Wie man Sch… rott zu Geld macht.

Klugscheissen am Freitag, zum Thema GameStop shorten kurz erklärt.

Wie verdient man Geld mit einer Firma, welche eigentlich schon tot ist.

Wahrscheinlich wünscht sich so mancher, wie ich auch, just heute wieder einmal eine Zeitmaschine. Als Plan B eine Kristallkugel. Nur 3 Monate in die Zukunft blicken und einen Börsenkurs studieren.
Wir hätten Ende März letzten Jahres unser letztes Hemd und die Namen der Erstgeborenen verpfändet, alles in Tesla gesteckt und die letzten Tage mit 700 Prozent wieder verkauft. Wir sprechen hier von einer Firma welche gestern verkündete, das erste Mal einen Jahresgewinn erwirtschaftet zu haben.

Aber wir müssen nicht so weit reisen. Hätte ich vor 3 Wochen GameStop-Aktien erstanden, würde ich nun leben wie die Made im Speck. Dank eines Gewinnes von 2000 Prozent.
Es geht noch kürzer; nach einem Einbruch gestern Abend hat sich der Preis bereits wieder verdoppelt.

Warum zum Teufel haben wir also keine GameStop Aktien gekauft?
Weil GameStop eigentlich schon lange tot sein sollte. Weil kein vernünftiger Mensch die Aktien einer Firma kauft, welche die Zeit verschlafen hat. Wie eine Firma, welche beim Wort „Download“ euch irritiert anschaut und fragend auf die VHS-Kassette zeigt, welche sie euch soeben verkaufen wollte.

Die Geschichte zeigt uns, wie man mit wertlosem Plunder Geld verdient. Wir erinnern an die Schrott-Papiere 2008 welche uns global in eine Finanzkrise gestürzt haben. Also nicht alle. Die einen haben einen ganz guten Schnitt gemacht.
Das Geheimrezept nennt sich shorten.

Mit einem Short sichert man sich gegen fallende Kurse ab. Oder reitet die Firma gleich aktiv in den Ruin.

Ich sehe also, dass GameStop in den letzten Zügen ist. Die Aktie liegt bei dreissig Dollar.
Nun biete ich eine Short-Option an. Ich verkaufe die Aktie für 25 Dollar in zwei Wochen. Sagen wir 1000 Stück. Der Clou ist, ich besitze überhaupt keine Aktie. Es ist ein Leerverkauf.
Mein Riecher hat mich nicht betrogen, GameStop serbelt wirklich in den Keller und ist nur noch 15 Dollar wert.
Also decke ich mich gemütlich mit den 1000 Aktien für 15 Dollar ein und verkaufe sie für die 25 Dollar. Die zehn Dollar pro Aktie sind mein Gewinn.
Und so habe ich Geld mit einer Firma gemacht, mit welcher eigentlich gar kein Geld zu verdienen wäre.

Es hätte natürlich auch anders kommen können. Aber das Schöne, aus Kapitalistensicht, shorten ist an sich eine selbst erfüllende Prophezeiung. Denn je mehr Short-Optionen im Umlauf sind, desto mehr schwindet das Vertrauen der Anleger und sie beginnen die Aktien abzustossen. Der Untergang ist garantiert.

Theoretisch.

Denn mit GameStop wollte die Wallstreet genau dieses Prozedere durchziehen.
Und dann kamen die jungen, unbekümmerten Spekulanten.
Wir können dies mit einem Flashmob vergleichen. Nur, statt in einer Bahnhofshalle zu tanzen, verabredeten sie sich zum Aktienkauf. Und dies zu Millionen. Und plötzlich geht GameStop durch die Decke.

Ein Lehrer sagte mir einst, bezogen auf die Telekom-Aktie, nie kaufen, wenn die Hausfrauen ins Geschäft einsteigen. Dies ist nicht sexistisch gegen Frauen, also klar, irgendwie schon, aber es besagt eigentlich nur, dass man nicht aufspringen soll, wenn jedermann die Aktie kauft.
Jedermann sieht den Kurs und sagt „ich will auch“. Ohne jegliches Hintergrundwissen. Sonst würde man ja nie eine GameStop-Aktie kaufen.
Aber durch diese Eigendynamik steigt und steigt sie, bis…

Es ist klar, irgendwann ist Schluss und die Schlittelfahrt zu Tal wird wohl rasant sein. Eine Börsenweisheit lautet auch, die Aktie steigen mit der Treppe hoch und gehen mit dem Fahrstuhl runter.

Aber ich finde diese Entwicklung ganz witzig und mal ehrlich; nach 2008 freut es uns doch alle, wenn der kleine Bürger den Finanzhaien gegen das Schienbein tritt.

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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