewegungen schafften sie es, die Spur wieder zu räumen.
Das TLF raste so dicht vorbei, dass mein Parksensor zur Schnappatmung überging.
Und gleich im Anschluss ein Wohnmobil mit Beiboot auf dem Anhänger. Also ganz offensichtlich kein Vertreter der Blaulichtorganisation. Die Spur war sofort wieder dicht, als von hinten die Carabinieri ebenfalls zur Party wollten. Wer zu spät kommt… nun ging gar nichts mehr. Allerdings kein Grund die Sirene abzuschalten. 15 Minuten heulte mir der Skoda mit Blaulicht die Ohren voll, ich verstand mein eigenes Fluchen nicht mehr.
Dann löste sich der Stau auf.
Ein höchst adretter Carabinieri, zweifelsohne wurde er in seine Uniform hineingenäht was meine Beifahrerin zur Schnappatmung verleitete, winkte die Fahrzeuge an einer grauslichen Unfallstelle vorbei.
Ganz kurz überlegte ich mir, wie jemand mit der Gewissheit leben kann, einen Menschen geopfert zu haben, damit er die Fähre in Genua nicht verpasst.

Die Übernachtung in Genua klammere ich hier mal aus und gehe gleich zum nächsten Tag über.
Eigentlich wollte ich gerne noch den alten Hafen sehen, weil urtümliche Hafen und Schiffe einfach eine Faszination auf mich ausüben.
Es ist eine Eigenart in Bananenrepubliken, dass irgendwelches hilfsbereites Personal eine Dienstleistung aufdrängt, welche so kein Mensch möchte. Kaum vor die Schranke des Parkplatzes gefahren, greift ein schwarzer sehniger Arm um den blauen Kasten und zieht mein Ticket ab. Etwas, was ich mit knapper Not noch selber geschafft hätte, weswegen ja auch Papa und nicht die Mutti fährt.
Bevor ich protestieren kann, geht er voraus und ich muss ihm zwangsläufig folgen, hat er ja mein Ausfahrtsticket. Einen kurzen Moment überlegte ich, kurz etwas heftig auf das Gas zu treten, aber das hätte nur noch mehr Umtriebe gebracht.
In der Parklücke erklärte er uns, hier wäre der Platz für das Aquarium, worauf ich ihm erkläre, dass ich nur an den Hafen wolle. Nun ist es so, dass es in Genua mehrere Häfen gibt und er mit Nachdruck erklärte, dass wir hier völlig falsch sind. Obwohl ich linkerhand die Masten der Segelschiffe sehen konnte, erklärte er uns den Weg zu den Kreuzfahrtschiffen. Meine Begleiterin schrieb geistig fleissig mit und vertraute den Navigationsfähigkeiten des Herren ganz offensichtlich mehr als meinen. Wir hatten noch 4 Stunden Fahrt vor uns, ich vermied es, mich auf Diskussionen einzulassen.
Und so fuhren wir wieder vom Platz. Um fünf Euro ärmer, dafür mit glücksbringenden Jade-Elefäntchen und Schildkrötchen aus echtem chinesischen Kunststoff.

Als die MS-Schlagmichtot vor uns in den Himmel wuchs, war klar, dass dies der falsche Hafen war und wir beschlossen, auf weitere Touristenattraktionen zu pfeifen und nach St. Tropez zu fahren. Es war elf Uhr.
Um vierzehn Uhr waren wir noch immer in Genua.
Eine rege Bautätigkeit führt dazu, dass einer genuanischen Brücke gleich kein Stein auf dem anderen blieb. Autobahnen wurden aus Prinzip so umgeleitet, dass man stets entgegen der ursprünglichen Richtung fuhr. Was mein Navi zum Kollabieren brachte. Selbstverständlich waren die Umleitungen beschriftet. Alle 27 Strassen führten nach dem gesegneten Mailand. Keine nach Nizza.
So fuhr ich im ersten Anlauf einmal nördlich aus Genua raus, um in einer eleganten Schleife im Ostteil wieder einzukehren und mitten in die Rush-Hour zu gelangen.
Beim zweiten Anlauf hielt ich mich nordwestlich, um zielstrebig nach Mailand zu fahren, bis ich nach 30 Kilometer die Autobahn endlich verlassen konnte. Wir beschlossen, über Land wieder retour zu fahren und uns eher westlich zu halten. Zwischen allen Container-Lastwagen, welche wohl um die Maut zu sparen die Autobahn mieden. Um vierzehn Uhr waren wir in Genua-West und hatten zumindest einmal die korrekte Himmelsrichtung.

