Watson huldigt Frau Seiler-Graf

Dies gelesen…

https://www.watson.ch/schweiz/review/351266441-kampfjet-arena-viola-amherd-ueberzeugt-bis-eine-sp-frau-kontert

… und dies gedacht.

Eigentlich hegte ich keinerlei Ambitionen zum ehrenamtlichen Korrekturschreiben der Zeitung watson zu werden. Doch liegt die Krux, darin, der durchschnittliche Facebook-Leser überfliegt die Zeilen, zieht es noch nicht einmal in Betracht, eine Zeile zu hinterfragen, glaubt den Blödsinn und teilt ihn mit einem Klick noch. Und hier scheint mir Watson seiner Verantwortung, welche mit einer öffentlichen Berichterstattung einher geht, nicht gewahr zu sein. Im Besonderen, wenn andere Tageszeitungen diese Artikel auch noch aufgreifen.

Das Empfinden, wie sich ein Politiker in der Arena geschlagen hat ist natürlich sehr von Sympathien geprägt. Doch die Lobpreisung, welche das Blatt Watson an die Adresse von Frau Priska Seiler-Graf ausspricht, grenzt schon beinahe an Götterverehrung. Ich versuche mich beim Zerpflücken Ihres Artikels in Objektivität zu üben, Frau Serafini.

Nein Frau Serafini, ein Nein zu den Kampfjets würde den Verteidigungsauftrag nicht in Frage stellen. Denn der Auftrag ist in der Verfassung verankert. Es würde den Auftrag ganz erheblich erschweren, de facto wäre eine Luftraumsicherung nicht mehr zu gewährleisten. Doch solange dieser Auftrag in der Verfassung steht ist dieser wahrzunehmen und es bleibt die Aufgabe der Armee, diesen Auftrag zu erfüllen. Mit den Mitteln, welche ihr gegeben werden.

Korpskommandant Süssli erwähnt, dass für den Ernstfall eine Flotte von mehr als 100 Flugzeuge benötigt würden; eine Aussage, welche sie als Widerspruch aus den eigenen Reihen interpretieren.
Frau Serafini, Korpskommandant Süssli ist der Chef der Armee. Er ist kein Politiker und die Armee eine politisch neutrale Organisation.
Wenn sie ihn also anfragen, welche Waffenstärke erforderlich ist um eine, in diesem Fall nicht weiter ausgeführte, Bedrohung erfolgreich abzuwehren, erhalten sie eine militärische Antwort auf diese Frage. Und so wird er kaum formulieren, dass man mit einem solarbetriebenen Leichtbauflugzeug mit den Flügeln wackeln geht und abwartet was passiert.

Ich gebe Ihnen auch eine Antwort. Blau. Und nun bewerten Sie diese Antwort. Sie sehen den Konflikt? Gut.

Offen gesagt, ich verliere mich nun in Mutmassungen; ich weiss nicht, welche Arena Sie geschaut haben. In meiner, jene vom Freitagabend auf SRF 1, zerlegte Frau Graf weder irgendwelche Argumente, noch fand sie einen Widerspruch in den Aussagen der Frau Bundesrätin.
Frau Priska-Graf war insofern beeindruckend, dass sie eine unglaubliche Menge von technischen Spezifikationen aus dem Ärmel schüttelte. Mir scheint, die Linken sind nicht ganz damit einverstanden, dass die Regierung aus dem Gripen-Debakel seine Lehren gezogen hat und die Evaluation des Kampffliegers den Profis übergibt. Ich möchte hier nicht von einer guten Vorbereitung sprechen. Wie ein Kind auf dem Pausenplatz konnte sie wohl die Quartett-Karten auf den Tisch knallen, Steiggeschwindigkeit hier, Bewaffnung da, nur war sie damit in der falschen Runde.
Bevor Sie also ihren Stimmzettel ausfüllen; sie müssen keinen, ich wiederhole, keinen Flugzeugtyp aufschreiben. Es geht lediglich um den Kredit.
Wenn Frau Priska-Graf nun jedoch den Kredit ablehnen will, weil ihr die Auswahl der Flieger nicht zusagt, im Gegenzug jedoch in jedem dritten Satz beteuert, wie wichtig die Sicherung des Luftraumes ist, spielt sie ein wenig mit ihrer Glaubwürdigkeit.

