Ha do öppis organisiert – let-op guckt Bachelor

Zu beneiden ist der Bachelor nicht.
Unternehmer mit Sixpack steht auf seiner Sedcard, um ihn herum 21 Frauen, welche um seine Aufmerksamkeit buhlen.

Die Ausgangslage mag traumhaft klingen, aber was sich da so um Joel balgt; Irgendwie hat das Innerschweizer Muskelpaket die Wahl zwischen Pest und Cholera.
Vielleicht ist dies der Grund, dass er irgendwie apathisch an die Sache heran geht.

Offen gesagt, ich habe es noch nicht geschafft, eine vollständige Folge zu sehen. Wurde mir die Darbietung nicht aufgrund der Protagonisten zu dümmlich, vertrieb mich eine der unzähligen Werbepausen. Als würde es diese bei dem ganzen Product-Placement noch brauchen.
Man streitet sich, welches Format für Männer eher geeignet ist. Ist es „Die Bachelorette“ oder „Der Bachelor“?Die Bachelorette sieht ok aus, ja das kann man wirklich stehen lassen, die Show sehenswert machen jedoch die brünftigen Männer. Vom Vierziger in der Midlifecrisis bis zum Milchbubi, das seine ersten Strümpfe noch nicht durchgelaufen hat. Ein einziges anlegen des Zollstocks über hundert Folgen. Wann immer man denkt, noch peinlicher geht es nicht, findet einer noch eine Schublade unter der Schublade.

Im Moment muss man sich jedoch mit dem Bachelor und seinen Bewerberinnen begnügen. Nebst Informatikerinnen, Reiterinnen und irgendwelchen Lebenskünstlerinnen trifft man auch jede Menge Models. Wobei sich der Begriff Model seit den Zeiten der grossen drei – Schiffer, Crawford und Campbell – gewandelt hat und mittlerweile doch sehr inflationär verwendet wird. Ob sie nun auf einer Tuningmesse im Lacksuit posiert oder für die Facebook-Seite des Hobbyfotografenkollegen blank gezogen hat, einmal vor der Kamera ist sie ein Model. Es sei denn sie schiesst ein Selfie, dann ist sie ein Influencerin.
Eines haben die Damen jedoch gemeinsam. Sie sind allesamt zu dämlich einen Eimer Wasser zu kippen.
Am besten deutsch spricht noch jene, welche aus der französischen Schweiz stammt.

Wie immer hat der Bachelor tolle Sachen organisiert.
Klar, Vujo, welcher mal eben einen kompletten Sonnenuntergang organisiert hat übertrifft er nicht, dennoch wartet er in dieser Sendung mit einem Kamelritt auf. Das ‚ufego und abego‘ findet Joel so lustig.
Nach diesem Ritt, ich würde mich verarscht fühlen, gesteht ihm die Kandidatin Carolina, dass sie ein Kind hat.
Klar, ein Supertreffer war nicht dabei, dennoch hat er bereits 19 Frauen aus der Sendung geworfen. Also 18 Frauen und ein Mann mit Silikonbrüsten und unnatürlicher Mumu. Was irgendwie seinem Kinderwunsch im Weg stand.
Nun hat er überraschend ein Doppelpack im Kissenberg des Beduinenzelts und man sieht ihm an, wie der Laden geräuschvoll runter rasselte.

Mit der nächsten geht er auf das Hochseil. Ein unglaublich mutiger Akt. Er latscht lethargisch voran, sie trippelt gelangweilt hinterher.
Danach will sie eine Beichte über ihre Narbe ablegen. Eine kleine Einbuchtung am Bein.
„Ich habe eine Dummheit gemacht.“
Wir warten auf eine Gschichte zwischen Fettabsaugung und Messerstecherei.
„Ich hatte eine Freund die war ein bisschen verrückt“
Der Bachelor hängt an ihren Lippen. Wie ein Student in der hintersten Reihe des Hörsaals nach durchgezechter Nacht. Kurz davor, vor Begeisterung mit der Stirn auf die Tischplatte zu knallen.
„Ich habe gewusst, dass er ein bisschen verrückt ist, dann wurde es immer verrückter.“
Muetter, chum zum Punkt! schreie ich gedanklich durch den Raum.
„Eine Tag war er komplett verrückt, dann habe ich versucht zu helfen“
Dramatikpause.
„Ich wusste, dass ich wollte helfen aber musste weggehen.“
Dramatikpause. Stimmungsvolle Musik.
Der Bachelor ergreift das Wort.
„In einer Kurzfassung; Du hast eine sozial ausgeprägte Ader und in deiner letzten Erfahrung mit deinem Freund ist es soweit gekommen, dass du eine physische Verletzung davon getragen hast.“
Hätte er noch Fremdwörter wie ‚Computer‘ und ‚Türklingel‘ benutzt, ich hätte mich Hals über Kopf verliebt.
„Ich sehe, du hast jedes Wort verstanden“