Staustehen macht durstig, also hielten wir an einer Tankstelle mit Shop. Und hier klärte sich auch das Geheimnis der Corona-Verbreitung. In Italien herrscht eine Maskenpflicht in Shops. Die Pflicht beschränkt sich auf das mittragen einer Maske, wie diese verwendet wird liegt wohl in der Eigenkompetenz. So wird sie elegant am Handgelenk oder über dem Ellenbogen festgezurrt. Im Shop selber steht man dicht an dicht, rückt sich kuschelig auf die Pelle.
Ist selbsterklärend, der Mindestabstand gilt hier nicht, man hat ja eine Maske mit. Es kann nichts passieren.
Wie gesagt, nicht die hellsten Kerzen…
Das Tanken ist insofern eine Herausforderung, dass man im amerikanischen Stil erst für die geschätzte Menge zahlt und danach Benzin zapft. Eine Quittung erhielt ich nicht, hätte ich also die 40 Euro nicht verbraucht, hätte mir die Dame gewiss erklärt, dass sie mich noch nie im Leben gesehen hätte und was ich hier von Restbetrag fasle.

Meine Laune steigerte sich, als ich die Landesgrenze passierte und französischen Boden betrat. Solange, bis ich zwei Stunden in Monaco stand. Nur schnell die Grand-Prix-Strecke entlang.
Ok. Ich bin sie gefahren. Den Hafen entlang. Im Schritttempo.

Nach etwas über neun Stunden erreichten wir das Toison d’Or.
Es ist nur den netten Angestellten und der wirklich zauberhaften Lage geschuldet, dass ich es nicht umgehend in Brand steckte. Nur um ein Symbolfeuer gegen Autofahrten der malerischen Küste entlang zu entfachen.

