Fifty Shades of Grey, der zweite Versuch

So, ich habe es getan. Schon wieder.
Ich fügte mir ein cineastisches Werk mit dem Titel „Fifty Shades of Grey – Gefährliche Liebe“ zu Gemüte. Mit der simplen Absicht, das Werk in der Luft zu zerreissen. Es sollte billiges Celluloid regnen.

Ein ‚was bisher geschah‘ hätte ich begrüsst, ich habe völlig vergessen, mit welchem Cliffhanger der erste Teil aufwartete. Gab es überhaupt einen Cliffhanger oder sorgten lediglich die Besucherzahlen für eine Fortsetzung?
Dinge welche man recherchieren könnte, aber wir wollen es nun auch nicht auf die Spitze treiben. Was ich noch leidlich aus meiner Erinnerung abrufen konnte, der Vorgänger schien zu Beginn die Zeit und 7.50 Franken noch wert, wurde in dessen weiteren Verlauf jedoch so vorsehbar, dass ich das Drehbuch im voraus wortgetreu hätte tippen können.

In der Eröffnungssequenz wird man akustisch Zeuge eines Beziehungsstreit, während man die Flucht eines kleinen Jungen unter das Bett verfolgt. Immer wieder erstaunlich, wie hoch solche Betten gebaut sind, wenn der Protagonist sich darunter verstecken soll, aber dies wird in allen Filmen so gehandhabt.
Kaum ist der Junge in vermeintlicher Sicherheit, wird er von seinem, vermutlich, Vater gefunden, eine Zigarette in seiner Hand. Mit Brandbeschleuniger versetzt, zumindest erinnert die aufflackernde Glut an das Feuer im Schicksalsberg und dies, ohne dass jemand Beihilfe geleistet hätte. In etwa durch einen tiefen Zug, wie dies bei einer Zigarette nicht unüblich ist.
Dass es bei dem kleinen Jungen um Christian Grey handelt liegt ziemlich auf der Hand, letzendlich verleiht das Trauma seinen saddistischen Zügen einen zum Mitfühlen ladenden Hintergrund.

Wohlan, in der nächsten Sequenz erhält Anastasia Steele einen Bund Rosen, die Farben konnte ich nicht einordnen, verzeiht, und sie erwägt, selbigen der Abfallentsorgung von Seattle zu übergeben.
Dies liess mich zum Schluss kommen, dass der vorgehende Film wohl mit einer Trennung endete und die Sache von Grey in den Sand gesetzt wurde.

Anlässlich einer Fotoausstellung trifft Steele Grey wieder, sie entscheiden sich es nochmals zu versuchen.
Mit neuen Bedingungen, sprich, eine irgendwie normale Partnerschaft ohne vertragliche Vereinbarung, was Greys sadistische Neigung anbelangt.
Apple sponserte Grey das Willkommen-zurück-Geschenk, ein MacBook sowie ein iPhone in netter Verpackung, was bedeutet, dass Steele genau 24 Stunden Spass an den Dingen hat, weil Netz- und Ladegeräte das adrette Product Placement versaut hätten.

Nun kommt der Punkt, an welchem ich eingestehen muss, eigentlich ist der Film gar nicht durchwegs übel.
Ich möchte ihn mit den letzten Fast and the Furious vergleichen. Der Drehbuchautor setzt sich hin, schreibt eine unterhaltsame Story und kurz vor dem Abspann gelangt er zur Erkenntnis, dass noch schnelle Autos in den Plot müssen. Also fügt er sie irgendwie in die Geschichte. Das Ganze hätte auch gut ohne funktioniert, aber man hat eine Stammkundschaft zu füttern und ein Klischee zu bedienen.

So scheint mir Fifty Shades of Grey. Sie schreiben eine unterhaltsame Geschichte, ein wenig Liebe eine ganz kleine Prise Geheimnisse und müssen dann irgendwie noch diese Sexszenen einfügen, welche die Filme von normalen Romanzen unterscheiden.
Letztendlich celebrieren die Lichtspielhäuser die Premiere mit strippenden Männern, Anbieter von Liebesspielsachen haben kleine Marktstände aufgebaut und Nadine die Nageldesignerin verleiht der biederen Hausfrau etwas Glamour. Sprich, es wurden Versprechungen gemacht, der Titel weckt Begehrlichkeiten. Werden diese nicht befriedigt ist bestenfalls noch eine Fortsetzung erfolgreich.
Doch eigentlich hätte der Film auch ohne die Szenen funktioniert. Denn sind wir ehrlich, eine Augenweide sind beide Darsteller nicht. Die Blässe von Dakota Johnson wird nur noch durch ihre Ausdruckslosigkeit übertroffen, Grey hat kalte Teddybärenaugen und sein Stoppelbart wächst viel zu weit die Wangen hoch.

Der Film ist nun nicht sinnentleerter als andere Vertreter des Genres.
Mal unter uns, wie viel Bordsteinschwalben aus Beverly Hills werden die respektierte Gattin eines Multimillionärs?
Wann ehelichte zuletzt ein Senator das Zimmermädchen und wenn wir Legenden der Leidenschaft schauen; Filme, in welchen eine Frau unter Brüdern herumgereicht wird tragen für gewöhnlich witzigere Titel und haben eine plattere Story.

Grey leidet unter seinem Trauma, versucht sich trotzdem in einer ernsthaften Beziehung. Steele bemüht sich um Verständnis und so ist es wie in jeder Schmonzette ein Auf und Ab. Wobei der Verdacht nicht ganz zerstreut wird, dass es Steele durchaus gefällt, dass Grey sich kaufen wann was immer er will, ein tolles Penthouse besitzt, in jeder Stadt ein Haus stehen hat und im Hafen ein Boot vor Anker liegt.
Doch verleiht diese vom Materiellen ausgehenden Anziehung der Geschichte nicht eine realistische Note?
Dieses Mal vermerke ich mir den Cliffhanger; so konstruiert er auch war.
Steeles zudringlicher Chef, nach einer Intervention von Grey seiner Stelle enthoben, beobachtet aus der Ferne das Feuerwerk anlässlich der Verlobung von Steele und Grey.
In den Händen ein Familienfoto der Grey-Patchwork-Konstellation und langsam zerfrisst die Zigarettenglut Christians Konterfei.

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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