Body Positivity, halt doch Ansichtssache

Ob ich nun schöner als ein Affe sei, liegt wohl im Auge des Betrachters. Empfinde ich Affen im Grundsatz weder als unglaublich attraktiv, noch als extrem abstossend, sie sind einfach. Ich gestehe, ich habe mich nie mit dem optischen Reiz von Affen befasst und vergleiche von Menschen mit Tieren sind im Grundsatz doch irgendwie dümmlich.

Nein, ich stosse mich nicht an ihrem Vergleich denn im ersten Satz bringen sie die Sache gleich zauberhaft auf den Punkt.

Mit Männern kann man solche Vergleiche anstellen. Ich könnte nun sagen, Männer müssen mit sowas umgehen können, doch trifft es dies nicht ganz. Wir sind von der Natur insofern privilegiert, dass es den meisten unter uns einfach am behaarten Allerwertesten vorbei geht. Wo kämen wir sonst auch hin, für Männer gibt es keine Body Positivity Bewegung. Rasiert sich in der Werbung ein Mann, muss er dazu unbedingt mit Six-Pack vor den Spiegel stehen. Ein Anti-Schuppen-Shampoo ist nur wirklich glaubhaft, wenn der Schaum über muskelbepackte Schultern auf einen Adoniskörper rinnt. Wird die Zubereitung von Mahlzeiten oder ein Reinigungsmittel beworben, betont man gerne, dass dies sogar der Mann in seiner Rolle als dümmster anzunehmender Nutzer gebacken kriegt.

Herrlich unkompliziert, nicht? Oder fragen Sie sich selber; würden Sie ihren eingangs erwähnten Vergleich auch mit einer Frau anstellen?

Männer betreiben nach ihrer Vorstellung also die reine Selbstoptimierung, indem sie Eisen stemmen und Magerquark verspeisen. Ich muss sagen, beeindruckend wenn wir dieses Bild vermitteln. Selbstverständlich gibt es Sportfanatiker, unter beiden Geschlechtern wohl in gleichem Masse, aber es wäre nun ja nicht so, dass Männer sich nicht dem kritischen weiblichen Auge stellen müssen.

Doch es besteht ein feiner Unterschied.

Finden sich in Filmproduktionen Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts, welche dem klischeehaften Schönheitsbild entsprechen, wird auf diesen herumgehackt. Sie würden ein unnatürliches Bild vermitteln. Sie verletzen das Selbstwertgefühl anderer Frauen. Sie verbreiten schlechte Signale. Sie spiegeln nicht die Durchschnittsfrau wider. Andere Schauspielerinnen müssen her.

Männer hingegen dürfen von Jahr zu Jahr muskelbepackter, attraktiver und ewig jung sein. Ob dies nun in Ordnung sei oder nicht, ist sekundär. Denn der etwas unsichere Mann fordert nicht, Tom Cruise müsste eine Bierwampe über die Leinwand schwingen sondern fasst sich an die eigene Nase. Sie klemmen sich dieses unrealistische Bild an den Spiegel und gehen Eisen stemmen und Magerquark essen. Sie brauchen keine Body Positivity Bewegung. Ja, vielleicht wäre es bequemer, wenn einfach die ganze Welt umdenken würde und man jeder Frau welche ein Six-Pack als sexy und anziehend einstuft, mal ordentlich die Meinung geigen würde. Aber nur weil man nicht mehr sagen darf, ein muskulöser Körper sei attraktiv, heisst es nicht, dass man dies nicht denkt. Und so gewinnt ja niemand. Denn auch wenn die Bierwampe für gesellschaftsfähig und als neues Schönheitsideal erklärt wurde, hat man den definierten Körper nicht verboten und es wird nach wie vor Männer geben, welche diesen vorführen. Dank Bachelorette und diversen Bums-Insel-Sendeformaten gehen die Plattformen nicht aus.

Und hier sind wir bereits beim nächsten Punkt Ihrer Kolumne. Jordan Peterson findet den molligen Körper nicht schön. Es erschliesst sich nicht ganz, was ihnen nun sauer aufstösst; dass dieser nicht Petersons Schönheitsideal entspricht, oder, dass er es laut ausspricht.

Die Forderungen der Feministinnen gehen hier aber auch ein wenig sehr weit. Unbestritten; jede Frau soll den Körper haben, in welchem sie sich wohlfühlt. Und sie soll sich gewanden, wie es ihr beliebt. Und Mann hat weder über das eine noch das andere zu urteilen.

Bringt ein Mann jedoch zum Ausdruck „Mir gefällt dies nicht…“ dann sehe ich hier kein falsch. Es ist nichts anderes als ihre ureigene Klassifizierung, dass Affen in ihren Augen per se hässlich sind. Oder wollen sie ernsthaft Männern vorschreiben, was sie schön zu finden haben? Keinen ganzen Abschnitt nach ihrem Vorwurf, Männer schreiben Frauen vor, wie sie auszusehen hätten?

„Schöne Frauen daten hässliche Männer“; solche und ähnliche Artikel sind in ihren Augen ein Versuch der Männer, ihre Unzulänglichkeiten zu kaschieren. Eine Entschuldigung, und Bestätigung, warum Mann im Gegensatz der Frau nicht dem Schönheitsideal entsprechen muss. Eine Dehnung der geltenden Normen. Sie schreiben ironisch von einer perfekten Selbstverteidigung der Männer.

Liebe Frau von Arx; ganz abgesehen davon, dass die Menge solcher Artikel doch eher überschaubar und die Hälfte davon gesponsert ist, benutzen die Frauen für genau diese Vorgehensweise einen ganz wunderbaren Ausdruck. Body Positivity.

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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