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Sich in die Tasche lügen

Dass es eine glückliche Fügung war will ich noch nicht herausschreien, wird sich dies erst noch finden. Doch, dass in einem Moment, in welchem mir mein Vorgesetzter wieder einmal so richtig auf den Senkel ging auf dem internen Stellenportal ein Bürojob ausgeschrieben war, erschien mir wie ein Wink mit dem Zaunpfahl. Ein energischer Wink, mit nachflatterndem Zaun. Mein Curriculum Vitae, mal ehrlich, diesem bescheuerten Wort kann man lediglich zu Gute halten, dass die Abkürzung leicht von den Lippen geht, der Rest klingt wie ein medizinischer Fachbegriff für eine Darmverknotung, spricht, dass ich in einem 5-6 Jahresrhythmus die Stelle wechsle.
Ob nach dieser Zeit nun jeweils die Geduld ausgereizt ist, ich ein Metier komplett beherrsche und die Langeweile mich überkommt, oder einfach eine periodische Unzufriedenheit sich meiner bemächtigt bedürfe einer genaueren Analyse. Was wir ausschliessen können ist der Drang, neue Menschen kennenzulernen.
Nun befand ich mich eben wieder in diesem Zeitfenster und ich war gewillt eine neue Herausforderung anzutreten.
Was so schon einmal falsch ist. Denn um eine neue Herausforderung in Angriff zu nehmen, muss man gemäss dem Wortlaut in nicht allzu weit zurückliegender Zeit eine alte gemeistert haben. Meine letzte berufliche Herausforderung, was war das noch gleich… Ach ja, das war diese Sache mit der Evakuationsanlage in einem Schulhaus. Ich würde sagen, rund 8-10 Jahre her. Schöne Erinnerungen. Nach diesem Zeitpunkt kam beruflich nichts mehr, was mich über mehr als 24 Stunden gefordert, oder meine geistigen Fähigkeiten im vollen Umfang beansprucht oder eine nennenswerte Erweiterung derselben gefordert hätte.
Eine traurige Bilanz und in gewisser Weise ein kleines Armutszeugnis für mich. Obwohl ich, und der Mensch kann das gut, einen selbstbewusst ausgereckten Zeigefinger auf die jeweiligen Herrschaften an der gegenüberliegenden Seite des Tisches richte. Der da hat…
Naiv wie ich bin, gehe ich noch immer davon aus, bei einem Vorstellungsgespräch lügt nur der Kandidat. Wobei lügen ein klein wenig grob ist. Sagen wir, die Menge Schlagsahne auf dem Eisbecher lässt auf grössere Eiskugeln schliessen, als tatsächlich vorhanden sind.
Bei meinen letzten Vorstellungsgesprächen waren die Rollen irgendwie vertauscht.
Es wurde ein noch jungfräulicher Siebentausender-Gipfel geschildert, welchen es unbedingt zu erklimmen gilt, bisher aber noch jeder daran gescheitert ist.
Hat man erst seine Unterschrift geleistet und wird, mit etwas flauem Magen ob der Angst man nicht zu hoch gepokert hätte, an den Fuss dieses Berges geführt, stellt sich heraus, dass die Rede von einem kleinen Maulwurfshügel war. Die grösste Herausforderung besteht in der Entscheidung, nimmt man nun die Rolltreppe, oder wartet man auf den Fahrstuhl.
Es ist nachvollziehbar, dass gerade in öffentlichen Bereichen gelogen wird, dass sich die Balken biegen.
MAN. HAT. NICHTS. ZU. TUN.
Ja, man kann sich winden und drehen, im Endeffekt ist es ein Fakt. Natürlich gibt es einmal hektische Zeiten. Stunden, Tage, meinetwegen auch Monate. Aber wir wollen es relativieren; Ein Bundesangestellter hat einen hektischen Tag, wenn die Neun-Uhr-Kaffeepause entfällt. Einen richtigen Saustress, wenn die 15-Uhr-Pause ebenfalls flöten geht. Abends eine Stunde länger und der Tag zieht in die Hall-of-Fame der grauenhaftesten Arbeitstage überhaupt. Es grenzt an ein Wunder, dass er darin noch Platz findet. Die Halle ist gestossen voll, denn die Messlatte für den Übergang von einem halbwegs normalen Tag zu einem entsetzlich grauenhaften Tag wird durch den Stress nicht etwa höher gelegt.
Denn auf jede arbeitsintensive Periode folgt eine, ich benutze den Fachjargon, „etwas ruhigere, aber nicht weniger arbeitsreiche Zeit“. Eine Phase, in welcher der Mitarbeiter seine Aktivität soweit herunterfährt, dass nur die Kaffeepause verhindert, dass sich ein Organismus komplett abschaltet. Daher ist es nicht ganz verkehrt, dass dieser Pause ein immenses Gewicht beigemessen wird. Es ist absolut nachvollziehbar, dass die bereits an eine Reanimation grenzende Aufforderung, sich einer Tätigkeit zu widmen einen enormen Anstieg des Stresslevels bewirkt und der Mitarbeiter daraufhin den, mit Abstand, grauenhaftesten Tag seines arbeitsreichen Lebens begeht.
Soweit so gut, alles in Ordnung. Jeder seines Glückes Schmid und wenn die Herren damit glücklich sind, Friede ihrer Asche.
Was mich daran ärgert, zu Recht denn ich bin ja Leidtragender, ist das Lügenkonstrukt, welches um diese Geschichte herum errichtet wird.
Man muss schon sehr, sehr dümmlich sein, mit Absicht ein Komma um den Verdacht auszuschliessen die zwei „sehr“ entspringen einem Tippfehler, wenn man tatsächlich glaubt, man behaupte sich in einer Arbeitswelt, geprägt von Stress und Dauerbelastung. Oder, man hat vom obligatorischen Schulbesuch direkt in einen Bundesbetrieb gewechselt und kennt die Bedeutung von „Im Schweisse Deines Angesichts“ (1 Buch Mose) schlichtweg nicht.
Gehen wir der Einfachheit halber von einem normalen, gesunden Menschen im vollen Besitz seiner geistigen Kräfte, urteilsfähig und bodenständig aus.