Ich kapituliere, der Bachelor ist mir überlegen. Kein Wort habe ich verstanden und als er sich noch für ihre Offenheit bedankt, spule ich zurück und sehe das ganze nochmals an. Bin so schlau als wie zuvor. Nun, er wird Ludmilla auch noch verräumt haben und weiter gehts zur Ballonfahrt mit Julia.

Es heisst Ballon fahren, weil die ersten Flieger, der Seefahrt angelehnt, ins Luftmeer fuhren. Dieser Infoblock kommt von mir, hat nicht der Bachelor organisiert.

Julia ist so richtig verliebt. Sagt sie. Will wissen, ob er die Mitbewerberinnen… nun… ob sie sich der Fleischeslust hingegeben haben. Ein Gentleman schweigt und geniesst. 3+-Bachelor auch, so hält er sich bedeckt. Steht gewiss im Skript.
Beim gegenseitigen Fummeln im Spa, wobei ich mich frage, warum er selber massiert wenn 3+ Masseusen bezahlt, werden sie tiefgründig und reden über Tod und Verlust.
Des Bachelors grösste Angst ist, dass irgendwann seine Eltern sterben…
Joel, nun musst du ganz stark sein; Auf dieser Welt hat noch keiner, glaube mir, kein einziger Mensch überlebt.
Was soll auch diese bescheuerte inszenierte Tiefgründigkeit? Jede Kandidatin hat irgend ein Drama im Köcher, vom verschnupften Hamster bis zur Ur-Oma, welche mit 103 das Zeitliche gesegnet hat und der Kameramann sucht nach Tränen unter all den Lidschatten.

Nun, alle hatten ihre Traumdates. Joel will noch etwas beweihräuchert werden und nötigt die Damen, ihre Gefühle in Worte zu fassen und niederzuschreiben.
Etwas Asi, wenn ich so sagen darf. Ludmilla wollte nur ins Fernsehen, empfindet nicht so viel und Carolina hat noch nie einen Brief verfasst. In ihren letzten 36 Jahren. Auch eine Leistung.
Julia hingegen ist sehr enthusiastisch.
„Wenn die anderen meinen Brief lesen, werden sie erst schlucken müssen…“; Mädchen, die Dreamdates sind durch, ich denke, die haben schon…

Weiter im Skript; Die Nacht der Rosen.
Was würde 3+ ohne Hans Zimmer’s Pearl Harbor-Soundtrack machen? Ich wüsste gar nicht, wann es dramatisch wird.
Die Damen müssen ihre Briefe vorlesen. Unter Tränen vorgetragen, der Bachelor hört es sich an, emotionsgeladen wie ein Priester im Beichtstuhl.
Ganz ehrlich, ich bin nur noch dabei, weil ich einen Abschluss für diesen Text haben muss. Ludmilla tut sich schwer mit Gefühlen und vergleicht sich mit einer Kaffeemaschine. Habe ich in dieser Sendung definitiv schon dümmeres gehört.

Für alle, welche bisher gelesen haben; Ich möchte mich in aller Form entschuldigen. Ich weiss nicht, was ich mir dabei gedacht hatte. Mir war einfach langweilig.

Trommelwirbel, Achtung Spoiler:
Caroline ist raus. Die mit dem Kind, welche Überraschung.
Mit dem tollsten Schlussmachspruch; „Ich kann dir nicht geben was du verdienst“. Rangiert gleich hinter „Es liegt nicht an dir“.
Die Kaffeemaschine und das Tuning-Model kommen weiter. Ich werde nie erfahren, wer gewonnen hat.
Drei vollständige Bachelor-Folgen habe ich heute gesehen. Die erste, letzte und einzige.

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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