Darüber hinaus, und dann sind wir mit der guten Vorbereitung auch bereits durch; die linken Politiker weisen in Diskussionen Ähnlichkeiten mit urdeutschen Touristen in einem fremdsprachigen Land auf. Wenn das Gegenüber meinen Wunsch nicht versteht, oder in der Politik dem Argument nicht zustimmt, dann werde ich einfach immer lauter und irgendwann muss es in diesen dummen Schädel dringen.
Während Frau Bundesrätin Amherd in ruhigem Ton, sachlich argumentierte, trat Frau Priska-Graf in gewohnter linker Manier auf. Immer eine Idee zu laut, stets etwas schulmeisterliches im Ton und im Grundsatz auf das Gegenüber herabblickend.
Doch dies sind natürlich sehr subjektive Wahrnehmungen.

Als Beispiel für das Festnageln auf Widersprüchlichkeiten führen Sie die Aufstockung des Budgets um 1.5% an. Ehrlich, ich fühle mich beinahe ein wenig schlecht, aber wenn Sie im Plural von Widersprüchen sprechen und dann genau einen vermeintlichen aufführen, muss ich mich ja diesem annehmen.
Kleiner Ausflug in die Volkswirtschaft. Ihren Franken von heute können Sie gegen eine Dinkelbrötchen beim Bäcker tauschen. Behalten Sie den Franken jedoch ein Jahr in der Hand und wollen ihn dann eintauschen, kriegen Sie nur noch ein halbes Dinkelbrötchen. Klingt komisch, ist aber so. Schuld daran ist die Inflation, welche idealerweise stets zwischen einem und zwei Prozent liegt. Dies hat seine Richtigkeit, wir wollen den Rahmen nicht sprechen. Damit Sie uns nicht irgendwann verhungern, wird alles, was irgendwie mit einem Geldwert zu tun hat angepasst. Teuerungsausgleich nennt man dies. Und wie der Wortteil «Ausgleich» schon besagt, das Budget wird nicht erhöht, sondern lediglich ausgeglichen. Denn mit dem Preisanstieg steigt auch das Staatsvermögen.
Lange Rede kurzer Sinn, die Armee kriegt nicht jährlich mehr Geld und auch der Teuerungsausgleich fehlt weder bei den Massnahmen gegen den Klimawandel, noch im Sozialen oder bei der Bildung.

Die Diskussion mit den ballistischen Raketen überspringen wir gleich und kommen zu den Unterhaltskosten.
Obwohl Sie anfügen, die Voten von FDP-Ständerat Burkhart verhallten im Nichts; so verkehrt ist sein Vergleich mit dem Privatwagen nicht, ich muss ihn leider aufgreifen. Wenn ich in den Raum frage, was mich die Reparaturen für mein Fahrzeug die nächsten zwanzig Jahre kosten wird und ich eine Zahl erhalten werde ich schon stutzig. Im Besonderen, wenn der Antwortgebende noch nicht einmal weiss, ob ich einen Tretroller oder einen Porsche fahre. Insofern ist es nur vernünftig, dass man hier sich nicht in Spekulationen ergibt. Es sei denn natürlich, man will Stimmung machen, dann kann man sich schon auf 24 Milliarden einschiessen. Ein wenig auf Kosten der Glaubwürdigkeit.
Zudem, Frau Serafini; auch der Unterhalt wird aus dem Armeebudget beglichen. Und wie Herr Burkhart eigentlich auch erwähnte, es wird sehr wohl in den Evaluationsprozess mit einbezogen, mit welchen Folgekosten man zu rechnen habe. Denn alles, was für den Unterhalt investiert wird, fehlt der Armee, nicht der Bildung und nicht dem Sozialen, an anderen Stellen.

Nachdem Sie nun diese Zeilen gelesen, muss ich wirklich den Abschluss mit dem Blankoscheck noch ausformulieren, oder hat es sich erledigt?

Ich gehe auf Nummer sicher; Wenn der kleine Max vierzig Franken Taschengeld erhält, ihm aber mit erhobenem Zeigefinger mitgeteilt wird, dies müsse nun reichen. Und zwar für die Monate September, Oktober, November und Dezember.
Hat der kleine Max nun einen Blankoscheck, oder ein Budget erhalten?

Über RAB

Ein Schreiberling mit nüchternem Blick auf das Leben, beim Versuch, selbiges aus satirischer Sicht etwas angenehmer zu bewältigen.
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