Er weiss, dass er hier eine unglaublich ruhige Kugel schiebt. Und ja, ich behaupte, wenn sich jemand wirklich an diesem Umstand stört, so findet man ihn in dieser Schicht der braven, anständigen und engagierten Mitarbeiter ohne jegliche Führungsfunktion oder Aufgaben. Er könnte, wenn man ihn nur liesse.
Und hier stossen wir an die Grundmauern dieses Lügengebäudes und die sind solide. Verdammt solide.
Versetzen wir uns nun in die Lage seines Vorgesetzten. Je mehr Mitarbeiter seine Leitungsspanne beherbergt, desto gerechtfertigter ist seine Lohnklasse, desto grösser sein Ansehen. Ich spreche bewusst von Leitungsspanne, denn die Tatsache, dass ihm Menschen unterstellt sind bedeutet ja noch lange nicht, dass er auch führt. Davon sind sieben der oben beschriebenen Tagediebe und einer, der eigentlich gerne würde, wenn man ihn nur liesse. Der erwähnte brave Mitarbeiter. Wie nun, wenn der aufmuckt. Wenn der glaubhaft versichert und den Beweis antritt, dass die Arbeitslast auch in der Hälfte der Zeit gepackt werden könnte, oder nur die Hälfte der Belegschaft erforderlich wäre. Und dies gerade in einem Betrieb, dessen Abläufe im Jahrzehnterhythmus leicht angepasst werden, die solide Basis jedoch seit Anbeginn der Zeit besteht. Man hat es ja schon immer so gemacht, also muss es gut sein. Wie soll nun dieser Vorgesetzte rechtfertigen, dass er seit Jahren in seinem Laden eine horrende Überkapazität beherbergt.
Auch hier kommt mein unglaublich generöses Wesen zum Zuge, ich attestiere dem Vorgesetzten durchaus einige Synapsen mehr und gehe davon aus, dass er genau weiss, wie es um die Auslastung steht. Aber aus oben genannten Gründen, Sparbemühungen werden nicht honoriert, hält er den Ball schön flach. Vielleicht ist er in der komfortablen Situation, dass er sich seit Jahrzehnten so nachhaltig in die Tasche gelogen hat, dass er davon überzeugt ist, seine Abteilung stehe nur eine Überstunde vor dem Kollaps und eigentlich wären 200 Stellenprozente mehr angesagt. So kann er zumindest noch in den Spiegel schauen und sein schweres Haupt auf ein Kissen des ruhigen Gewissens legen.
Eine Stufe überspringen wir. Diese ähnelt in ihrer Funktion diesen etwas unästhetischen Kisten, welche in einen Wasserkreislauf gehängt werden, so kein Boiler zur Verfügung steht. Mit dem Unterschied, dass diese hier sehr wohl in Serie mit einem Heisswasserspeicher hängen.
Bei der nächsten Stufe sind meine Erwartungen jedoch bereits ein wenig höher. Denn hier finden sich bereits die MBA, die Bachelors, die HFW-Absolventen; sprich, alles Menschen welche zumindest in der Theorie anhand der Firma Bühler gelernt haben, wie es eigentlich funktionieren sollte. Und auch wenn man ihnen nun eine zu grosse Distanz zum Tagesgeschäft entschuldigend hinwerfen möchte; nein. Ein Blick aus dem Fenster genügt. Doch was wollen die armen Kerle denn machen? Ja, diese sind eigentlich gebeutelten. Der Wissenstransfer Schule-Betrieb ist nicht möglich, weil im Vergleich dazu der Planet Mars nur einen Stolperer von der der Erde entfernt liegt. Jede Änderung müsste in Abstimmung der jahrzehntelangen Prozesse, gedruckt mit einer Gutenbergpresse und ich meine DIE Gutenbergpresse, und vervielfältigt im Schnapskopierer, einhergehen. Eine Stimme der Innovation steht gegen zwanzig „Ja aber halt, das haben wir doch schon immer so gemacht, ja wie stellst du dir dies dann vor…“-Stimmen.
Es würde ihnen keine andere Möglichkeit bleiben, als sämtliche Untergebenen zu ersetzen und einen neuen Betrieb zu erschaffen. Aber wie soll man jemanden ersetzen, welcher STETS TADELLOSE Arbeit geliefert hat. Wie sollte denn hier die Begründung lauten, wenn die jährliche Qualifikation ein „Sehr gut“ bis „Anforderungen übertroffen“ zum Resultat hatte. Alles was darunter liegt Bedarf der Schreibarbeit und Erklärung, deswegen übertreffen Bundesangestellte noch öfters die Erwartungen. Also reibt man sich auf, oder fügt sich der Tatsache, dass die einzige Änderung, das einzige Novum, das eigen geschaffene Denkmal darin besteht, dass die Isopropanol-Flasche einen neuen Gefahrengutaufkleber erhält und die Abteilungen damit über Monate ausgelastet sind. An der Grenze zur Überlast.

An diesem Lügenkonstrukt wird nicht gerüttelt, kann nicht gerüttelt werden. Ein Linienflugzeug würde an dessen Fassade die Nase stossen und wie ein nasser Sack zu Boden fallen. Die Innovation eines Mitarbeiters gleichen dem Versuch, die Pyramiden von Gizeh mit einem Zahnstocher abzutragen. Und deswegen wird der externe Mitarbeiter am Vorstellungsgespräch so derbste angelogen, dass die Linienvorgesetzten und HR-Menschen mit einem nahezu blasphemischen Gottvertrauen in die Blitzableiter über dem Besprechungszimmer setzen.
Ihr einzig Heil liegt darin, dass der so vorgeführte Kandidat am Besprechungstisch solange geblendet von den Anstellungsbedingungen bleibt, bis die Resignation einsetzt oder er sich in dem behaglichen Kokon des süssen Nichtstun einnistet.

Und nun ist dieser Beitrag völlig aus dem Ruder gelaufen, denn eigentlich wollte ich über das Messi-Gebaren der Büroangestellten referieren.
Kommt noch.

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